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John

Wie zu erwarten bekomme ich eine Mitteilung, ich möge mein Geschäfte beschleunigen.

Ich informiere Layla, dass ich tue, was ich kann. Sie hat kein Problem damit.

Heute beim Bummeln habe ich die Nase voll von meinem Beschatter. Sie sind in den letzten Tagen immer nachlässiger geworden. Ich erlaube mir ein kleines Vergnügen und jage meinen Verfolger.



Eoin


Ich schnippel einen meiner Äpfel so klein wie möglich. Ich habe schon heute morgen angemeldet, dass ich nach Lucas sehen will. Aber ich werde erst jetzt am Mittag zugelassen. Er wurde erst von Offiziellen „befragt“ und ich frage mich, in was für einem Zustand er sein wird.



Lucas


Noch nicht einmal heute lassen sie mich in Ruhe. Seit fast 2 Jahren bin ich schon wieder inhaftiert und allmählich sollten sie wissen, dass es nichts gibt, was ich ihnen sage kann. Manchmal glaube ich, sie tun es aus reinem Sadismus. Ich versuche mir, wie immer, zu sagen, dass das eben Erlebte gar nicht stattgefunden hat.


Tagsüber dürfen wir das Bett nicht benutzen. Ich rolle mich auf dem Boden zusammen, schließe die Augen und versuche mich in mich zurückzuziehen.

Trotzdem zucke ich zusammen als sich meine Tür öffnet. Ich öffne widerwillig die Augen und stelle erleichtert fest, dass es der Mönch von gestern ist. Ich erwarte eine weitere Befragung, aber er setzt sich nur zu mir auf den Boden und fragt mich, wie es mir geht. Ich bin trotzdem misstrauisch.


Er fördert aus seinem weiten Ärmel einige Apfel-Stückchen zu Tage und futtert zwei davon.

Ich hätte sie ihm am liebsten weggenommen, denn frisches Obst und Gemüse gibt es hier nicht.

Er bietet mir etwas an, ich zögere, fürchte, sie könnten irgendwelche Drogen oder ähnliches enthalten.

Da er aber unbekümmert weiter isst, greife ich schließlich zu.

Hmmm, es hat noch nie ein Apfel so gut geschmeckt. Ich frage ihn, warum er sich entschieden hat, Mönch zu werden. Ich gehe mal davon aus, dass es auch in Russland üblicherweise nicht ganz oben auf der Wunschliste kleiner Jungs steht.

"Der Ruf hat mich erst ziemlich spät erreicht. Ich wollte etwas für die Menschen tun, war aber von der Welt und ihrem Egoismus desillusioniert. Deshalb versuche ich jetzt auf diese Art zu helfen."

"Was wolltest Du denn ursprünglich mal werden?" "Feuerwehrmann. Ich habe als Junge von den Heldentaten der Feuerwehrleute in Tschernobyl gehört und dachte, dass will ich auch machen. Meine Eltern waren von der Idee aber nicht begeistert. Was war denn Dein Traumberuf?"

Oh, oh, Vorsicht!

"Ich wollte immer Astronaut werden. Aber ich war zu schlecht in Physik und habe auch nicht die richtige Figur dafür."


Für mich werden Kyrills Besuche zu dem Einzigen, worauf ich mich freue. Er hört mir zu und tröstet mich, wenn ich von meinen Befragern mal wieder hart angefasst wurde. Und meist schmuggelt er irgendwas in seinem Ärmel. Obst, mal eine Tomate oder Karotte oder Schokolade.

Er versucht nicht, mich auszuhorchen, ist aber ein geduldiger und einfühlsamer Zuhörer. Er hat kein Problem damit, wenn ich ihm sage, dass ich über etwas nicht sprechen will.

Ich muss mir eingestehen, dass er für mich der Strohhalm geworden ist, an den ich mich festklammere. Dabei kennen wir uns kaum zwei Wochen lang.






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