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Story Notes:

 

DISCLAIMER


Alle Charaktere, Handlungen, Schauplätze etc. von „Hongkong und Hawaii“, die auf dem Film „Noble House“ beruhen, sind Eigentum des rechtmäßigen Besitzers DE LAURENTIS ENTERTAINMENT GROUP und NBC, USA.

Die von der Autorin selbst erschaffenen Charaktere und die Handlung der Kurzgeschichte „Hongkong und Hawaii“ sind Eigentum der Autorin.

Die Autorin ist in keiner Weise mit den Besitzern, Erschaffern oder Produzenten irgendeiner Medienkonzession verbunden.
Vorsätzliche Verstöße gegen das Urheberrecht sind nicht beabsichtigt.

© Doris Schneider-Coutandin 2012

 




 

Er war gerade mal erst seit dem 9. Januar verheiratet, was nun vier Wochen her war, seine Frau und er hatten ein paar wenige Tage zum Flittern in Macao verbracht, weil die Arbeit einen längeren Urlaubsaufenthalt einfach nicht zugelassen hatte. Er hatte ihr im letzten November - am Tag ihrer Abreise in die Staaten - aber versprochen, dass es ein längerer Urlaub werden sollte, was bis jetzt leider kaum möglich gewesen war. Es war nun an ihm, sein Versprechen irgendwie einzulösen.

Die beste Gelegenheit würde sein, sich dies für den bevorstehenden Valentinstag aufzuheben. Zwar hatte er Casey vor kurzem erst einen knallroten Jaguar XJ-S Cabrio geschenkt und ein normaler Mensch sollte denken, das wäre mehr als genug und überaus großzügig. Natürlich war es das, aber Ian Dunross dachte nur selten, dass für ihn, seine Familie oder seine Firma normale Situationen anwendbar waren. Er war der Tai Pan des Noble House Hongkong und über Geld redete man nicht, man hatte es ganz einfach.

Zugegeben, er redete auch über Geld, aber wirklich nur rein geschäftlich, das war für einen Mann in seiner Position schlichtweg unvermeidbar. Privat war Geld kein vorrangiges Thema.

Die meiste Zeit seines Lebens hatte er damit verbracht, für die Firma, für das Wachstum des Geschäfts, für hohes Ansehen, eine gefestigte Position und die damit verbundene, nicht zu unterschätzende Macht zu arbeiten. Die ebenfalls damit einhergehenden finanziellen Mittel flossen sozusagen von allein, und dies sogar üppig. Was ihm bis vor wenigen Wochen fremd gewesen war, waren Liebe, Romantik, Zweisamkeit und die damit verknüpfte Verantwortung. Es hatte ihm Probleme bereitet, sich darauf einzulassen. Einem Riesenkonzern vorzustehen stellte in seinen Augen die weitaus geringere Schwierigkeit dar.

Nun war er verheiratet, schneller als er es je für möglich gehalten hätte, und würde im späten Sommer sogar Vaterfreuden entgegensehen, was er noch immer nicht recht glauben konnte. Hätte er nicht sichtbare Beweise in Form kleiner Polaroid-Fotos aus dem Ultraschall, würde er es weiterhin nicht fassen können.  Ein Betriebsunfall, ja, aber keine Katastrophe, ganz im Gegenteil. Erst nun, wo das Baby unterwegs war, gestand er sich ein, dass er sich all die Jahre zuvor bereits Nachwuchs gewünscht hatte. Klargeworden war es ihm aber erst mit dem Aufkeimen der Beziehung zu Casey.

Eingestanden hatte er sich auch, dass er kein Roboter, keine alles mechanisch und emotionslos ausführende Maschine war. Er war gemeinsam mit Casey urplötzlich in eine ganz andere Welt eingetaucht: In die Welt tiefgehender Emotionen. Dass ihm das gutgetan hatte, war nur allzu ersichtlich. Er fühlte sich beschwingter, weniger beladen, mehr Mensch als in all den Jahren zuvor.

Zwar war ihm diese Welt noch neu und wenig vertraut, doch er fand Gefallen daran und versuchte stets, seine Zeit so einzuteilen, dass er gemeinsam mit seiner schwangeren Frau etwas unternehmen konnte. Es gelang nicht immer, vor allem, da auch sie von Hongkong aus die Geschäfte von Par Con in Kalifornien zu leiten hatte und meist die geschäftlichen Termine Vorrang hatten, doch hin und wieder war es Casey und ihm möglich, dem engmaschigen Netz der Firmen-Verpflichtungen zu entkommen.

