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Author's Chapter Notes:

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Traute Zweisamkeit und Alice war in Narnia

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Rosie konnte glücklicherweise ein paar Tage bleiben. Sie fand das Haus wundervoll und mit ihrer ureigenen Kreativität hatte sie Harry vieles abgenommen, und er war froh über ihre Hilfe. Sie hatte sich im Gästezimmer gemütlich eingerichtet und fühlte sich offensichtlich pudelwohl.

„Hier könnte man glatt Urlaub machen! Mir täte ein bisschen Entspannung gut. Die letzten Wochen waren echt hart für mich und ich darf gar nicht an die Zeit vor Weihnachten denken!“ sagte sie beim Frühstück am nächsten Morgen.
„Lass uns Jack und seinen geheimnisvollen Christopher einladen, dann greifen wir uns noch Geraldine, deine Heilige, und machen mal so richtig einen drauf in dieser Hütte!“
„Ich dachte, du brauchst Entspannung? Außerdem haben Jack und ich einen Job, auch wenn du frei hast, wir müssen ran!“
„Du bist ein richtiger Spielverderber. Dabei bin ich so neugierig und so gespannt auf Geraldine! Vikarin! Hattest du nicht schon mal mit einer was am laufen?“
„Nein, ich hatte mal eine Studentin kennen gelernt, die Theologie studiert hat! Aber mit der hatte ich nichts, ich hatte immer das Gefühl Gott schaut irgendwie zu!“
„Also, Harry! Wann lerne ich die geheimnisvolle Frau endlich kennen? Wollen wir sie nicht mal besuchen? Oder wir laden sie zum Tee ein, was meinst du?“

Harry grübelte. Wäre das nicht etwas zu überstürzt? Er wollte Geraldine nicht gleich mit seiner Schwester überfallen. Rosie trug das herz auf der Zunge, sie würde wahrscheinlich keinerlei Hemmungen haben, Geraldine sogleich nach dem Hochzeitskleid zu fragen.
„Du bist doch eben erst hier angekommen. Wir werden sie schon sehen, keine Sorge!“
„Hast wohl Angst, ich könnte etwas Falsches sagen! Ich seh’s dir an der Nasenspitze an. Meine Güte Harry, du bist ja richtig aufgeregt. Meinst du, es sei zu früh ihr deine Schwester vorzustellen? Mit der Familie in ihr Haus einzufallen? Gib’s zu und sieh mich nicht so an wie eine Kuh, wenn’s blitzt. Ich durchschaue dich doch immer, das weißt du doch, Schatz!“

„Du kannst in mir lesen, wie in einem Buch. Hör mal Rosie, ich will sie nicht gleich um ihre Hand bitten...“
„Das tu mal lieber schnell, bevor sie dir noch einer vor der Nase wegschnappt! Und Jack und ich richten die Junggesellenparty aus, das wird ein Spaß!“
Harry stöhnte und legte die Hand auf die Stirn: „Ihr beide habt echt eine Macke! Jetzt fängst du auch noch mit der Party an...“
„Wieso kam Jack auch schon auf die Idee, weiß er von Geraldine?“
„Der hatte die Idee mit der Party schon, bevor ich sie überhaupt kennen gelernt hatte!“
„Na also, wir wissen eben, was gut für dich ist. Vertraue uns nur voll und ganz, dann klappt das auch! Und wenn du mit dem Besuch bei ihr noch warten willst, dann tun wir das eben. Ich habe noch Zeit, und kann ein paar Tage bleiben. Vielleicht begegnen wir ihr ja auch mal ganz zufällig!“ Sie lächelte ihn verschmitzt an und klatschte in die Hände. Sie hatte richtig Spaß hier, offensichtlich war sie bester Stimmung und dann hatte sie umso ausgefallenere Ideen. Harry kannte alle ihre Launen!


