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Author's Chapter Notes:

 

Die "Gefahr" liegt hier wohl eher im Aufwachen... oder im Erwachen, weil's in dem Fall mitten in der Nacht geschieht. Zwei Bilder zum Kapitel im RA-Forum!










 

Er wachte auf, weil ihn jemand an der Schulter rüttelte: „David? Bist du wach?“

Mühsam schlug er die Augen auf, hätte es  aber genauso gut lassen können, weil kaum Konturen von Gegenständen im Raum erkennbar waren. David? Ach, natürlich…

„Jetzt schon. Was ist denn nun schon wieder?“

„Ich habe Durst und wollte nach deiner kleinen Lampe fragen.“

Er tastete im Dunkeln nach seinen Sachen, die vor dem Bett auf dem Boden lagen und fand das gesuchte Teil. Schläfrig drückte er ihr die Schlüssel samt Leuchte in die Hand und suchte sich eine gemütliche Position im Bett, um wieder einzuschlafen. Doch als das schwache Licht anging, plagte ihn zu sehr die Neugier und er beobachtete wie Sybil sich aus dem Bett schälte, um zum Wasserhahn des ins Zimmer integrierten Bads zu marschieren.

Ihre kastanienbraunen Haare, die sie am Abend zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, hingen nun lose herab, teils in wirren Locken, teils in geraden Strähnen. Als sie sich vom Bett entfernte, konnte er nur noch ihren Umriss erkennen und hören wie der Wasserhahn rauschte.

Einem Impuls folgend sprang er aus dem Bett und kam zu ihr in den Bereich des Bades.

„Ich trinke auch einen Schluck.“

Er hielt seinen Mund an die Öffnung der Armatur und ließ einen großen Schluck Wasser hineinlaufen. Am daneben hängenden Handtuch wischte er sich den Rest Wasser ab und drehte den Kopf in ihre Richtung. Das kleine LED-Licht in ihrer Hand blendete ihn, so dass er die Augen zusammenkniff. So winzig diese Funzel auch war, aber wenn man sie direkt auf das Gesicht einer Person hielt, wurde es unangenehm für den, der davon angestrahlt wurde.

„Vielleicht geht der Strom ja wieder?“

Er zuckte mit den Schultern und antwortete: „Wir können es gerne probieren, anstatt mir ins Gesicht zu leuchten, könntest du freundlicherweise das Lämpchen auf den Lichtschalter hier richten, danke.“

Sie bewegte den Lichtkegel von ihm weg und fand im Schein der Lampe den Schalter fürs Deckenlicht. Doch als sie ihn betätigte, tat sich nichts.

„Ich schlage vor, wir gehen wieder ins Bett. Es ist auch ziemlich kalt mittlerweile, die Zentralheizung arbeitet ohne Strom halt auch nicht. Und einen Kamin haben wir nur unten.“

Mit diesen Worten ging er zurück zum Bett und legte sich wieder hin. Dann erlosch plötzlich die kleine Lampe in ihrer Hand.

„David, ich glaube die Batterie ist leer.“

„Das glaube ich auch. Ich sagte ja, dass die nicht ewig hält.“

„Ich finde den Weg nicht ohne Licht.“

„Lauf einfach geradeaus, dann fällst du mehr oder weniger ins Bett hinein.“

„Kannst du bitte die Kerze anzünden?“

Er murmelte unterdrückte Flüche vor sich hin und suchte nach der Kerze und seinem Feuerzeug.

Im Schein dieses deutlich weicheren Lichtes, das nicht blendete, kam sie aufs Bett zu. Er fühlte, wie ihn völlig ungewollt eine heiße Welle sexueller Erregung durchspülte und schloss die Augen, um das anregende Bild einer jungen Frau, die mit zerzaustem Haar, sein Sweatshirt tragend, auf ihn, der in einem weichen, warmen Bett lag, zuschritt. Reiß dich zusammen, Mann!

Er entspannte sich ein klein wenig, als er fühlte wie sie sich neben ihn legte und fragte mit leicht belegter Stimme: „Kann ich die Kerze wieder ausmachen?“

„Klar. Und… danke.“

„Wofür?“

„Für alles. Für deine Gastfreundschaft, deine Hilfsbereitschaft und… all das.“

„Keine Ursache. Wir sollten nun schlafen.“

„Sicher. Gute Nacht.“

Als er ihren Atem an seinem Ohr spürte, hielt er die Luft an. Der Kuss auf sein linkes Ohr war sicher nur als Zeichen ihrer Dankbarkeit gedacht, dennoch… mit einem Laut, der sowohl Unmut als auch Erleichterung ausdrückte, stellte er die Kerze auf den Konsolentisch neben dem Bett und drehte sich zu ihr hin. Sein Blick ruhte nicht einmal eine Sekunde lang auf ihr, dann verschmolzen auch schon ihre Münder miteinander.

