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Mit elegantem Bremsmanöver kam der Mercedes vor dem Hotel am Potsdamer Platz zum Stehen. Ein Fünf-Sterne-Haus, nun ja, die Berlinale sparte nicht an solchen Dingen.


Glasfassaden am Potsdamer Platz


Beim Aussteigen sah er sich kurz um. Nun, Berlin war anscheinend nicht weniger chaotisch als London, Hier ging es ja zu wie in der Kensington High Street an einem Samstagvormittag. Nur eben, dass es der Potsdamer Platz an einem Samstagvormittag war. Eine endlose Blechlawine wälzte sich durch die Straße, zahllose Passanten eilten vorbei, es hupte da und dort, ein Polizeiauto bahnte sich seinen Weg durch den zähen Verkehr. Fast ausschließlich hypermoderne Glasfassaden, kaum durchbrochen von den klassischen Gebäuden der alten Bürgerhäuser. Auf der einen Seite hatte man den Blick zum Brandenburger Tor, das aber nur teilweise seitlich zu sehen war. Das Wahrzeichen der Stadt, soviel wusste er. Außerdem hatte er im Landeanflug den Fernsehturm gesehen, den er nach dem Brandenburger Tor am ehesten mit Berlin assoziieren konnte.

Sein Fahrer beugte sich zu ihm und frage ihn, ob er ihn um 13 Uhr hier wieder abholen und zum Kino fahren sollte. „Wie weit ist es denn bis dorthin?“ lautete seine Gegenfrage. Andreas lachte und zeigte mit dem Daumen auf einen riesigen Gebäudekomplex auf der anderen Seite: „Das ist dort, im Sonycenter.“
„Oh, da kann ich doch hinlaufen, kein Problem.“
„Können schon, aber ob das für die Berlinale standesgemäß ist? Ich fahre Sie gerne, das ist mein Job, auch wenn es nur 150 Meter sind. Man erwartet, dass sie da in der Limousine vorfahren.“
„Also gut, aber glauben Sie mir, ich komme mir dabei mehr als lächerlich vor!“
„Bis 13 Uhr dann, auf Wiedersehen.“ Die letzten beiden Worte hatte Andreas in Deutsch gesagt. Er murmelte ein unterdrücktes „Auf Widdasähän“ zurück. Dann ging er durch die Eingangstür ins Hotel.

Die Dame am Empfang war überaus freundlich, für seinen Geschmack etwas übertrieben, um nicht zu sagen zuckersüß: „Ihre Agentur hat alles arrangiert, allerdings hatte man eine Suite für Sie angefragt, aber leider sind natürlich während der Berlinale alle Suiten bereits lange Zeit im Voraus schon reserviert, bei einem Haus von unserem Rang völlig normal. Ich hoffe also, Sie sind nicht unzufrieden, dass Sie nun in einem únserer wundervollen Deluxe-Zimmer untergebracht sind. Wir haben zumindest darauf geachtet, dass dies ein Zimmer mit Blick auf den Tiergarten ist. Eine fantastische Aussicht, das kann ich Ihnen versichern. Zimmer 838, neunter Stock, wenn es Recht ist. Und ich klingele sofort nach dem Pagen, der Ihr Gepäck dann nach oben bringt. Hier ist Ihre Codekarte. Ich darf Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in Berlin, in unserem Hause und viel Vergnügen bei den Filmfestspielen wünschen.“ Großer Gott, er hatte gedacht, diese Frau würde nie wieder aufhören mit ihrem Redefluss und dem breiten Lächeln auf den sorgfältig geschminkten Lippen.

Das Deluxe-Zimmer entpuppte sich als ein zwar etwas mehr als überdurchschnittlich großes, für ein Haus dieser Kategorie aber absolut standardmäßiges Gästezimmer. Kaum hatte er seinen Blick durch das Zimmer schweifen lassen, als auch schon der Hausdiener mit dem kleinen Köfferchen klopfte. Er kramte mühsam eine Zwei-Euromünze aus der Hosentasche und überreichte es dem Pagen, nicht wissend, ob das für deutsche Belange ungenügend, genau richtig, oder gar zu viel Trinkgeld war. Da er aber weder einen mitleidigen Blick noch ein besonders eifriges Grinsen des Hoteldieners erhaschte, musste es wohl so ziemlich in Ordnung gewesen sein.

