Die Kapitel war etwas schwierig für mich, denn John ist kein Mensch, der seine Gefühle so offen zeigt oder bei dem eine leidenschaftliche Liebesszene passen würde; ich fand es nicht ganz leicht das zu beschreiben, bitte also um Nachsicht.
Kapitel 7
Sally schluckte. Das war unter diesen grässlichen Pullovern? Nicht, dass sie lange Gelegenheit hatte John zu betrachten. „Entschuldigung!“ stammelte er, verschwand schnell im Haus und ließ die Türe offen. Sally ging in die Küche und fünf Minuten später erschien John komplett angezogen in der Küche. Sein Hemd hatte er bis oben hin zugeknöpft. Er schenkte Sally Kaffee ein, konnte sie aber kaum ansehen. Normalerweise hätte sie einen Witz über die ganze Situation gemacht und damit wäre alles vergessen gewesen, aber Sally fühlte sich nicht danach. Da hatte sie vorher über seine Hände und Augen nachgedacht und jetzt war sie unvermittelt mit wesentlich mehr konfrontiert gewesen und wenn sie ehrlich war… Er hatte ihr gefallen. John war muskulös und gebräunt, was bei seinem Beruf zu erwarten gewesen war. Allerdings war kein Gramm Fett an ihm; durch die dicken Pullover hatte er massiver ausgesehen als er tatsächlich war. Während sie am Küchentisch saß und in ihrem Kaffee herumrührte, wurde ihr klar, dass sie innerlich schon längst entschieden hatte: Es war nicht abwegig an John als Mann zu denken und nicht nur als Freund.
„Ich hab das Teil für deine Staffelei fertig,“ sagte John schließlich. Nach dem Umzug war ein kleines Teil von Sallys Staffelei abgebrochen und John hatte sich bereit erklärt ihr ein neues zu drechseln. Er ging in die Werkstatt und nahm das Holzteil von seiner Werkbank; als er sich umdrehte, stand Sally in der Tür und schaute ihn an, lange und ganz anders als sonst. „John,“ sagte sie einfach; dann legte sie ihre Hand auf seinen Arm. Es war nur eine leichte Berührung und auch nur auf seinem Hemd, aber für John war es, als ob er in eine andere Welt versetzt worden wäre. Er schaute Sally in die Augen, ja, sie meinte es ernst. Zögernd, als ob er ihr Zeit geben wollte es sich anders zu überlegen, berührte John erst ihre Hand und legte dann den Arm um ihre Taille. Sally merkte, dass seine Hände leicht zitterten. „John,“ wiederholte sie, lehnte sich an ihn und schloss die Augen, während John sie in seine Arme schloss. Nie hätte sie gedacht, wie schön dies sein konnte. Eine Weile standen sie da und Sally spürte seine Hände, die zart über ihre Schultern und ihren Rücken strichen. Eine Weile standen sie da und dann lösten sie sich voneinander. Sally schaute in Johns Gesicht und sah seinen Gesichtsausdruck. Seine blauen Augen blickten zärtlich und noch immer verwundert auf sie herunter, dann strich er sanft eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Zuerst wagte keiner von beiden etwas zu sagen, als ob dann der Zauber gebrochen würde, dann lächelte John. „Ich bin froh,“ sagte er und dann spürte sie zart seine Lippen auf ihren. Es war nur ein Hauch von einem Kuss, dann löste er sich wieder.
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John war kein Mann, der seine Gefühle in der Öffentlichkeit zeigen konnte und wollte. In ihrer freien Zeit unternahmen die beiden Spaziergänge oder John ging mit, wenn Sally etwas malte. Manchmal lasen sie auch Reisebeschreibungen zusammen oder Sally half John beim Streichen seiner Wände. Die wenigsten Leute bemerkten wohl, dass John und Sally ein Paar waren. Fiona war eine von den wenigen, die Bescheid wusste. Sie war zu Hause gewesen, als Sally strahlend nach Hause kam und meinte ein paar Tage später zwinkernd, „John ist ja ziemlich oft da. – Sally, ich freu mich für dich; er ist ein guter Mann und ich glaub, er wird etwas verkannt.“ Dann grinste sie. „Du solltest ihm vielleicht nur mal ein paar neue Pullover kaufen.“ Wenn sie allein waren, küsste er sie inzwischen oft, aber in der Öffentlichkeit hatte er noch nicht einmal ihre Hand ergriffen. Sally hätte es nichts ausgemacht, aber sie wusste, dass dies für John unmöglich war. Sie wusste nicht, dass John noch andere Gründe hatte als seine Schüchternheit. John war glücklich, so glücklich wie noch nie in seinem Leben, aber würde dies anhalten?.
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Auch in der Bücherei hatte Sally sich gut eingearbeitet. Sie wusste zwar, dass Alona Veysey, wenn es um die Verlängerung von Sallys Stelle gehen würde, mit Sicherheit versuchen würde dies zu verhindern, aber die maßgeblichen Leute in der Verwaltung wussten, dass die Kunden Sally mochten und dass sie gute Arbeit leistete. Wochenende! Sally seufzte; ihre Mutter hatte sich angekündigt. Sally mochte ihre Mutter, allerdings war sie sich bewusst, dass sie in verschiedenen Welten lebten. Mia Wakefield war schon immer ehrgeizig gewesen und konnte nicht verstehen, dass ihre Tochter so völlig aus der Art schlug. Sally machte sich darauf gefasst, dass das Wochenende wohl kein so großer Erfolg werden würde. Zum Glück wollte ihre Mutter erst am Samstagmorgen kommen, so dass sie zumindest noch diesen Abend mit John hatte. John kam wie gewöhnlich nach der Arbeit. Er hatte noch etwas zu Essen mitgebracht und sie saßen gemütlich in der Küche, als es an der Haustür klingelte. Als Sally öffnete, stand Mia Wakefield vor der Tür. „Ich konnte mich schon etwas früher in der Firma frei machen und dachte, dann haben wir etwas mehr Zeit miteinander,“ erklärte sie und betrat die Wohnung ohne zu merken, dass Sallys Reaktion auf ihre frühe Ankunft eher verhalten war. In der Gegenwart ihrer Mutter hatte sich Sally immer klein und unbedeutend gefühlt, und dieses Mal bildete keine Ausnahme. Mia Wakefield war eine sehr gut aussehende Frau, der man ihre 46 Jahre nicht ansah; ihre Haare trug sie hochgesteckt und wie immer war sie makellos gekleidet. Sally ging in die Küche voran, wo John beim Eintritt von Sallys Mutter aufstand. „Mutter, das ist mein Freund John, John Standring,“ stellte sie vor. Mia Wakefield musterte den großen Mann in grober Kleidung, der bei ihrer Tochter in der Küche saß. „Angenehm,“ erwiderte sie, doch ihr Ton ließ wenig Zweifel daran, dass dies nicht mehr als eine Floskel war. Sallys Mutter setzte sich auf den Stuhl; eine unangenehme Stille entstand. „Und was machen Sie so beruflich?“ fragte Mia Wakefield steif. „Ich arbeite hier am Ort als Knecht auf einem Bauernhof,“ erwiderte John. Kurz darauf verabschiedete er sich und war schon im Flur, als er die Stimme von Sallys Mutter hörte. „ Dies ist also die Art Leute, mit denen du dich hier abgibst? Das ist hoffentlich nicht dein Ernst!“ Die Abschlusstür klickte.