„Es fühlt sich viel besser an, wenn ich in deinen Armen liege. Ich habe keine Angst mehr vor dem Sturm, vor dem kalten Haus ohne Strom, vor der tosenden See da draußen und nicht einmal vor Morgen, wenn ich an mein Autowrack denke, dass geborgen werden muss.“

Er lachte trocken und strich ihr zart über die brünette Haarpracht.

„Es muss nicht. Es kann dort liegen, bis wir uns dafür entscheiden, einen Abschleppdienst anzufordern. Ich habe das Cottage fürs ganze Wochenende gemietet und nun ist gerade erst der Freitag angebrochen.“

Sybil richtete sich halb auf, wobei ihr die Decke ein gutes Stück herunterrutschte und den Blick auf ihren nackten Oberkörper freigab. Die Kerze am Bett war nicht mal mehr ein halbes Inch an Wachs hoch und würde in Kürze gänzlich erlöschen, doch noch war ihre Blöße gut zu erkennen.

Er lächelte anerkennend, als er nochmals ausgiebig betrachtete, was er zuvor bereits mit Händen und Mund erkundet hatte.

„Ich könnte noch zwei weitere Nächte mit dir hier verbringen? Sicher?“

Er nickte bekräftigend.

„Na, das ist ein Angebot, zu welchem ich kaum Nein sagen kann. Und Vorräte wären auch genügend da?“

„Wenn du mir nicht alles wegfutterst, können wir durchaus damit auskommen, ja.“

„Ich werde mich bescheiden. Beim Essen jedenfalls…“

Sie warf ihm einen derart koketten Blick zu, dass er in schallendes Gelächter ausbrach: „Entzückende Aussichten!“

Verwundert schüttelte er den Kopf, als er im fahlen Licht des bleigrauen Morgens sah, wie Sybil sich ungeniert im offenen Bad bewegte und all das tat, was man gemeinhin in einem Badezimmer so machte. Zwar fegten die Sturmböen weiterhin ums Haus und auch der Strom war noch nicht wieder verfügbar, so dass man kein warmes Wasser hatte, doch schien es Sybil plötzlich viel weniger auszumachen.

Doch als er in vollem Adamskostüm aus dem Bett stieg, wurden ihre Augen riesig. „Oh… ähm… ja… du meine Güte!“

Sie platzte dann doch mit dieser spontanen Äußerung heraus, obwohl sie sich lieber auf die Zunge gebissen hätte.

Er umfasste ihre nackte Taille, nur ein Slip bedeckte bei ihr das Nötigste, und küsste sie auf eine Schulter: „Was ist? Noch nie einen nackten Mann gesehen?“

Sybil schluckte und fasste sich, dann erwiderte sie: „Alles gut, alles in Ordnung.“

Da es sehr kalt im oberen Stockwerk war, zogen sie sich entgegen aller körperlichen Anziehung rasch an und gingen nach unten. Wenn erst einmal Feuer im Kamin brannte und der Wohnraum warm wurde, konnte man diesem Verlangen immer noch dort nachgeben, und zwar ohne sich einen massiven Schnupfen einzufangen.

Als die Holzscheite entzündet waren und das Feuer prasselte, ging David in die Küche, um das Frühstück zu richten.

Ungefragt setzte sich auch Sybil in Bewegung und folgte ihm.

Doch er wies sie mit einer kurzen, abwehrende Geste zurück:  „Bleib du am Feuer sitzen, ich möchte nicht, dass du dich erkältest.“

„Und du?“

„Ich bin dicker angezogen. Außerdem beeile ich mich; wir frühstücken hier im Wohnraum.“

„Kein Teamwork diesmal?“

„Nicht nötig.“

In der Küche räumte er die verderblichen Vorräte aus dem Kühlschrank und packte sie in einen großen Korb, den er draußen vor die Verandatür stellte. Dort war es deutlich kälter als in einem Kühlschrank, der wegen des Stromausfalls nicht funktionierte. Und bei einem solchen Sturm lief man auch nicht Gefahr, dass Nachbars Katze um den Korb herumschleichen und sich notfalls daraus bedienen würde. Wobei der nächste Nachbar ohnehin recht weit von diesem Kliff-Cottage entfernt sein dürfte.

Mit geübter Routine machte er Frühstück und brachte es auf zwei Mal zu Sybil ans Feuer, das mittlerweile den Wohnraum schon spürbar angeheizt hatte.

Weil die Kaffeemaschine nicht ging, gab es nur Tee. Doch ansonsten ließ das Frühstück nichts zu wünschen übrig, es war alles da, was ein ordentliches English Breakfast so ausmachte.

Sybil grinste und konnte sich einer frechen Bemerkung nicht enthalten: „Du verwöhnst mich und untermalst somit zusätzlich das Bild, das du von mir hast.“

„Aha. Und das wäre welches Bild, bitte?“

„Das Bild einer Tochter aus feudalem Haus, die nur Personal rumkommandieren kann.“

„Präzise. Vielen Dank für die Bestätigung meiner Annahme und die Untermauerung meiner Meinung.“

„David!“

Doch er küsste sie beschwichtigend auf die Nasenspitze und grinste dabei lausbübisch.

 






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