Aufseufzend ließ er sich auf den Schreibtischstuhl fallen und holte die restlichen Münzen aus der Hosentasche, sowie eine Geldbörse aus der Innentasche des Dufflecoat. Er schaute sich die Euromünzen und –scheine an. Hmh, er rechnete immer wieder schnell in Pfund um. Dann klappte er die Karte des Roomservice auf und schaute sich die Preise an, überschlug erneut im Kopf. Er fand, dass Deutschland, ließ man mal etwas außer Acht, dass alle Luxushotels gepfefferte Preise hatten, recht günstig im Vergleich zu Großbritannien abschnitt. Dort hätte man leicht das Doppelte bezahlt, na ja, vielleicht nicht ganz.

Er nahm sein Handy aus der Jacke und wählte eine Nummer aus dem umfangreichen Telefonverzeichnis. „Hi, ich wollte nur sagen, dass ich nun im Hotel in Berlin bin und nachher für die Vorführung abgeholt werde. Sehr viel Zeit ist nicht mehr, der Flieger hatte wohl ein klein wenig Verspätung wegen einer Schlechtwetterfront.
Bitte? Nein, es hat nicht geschneit hier, aber es ist sehr unangenehm, trüb und kalt. Was machen die Kinder?
Ja, ich weiß, es ist stressig mit ihnen, das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich dachte, der Große wäre bei seinem Dad? Ist was dazwischen gekommen?
Meine Güte, fauche mich doch nicht so an. Ich kann es doch nicht riechen, ich sitze schließlich hier in Berlin!
Ich bin schlecht gelaunt? Dann solltest du dich gerade mal hören, meine Liebe!
Ja, ist in Ordnung, ich bin der jenige, der dich armes Wesen mit drei kleinen Kindern ganz alleine gelassen hat! Wie oft hast du mir das denn schon zugemutet? Und dabei ist eines davon noch nicht einmal meines…“

Oh Mist, er hatte es gesagt! Verflixt und zugenäht, er hatte sich geschworen, niemals etwas in dieser Richtung zu äußern und nun war es ihm im Eifer des Gefechts herausgerutscht! Er musste das Telefon etwas vom Ohr wegnehmen, um ihr Lamento halbwegs ohne Gehörschaden überstehen zu können. Geduldig hörte er sich die lautstark vorgebrachten Vorwürfe an, ließ sie sich austoben. Dann ergriff er noch einmal das Wort:

„Ich kann dich nur um Entschuldigung bitten für das, was ich da gesagt habe. Du weißt, dass ich den Jungen liebe wie meinen eigenen, wie unseren beiden Süßen auch. Ich habe nie einen Unterschied zwischen ihm und seinen Halbgeschwistern gemacht und habe es auch in Zukunft nicht vor. Und du weißt das ganz genau, also bitte! Ich muss mich nun umziehen, mein Fahrer steht in zwanzig Minuten vor der Tür. Ich rufe gerne später noch einmal an, aber nicht, um dein ständiges Gejammer anzuhören. Ich würde liebend gerne ein angenehmes, nettes, liebevolles Gespräch mit dir führen. Vielleicht bist du ja nachher eher bereit dazu. Bye!“
Und damit drückte er die Ende-Taste.

Wütend riss er den Reißverschluss des Koffers auf und zerrte Hemd, Hose und Jackett heraus. Er war gerne mit den Kindern zusammen, übernahm auch gerne die Hausarbeit, alles kein Problem, auch wenn es zugegebenermaßen seit der Geburt des Babys ganz schön hart geworden war. Und sobald sie für mehr als einen halben Tag alleinverantwortlich für die Kinder und alles war, wurde es ihr schon gleich zuviel, klagte sie über den enormen Stress. Das war heute bei weitem nicht das erste Mal.

Er setzte seine Brille ab, zog sich den Pullover über den Kopf und knöpfte sein Hemd auf. Mit nacktem Oberkörper ging er ins Bad, für eine Dusche würde die Zeit nicht mehr reichen, so viel war klar. Daher ließ er warmes Wasser in das Waschbecken laufen und tauchte sein Gesicht kurz hinein. Er tastete nach einem Handtuch und barg das Gesicht für einen Moment im weichen Frottee. Er fühlte sich beschissen. Und gleich der Auftritt bei den Festspielen, der Gedanke daran ließ ihn sich noch eine Spur elender fühlen. Er hantierte kurz mit Wasser, Duschgel und Deodorant, legte noch eine Lage eines sündhaft teuren Rasierwassers auf und schlüpfte dann in Hemd und Anzughose. Im großen Spiegel des Ankleidebereichs vor dem Bad schaute er prüfend auf seine Erscheinung. Gut, wenn er mit dem Auto gefahren wurde, würde die Anzugjacke genügen, ansonsten hätte er sich wahrscheinlich dicker anziehen müssen. An der Kleidung fand er nichts auszusetzen, an allem anderen schon.

