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Tag 9, Ich spiele Minesweeper

Meine Güte, was für eine Nacht! Und meine Albträume haben ganz sicher nichts mit dem R2I-Training vom Samstag zu tun.
Ich weiß, das Publikum liebt Helden. Aber ich bin kein Held und auch kein Märtyrer. Und deshalb werde ich meine Familie vermutlich sehr enttäuschen. Ich werde ihnen sagen, dass ich Jaqui nicht heiraten werde. Ich habe noch keine Ahnung, wie ich das formulieren soll und schon jetzt ein erbärmlich schlechtes Gewissen.
Mein trotziger Teil fragt sich, warum eigentlich, schließlich habe ich nichts verbrochen. Aber ich weiß auch, dass meine Familie von mir erwartet endlich zu heiraten und Kinder in die Welt zu setzen.
Vermutlich bin ich der weltgrößte Egoist, aber habe ich nicht das Recht, mein Leben so zu leben wie ich es möchte?

Das "offizielle" Wecken übernehmen heute die Gorillaz mit 19-2000.
Nach dem Frühstück werden wir mit 17 Mann im Lorry nach Wales gefahren. Es ist kalt geworden.
Trotzdem stehen auf dem Parkplatz etliche Autos von Wanderern. Wir teilen uns in 4 Gruppen auf und wärmen uns mit Gymnastik auf, bevor wir uns bepackt wie Esel auf den Weg machen. Ich drück mich davor und rufe bei meinen Eltern an. Ich muss das endlich hinter mich bringen!

Nach dem dritten Klingeln geht meine Mutter ans Telefon und ist noch genauso euphorisch wie gestern. Ich hole tief Luft - und bekomme keinen Ton raus. Ich kann sie doch nicht enttäuschen!
Ich schaue mich hilflos um und mein Blick bleibt an Cedric hängen und auch er sieht mich direkt an. Ich habe wieder das Gefühl wie an dem Tag, als ich ihn das erste Mal begegnet bin. Steely. Cedric schüttelt langsam den Kopf und ich bekomme noch gerade so mit, dass meine Mutter fragt: "Bist du noch dran?"
"Ja, ich bin noch dran." Ich behalte die Jungs, die sich eben mit Hampelmännern aufwärmen, im Blick. Irgendwie gibt mir das die nötige Distanz. "Mum, weshalb ich anrufe. Ich musste Deinen Anruf gestern Abend erstmal verdauen. Es tut mir leid, euch zu enttäuschen, aber ich habe nicht vor zu heiraten. Da muss es irgendwo ein Missverständnis gegeben haben." Toll, Richard, das war jetzt echt diplomatisch!
Ich spüre die Enttäuschung schon alleine aus ihrem "Oh." und fühle mich ziemlich mickrig. "Sorry Mum." "Aber Jaqui war sich so sicher. Ich ging davon aus, dass es schon beschlossene Sache ist und Du Dich nur noch nicht getraut hast, es uns zu sagen. Warum sonst fahrt ihr nächstes Wochenende zu Jaquis Familie?" Wohin? Ich merke, wie mein schlechtes Gewissen allmählich durch Ärger abgelöst wird. Scheint so, als habe Jaqui meine Zukunft bereits geplant. Offenbar hatte sie dabei durchaus im Hinterkopf, dass ich meine Familie nicht enttäuschen will. Stopp! Das sind nur Mutmaßungen. Ich will ihr nichts unterstellen.
"Also, Mum, ich weiß nur, dass Jaquis Mutter wohl nachgefragt hat, wann wir sie mal wieder besuchen. Alles andere höre ich zum ersten Mal. Ich werde das mit Jaqui direkt besprechen. Es tut mir wirklich leid, dass Du enttäuscht bist. Sorry. Du, ich muss jetzt los. Hab Dich lieb und grüß Dad von mir. Ciao." Puuuuh, das wäre geschafft.
Ich geh zu den Jungs zurück und bekomme nur mit halbem Ohr mit, dass Smythe mich anschnauzt, weil ich mich abgeseilt habe. Immerhin mache ich noch die Rumpfbeugen und Liegestütze mit.
Ich bin froh, als wir endlich loslaufen. Die Anstrengung hilft mir, den Ärger und die Anspannung loszuwerden.