Es war wie verhext. Rosie war jetzt seit drei Tagen in Dibley, doch Geraldine hatte sie noch nicht kennen gelernt. Sie wohnte nur um die Ecke, doch Harry bekam sie nicht zu fassen.
Zunächst hatte er alleine bei ihr angeklopft, sie war scheinbar nicht zuhause. Als Rosie und er von einem Spaziergang zurückkamen, versuchten sie es gemeinsam. Auch ein Anruf hatte nichts gebracht, offensichtlich war sie sehr beschäftigt. Mittlerweile war Harry so gespannt darauf, wie Rosie Geraldine wohl finde möge, dass er beim Gedanken daran richtig unruhig wurde. Und sie war einfach nicht aufzutreiben.

In seiner Verzweiflung fragte er sogar Mr. Trott, den Organisten der Gemeinde, den er bei seinem ersten Besuch in Dibley kennen gelernt hatte. Harry hatte das Orgelspiel von draußen schon gehört und die Kirche betreten. Die Musik und die Atmosphäre hatten ihn wieder zum Träumen verleitet. Dieses Mal sah er die Frau, die durch den Gang auf ihn zukam, ja es war Geraldine! Alice folgte ihr in einem Anzug – und, nein, jetzt ging die Fantasie komplett mit ihm durch. Er hatte keine Erklärung dafür, doch ihm fiel plötzlich die BBC Serie Doctor Who ein!

Der Mann an der Orgel war auch Mitglied des Gemeinderates und nach vielen nein, nein, nein ... war er endlich damit herausgerückt. Geraldine hätte niedergeschlagen gewirkt, hatte er endlich Auskunft gegeben. Harry war sich nicht sicher gewesen, was er davon halten sollte und hatte den Alten nicht weiter ausgequetscht.
Niedergeschlagen? Das konnte viele Gründe haben und musste nicht undbedingt mit ihm zusammenhängen, oder? Außerdem, was wusste Mr. Trott schon?

Er hatte die Kirche bedrückt verlassen und war schnurstracks zum Pfarrhaus hinüber gegangen. Sein Herz hatte wie wild gepocht, ein ungutes Gefühl hatte ihn ergriffen. Doch die Tür wurde nicht geöffnet und Harry hatte die Stirn gegen das kühle Holz gelehnt und tief durchgeatmet.

Am Tag danach hatte er Alice im Laden getroffen und sie dann ein Stück des Weges begleitet. Auch sie hatte er nach Geraldine befragt, schließlich waren sie gute Freundinnen. Alice hatte wie immer in Rätseln gesprochen!
„Harry! Geraldine ist eine sehr beschäftigte Frau, sie hat hier sehr wichtige Aufgaben und wird von ihnen sehr in Anspruch genommen!“
Sehr, sehr, sehr ... hatte Harry gedacht, und weiter? Er war jedoch geduldig gewesen und hatte sie nicht weiter bedrängt.

Doch sie hatte wohl offensichtlich den Verstand verloren, denn sie hatte ihn ernst angeblickt und gesagt: „Wahrscheinlich ist sie in Narnia! Dahin geht sie manchmal!“
„Narnia?“ Harry hatte sie völlig konsterniert angestarrt und war stehen geblieben. Was für eine absurde Idee!
„Jaaaaa .... glauben Sie mir, Harry – Narnia! Dieser grüne Schrank!“
Nein, sag es nicht ... doch sie sagte es.
„Der grüne Schrank in ihrer Diele! Dadurch muss sie gehen, dann kommt sie ...“
„Nach Narnia?“ hatte Harry resigniert gefragt.
„Genau, hat es bei Ihnen auch geklappt? Bei mir wohl nicht! Ich habe gerufen und gerufen ... „Mr. Tumnus“ ... aber es hat nichts genutzt, es hat sich nichts getan!“

Harry hatte sich an die Stirn gefasst, vielleicht war ja alles auch ein Traum? Ein Traum, wie in der Kirche vorhin!
„Und ich habe überlegt ... hm ... Geraldine verschwindet ab und zu und ich befürchte, sie macht dann einen Ausflug dorthin!“
“Nach Narnia?“ Harry konnte nicht wiederstehen und musste noch einmal nachfragen. Er schüttelte den Kopf, das war ganz bestimmt ein Traum – ein Albtraum!
„Ja, nach Narnia!“ hatte Alice gesagt und ihn ganz ernsthaft mit weit aufgerissenen Augen, durch ihre Brille hindurch angesehen. Harry hatte geseufzt, das hatte wohl keinen Zweck.

