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Author's Chapter Notes:

 

Es geht ans Eingemachte - Agent unterwegs in geheimer Mission!










 

Er passierte das Gate am Flughafen, wobei sein Pulsschlag weit höher als normal war. Die heiße Phase der Mission MILE hatte begonnen und gleich würde er in den Flieger nach Moskau steigen. Es fehlte nur noch die Spezial-Armbanduhr mit dem sich darin befindlichen Polonium. Niemand hatte gesagt, wann und wo genau er diese erhalten würde, es hatte lediglich geheißen ‚am Flughafen‘.

Deswegen staunte er nicht schlecht, als er am Einstieg in das Flugzeug von einer reizend lächelnden Stewardess zuvorkommend begrüßt und kurz angehalten wurde: „Mr. Worthington?“

„Ähm, ja?“

„Willkommen an Bord.“

Da sie allen einsteigenden Passagieren aus einem großen Korb Magazine oder Zeitungen reichte, fiel es nicht auf, dass die Zeitung, die sie Tom nun in die Hand drückte, ein winziges bisschen dicker in der Mitte war als alle anderen.

„Vielen Dank, sehr freundlich von Ihnen.“

Während des Fluges schaute er auf einem Laptop fingierte Unterlagen der natürlich ebenfalls fingierten Firma Worthington Consulting an, um keinerlei Verdacht auf sich zu lenken.

Auf dem Weg zum Flughafen hatte er ein letztes telefonisches Briefing vom Auto aus über eine abhörsichere Leitung zum MI5 erhalten.

„Denk dran, Tom, dass du mit dem Aussteigen aus dem Auto völlig auf dich allein gestellt sein wirst. Wir haben keinerlei Kontakt zu dir, weder visuell, noch über Funk oder sonstige akustische Verbindung. Wir wissen nicht, wo du wann sein wirst und was dir widerfährt. Sollte deine Tarnung auffliegen, sollte irgendetwas an MILE schieflaufen, müssen wir dich aufgeben. Ist dir das klar?“

Er hatte tief Luft geholt und dann, wie er es sich seit Tagen angewöhnt hatte, in seinem antrainierten amerikanischen Slang erwidert: „Vollkommen klar. Ich bin mir der gesamten Tragweite bewusst. Ein Scheitern des Einsatzes kommt meinem Todesurteil gleich.“

Erin hatte dies leise und deutlich bedrückt bestätigt: „So… so ist es, so leid es uns tut.“

„Macht euch keine Sorgen, es wird gelingen.“

„Das hoffen wir. Und nun viel Glück, Tom. Übrigens - dein Ami-Akzent klingt super, keiner wird Verdacht schöpfen. Gutes Gelingen - Mr. Worthington.“

Erin Watts wandte sich nach dem Telefongespräch ganz kurz  Dimitri Levendis zu, warf ihm einen verzweifelten Blick zu und drehte sich dann deprimiert weg von ihm. Er aber packte sie an der linken Schulter und zwang sie, ihn anzusehen.

„Er wird es packen. Ich bin ziemlich sicher.“

„Ziemlich? Das klingt nicht völlig überzeugt, Di.“

„Ich… ich bin hundertprozentig überzeugt, dass er es schaffen wird.“

„Nein! Bist du nicht! Genau wie ich es nicht bin! Das sind die Momente, in denen ich unseren Job hasse! Und versuche gefälligst nicht, mir etwas anderes einzureden!“

Er wich etwas von ihr und hob beide Hände halb in die Höhe: „Okay, okay. Ich sage nichts mehr. Natürlich ist es ein nicht unerhebliches Risiko. Wenn man aber etwas erreichen will, lassen sich diese Risiken nicht immer vermeiden.“

„Er hat Frau und Kind!“

„Er wurde nicht dazu gezwungen, es zu tun.“

„Ich fühle mich beschissen, ihn da hinein geschickt zu haben.“

„Das verstehe ich. Erin. Es wird gut gehen, bestimmt. Er wollte es tun.“

Sie seufzte: „Ja, ich weiß.“

Nachdem sie einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse genommen hatte, murmelte sie  leise, beinahe unverständlich, und ohne Dimitri anzusehen: „Mein Gott, ich liebe dich so sehr, Di.“

Es kam in einem absolut unerwarteten Moment, so dass er zunächst nicht wusste, wie er angemessen darauf reagieren sollte, aber dann lächelte er ihr zu, nickte und meinte ruhig: „Ich weiß.“

Im Vorbeigehen streifte sie seine Hand, sie erlaubten sich normalerweise keine großen Vertraulichkeiten im Grid, doch diese kurze, sanfte Berührung war wie ein Versprechen auf die kommende Nacht und auf viele noch folgende gemeinsame Nächte und Tage.

Wieder und wieder ging Tom alle im Voraus geplanten Schritte im Geiste durch. Auf der Bordtoilette legte er die präparierte Armbanduhr an und befasste sich in Simulation mit dem Auslösen des versteckten Mechanismus‘. Bei der Einreise nach Russland waren nur Pass- und eventuell Zollkontrollen zu erwarten, aber keine Röntgen-technische Durchleuchtung wie beispielsweise beim Einchecken. Seine Uhr würde also keinerlei Verdacht erregen.

Bevor die Handys und Laptops wegen des Landeanflugs wieder ausgeschaltet werden mussten, sah er sich noch einmal die Email von Mikhail Levrov an, die er vor wenigen Tagen, an Ryan Worthington gerichtet, erhalten hatte:

Bestätigte Treffen am 14. Juni 2011, früher Nachmittag, in Ostozhenka.

Genau die gleiche Mail las sich Gaspadin Levrov durch, als Tom sich dem abgelegenen, von grün umwucherten Gebäude, das hinter einem alten Friedhof in Ostozhenka errichtet war, näherte. Obwohl seine sicheren, aber weitgehend leisen Fußtritte in den braunen Maßschuhen kaum ein Geräusch verursachten, hob Levrov den Kopf, als würde er den Besucher nahen hören. Er war neugierig, was dieser ehemalige CIA-Mann ihm anzubieten hatte, gleichzeitig war er aber auch äußerst vorsichtig, denn er hatte in diesem schmutzigen Geschäft gelernt, bei solchen Anlässen stets auch unterschwellig alarmiert zu sein.

Der Bodyguard erschien am Tor, das unterhalb des Gebäudes in den festen, das Gelände umfassenden Drahtzaun eingelassen war.

Tom, gekleidet in Jeans, hellblaues Hemd und dunkelblauen Mantel, sagte sein Sprüchlein in ruhigem Tonfall auf: „Ich habe eine Verabredung mit Mikhail Levrov. Er erwartet mich.“

Der Gorilla öffnete anstandslos, weil offensichtlich bereits über sein Eintreffen informiert, das Tor und Tom trat äußerlich gefasst in die Höhle des Löwen.

Nun kam es auf jedes noch so kleine Detail an! 

 






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