Die Haare sollte er vielleicht doch mal schneiden lassen. Er hatte plötzlich große Lust, dies nachher in Berlin spontan zu tun, aber der Gedanke an einen Friseur, der ihn nicht verstand und den er nicht verstand, ließ ihn von dieser Idee zunächst wieder Abstand nehmen. Die braunen Strähnen fielen ihm ständig ins Gesicht, was ihm allmählich auf die Nerven ging. Er fand sich selbst grau und nichts sagend, er wusste auch nicht genau, was gleich mit der Filmvorführung auf ihn zukam, aber er hatte den Eindruck, dass ihn trotz des Anzugs heute wahrscheinlich niemand ernsthaft fotografieren oder gar interviewen wollte. Vielleicht sein Glück, da er derlei Dinge ohnehin nicht mochte.

Er setzte seine Brille auf und wandte sich vom Spiegel ab. War doch sowieso alles schnurzpiepegal. Er warf sich die Anzugjacke über, nahm die Codekarte aus ihrer Halterung neben der Tür und ging. Als der die Hotelhalle bereits zur Hälfte durchquert hatte, bemerkte er erst die Gruppe von Mädchen, eher gesagt jungen Frauen, die kichernd beieinander standen. Eine davon löste sich aus der Gruppe und kam langsam auf ihn zu. Stotternd und schüchtern fragte sie, ob sie ein Autogramm haben könnte. Er hob in leichter Resignation eine Augenbraue und nickte zustimmend. Zitternd hielt sie ihm einen Stift und ein Programmheft der Berlinale unter die Nase. Das war das Signal für die anderen sieben oder acht Frauen, ebenfalls loszustürmen. Er blickte sich zum Empfangstresen um, aber da war gerade niemand. Die Damen schnatterten um ihn herum, teilweise in englischen Brocken, meist aber in lautem, für ihn sehr hart und unwirsch klingendem Deutsch. Es dauerte eine ganze Weile, bis er alle Programme unterschrieben hatte. Sein Chauffeur rettete ihn endlich aus der Umklammerung der Damen. „Wie ich sehe, haben Sie die Berlinerinnen bereits im Sturm erobert, wer hätte je daran gezweifelt. Meine Damen, ich muss ihn Ihnen nun leider entführen, er muss dringend zu seinem nächsten Termin.“

Auf dem Weg zum Auto vor dem Portal sagte Andreas erklärend: „Die lungern in allen Luxushotels während der Berlinale herum. Sie sind sogar recht gut organisiert, per Handy geben sie ihre Informationen an die Gruppen weiter, die sich in den anderen Hotels befinden und wenn sie einen Star ausfindig gemacht haben, kann es sein, dass sie wie ein Heuschreckenschwarm über ihn herfallen. Da hatten Sie eben gerade noch Glück. Ich denke aber, dass sie eher auf einen anderen Promi aus waren, der im gleichen Hotel wohnt. Und Sie waren sozusagen das zufällige Nebenprodukt.“

Er fuhr den schweren Mercedes einmal um den Potsdamer Platz herum und glitt vorsichtig vor dem Sonycenter an den ausgerollten roten Teppich: „So, da wären wir. Solche Dinge dürften Ihnen ja sicher bekannt sein. Am Abend ist hier die Hölle los, aber bei einer geschlossenen, nichtöffentlichen Nachmittagsvorstellung hält sich das, wie Sie sehen, in Grenzen. Nur einige Medienvertreter, die über alles und jeden berichten, sind immer da. Ich bin direkt nach der Vorstellung wieder da, dann allerdings nicht hier, sondern am Hinterausgang. Sie bekommen dann gezeigt, wo sich der befindet. Also, viel Spaß!“


Der rote Teppich...


