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Author's Chapter Notes:

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Weiteres Treffen mit Miss Latimer - und keine Rettung in Sicht?

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Er hatte einen Termin bei Miss Latimer, doch er war etwas zu früh gekommen und musste warten. Im Vorraum lagen ein paar Zeitungen aus und er blätterte gelangweilt ein Boulevardblatt durch. Immer der selbe Kram! Unscharfe Fotos, abstruse Stories, Papparazzi wohin das Auge reichte. Er legte die Zeitschrift beiseite, als ihm ein kleines Bild auf dem Cover ins Auge fiel.

Die Macfadyens! Harry schlug schnell die entsprechende Seite auf und da stand es: Die Beiden hatten einen gesunden Sohn bekommen! Mutter und Kind waren wohlauf. Im Stillen gratulierte er den Beiden von Herzen. Sie hatten etwas geschafft, was ihm noch nicht gelungen war. Sie hatten eine Familie und er hoffte für sie, dass sie ihrer Liebe und ihrer Kinder willen den Mut hatten, an ihrer Beziehung zu arbeiten, egal was auch auf sie zukam.

„Mr. Kennedy, was für eine Überraschung! Kommen Sie doch bitte herein, wie schön sie zu sehen!“
Er betrat Miss Latimers Büro.
Sie kam um den Tisch herum, dieses Mal umrundete geschickt ihre Handtasche. Sie packte ihn am Oberarm und zog in förmlich in ihr Büro, um ihn dann kurzerhand in den Stuhl vor ihrem Tisch zu drücken.

Augenblicklich bereute Harry, dass er sich nicht die Mühe gemacht hatte einen anderen Makler zu finden. Er sah ernsthafte Schwierigkeiten auf ihn zukommen. Miss Latimer, mit einem recht kurzen Rock bekleidet, setzte sich auf die Kante des Schreibtisches, direkt vor seiner Nase. Noch ein bisschen näher und sie könnte sich auch gleich auf seinen Schoß setzen. Sie rutschte hin und her und zupfte an ihrem Rock herum, doch die Knie würde er in diesem Leben nicht mehr bedecken.

Harry rutschte auf seinem Stuhl ein Stück zurück, um etwas auf Distanz zu gehen, viel nutzte es nicht.
„Was haben wir denn für ein Problem? Wie kann ich Ihnen helfen?“ Sie beugte sich etwas vor und sah in strahlend an. Wir werden sicher kein Problem miteinander haben, niemals, dachte Harry.
„Sie haben es sich noch einmal überlegt mit dem Cottage, ja? Das habe ich mir gleich gedacht, dass Ihnen Dibley zu abgelegen ist. Wenn man die Stadt gewöhnt ist, dann kommt man sich dort so ganz verlassen vor, nicht wahr?“

„Nein, kann ich eigentlich nicht sagen. Ich möchte den Kaufvertrag keineswegs rückgängig machen, deshalb bin ich nicht gekommen, Miss Latimer. Ich möchte Sie bitten, sich um den Verkauf meiner Wohnung in
Shoreditch zu kümmern. Hier habe ich Ihnen sämtliche Unterlagen mitgebracht, Pläne, Auszüge aus dem Grundbuch, Besitzurkunden ... alles was Sie brauchen, um die Wohnung an den Mann zu bringen!“

Mr. Kennedy, Harry ... ich darf Sie doch Harry nennen? Harry, wollen Sie nicht noch einmal darüber schlafen? Ich kann nicht glauben, dass Sie diese Wohnung wirklich verkaufen wollen!“ Sie rückte noch ein Stück näher und Harry versuchte vorsichtig mit dem Stuhl zurückzurutschen, was ihm nur bedingt gelang. Es wurde immer eindeutiger und Harry gratulierte sich nicht gerade zu der Idee, diesen Auftrag ausgerechnet ihr zu übergeben. Prima hast du das hingekriegt, mein Lieber. Sie rückte ihm immer mehr auf die Pelle.

