- Schriftgröße +
Story Notes:

Diclaimer: Ich verdiene nichts an der Geschichte, alle Rechte daran und an den darin befindlichen Personen liegen bei der BBC.

 

ADMIN-ANMERKUNG: Diese Geschichte wird derzeit von der Autorin nicht weiterbearbeitet! Wir bitten um Verständnis, danke! 




Ein junges Paar, das sich leise unterhielt, betrat den Bahnsteig der fast leeren Outwood Station. Sie gingen auf die Gleise zu und blieben an einem Waggon stehen.
„Nur noch ein paar Minuten.“ Fred sah seine Schwester traurig an.
„Ich weiß nicht, wann ich dich wieder sehen werde!“, seufzte er.
Margarets Augen füllten sich mit Tränen und sie schlang wortlos ihre Arme um Fred, der die Umarmung erwiderte.

Im selben Moment sah sie eine Gestalt am anderen Ende des Bahnsteigs stehen. Sie erstarrte, als sie die Person erkannte. Freds Augen folgten Margarets Blick und er sah nun ebenfalls den Mann, der sich düster blickend abwandte.
„Wer ist das?“, fragte Fred ängstlich.
„Mr. Thornton“, antwortete Margaret leise. Was hatte er hier zu suchen? Margaret sog scharf die Luft ein und schloss die Augen. Was musste er nur von ihr denken?
„Hat der Mann aber einen finsteren Blick“, sagte Fred und sah immer noch in die Richtung, in die Thornton soeben verschwunden war. „Das muss wohl ein sehr unangenehmer Mensch sein.“
„Nein, Fred, du kennst ihn nicht.“ Margaret rang um Fassung. „Das Leben hat es nicht immer gut mit ihm gemeint. Sei nicht so hart mit ihm!“, bat Margaret ihren Bruder.
Fred wandte sich dem Zug zu. „Ich schreibe dir…“, sagte er hastig, als er von einem herantorkelnden Mann unterbrochen wurde.
„Hale!“, rief dieser lallend aus. Fred erstarrte. „Sind Sie es nicht? Sieh mal an, ich wusste doch, dass Sie es sind.“ Leonards zeigte mit dem Finger auf ihn.
„Ich heiße nicht Hale“, antwortete Fred abwehrend und trat einen Schritt zurück. „Hören Sie, ich bin nicht Hale“, sagte er noch einmal und stieß Leonards Arm zurück, als dieser ihn an der Brust berührte.
Danach überstürzten sich die Ereignisse. Margaret schrie „Aufhören!“, und wollte sich zwischen die beiden mittlerweile kämpfenden Männer stellen. Leonards gab ihr einen harten Stoß, Margaret torkelte, verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Noch im Fallen fühlte sie zwei starke Arme, die sich um sie legten und ihren Sturz auffingen.

Als sie panisch aufblickte, sah sie in zwei blaue Augen, die ernst auf ihr ruhten. „Mr. Thornton“, stieß sie keuchend hervor.
„Sind sie verletzt?“, fragte er kühl. Er hatte die Augenbrauen zusammen gekniffen und auf seiner Stirn bildeten sich Falten.
„Nein – nein, mir geht es gut, ich danke Ihnen“, sagte Margaret hastig und wandte sich wieder den beiden Kampfhähnen zu. Leonards hatte Fred inzwischen an die Wand gedrängt und hielt seine Kehle fest umklammert.