„Danke, Andreas, sehr freundlich von Ihnen:“ Er stieg aus dem Fond des Wagens und blickte direkt in die Linse einer Fernsehkamera. Shit! Aber es behelligte ihn fast niemand auf seinem einsamen Gang auf dem roten Teppich, was nun wiederum total ungewohnt und eigentlich sogar deprimierend war. Auf der gegenüber liegenden Seite, an der Absperrung für die Fans, winkten ihm ein paar Leute zu, er meinte sogar, dass jemand seinen Namen gerufen hätte. Also drehte er sich um, und ging dort hinüber. Wieder bekam er Programmhefte zugesteckt und er kritzelte schnell und eigentlich unleserlich seinen Namen drauf. Die Unterhaltungen verstand er nicht, was auch besser so war, denn das eine Mädchen fragte das andere, wer denn der Mann nun gewesen sei, und diese zuckte daraufhin ratlos mit den Schultern und antwortete: „Wees ick doch nich, aber wenn der hier uff’m roten Teppich rumjetappt is, muss et schon irjendwer Berühmtet jewesen sein.“

Drinnen wurde er glücklicherweise von einer Delegation erwartet. Er schüttelte etliche Hände, wurde vielen Leuten vorgestellt, hier klickten nun auch etliche Fotoapparate, aber es war alle sehr moderat. Sofort wurde ihm eine Einladung zum Dinner von den Produktionsgesellschaften übermittelt. Chris hatte sich bereits so etwas gedacht, und den Rückflug wohlweislich erst für den nächsten Tag gebucht, obwohl er selbst ursprünglich alles an einem Tag hatte erledigen wollen. Doch nun war er froh, dass er über Nacht in Berlin bleiben würde, irgendwie hatte er den Eindruck, ein Tag Urlaub täte ihm recht gut.

Die Vorstellung war zwar voll, aber alles saß da mit Plastikbändchen am Arm und einer dicken Akkreditierung um den Hals. Nur die Filmwirtschaft bzw. Filmschaffende waren zugelassen. Gleich nachdem es im Kino dunkel wurde, blickte er nicht mehr hinauf zur Leinwand. Er mochte sich dort oben im Großformat nicht ansehen. Er sah nur das untere Drittel der Leinwand, tiefer konnte er den Kopf nicht senken, weil es sonst zu sehr auffallen würde. Den Ton konnte er leider nicht ausblenden und so hörte er sich und seine Frau fast ständig im Film reden. Es war eine Komödie, wenn auch eine rabenschwarze und die Leute brachen, wie vorgesehen, einige Male ordentlich in Gelächter aus. Der Applaus zum Schluss zeigte, dass der Film wahrscheinlich ganz gut ankommen würde.

Er wollte sich so schnell wie möglich ins Hotel zurückziehen. Er hatte ja auch später noch die Verabredung mit dieser deutschen Firma, außerdem wollte er noch einmal in aller Ruhe nach Hause telefonieren und dann musste er sich auch noch für das Dinner bereit machen. Er hoffte, dass Andreas darüber Bescheid wusste und ihn dahin fahren würde. Nachdem er noch eine Weile Smalltalk gemacht hatte, trat er den Rückzug an. Eine freundliche Fee hatte ihm erklärt, wo die Fahrer üblicherweise nach den Vorstellungen auf ihre prominente Fracht warteten und er war der Wegbeschreibung gefolgt. Er trat ins Freie und traf auf das grinsende Gesicht von Andreas: „Sehen Sie, so funktioniert das hier. Wie ich höre, darf ich Sie heute Abend zu einem Essen fahren, sehr schön.“ Was daran so schön war, fragte er seinen Fahrer besser nicht.

Nach zwei Minuten fuhren sie wieder vor dem Hotel vor. Jetzt, am Nachmittag war hier bereits erheblich mehr los. „Alles Fans, die hoffen, einen von Ihnen und Ihrer Sorte abzufangen. Sind Sie bereit für die Meute? Dann öffne ich mal die Tür, Augenblick.“ Doch die Konzentration der Autogrammjäger war glücklicherweise nicht auf ihn gerichtet. Manche fotografierten zwar, teilweise auch mit dem Handy, weil jeder, der aus einer offiziellen Limo der Filmfestspiele ausstieg, es wert war, fotografiert zu werden, aber sein Erkennungswert war nicht sonderlich hoch.