Die Tür zum Büro öffnete sich, und die Sekretärin kam mit einem Tablett herein und brachte den Tee. Miss Latimers Gesicht verzerrte sich zu einer Maske, dann feuerte sie ein paar bitterböse Blicke auf die junge Frau ab, die es gewagt hatte zu stören! Er wollte keine Tee, er wollte auch nicht mit dieser Frau sprechen, eigentlich wollte er die ganze Angelegenheit nur noch mit einem gewissen Maß an Würde hinter sich bringen. Wenn ihr das schon nicht gelang, so wollte er doch wenigstens sein Bestes geben.

„Miss Latimer, sind Sie in der Lage einen geeigneten Käufer für die Wohnung zu finden, oder nicht? Ich müsste mich sonst nach einem anderen Makler umsehen. Das würde viel Aufwand für mich bedeuten, insofern liegt mir viel daran, dass Sie die Aufgabe erledigen ....“ seine Stimme wurde lauter.
„Annabelle für Sie, Harry! Sie können sich ganz auf mich verlassen! Sie werden zufrieden sein. Ich muss mir die Wohnung natürlich ansehen, damit ich mit ein Bild machen kann!“

Oh Gott, daran hatte er gar nicht gedacht! Ein Fehler, Harry, ein Fehler! Unterschätze niemals die Miss Latimers dieser Welt! Eigentlich hätte er sich geschmeichelt fühlen müssen, doch es war ihm nur lästig!
„Genügen Ihnen diese Pläne nicht?“ fragte er vorsichtig.
„Mr. Kennedy ... Harry, natürlich nicht. Will ich einen Käufer finden, muss ich die Einzelheiten wissen. Niemand kauft eine Katze im Sack!“

Außer mir! Eine Lösung musste her, allein in seiner Wohnung mir ihr! Da war die Katastrophe vorprogrammiert! Aber er sah keine Lösung! In den 15 Jahren, die er jetzt in London lebte, war er niemals in Kontakt mit einem Nachbarn gekommen. Ein Gruß im Treppenhaus, das war alles. Er würde den Schlüssel keinem seiner Nachbarn anvertrauen, geschweige denn ihn eine Führung durch seine Wohnung machen lassen.

Da fiel ihm Jack ein! Ja, das war eine gute Idee. Sein schwuler Arbeitskollege Jack. Ihm konnte er vertrauen und Miss Latimer konnte soviel baggern wie sie wollte, hier würde sie auf Stahl treffen. Jack sah gut aus, keine Frage – und Miss Latimer könnte soviel zweifelhaften Charme auffahren, wie es ihr beliebte, keine Chance!

„In Ordnung, Miss Latimer,“ insgeheim musste er bei der Vorstellung grinsen, „ich werde das arrangieren.“
„Prima, Harry. Geben Sie mit einfach Ihre Handy Nummer und ich werde mich bei Ihnen melden!“
„Das ist keine gute Idee,“ platzte er heraus, es war überhaupt keine gute Idee! „Mein Mobiltelefon ist meistens abgeschaltet. Ich werde mich in den nächsten Tagen bei Ihnen melden und wir vereinbaren einen Besichtigungstermin, einverstanden?“
„Aber natürlich, Harry.“ Na, die würde sich wundern!

Draußen auf der Straße atmete er tief durch. Das war erledigt. Aber er war es auch und kaum betrat er seine Wohnung, begann das Telefon zu klingeln. Ein Schreck durchfuhr und er schaute hastig auf die Uhr. In Kanada war es mitten in der Nacht. Justine konnte es eigentlich nicht sein. Miss Latimer? Seine Festnetz-Nummer hatte sie ja. Oh Gott, was könnte sie denn jetzt noch von ihm wollen? Wahrscheinlich eine Verabredung! Er stöhnte gequält auf.






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