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Sie hatte das Hotel selbst gebucht. Dieses Mal wollte sie alles selber machen und es nicht ihrem Assistenten überlassen. Sie hatte im Internet gesurft und ein kleines, nobles Hotel ausgesucht. Sie waren noch nie dort gewesen, doch schon beim ersten Anblick wusste sie, dass es das Richtige war!

Die Zeit nach dem Gespräch am Pool war schnell verflogen. Sie lebten ihr Leben wie gewohnt, er las Drehbücher und besprach sich mit seinem Agenten, sie fuhr jeden Tag ins Büro. Es hatte keine langen Gespräche mehr gegeben, keine Aussprache wie sie im Stillen gehofft hatte.

Auf ihre Nachricht, dass sie nun eine Suite gebucht hatte, nickte er nur und fragte wo und wann.
„Ich gebe Tom Bescheid, damit er weiß, wo ich bin,“ hatte er gemurmelt.
„Nein!“
Er hatte erstaunt aufgeblickt und sie fragend angesehen.
„Niemand soll wissen wo wir sind!“
Sie hatte einfach weiter gegessen und seinen Blick ignoriert.
„Okay, wenn du meinst!“, hatte er lakonisch hinzugefügt und war aufgestanden.

Als sie nun die Treppen zum Eingang des Hotels hinaufstieg wurde ihr doch etwas mulmig. Dabei sollte es doch das Normalste der Welt sein, mit ihrem Mann ein Zimmer in einem Hotel zu beziehen!
Das riesige verschnörkelte Schild des Hotels prangte über dem Eingang. Sie versuchte nicht an die folgenden Tage zu denken, sondern zuerst einmal das Einchecken hinter sich zu bringen.

Ein Portier hielt ihnen die Tür auf und sie traten hinein in die große, weitläufige Hotelhalle. Einen Moment lang blieben beide stehen und sahen sich um. Aber sofort trat ein Angestellter in Livree auf sie zu und hieß sie willkommen. Sie durchquerten gerade den lichten Raum als eine junge Frau auf sie zutrat.
„Das glaube ich jetzt nicht! Das gibt es doch gar nicht! Was machst du denn hier?“

Ihr Mann blieb stehen und wandte sich um: „Hallo Sam, was für eine Überraschung! Komm her, lass dich umarmen, Liebes!“
Er nahm Sam in die Arme und drückte sie fest an sich! Sams Hände umschlossen seinen Kopf und sie drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Lachend ließ sie ihn los und meinte kichernd: „Stell’ dir vor, Dave ist auch hier! Unglaublich, dass wir dich ausgerechnet hier treffen, ach ich freue mich so. Was machst Du hier?“

Er trat einen Schritt von Sam zurück und das Lachen auf seinem Gesicht verschwand, als er sie einander vorstellte. „Du kennst meine Frau noch nicht, oder?“
„Nein, wir hatten noch nicht das Vergnügen! Wird Zeit, dass wir einander kennen lernen. Hallo, ich bin Samantha, eine alte Freundin deines Mannes!“
Sam streckte die Hand aus und drückte die ihre fest.
„Wartet einen Augenblick, ich hole Dave! Lauft nicht weg, bitte!“, Sam drehte sich um und lief fast durch die Halle.

„Wer ist sie?“
„Eine alte Freundin“, antwortete er.
„Ja, das sagte sie schon. Woher kennst du sie?“
„Warum willst du das wissen? Du wirst sie nie wiedersehen, wenn wir hier weg sind.“
„Ihr scheint euch gut zu kennen.“
„Kann man so sagen.“

Samantha kam mit einem großen, dunkelhaarigen Mann zurück, den sie an der Hand mit sich zog. War das ihr Mann? Nein, beim zweiten Blick erkannte man sofort, dass die Beiden verwandt waren. Es wäre ihr lieber gewesen, wenn sie ein Paar gewesen wären.

Wortreich und ständig lachend stellte Sam nun ihren Bruder Dave vor. Er umarmte ihren Mann ebenso herzlich wie zuvor seine Schwester, ihr selbst gab er artig die Hand. Die drei plapperten miteinander, wie und wo man sich zuletzt gesehen hatte, was dort passiert war und was zwischenzeitlich alles geschehen war bis zu diesem Tag im „Ailias Hotel“. Sie stand schweigend an ihrer Seite und beobachtete die drei Freunde, die sich miteinander unterhielten, als seien sie nie getrennt gewesen. Sie bewunderte wieder einmal die Fähigkeit ihres Mannes sich auf andere einzustellen, auf sie einzugehen und ihnen dieses wohlige Gefühl des Verstehens zu geben.

„Wollt Ihr nicht endlich einchecken?“, fragte Sam und schob die Beiden in Richtung Rezeption.
Sie folgte ihrem Mann zur Rezeption und fragte sie sich, warum sie ausgerechnet dieses Hotel ausgesucht hatte. Hätte sie geahnt, dass sie auch hier nicht ganz allein waren, sie wäre um die halbe Welt gereist, um eine andere Unterkunft für sie zu finden.
Die Formalitäten waren schnell erledigt und bevor sie sich trennten, verabredeten sie sich mit dem Geschwisterpaar zum Abendessen.

In ihrer Suite ließ sie ihre Tasche auf das Bett fallen, ihre Koffer waren bereits heraufgebracht worden. Sie trat ans Fenster und genoss für einen kurzen Augenblick den Ausblick auf das Meer.
„Nur ein Bett?“, fragte er gereizt.
Sie drehte sich nicht um als sie antwortete: „ Ja, nur ein Bett. Hast Du was dagegen? Ich könnte sicher etwas anderes bekommen.“
„Nein“, war seine knappe Antwort: „Ich gehe duschen!“

Sie hatte so sehr gehofft, dass dieser Aufenthalt ihnen die Zeit für eine Aussprache geben würde, doch nun waren all ihre Hoffnungen dahin. Sie ahnte, dass er jede Möglichkeit nützen würde einer Diskussion aus dem Weg zu gehen. Die Anwesenheit der Geschwister gab ihm dazu nun jede Menge Gelegenheit.

Sie hatten nicht viel gesprochen, seit er tropfnass aus dem Bad gekommen war. Doch schon beim Ankleiden lächelte er und sie fragte sich, ob er an Sam dachte. Sie wollte nicht, dass er an diese Frau dachte, und eine Hitzewelle war in ihr aufgestiegen. Er sollte nicht an sie denken. Er sollte sich auf diese freien Tage mit ihr konzentrieren. Sie hatte vergeblich versucht, ihren Ärger nicht zu zeigen, doch er kannte sie gut.
„Was ist? Alles in Ordnung mit dir? Oder jagt dir der Gedanke an ein gemeinsames Bett nun auch Angst ein?“
„Du hast Angst vor einem gemeinsamen Bett?“, hatte sie gekontert.
„Quatsch!“, hatte er geblafft.
„Dann ist es ja gut!“, sie war über sich selbst erstaunt gewesen, hatte sich ebenfalls angekleidet und gemeinsam hatten sie ihr Appartement verlassen.





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