Er war schon fast durch die Hoteltür durch, als eine ihn doch noch erkannte und loskreischte, seinen Namen in die Menge rief. Er zuckte zusammen. Dumm gelaufen. Jetzt waren alle Fotoapparate auf ihn gerichtet. Er zwang sich zu einem schmalen Lächeln und winkte kurz. Dann eilte er fast panisch in die Hotelhalle. Der Türsteher ließ um diese Zeit bereits keine Fans und Gruppen mehr in die Halle. Glück!

Er brauchte nun unbedingt einen Drink! Zielstrebig steuerte er die Bar an und ließ sich sofort auf einem der Barhocker nieder. Der Barkeeper brauchte ihn nur anzusehen und wusste gleich, dass hier ein ordentlicher Schluck vonnöten war.

„Was darf es sein, der Herr?“ fragte der gute Mann auf Deutsch. Er schüttelte den Kopf: „Ich spreche kein Deutsch, sorry!“ Augenblicklich schwenkte der Mann hinter dem Tresen auf Englisch um und stellte seine Frage nun erneut. „Ich denke, ein Gin Tonic sollte erst einmal genügen, danke!“ Der Barkeeper nickte und machte sich an die Arbeit. Eine Minute später stand das Glas vor ihm. Er leerte es mit dem ersten Zug bis zur Hälfte. Der Barmann lächelte: „Entweder haben Sie großen Durst oder großen Frust.“

Er richtete seine blauen Augen auf den Barkeeper und entschied sich, es einfach herauszulassen, Barmänner waren fast wie Pfarrer, man konnte ihnen alles anvertrauen, sie waren die Diskretion in Person. „Frust trifft es ganz gut.“ Der Barmann nickte verständnisvoll: „Probleme im Beruf?“
„Weniger.“
„Also mehr privat?“
„Hmh, schon eher. Eigentlich von allem etwas.“
„Wissen Sie was? Da muss etwas Härteres als ein Gin Tonic ran!“
„Was schlagen Sie vor?“
„Ich mixe Ihnen was, okay? Lassen Sie sich überraschen. Darf ich nach Ihrem Vornamen fragen?“
„Mein Vorname? Warum das denn?“
„Ich benenne den Drink dann nach Ihnen, weil er speziell für Sie kreiert wurde.“
„Oh, na dann!“ Er nannte seinen Vornamen. Der Barkeeper bedankte sich und begann, mit unzähligen Flaschen und Zutaten zu hantieren. Währenddessen trank er seinen Gin Tonic aus.

Nach dem ungeheuer guten, aber auch ungeheuer starken Drink wurde ihm klar, dass er etwas hätte essen sollen. Die beiden Ladungen Alkohol waren ihm nun doch ein wenig zu Kopf gestiegen. Aber er fühlte sich wenigstens nicht mehr ganz so – niedergeschlagen. Mit einem Augenzwinkern rutschte er vom Barhocker und verabschiedete sich von dem Erfinder eines genialen Drinks.

Er schwebte mit dem Lift in den neunten Stock und zog die Codekarte durch das Lesegerät an seiner Tür. Nichts geschah. Verflucht noch eins, verkehrt herum eingesteckt. Neuer Versuch, endlich sprang die Tür auf. Er warf die Anzugjacke nachlässig auf einen Sessel und fühlte sich beim Anblick des Bettes plötzlich unendlich müde. Er blickte auf seine Armbanduhr. Er hatte noch eine Stunde Zeit, bis zur nächsten Verabredung. Er würde sich ein klein wenig auf dem Bett ausstrecken, das konnte nicht schaden. Während er zum Fenster ging, knöpfte er sein Hemd auf. Er zog den blütenweißen Vorhang ein kleines Stückchen zurück und schaute auf die Regentropfen, die Rinnsale an der Scheibe bildeten. Einzigartiger Ausblick - bei schönem Wetter und im Sommer vielleicht. Nun gut, der Blick ins Grüne war schon nicht schlecht, besser als auf das stählerne Sonycenter allemal. Das Hemd wanderte zum Jackett, die Hose folgte auf dem Fuß.


Das Hotelbett

Er riss die rubinrote Tagesdecke vom Bett und schlüpfte unter die Decke. Hach, das tat gut! Wohlig lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Halt! Er nahm rasch die Fernbedienung und stellte den Fernseher an. Er würde zwar kein Wort verstehen von dem was da vor sich ging, aber es würde ihn am Einschlafen hindern. Oder sollte er zur Sicherheit den Weckdienst beauftragen? Ach Quatsch, das deutsche Fernsehprogramm war sicher nicht sehr einschläfernd.






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