„Kann ich den beiden Gentlemen behilflich sein?“ Johns kalte, dunkle Stimme schreckte Leonards auf, er ließ von Fred ab und verschwand in der Dunkelheit, nicht ohne Fred noch einen verhassten Blick zuzuwerfen.
„Sie sind Thornton?“, keuchte Fred nach Atem ringend und rieb sich den Hals. „Ich habe in den vergangenen Tagen viel Gutes von Ihnen gehört.“

John sah fragend von Fred zu Margaret. Fred steckte seine Hand aus.
„Ich bin Frederick Hale.“ Sein Gegenüber ergriff die dargebotene Hand und erwiderte den Händedruck.
„Freut mich ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte John und sein Gesicht hellte sich auf.
„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite“, antwortete Fred. In diesem Moment ertönte die Pfeife des Schaffners.
„Fred!“, rief Margaret.
„Vielen Dank für Ihre Hilfe! Würden Sie mir einen Gefallen tun und meine Schwester nach Hause begleiten, sofern es ihre Zeit zulässt?“, fragte er schnell. „Ja, natürlich“, erwiderte John. Fred umarmte Margaret nochmals und stieg in das Zugabteil. Durch das geöffnete Fenster küsste er Margaret zum Abschied. „Ich liebe Dich kleine Schwester!“, sagte er noch, bevor sich der Zug mit lautem Quietschen in Bewegung setzte.

Blind vor Tränen stand Margaret winkend am Bahnsteig und sah zu, wie die Waggons nach und nach ihrem Blick entschwanden.
„Kommen Sie, Miss Hale, ich bringe Sie nach Hause.“, sagte John sanft und bot Margaret seinen Arm.
„Danke“, flüsterte Margaret und hakte sich bei Thornton unter. „Für alles.“

Der Weg nach Hause verlief zunächst schweigend. Als Margaret sich wieder etwas gefangen hatte, wandte sie sich an John.
„Mr. Thornton, ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig.“ John blieb stehen und sah Margaret geradewegs in die Augen.
„Ich gestehe, ich bin überrascht und verwirrt, Sie oder Ihr Vater haben niemals erwähnt, dass Sie einen Bruder haben?“ John hob fragend die Augenbrauen.
„Wir reden nicht über ihn“, antwortete Margaret leise und erzählte John stockend die ganze Geschichte.
„Es war so dumm von mir, ihn zu bitten nach England zu kommen. Wenn er gefasst worden wäre - der Galgen wäre ihm sicher gewesen!“ Bei dem Gedanken vergrub Margaret das Gesicht in ihren Händen.

John legte seine Hand auf ihren Arm. So sehr er sich die letzten Wochen bemüht hatte, weniger an sie zu denken, sie nicht mehr zu lieben, so liebte er sie doch mehr denn je. In dem Moment, als er Margaret mit dem Fremden am Bahnsteig gesehen hatte, hatte die Eifersucht wie eine eiskalte Hand nach seinem Herz gegriffen. Das Gefühl nach seinem Antrag, den sie abgelehnt hatte, war nichts gegen den stechenden Schmerz, den er verspürte, als er sie in den Armen eines anderen Mannes gesehen hatte. Seinem ersten Impuls zum Trotz war er nicht sofort weiter gegangen, sondern hatte, sich selbst damit quälend, die Szene beobachtet. Er dankte Gott für diese Entscheidung, hätte er sonst jemals erfahren, dass es sich bei dem Unbekannten keineswegs um Margarets Liebhaber, sondern um ihren Bruder handelte?

„Sie haben gehandelt, wie Ihr Herz es Ihnen befahl! Ich wünschte…“ Margaret sah auf, als er den Satz unvollendet ließ. Seine Augen waren auf sie gerichtet. „Miss Hale, warum haben Sie mir nie von Ihrem Bruder erzählt? War Ihnen nicht bewusst, dass das Geheimnis bei mir sicher wäre?“
„Mr. Thornton, ich bin mir Ihrer Verschwiegenheit und auch Ihrer Verbundenheit meinem Vater gegenüber sehr bewusst, aber Sie sind der Magistrat! Fred gilt in England als flüchtiger Meuterer und es wäre Ihre Pflicht gewesen, ihn zu melden. Ich hätte es nicht ertragen, wenn Sie unseretwegen in Gewissenskonflikte geraten wären.“