Alice jedoch hatte das Gespräch keineswegs als beendet angesehen, denn sie hatte ihn nun ihrerseits neugierig ausgefragt: „Sagen Sie mal, aus Geraldine war es ja nicht so recht herausbringen, aber Sie werden es mir sicher sagen: Haben Sie eigentlich schon einmal ihren lila Porsche bei ihr eingeparkt?“
Harry hatte erneut gedacht, er hätte sich verhört: „Wie bitte? Ich verstehe nicht ganz…“
Doch Alice hatte gelacht, ihn leicht in die Rippen gestoßen und ihre Frage fröhlich wiederholt: „Na, ob Sie schon einmal ihren lila Porsche bei Geraldine…“ Weiter war sie nicht gekommen, da Harry von einem Hustenanfall förmlich durchgeschüttelt worden war. Alice hatte ihn nur noch viel sagend angegrinst und war um die Straßenecke verschwunden

Jetzt im Nachhinein, erschien ihm diese Szene als unwirklich. Er konnte nicht glauben, dass er mit Alice mitten in Dibley auf der Straße gestanden und über Geraldines eventuelles Verschwinden in Narnia sowie einen eindeutig zweideutig gemeinten lila Porsche gesprochen hatte!
Er musste unwillkürlich lachen. Rosie und er saßen bei einer Tasse Tee zusammen und seine Schwester sortierte seine CD’s nach dem Alphabet.

„Hör mal Harry, gibt’s hier eine Videothek? Wir könnten uns heute Abend einen schönen Film ansehen, was meinst du?“
„Hier in Dibley doch nicht. Hier ist man über einen kleinen Laden und einen Pub froh, aber eine Videothek? Wie kommst du denn da drauf!“
„Ich hätte mal Lust auf was richtig Romantisches. Jack und du, ihr habt mich in die richtige Stimmung gebracht. Weißt du ... so was Schönes, ein bisschen verstrickt das Ganze, aber mit Happy End. So nach der Art, sie lieben sich, wissen es auch, wollen es nicht wahr haben und irgendwann raffen sie’s dann doch und fallen sich im Abendrot in die Arme, oder so!“

„Rosie, du erstaunst mich. Seit wann fährst du denn auf so was ab?“ Harry blickte sie konsterniert an, seine Schwester und eine Romanze?
„Wieso denn? Ich mag auch mal was zum Schmachten. Etwas zu Herzen gehendes braucht jeder mal!“
„Also, da musst du mit dem TV vorlieb nehmen. Schau doch mal nach, was sie bringen!“
„In der Glotze, was soll’s da schon Gescheites geben? Gib mal die Zeitung rüber, ich schau mal nach. O.k. – das ist schon mal nix Gescheites, hier auch nicht ... halt, ja genau, das ist etwas für mich und meine romantische Ader, ach! Da kommt Pride and Prejudice! Ja, ist es denn zu fassen. Der läuft schon auf BBC! Unglaublich! Und da spielt auch noch dieser unverschämt gut aussehende Macfadyen mit. Meine Güte, hab’ ich ein Glück!
„Macfadyen? Matthew Macfadyen? Das ist wirklich ein Zufall!“
„Wieso, magst du ihn? Du heißt doch nicht Jack, der fährt auf solchen großen, attraktiven Männer ab, aber du?“

„Nein, natürlich nicht, was denkst du denn? Aber du wirst es nicht glauben, ich kenne ihn! Ich meine, ich habe ihn in einem Pub in London gesehen, wir waren zusammen auf der Toilette!“
„Nein! Das ist ja der absolute Hammer! Ihr wart zusammen pinkeln?“ Rosie lachte laut los und schlug sich vor Begeisterung auf die Schenkel. „Ich stell mir das gerade bildlich vor! Ihr beide – gemeinsam auf dem Klo! Harry, du bist unschlagbar!“
„Ja, und nicht nur das. Halt dich fest: Seine Frau sieht dir unglaublich ähnlich! Ich dachte zuerst wirklich, du wärst es.“
Jetzt allerdings hatte es Rosie gänzlich die Sprache verschlagen!






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