So waren beide beispielsweise bemüht, am Abend zeitgleich Feierabend zu machen und gemeinsam in das wunderschöne Anwesen am Peak zurückzukehren, was aber bedeuten konnte, dass es aufgrund des Arbeitsaufkommens oftmals spät am Abend wurde.

Zum Glück mussten sich beide so gut wie überhaupt nicht um den Haushalt, das Haus an sich und alles, was damit zusammenhing kümmern. Es gab genügend Angestellte, die das erledigten. Bei ihrer Ankunft am Peak war meist bereits das Abendessen servierfertig, sofern man nicht in die Stadt zum Dinner ging oder zu einer Party geladen war. Dahingehend lebten er und Casey mehr als komfortabel und sorgenfrei.

Casey genoss es sehr oft am Abend noch ein paar Runden zu schwimmen, während Ian sich einige Zeitungen und Magazine vornahm, um über die  Wirtschaftsnachrichten informiert zu sein. Er schwamm seine minutiös getimten Runden - im Ablauf immer gleich - meist am Sonntagvormittag, gesellte sich aber dann und wann auch abends an den Pool zu seiner Frau und es kam durchaus vor, dass er rasch noch zu ihr ins Wasser glitt, um ihr nahe zu sein. Wenn alles dunkel war und nur die Lichter der Unterwasserbeleuchtung diffus und durch das Wellenspiel gebrochen strahlten, fand er es durchaus reizvoll, mit ihr im Wasser zu liegen, sie zu betrachten, ihren – von den nun etwas üppigeren Brüsten abgesehen - noch immer sehr schlanken Körper zu spüren und sie zu liebkosen.

Sie vermieden es dann auch, über Geschäftliches zu reden, sie wollten sich nicht die schöne Stimmung verderben, also sprachen sie meist über private Dinge, über den neuesten Klatsch in der Stadt oder über Freunde und Bekannte. Ian selbst tat sich weiterhin ungeheuer schwer mit verbalen Liebesbekundungen, es war noch nie so recht sein Ding gewesen, vor allem, weil er eine desaströse erste Ehe hinter sich hatte, in der von Wärme, Geborgenheit, Zuneigung und Liebe nicht die geringste Spur geherrscht hatte.

Demensprechend groß war die Umstellung für ihn auf das, was ihn nun mit Casey verband. Er staunte selbst am meisten über die Tiefe und Aufrichtigkeit seiner Emotionen.

Seine Liebeserklärungen an Casey waren zunächst von Unsicherheit geprägt gewesen und entsprechend steif und geschäftsmäßig ausgefallen. Mittlerweile gingen ihm diese Worte leichter von den Lippen, auch wenn er wahrlich kein Meister im Komplimente machen oder im Erzeugen von romantischer Stimmung war.

Umso mehr war er bemüht, dieses kleine Manko seinerseits anderweitig auszugleichen. Es war ihm bewusst, dass man es mit materiellen Dingen nur bedingt aufwiegen konnte und das dies auch nicht der richtige Ansatz war. Derzeit war es aber beinahe die einzige Möglichkeit, Casey seine Liebe und Anerkennung zu zeigen. Doch was er sich für sich und sie als Paar zum kommenden Valentinstag ausgedacht hatte würde sich gut die Waage halten zwischen dem, was man für Geld kaufen konnte und dem, was sich auf einer völlig anderen Ebene abspielte.  Ian Dunross lächelte verhalten, als er daran dachte, was er gerade plante.

Entschlossen nahm er den Telefonhörer zur Hand und wählte eine Nummer, die er von einem Notizzettel vor sich ablas. Dann wartete er auf die Gesprächsannahme des Angerufenen.

„Hallo?“

„Hallo, hier Ian Dunross.“

„Oh, wie schön, dass Sie anrufen, Tai Pan. Wie geht es Ihnen, wie geht es Casey? Alles in Ordnung?“

„Ja, bestens, vielen Dank, Orlanda. Sie kennen mich, ich komme gern rasch auf den Punkt: Was halten Sie von einer Woche Hawaii? Sie, Debbie, Casey und ich?“

Er konnte förmlich spüren, dass Orlanda Ramos die Luft anhielt und diese fest ausstieß als sie fragte: „Wann? Wie kommt das zustande?“

Er grinste zufrieden vor sich hin: „Ich hatte Casey im November schon Urlaub versprochen und die fünf Tage Macao neulich kann man nicht wirklich so nennen. Also dachte ich, ich fliege mit ihr für zwei Wochen nach Hawaii, eine Woche nur sie und ich und eine Woche mit Ihnen und Debbie dann zur Gesellschaft.“

„Wow, Casey wird außer sich sein vor Freude. Wird sich das denn mit den Unternehmen vereinbaren lassen? Und mit der Schwangerschaft? Darf sie denn überhaupt fliegen?“

„Oh ja, ich habe bereits mit Professor Sanderson von der Frauenklinik hier gesprochen. Er hat sein Okay gegeben. Und Struans und Par Con haben überaus fähige Vize-Präsidenten, so dass höchstwahrscheinlich in diesen zwei Wochen nicht mit dem Untergang der beiden Firmen zu rechnen ist. Auch wenn ich immer gern glaube, ich wäre der Einzige, der dieses Unternehmen leiten kann, es ist ein Trugschluss.“

Ein leises Lachen aus der Leitung war zu vernehmen: „Tai Pan, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Wann genau soll es losgehen und wie möchten Sie es regeln?“

„Ich lasse den Flug für Casey und mich für den frühen Abend des 13. Februar buchen, dann würden wir Debbie und Sie, Orlanda, für den 20. auf Hawaii erwarten. Buchen Sie am besten von Kalifornien aus und schicken Sie mir die Rechnung. Sie sind beide herzlich eingeladen. Wir werden auf Kauai am Poipu Beach wohnen, im Koa Kea Resort, ein traumhafter Ort, glaubt man den Angaben des Hotelprospektes.“

„Es klingt verlockend und zu schön, um wahr zu sein. Danke, Tai Pan. Ich setze mich gleich mit Debbie Arnold in Verbindung, aber ich denke, sie wird nichts gegen diese Reise einzuwenden haben.“

„Das will ich ihr geraten haben“, lachte Ian ins Telefon.

„Warum ausgerechnet Hawaii?“

„Weil sowohl Casey als auch Debbie und Sie ja nun durch Heirat, gewissermaßen, US-Staatsbürger sind und kein Visum für diese Reise beantragen müssen und ich zum Glück über ein US-Visum für mehrfache Einreise verfüge. Alles demnach sehr unkompliziert.“

„Wie immer sehr effizient und gut durchdacht, Tai Pan.“

„Wie sonst hätte ich in den vergangenen Jahren Struans durch die Tücken der Hongkonger Wirtschaft bringen können? Nur mit vorausschauendem Denken und straff angezogenen Zügeln.“

„Ja, dafür sind Sie bekannt.“

„Sehen Sie… und nun wünsche ich angenehme Reisevorbereitungen. Sollten Sie Fragen haben, können Sie Claudia kontaktieren, sie ist in die Sache eingeweiht und nimmt sich der Details an. Wir sehen uns dann am 20. Februar, ich freue mich.“

„Ich mich auch, sehr sogar. Auf bald, Tai Pan.“

Er legte auf und lehnte sich entspannt in seinem Schreibtischsessel zurück. Zwei Wochen Hawaii, das war mehr als Luxus für ihn, der sich sonst nur selten Urlaub gönnte. Ein paar Mal war er mit Lando Mata zu Kurztrips unterwegs gewesen, unter anderem auch in Las Vegas, um sich dort bezüglich einiger Dinge das Glücksspiel betreffend umzusehen, außerdem hatte er – und das war schon länger her – seinen Onkel Alastair und seine früheren Schwiegereltern in England besucht. Mit beiden verband ihn kaum noch was, also hatte es sich auf diesen einen Goodwill-Trip beschränkt. Nach einer Woche war er aber schon wieder nach Hongkong zurückgekehrt, es hatte ihn nichts mehr weiter im Vereinigten Königreich gehalten.

Nun freute er sich auf Caseys Gesicht, wenn er ihr eröffnen würde, dass sie für die Dauer von zwei Wochen verreisen würden. Nur würde er nicht verraten, wohin es ging, das blieb seine Überraschung, bis dann am Flughafen der Flug nach Hawaii aufgerufen wurde. Da geschäftlich wegen der Reise einiges zu regeln war, musste er ihr aber bereits jetzt schon mitteilen, dass er Urlaub gebucht hatte. Er erhob sich und schaute aus den schmalen Alu-Jalousien vor den Bullaugen-Fenstern seines Büros auf den Platz vor dem Struans-Tower, wo sich der dichte Hongkonger Verkehr seinen Weg bahnte. Dann straffte er sich durch, verließ sein Büro und stieg in den Aufzug, um in die 52. Etage zu fahren, wo Casey ihre Firmenräume für Par Con hatte. Im Lift betrachtete er versonnen den goldenen Reif an seinem linken Ringfinger.






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