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Ja, jetzt kommt unweigerlich die Frage nach dem berühmten Schubfach.  Wie man vermeidet, dahinein gesteckt zu werden. Und welcher Schauspieler möchte das überhaupt? In die Schublade, meine ich? Frage ich mal so in die Runde….
Hugh Grant, okay! Nein, ich lästere nicht über einen Kollegen, was ich hier sage, ist einfach eine Tatsache!
Aber sonst? Alle wollen doch möglichst vielseitig sein, nicht wahr?

Das Drehbuch macht es! Ich bin ein Drehbuchfreak, wirklich. Ich bekomme (okay, das ist der Vorteil wenn man es auf die A-Liste, zumindest in UK, geschafft hat), Dutzende von Drehbüchern zugesandt. Einen ganz geringen Teil sortiere ich schon gleich beim ersten kurzen Drüberschauen aus. Man kennt seine Pappenheimer schließlich.
Den Rest lese ich mir genauer durch. In der Badewanne! Total entspannend, kann ich jedem nur raten!

Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen! Und wie! Die Hälfte der gelesenen Drehbücher kann ich anschließend nicht nur wegen der Wasserschäden daran wegwerfen! Es wird echt viel Schrott produziert.
Doch zum Glück findet sich immer wieder ein Kleinod, das alle Mühen wert ist. Ich bilde mir ein, Drehbücher sehr gut auf ihr Potential einschätzen zu können und habe bislang auch noch nie daneben gelegen. Was echt für mich spricht, eingebildetes Ekel, das ich bin! *schief grins*

Gut, bei Shakespeare für ein großes Theater diskutiert man natürlich nicht! Das macht man einfach, basta!
Dummerweise ist man zeitlich leider eingeschränkt. Zwei Rollen sind mir wegen Terminüberschneidungen schon durch die Lappen gegangen. Blöd, aber manchmal nicht zu vermeiden.
Und Filme am Fließband abdrehen zu müssen liegt mir einfach nicht. Dann arbeite ich lieber gar nicht.

Wenn ich mich selbst für etwas besetzen könnte, wäre es wohl für eine Komödie! Letztes Jahr habe ich mal seit langem wieder ein bisschen mehr in diese Richtung gemacht. Vor etlichen Jahren habe ich mal in einer Ben Elton Komödie den Hanswurst gespielt. War aber nur eine kleine Rolle.
Und nun kommt endlich die schwarze Komödie von Frank Oz, die ich letztes Jahr das Glück hatte mit meiner Frau (die zum Dreh schwanger war) gemeinsam drehen zu können, in die Kinos. Außerdem habe ich im Winter eine winzig kleine Rolle in einem Sketch von Mr. Bean, Rowan Atkinson, spielen dürfen. Das war eine richtige Gaudi!

Viele sind jedoch der Ansicht, dass ich im Charakterfach meine große Bestimmung habe. Kann ich selbst nicht beurteilen. Aber diese Filme hatten stets sehr große Resonanz, das kann und will ich nicht abstreiten.
„Warriors“ war dafür der Einstieg. Und dann wird wohl heftig darüber diskutiert, ob ich als Paul Prior oder als Charlie Webb zu meiner Höchstform aufgelaufen bin. Ich sage – abwarten! Es werden sicher noch andere Dinge kommen.

Was die ewige Frage nach Mr. Darcy aufwirft – ist mir vollkommen klar! Ähm, inzwischen habe ich übrigens die mehrteilige Version aus 1995 gesehen, nur zur Information. Aber ich hielt es damals für falsch, mich von anderen Darstellungen beeinflussen zu lassen. Ich gehe meine Rollen gerne frisch und ohne festgefahrene Vorstellungen in meinem Kopf an. Nimmt man diese spezielle Rolle an, haftet sie einem ein Leben lang an. Irgendwie. Es hat aber anscheinend andere schlimmer getroffen als mich. Sollte ihm wohl dafür dankbar sein. *frech grins*

Ich bin recht froh, bereits nach zwei Jahren wieder auf die Bühne zurückkehren zu können. Es hat eine gewisse Regelmäßigkeit, die sich sogar an der Geburt meiner Kinder orientiert. Jeweils im Jahr danach machte ich Theater! Ist ganz praktisch, da man vor Ort ist und bei geschickter Zeiteinteilung eine ganze Menge Zeit mit seiner Brut verbringen kann.

Die mich schon verändert hat, die eigene Brut, meine ich. Ich bin ein ziemlich verantwortungsbewusster Mensch. Und hinsichtlich meiner Kinder, meiner Familie ein ganz klein wenig altmodisch. Ich habe unbedingt heiraten wollen, als meine Tochter unterwegs war und wollte, dass die Kinder meinen Namen tragen werden. Da war ich relativ kompromisslos. Natürlich habe ich es damals nicht an die große Glocke gehängt und jedem „Sun“-Reporter ins Ohr geflüstert, dass ich meine schwangere Lebensgefährtin zu heiraten gedenke. Es war mir für mich klar, für meine nächsten Angehörigen ebenfalls, und für die Frau, die es betraf natürlich auch. Mehr Leute brauchte ich nicht als Mitwisser.

Auf entsprechende Anfragen habe ich, haben wir damals ziemlich empfindlich reagiert, weil uns noch die etwas einseitigen Schlagzeilen zu Anfang unserer Beziehung im Kopf herumschwirrten. Wenn du einmal von der breiten Masse der Gazetten durch den Dreck gezogen, als „Ehebrecher“ und „Mann ohne Moral“ hingestellt wurdest, hast du deine Lektion gelernt! *Schulterzuck*

Heute, etliche Zeit, drei glückliche Ehejahre und zwei Kinder später sehe ich die Dinge nicht mehr ganz so eng und beginne langsam, mich wieder zu entspannen.
Auch der Presse, den Reportern gegenüber. Obwohl da noch immer ein geringes Maß an Skepsis mitschwingt. Man erlebt auch hier und da noch, dass man falsch zitiert und interpretiert wird. Das ärgert mich jedes Mal wieder aufs Neue. Und der Gedanke „hättest du nur das Interview nicht gegeben“ ist dann sofort wieder da.
Mit diesen menschlichen Enttäuschungen lernt man aber halbwegs umzugehen.

Ich bin kein Mensch der schnell Vertrauen zu anderen aufbaut. Das geht nur ganz allmählich bei mir. Über mich zu erzählen fällt mir schwer, weil mein Leben meiner Meinung nach unspektakulär ist und alles total normal bei mir läuft.
Was will man also von mir wissen? Um wie viel Uhr ich morgens aufstehe? Ist das echt so interessant? Kann ich mir nicht vorstellen.

Es fällt mir leichter, Fans locker und vertrauensvoll zu begegnen als Reportern. Sie sind einfach die dankbarere Zielgruppe. Und ich habe keine Erwartungshaltung ihnen gegenüber. Es läuft wesentlich unkomplizierter ab, was sehr in meinem Sinne ist. Habe ich aber, wie gesagt, auch erst lernen müssen. Das peinliche Gefühl, das derartige Begegnungen anfangs in mir hervorriefen, hat sich fast ganz gelegt. Was offensichtlich schön für beide Seiten ist. Für die Fans und auch für mich.

Von daher bin ich nun auch nicht übermäßig angespannt wegen der Theatersaison. Es ist vielmehr so, dass ich mich sogar darauf freue. Den finanziellen Aspekt kann man hier völlig außer Acht lassen. Viele Kollegen würden dafür nicht einmal den kleinen Finger krumm machen. Der Verdienst ist gering. Würde ich den Betrag nennen, würde ersichtlich werden, wie gering. *Augen verdreh*

Ich spiele Theater, weil es mir wahnsinnig viel bedeutet. Das ist alles. Nicht mehr und nicht weniger. Theater haben für Außenstehende immer etwas Geheimnisvolles. Wie und was sich hinter den Kulissen abspielt, bleibt dem normalen Zuschauer stets verborgen. Es ist schön, Geheimnisträger zu sein und etwas vom Zauber des Theaters weitergeben zu können.
Wenn jeder wüsste, wie es Backstage, in den Garderoben oder Probensälen zugeht, wäre die Magie verflogen - futsch!

Ähnlich verhält es sich natürlich auch mit einem Filmset. Wer einmal dabei war und gesehen hat, wie man fünf Drehtage braucht, um letztendlich vier Minuten Film auf der Leinwand zu sehen, der ist gründlich ernüchtert. Und das möchte ich nicht. Ich möchte dem Zuschauer seine Fantasie bewahren. Ein Hauptanliegen von mir.

Was in der heutigen Zeit, wo jede DVD von „BTS“ und „Outtakes“ nur so wimmelt, nicht ganz so einfach ist. So viele Tricks werden verraten und enttarnt, sehr schade. Es nimmt den Zauber.

CGI ist eine tolle Erfindung, ganz sicher. Es hilft den Filmemachern sehr bei Dingen, die z.T. sehr mühevoll sind. Gezielt und sparsam eingesetzt macht das auch durchaus Sinn. Besteht ein Film (und ich meine nun keinen Animationsfilm) fast nur noch aus CGIs – vergesst es! Nein, ich sage NIX gegen HdR oder PoC!!! Die sind durchaus gelungen, echt. Ich meinte wirklich wesentlich grauenvollere Streifen!

Dass ich nicht gerade unter Beschäftigungslosigkeit leide, hatte ich bereits gesagt, nicht wahr? Die längste Zeit, die ich mal rumgegammelt bin, waren drei oder vier Monate. Zwischen zwei Theatertourneen halt.
Manchmal wird es anstrengend, insbesondere, wenn man sich vornimmt, wegen der Familie kürzer zu treten und es aber nicht so recht hinkriegt. Oder umgekehrt – wenn man eine Verpflichtung angenommen hat, weil man denkt, bis dahin ist mit den Kids das Schlimmste ausgestanden und dem ist dann natürlich prompt nicht so! *stöhn*

Als mein Sohn geboren wurde, dachten meine Frau und ich ernsthaft, es wäre einfach nur ein drittes, nettes, pflegeleichtes Kind mehr. Läuft einfach so mit. Von wegen! Er hat uns beide von Anfang an die meisten Nerven gekostet! Nichts im Vergleich zu meinem Stiefsohn, der immer schon ein besonders ruhiger Vertreter war. Auch nichts im Vergleich zu unserer Tochter, die als Baby völlig unauffällig gewesen ist und kaum Probleme gemacht hat.

Der junge Mann hat von Anfang an einen sehr eigenen Kopf gehabt. Tage- und nächtelang hat er gebrüllt, ganz egal was auch immer man mit ihm gemacht hatte. Egal ob er gerade frisch gewickelt war oder nicht, egal ob er gerade gegessen hatte oder nicht. Er war immer unruhig. Wir haben beide abwechselnd Nachtschichten geschoben und waren trotzdem total erschöpft. Schließlich verlangten ja noch zwei weitere Kinder ihr Recht. Unglaublich anstrengende Zeit.

Ich habe manchmal tagsüber nur mit Mühe die Augen offen halten können. Und natürlich musste ich ausgerechnet in der Zeit – obwohl ich die Termine so gering wie möglich hatte halten wollen – zu Promo-Terminen für „Middletown“ nach Irland und dann die Dreharbeiten zu „Secret Life“ absolvieren. Ging manchmal nur mit Streichhölzern zwischen den Augen. Zum Glück konnte ich in der Nähe meines Wohnortes drehen, sonst wäre es wohl gar nicht gegangen.

Zwischendurch war meine Frau auch zu Dreharbeiten unterwegs, für ein Weihnachtsspecial. Aber das waren nur zwei oder drei Tage, das konnte man alles organisieren.

Heute sind wir endlich soweit, dass meine Schwiegereltern mal zum Babysitten eingesetzt werden können, was in den ersten fünf, sechs Monaten so gut wie unmöglich war. Das konnte man niemand anderem zumuten. Natürlich wird mein Stiefsohn auch gelegentlich von seinem Vater betreut. Entlastet auch dann und wann. *erleichtert seufz*

Das ist insbesondere in Hinblick auf die Wochen von Vorteil, die ich abends am Theater Vorstellung habe. Sicher wird meine Frau das ein oder andere Mal zuschauen wollen und meine Eltern und Schwiegereltern auch. Dann erweist es sich als hilfreich, wenn man noch andere Leute im Freundeskreis hat, denen man auch so „komplizierte Fälle“ wie unseren Sohn anvertrauen kann.

Schlimmste Zeit für mich sind die letzte Woche vor den Previews und dann die eine Woche Previews, weil du da fast rund um die Uhr beschäftigt bist. Eine total intensive Zeit des Probens, Feilens, Verbesserns und Perfektionierens.
Alle sind deutlich nervöser als üblich in dieser Zeit, es ist hektisch, mitunter chaotisch und es kommt schon mal vor, dass auch scharfe Worte fallen. Dazu kommen die Termine mit der Presse, denen muss man schließlich auch ein Häppchen zuwerfen.

Von Anfang an versuchst du hundert Prozent zu geben, auch die Zuschauer der Previews haben ihr gutes Geld für die Vorstellung bezahlt. Wenn du erst mal da oben stehst und weißt, vor dir sitzen zwischen drei- und vierhundert Leute, dann bist du einfach nur noch gut. Keine Kompromisse. So einfach ist das.

Angst vor den Zuschauerreaktionen habe ich eigentlich nicht. Noch nie gehabt. Nun gut, mir hat auch noch niemand ein faules Ei an den Kopf geworfen, von daher habe ich auch gar keinen Grund, die Reaktionen zu fürchten.
Diesmal waren sie sofort begeistert. Und das ist ein tolles Gefühl. Gut, man hat auch das sofortige Feedback der Hintermannschaft, also all derer, die für den Zuschauer nicht sichtbar im Theater arbeiten. Wenn die begeistert sind, ist das ebenfalls ein ziemlich gutes Zeichen.

Also, nicht dass ich es ständig bestätigt bekommen muss, aber ich frage dann schon mal gerne die Leute (draußen), ob es ihnen gefallen hat. Wobei es mir um Himmels willen nicht um meine Leistung geht. Ich möchte gerne wissen, welchen Gesamteindruck das Stück hinterlassen hat. Manchmal hört man vom Zuschauer vor dem Theater bessere Kritiken und Anregungen als von manchen Feuilletonisten.

Allerdings ist das meist nicht der richtige Ansatz von meiner Seite. Stelle ich den Leuten nämlich diese Frage, erreicht mich leider oftmals kaum mehr als ein seliges Grinsen und ein total ungläubiger Blick. Die Antwort fällt ebenfalls entsprechend aus: „Ääääähm, jaaaa, toll. Hat mir seeeeeeeeeehr gut gefallen.“
Wirklich informativ. Danke. Traut sich keiner, mehr dazu zu sagen? Schüchtere ich die Leute gar ein? Lächelnd kritzele ich mal wieder meine Unterschrift auf das Programmheft – und diejenige (derjenige eher selten) zieht glücklich von dannen. Nur ich stehe nach wie vor dumm da.

 






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