John sah Margaret lächelnd an. „Ich verspreche Ihnen, dass sie sich um mein Gewissen keine Sorgen zu machen brauchen.“ Sie setzen ihren Weg wieder fort.
„Gibt es etwas, dass ich für Sie oder Ihren Vater tun kann?“, seine Stimme klang unbeteiligt.
„In der Tat“, antwortete Margaret. „Mein Vater vermisst sehr die Gespräche mit Ihnen, und jetzt nach Mutters Tod….“. Sie schluckte.
„Ich weiß, dass ich kein Recht habe, Sie darum zu bitten, nach allem was geschehen ist….“. Wieder hielt Margaret inne. Johns Gesicht glich einer Maske.
„Ich vermisse die Gespräche mit Ihrem Vater ebenfalls.“ Seine Stimme war fast ein Flüstern. Den restlichen Weg zum Haus der Hales legten sie ohne weitere Kommunikation zurück. Beide waren in ihre eigenen Gedanken vertieft.

Margaret zitterte leicht. Sie konnte nicht sagen, ob die Situation und die damit verbundene Angst um Fred, oder der Mann neben ihr die Ursache war. Zweifelsohne hatten sich ihre Gefühle Mr. Thornton gegenüber gewandelt. Sie schätzte ihn, sie mochte ihn, sie mochte seine Nähe, seine Stimme, seinen Blick, seine unglaublich blauen Augen, ja sie mochte inzwischen sogar dieses ernste, fast finster blickende Gesicht, wenn er die Augenbrauen zusammenkniff und sich auf seiner Stirn Falten bildeten. Sie dachte zurück an ihre erste Begegnung in der Fabrik. Wie konnte sie ihn jemals für einen Händler gehalten haben? Wie unrecht hatte sie ihm getan! Und wie grob hatte sie seinen Antrag zurückgewiesen, der, wie sie inzwischen erkannt hatte, aus tiefster Liebe gemacht worden war. Tränen traten in ihre Augen, als sie an die Verzweiflung dachte, die aus seinen Augen gesprochen hatte, als er danach das Haus verlassen hatte. Wie verbittert seine Stimme geklungen hatte! Wie gerne hätte sie ihm jetzt gesagt, dass sie unrecht gehabt hatte, dass er ein wunderbarer Mann war und es ihr unendlich Leid tat - doch sie schwieg.

John brachte kein Wort über die Lippen! Er hatte Angst, etwas Falsches zu sagen, Angst, dass sie ihn wieder missverstehen könnte. Er wollte nicht riskieren, dass der Zauber brach. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass sie mehr als nur zwei belanglose Sätze miteinander gesprochen hatten. Er wollte ihre Anwesenheit so lange wie möglich genießen, ihre Hand auf seinem Arm spüren, deren Wärme er durch den Stoff hindurch fühlen konnte. All die Wochen hatte er versucht, sie aus seinem Herzen zu verbannen, sein Leben so weiterzuführen, wie es vorher war, nur um heute Abend festzustellen, dass all seine Bemühungen umsonst gewesen waren, er sie mehr liebte als je zuvor. Doch es gesellte sich ein neues – wenn auch sehr kleines – Gefühl hinzu: Hoffnung! Die Blicke, die er von Margaret heute Abend aufgefangen hatte, ließen ihn hoffen. Er würde jedoch nicht noch einmal den gleichen Fehler begehen, er würde warten, auch wenn er hierfür seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen musste.

Am Haus der Hales angekommen, verabschiedeten sie sich voneinander und nach einem nochmaligen Dank seitens Margaret, verschwand John mit einem knappen Nicken in der Dunkelheit.
Margaret sah ihm lange nach, bevor sie sich umdrehte und das Haus betrat.



Chapter End Notes:

Ich möchte ganz besonders Becci und Tatty fürs Korrekturlesen und für die vielen Tipps und Anregungen danken!



Bitte gib den unten angezeigten Sicherheitscode ein: