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„Harry!“ Geraldine sah ihn an. Schweigend nahm Harry ihr die Jacke ab und führte sie ins Wohnzimmer.
„Harry, du sagst ja gar nichts!“
Er ließ sich auf dem breiten Sofa nieder und öffnete einladend seine Arme. Sie lächelte, setzte sich zu ihm und kuschelte sich an ihn.
„Meine Süße!“, flüsterte er und presste sie fest an sich. Ihr Kopf lag an seiner Brust und er senkte sein Gesicht. Ihre Haare kitzelten ihn an der Nase... sie roch so gut!

„Harry?“
„Schhhh!“ flüsterte er und streichelte ihr zart über das Gesicht. Ihre Haut war wie Samt. Seine Finger glitten an ihrem Hals hinab, bis zum Ausschnitt ihrer Bluse. Seine Hand verharrte dort, er konnte ihren Herzschlag spüren. Sie seufzte und klammerte sich an ihn. Langsam hob sie das Gesicht und blickte auf seinen Mund. Er sah diesen Blick und das Verlangen in ihren Augen. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und schimmerten zart. Er konnte nicht widerstehen, er musste sie küssen. Seine Augen schlossen sich nicht, er wollte sie ansehen, immerzu. Er atmete tief ein und seine Lippen berührten ihre.

Nur der Hauch eines Kusses. Sie stöhnte leise auf, umfasste mit der Hand seinen Nacken und zog seinen Kopf zu sich. Ihre Mund umschloss seine warmen Lippen und er spürte ihre Finger in seinen Haaren.
Sein ganzer Körper vibrierte, seine Hände zitterten. Er wollte mehr von ihr, jetzt und hier. Seine Hand suchte den obersten Knopf ihrer Bluse und öffnete ihn, seine Lippen erforschten ihre, seine Zunge strich vorsichtig über die Innenseite ihrer süßen Lippen.

Doch sie zuckte zurück und löste sich wieder von ihm. Im sanften Licht der roten Lampe, wirkten ihre Augen noch größer und schöner. Harry war erstaunt über dieses warme, weiche Licht, das den ganzen Raum verzauberte.
„Harry, warte einen Augenblick!“
Er sah sie fragend an. „Was gibt es, mein Herz?“
„Wo ist Rosie eigentlich? Nicht dass… dass sie unerwartet hereinplatzt, wenn…“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende.
Harry setzte zur Erklärung an: „ Gerry, sei unbesorgt, es wird niemand hereinplatzen, denn Rosie hat sich heute früh auf den Weg zu unseren Eltern gemacht. Sie wird sie, so hoffe ich, schonend auf unsere baldige Hochzeit vorbereiten. Ich selbst werde Mum und Dad morgen dann anrufen. Du siehst, es wird uns keiner in unserer Zweisamkeit stören. Möchtest du gerne auch einen Schluck Wein?“

Geraldine nickte und er holte ein Glas aus der Küche. Zurück bei ihr auf dem Sofa schenkte er ihr ein. Sie prosteten sich zu: „Auf unser Glück“, sagte Harry. „Auf die Hochzeit“, sagte Geraldine. Er lächelte glücklich. „Ja, auf die Hochzeit, natürlich.“ Nachdem er einen Schluck des mundigen Rotweins getrunken hatte, stellte er das Glas auf dem Tisch vor ihm ab. Mit glühenden Augen schaute er seine Verlobte an, die ihrerseits gerade am Glas nippte. „Soll ich ein wenig Musik anmachen?“

Sie nickte stumm, hielt sich an ihrem Glas fest. Harry stand aber nicht auf, sondern fischte nur eine Fernbedienung zwischen den Polstern hervor und drückte kurz darauf herum. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sich die leicht rauchige Stimme von Jon Bon Jovi vernehmen ließ, der nun im Hintergrund leise „Bed of Roses“ sang. Sehr langsam wandte Harry sich nun Geraldine zu, nahm ihr das Glas aus ihrer leicht zitternden Hand und stellte es neben sein Glas auf den Tisch.

„Wo waren wir vorhin stehen geblieben?“ fragte er mit sinnlich vibrierender Stimme. Geraldine fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen und hauchte: „Ich glaube, du wolltest mich gerade von dieser zirkuszeltähnlichen Bluse befreien.“
Er grinste anzüglich: „Ach, wollte ich das? Ich kann mich gar nicht mehr erinnern!“
„Harry!“ Sie schlug ihn in gespieltem Ernst auf den Arm. „Du bist ein Scheusal! Ich bin nicht hergekommen, um mich von dir ärgern zu lassen.“
Er neckte sie noch ein bisschen weiter: „Nicht? Warum denn dann? Sag es mir, liebste Geraldine.“

Aber sie ließ sich nicht in die Falle locken. „Ich wollte mir dir über die Hochzeit reden.“
„Über die Hochzeit, soso!“ Er beugte sich weiter zu ihr rüber, strich mit seinem warmen Atem über ihren Hals, so dass sie leicht erbebte. „Ja, wenn das so ist, dann höre ich natürlich sofort auf mit allen Zärtlichkeiten und wir wenden uns sachlicheren Themen zu.“
Gerry schrie auf: „Untersteh’ dich!“ Sie umfasste sofort wieder seinen Nacken und zog ihn weiter zu sich. „Harry, können wir nicht nachher über die Planungen für die Hochzeit reden?“
„Nach was?“ fragte er. Er wollte es aus ihr rauskitzeln, unbedingt. Jon Bon Jovi ging in seine nächste Runde, Harry hatte auf Endlosschleife gedrückt.

Jetzt sah Geraldine ihn mit großen Augen an: „Liebe Güte, kannst du blöd fragen! Nach dem wir es endlich zusammen getrieben haben, natürlich!“
Harry schlang beide Arme fest um seine Verlobte und lachte laut los. „Mein Schatz, du bist einfach köstlich! Was würde ich nur ohne dich machen?“ Er sah sie an und wusste sofort, dass sie wieder eine freche Antwort auf der Zunge liegen hatte, also beeilte er sich, sie schnell zu küssen, damit sie nicht kontern konnte.

Sie schmolz unter seinen Küssen und Zärtlichkeiten hin wie Butter in der Sonne. Gut, wenn sie es darauf angelegt hatte! Harry übte keinerlei Zurückhaltung mehr. Einen kurzen Moment lang durchzuckte ihn die Frage nach der Verhütung, aber es kam ihm zu profan vor, jetzt damit anzufangen. Sie machte ihn so rasend, dass er sowieso kaum noch klar denken konnte. Alles an ihr war weich, zart, sanft, mit einem Wort traumhaft. Im Schein der roten Stehlampe und im Flackern des Kaminfeuers kam sie ihm ungeheuer schön und wie eine Märchengestalt vor. Doch sie war nur äußerlich so anzusehen. In ihren Aktionen und Reaktionen glich sie eher einer starken Raubkatze, einer Tigerin. Sie war wild, ungezügelt und fordernd. Sie ließ ihn kaum zu Atem kommen.

„I wanna lay you down on a bed of roses“. Sie kullerten beide vom ledernen Sofa herunter und landeten auf dem weichen Fell vor dem Kamin. Die Hitze der Flammen schlug ihnen verstärkt entgegen und machte es nun dringend notwendig, dass man sich der Kleidung entledigte. Harry machte sich ungeduldig an den Knöpfen der Bluse zu schaffen, doch sie kürzte den Prozess kurzerhand ab und zog sich das gut Stück einfach über den Kopf. Er kam nicht dazu, sie sich anzusehen, denn sie beugte sich über ihn, um ihn mit ihren Küssen in den Wahnsinn zu treiben. Stirn, Nase, Mund, Ohren, Hals, nichts war sicher vor ihren stürmischen Attacken. Sein Pullover folgte ihrer Bluse, sein Hemd war schneller aufgeknöpft, als er hätte ‚Harry’ sagen können. Als sich ihre Finger auf der bloßen Haut seiner Brust entlang tasteten, entfuhr ihm ein lautes Stöhnen. Das brennende Gefühl, das ihre rastlosen Finger dabei hinterließen, war sicher nicht auf die Nähe des Kaminfeuers zurückzuführen. Er gebot ihr Einhalt, indem er ihre Handgelenke festhielt. Er zog sie zu sich herunter, schenkte ihr einen feurigen Kuss. Er kostete die Süße ihres Mundes, spürte die Reihe ihrer Zähne, seine Zunge forschte jeden Winkel aus.

Er fieberte hungrig dem Augenblick entgegen, wo er mit ihr vereint sein würde. Er konnte es kaum noch aushalten, so sehr hatte sie ihn angeheizt. Sie wälzten sich wieder ein Stück herum, nun war er in der Lage, sie ebenso überall zu küssen, wie sie es zuvor mit ihm getan hatte. Langsam arbeitete er sich von ihrem Mund über ihr Kinn und ihren Hals zu ihrem Oberkörper herunter. Sie hielt stellenweise immer mal wieder den Atem an. Er sah sie an, voller Bewunderung, eine ganze Zeit lang: „Du bist so wunderschön. Wie du hier vor mir liegst, wie eine wundervolle aus Alabaster geformte Statue. Ich liebe dich, Gerry!“

„So etwas hat noch niemals zuvor jemand zu mir gesagt“, flüsterte sie ihm erregt ins Ohr. „Wie ich dich sehe, kann ich eigentlich gar nicht beschreiben. Dafür fehlen mir die Worte. Mir ist, als hätte ich eine griechische Gottheit neben mir liegen. Es kommt mir sehr, sehr unwirklich vor. Und wie sehr ich dich liebe, kann ich ebenfalls nicht in Worte fassen.“

Er hatte sich inzwischen von seiner engen Jeans befreit und kniete sich hin: „Süße, leg dich hin, ich massiere dir den Rücken!“
Das ließ sich seine Verlobte nicht zweimal sagen. Sie drehte sich wohlig seufzend auf den Bauch, während er seine Massage anfing. Alles was er da knetete und bearbeitete, wurde wieder und wieder von zarten Küssen unterbrochen. Ihr Stöhnen wurde ab und zu von seinem Seufzen begleitet. Dann legte er sich hin, zog ihren Körper ein Stück zu sich heran, so dass auch sie halbseitlich neben ihm lag. Er umschlang sie mit seinen starken Armen und sie spürte seine Wärme, besser gesagt, seine Hitze, die nun eindeutig von seiner Körpermitte ausging. Alles Weitere ergab sich nun von selbst.

David Horton machte einen abendlichen Spaziergang. Bei Geraldine im Pfarrhaus war kein Licht gewesen. David fragte sich, wo sie wohl sein konnte. Sie hatte nicht gesagt, dass sie abwesend sein würde. Komisch. Langsam schlenderte David Horton weiter, um die Ecke Richtung Sleepy Cottage. Aus einem der Fenster schimmerte ein sehr rötlicher Schein. David Horton machte sich Sorgen. Was, wenn dieser Kennedy seinen Kamin unbeaufsichtigt gelassen hatte und da nun etwas außer Kontrolle geraten war?

Dibley selbst hatte keine Feuerwehr, es hatte in den letzten Jahren, ja um nicht zu sagen Jahrzehnten, lediglich zweimal im Ort gebrannt. Einmal war ein Schafschuppen bei Owen Newitt abgefackelt, weil dieser seine Pfeife aus Versehen ins trockene Stroh hatte fallen lassen und das andere Mal hatte eine große Erle hinter der Kirche durch einen Blitzschlag Feuer gefangen. Jedoch konnte unter Umständen alles zu spät sein, bis man die Wehrleute aus Cranford hergeholt haben würde. Deswegen beschloss er, sich die Sache sicherheitshalber mal durch das Fenster anzusehen und trat näher.

Was er da sah, ließ ihm den Atem stocken! Nun wusste er auch, wo sich Geraldine herumtrieb, im wahrsten Sinne des Wortes. David Horton sah zwei ineinander verschlungene, nackte Körper sich auf einem großen, schafähnlichen Fell vor dem Kamin des Cottages winden. Ein Körper gehörte zweifelsfrei Geraldine, der andere ebenso zweifelsfrei diesem Harry. Erst lagen die beiden zwar Bauch an Rücken, was aber nicht darüber hinweg täuschen konnte, dass sie sich in eindeutigen, rhythmischen Bewegungen ergingen. David Horton wollte sich soeben konsterniert vom Fenster abwenden, als das Paar drinnen die Position wechselte. Und neugierig blieb er noch einen Moment und schaute nun mit Riesenaugen auf das sich auf und ab bewegende bloße Hinterteil von Mr. Kennedy!

Drinnen dudelte derweil Bon Jovi nimmermüde zum siebenunddreißigsten Mal „Bed of Roses“.





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