John
Wir können nicht uns nicht ewig draußen verstecken. Dazu ist Lucas viel zu geschwächt.
Wie gut, dass Eoin sein eigenes Safehouse organisiert hat. Das muss jetzt unser Ziel sein.
Hätte ich meinen Auftrag ausgeführt, wäre ich schon wieder sicher und trocken zu Hause.
Aber um welchen Preis? Hätte ich mich noch im Spiegel ansehen können?
Als Soldat schützt man sein Land – im Idealfall. Dabei sterben Menschen auf beiden Seiten und man tötet. Aber es ist für mich immer noch was anderes als jemanden zu töten, der keine Bedrohung darstellt, nur weil ich den Auftrag habe. Im ersten Moment mag da kein Unterschied sein.
Für mich ist es das aber schon. Ich denke an Lexi. Was würde sie von mir denken? Nicht, dass sie eine hohe Meinung von mir hätte, aber der Gedanke, dass ich für sie nichts anderes als ein rückgratloser Mörder wäre...
Ich treibe Lucas an. Wir müssen versuchen, das Safehouse diese Nacht zu erreichen.
Ich bekomme zwar immer graue Haare, wenn Eoin sagt „Ich hätt' da so'ne Idee.“ Aber in diesem Fall sag ich mal „Ich hätt' da so'ne ...
Lucas
… Idee.“
Ich bleibe stehen, ich bin erschöpft und durchgefroren. „Was?“
John sieht mich an, ein kleines verschmitztes Lächeln auf seinem Gesicht.
„Wir täuschen einen Unfall vor und besorgen uns so eine Fahrgelegenheit.“
„Bist Du verrückt?“
„Wahrscheinlich, andernfalls würdest Du schon Würmchen füttern.“
Wir gehen zur Landstraße und ich spiele das Unfallopfer. Ich bete, da ich die russische Fahrweise zur Genüge kenne, dass niemand seine Reifenabdrücke auf mir verewigt.
John schaut sich die Wagen an, damit wir nicht einen erwischen, der uns nach einem Kilometer unter dem Hintern zusammenbricht.
Schließlich ist es so weit. Ich lege mich mutig auf die Straße und John winkt energisch mitten auf der Fahrspur, solange bis ein Auto anhält. Der Fahrer steigt aus und brüllt John auf russisch an, was der Quatsch soll. John tut so, als würde er ihn schlecht verstehen. Kein Wunder, sein russisch ist so gut wie mein Stricken. Als er in Reichweite zum Fahrer ist, lässt er ihn mit einer kräftigen Rechten zu Boden gehen. Ich springe auf, helfe ihm, den Fahrer ins Gebüsch zu ziehen. Dann geht es im Auto zurück in Eoins Safehouse.
Harry
Ich frage mich, warum ich unbedingt dem abgedrehten Taxifahrer glauben soll.
Trotzdem hole ich vorsichtig Informationen ein. Nicht über das Büro, sondern über Kontakte.
Bislang kam nichts dabei heraus. Also bin ich doch nur einem Spinner aufgesessen.
Doch heute bekomme ich eine Meldung, dass in einem kleinen Kaff in den schottischen Highlands eine Krankheit ausgebrochen ist, die rasend schnell alle im Ort infiziert hat. Die Ärzte sind ratlos. Der Ort wurde unter Quarantäne gestellt. Er liegt glücklicherweise sehr abgeschieden.
Die Symptome würden passen.
Ich rufe drei meiner zuverlässigsten Leute zu mir ins Büro, erzähle ihnen was ich weiß und beauftrage sie, Intel zu beschaffen. Aber mit großer Vorsicht.
John
Wir verschanzen uns so gut und unauffällig wir können. Ich hoffe, dass Eoin für den Ernstfall geplant hat und Nahrung und Munition gebunkert hat.
Wir filzen die Hütte. Wasserversorgung funktioniert, Dosenmampf ist genügend da. Egal, das Militärfutter für Einsätze härtet jeden Geschmacksnerv ab. Natürlich hat der Hund ein kleines Arsenal an Waffen und Munition versteckt, sowie einen Fluchtweg durch den Keller.
Eoin, ich könnte Dich küssen. Vielleicht hatte die Kassiererin im Kleidungsgeschäft doch recht. Wir wären ein – na ja – gutes Paar.