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John


Unsere Besucher gehen nicht eben subtil vor. Sie brechen von 3 Seiten her ein und fangen an, das Haus zu durchkämmen. Wir bewegen uns im Dunkeln Richtung Hinterausgang. Wir haben ihn fast erreicht, als uns einer der Männer entdeckt. Er ruft was auf russisch und ich gehe davon aus, dass es nicht „Guten Abend“ ist. Ich nutze aus, dass er überraschter ist als wir und feuere in dem Moment zwei Schüsse auf ihn ab, als er die Waffe hebt. Er fällt um wie ein gefällter Baum und bevor alle anderen im Zimmer auftauchen, rennen wir Richtung Wald. Ich rufe Lucas zu, dass er nicht in einer geraden Linie rennen soll, sondern Zickzack und die Dunkelheit für sich nutzt.


Wir ziehen bei jedem Schuss, der auf uns abgegeben wird, den Kopf ein. Gleich sind wir am Waldrand. Ich suche mit den Augen schon nach einem Versteck oder zumindest Deckung. Sie feuern die nächste Salve ab und Lucas stürzt der Länge nach zu Boden. „Fuck!“

Es interessiert mich nicht, ob er noch lebt oder verletzt ist. Ich pack in mir so schnell ich kann über die Schulter und flüchte in den Wald. Ca. 2 cm neben meinem Kopf schlägt eine Kugel in einen Baum ein. Zu nahe. Viel zu nahe.


Ich sehe mich fieberhaft nach Unterholz oder etwas anderem um, was uns decken kann.

Ich höre sie näher kommen. Die ersten haben den Waldrand erreicht. Ich sehe einen umgestürzten Baum und etwas Buschwerk. Ich springe über den Baumstamm, berücksichtige aber nicht ausreichend, dass ich noch rund 80 Kilo Lucas auf dem Rücken habe und falle.


Mist, laut genug war es jetzt für alle. Ich schiebe Lucas unter den Strauch und lege mich hinter dem Baumstamm flach auf den Boden, bereit, uns zu verteidigen. Ich hoffe, dass sie einfach an uns vorbeilaufen. Ich höre sie näher kommen. Sie rufen sich etwas zu. Lucas bewegt sich vorsichtig, er lebt also noch. Gut. Er stöhnt leise. Ich robbe so leise ich kann zu ihm rüber, lege ihm meine Hand auf den Mund. Als er die russischen Stimmen hört, wird er panisch. Sein Körper spannt sich an, ich halte in fest, so gut das geht, unter einem Busch mit einer Hand. Wenn er jetzt ausflippt, welche Optionen habe ich?


a) Ich schlage ihn k.o. und hoffe, dass sie uns in der Dunkelheit nicht finden. Falls doch, fliehen und ihn zurücklassen.

b) Weg frei schießen. Gegen mind. 8 Leute in völliger Finsternis und unbekanntem Gelände. Der Scherz des Jahres!

c) Uns beiden den coup de grâce verpassen, damit wir nicht in Gefangenschaft landen.

d) Ihnen Lucas vor die Füße schubsen und mich vom Acker machen.


Ich beuge mich runter zu ihm und flüstere ihm ins Ohr: „Verhalt dich ganz still.“

Ich spüre ihn nicken, aber sein Zittern nimmt zu. 2 der Kerle stehen genau vor meinem Baumstamm.

Wenn sie jetzt drüber steigen, stehen sie auf mir.

Aus der Ferne ruft ein anderer etwas.

Ich greife meine Waffe fester. Kampflos werde ich sicher nicht aufgeben.

Einer der Männer, er hat bereits einen Fuß auf dem Baumstamm, antwortet.

Lucas hat sich mit seiner linken Hand in meinen Arm verkrallt.

Niemand bewegt sich, es dauert …

und dauert …

und dauert …

und schließlich drehen sich beide um und gehen zurück Richtung Waldrand.


Ich warte, um ganz sicher zu gehen, aber dann erlaube ich mir einen erleichterten Seufzer.

Jetzt erst bemerke ich, dass ich eine Hand immer noch auf Lucas' Mund habe und sie vollgesabbert ist. Ich ziehe die Hand weg und wische sie an seiner Hose ab.

Das war knapp, sehr knapp.







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