Wir klettern über einen Stacheldrahtzaun. Dabei hilft einer dem anderen. Weniger wegen mangelnder Sportlichkeit, sondern weil der obere Draht in gefährlicher Nähe zu den Familienjuwelen gespannt ist und niemand so recht eine Verletzung riskieren will.
Ich bin immer noch so genervt, dass ich als erster mit langen Schritten über die Wiese marschiere, ohne viel wahrzunehmen. Ich höre zwar, dass die Jungs etwas rufen, ignoriere es aber.
Das ändert sich, als mir Alec seine -noch volle- Getränkeflasche an den Hinterkopf wirft. Sehr witzig, echt, seeeehr witzig. Ich drehe mich um. "WAS…"
Cedric kommt mir zuvor. "Du bist mitten im Minenfeld, Trottel. Wirst Du jetzt mal zuhören?"
Sagte er grade Minenfeld? Mein Ärger übergibt fliegend an Angst. Ich bleibe stehen wie festgeleimt.
"Du hast meine volle, ungebrochene Aufmerksamkeit." "Oh gut. Dann prüf doch mal, ob in deiner Nähe Minen liegen." "Wie denn?" "Das habe ich versucht, dir vor einer Minute zu erklären."
"Sorry, hab ich nicht mitgekriegt. Bin irgendwie durch den Wind heute."
Smythe: "Wieso nur heute?" Alec: "Du bist doch jeden Tag deluded. Warum ist heute so besonders?"
Weil man mich nicht jeden Tag zwangsverheiraten will?
Cedric schüttelt den Kopf. "Ich erklär's dir noch mal."

Die nächste halbe Stunde verbringen wir bei dieser Kälte auf dem Bauch liegend und die unterschiedlichsten Minen aufspürend. Die Auslöser sind wirklich kaum zu erkennen. Man muss schon wissen, wonach man sucht und selbst dann ist volle Konzentration gefordert.
"Habt ihr nicht Angst, dass sich mal ein Wanderer hierhin verirrt?" "Nö, die sind ja alle gesichert."
"Wieso kriech ich dann auf dem Boden rum?" "Damit Du's lernst. Steht doch im Drehbuch, oder?"
"Hmhmm, aber das Klima ist da freundlicher." "Sei nicht so'n Mädchen!"
In einer Art Hochbeet lassen sich verschiedene Mienen von oben und der Seite betrachten. Es ist erschreckend, wie einfach sie anzubringen sind -ein Kinderspiel im wahrsten Sinne des Wortes- und wie verhältnismäßig wenig eine kostet. Und da rede ich noch nicht mal von den 3. Welt Märkten, wo es schon ein AK47 für USD 3,50 gibt.
Zwei Minen führen mir die Jungs dann doch vor. Einmal die von den Genfer Konventionen verbotene -aber trotzdem noch allgegenwärtige- Valmara und die vom Regiment genutzte Claymore.
Valmara kommt ursprünglich aus Italien, liegt in der Größe zwischen einer Orange und einer Grapefruit. Wird sie ausgelöst, befördert ein Treibsatz sie etwa 45 cm in die Höhe. Erst dann explodiert sie und in einem Radius von 20m wird alles durch Schrapnells geschreddert. Aber auch in 40m Entfernung hat man noch Chancen, etwas abzubekommen. Es sieht schon sehr beeindruckend aus. Ich habe nach der Explosion mal so ein Schrapnell in die Hand genommen. Es war noch richtig heiß und per se schon scharf.
Die Claymore ist so groß wie etwa zwei Videokassetten nebeneinander. Der obere Deckel wird abgenommen. Im "Bauch" hat sie C4-Sprengstoff und Kugellager. Diese Kombi verwandelt alles in einem 60° Radius mit einer Reichweite von 50m garantiert in Gehacktes. Treffer kann sie aber auch noch über diese Entfernung hinaus landen. Nur halt nicht mehr garantiert tödlich.
Smythe zeigt mir Fotos, mit Opfern verschiedener Minentypen. Keins davon ist appetitlich. Und besonders schlimm finde ich es, wenn es Kinder trifft. Die können am aller wenigsten dafür, sind aber -besonders in Afrika- die häufigsten Opfer.
Ich bin froh, dass Abe in einem sicheren Umfeld aufwächst. Ich glaube, man muss sich erst solche Scheußlichkeiten ansehen, um zu begreifen, wie gut es einem wirklich geht.
Ich habe keine Ahnung, wie lange ich es seelisch in einem Krisengebiet aushalten würde. Dafür ist mein Respekt um so größer für die, die dort freiwillig humanitäre Hilfe leisten.

Immerhin hat mich das Minenfeld von meinem Ärger abgelenkt und ich bin wieder mehr ich selbst.
Mehr noch, ich bin erleichtert, dass ich meiner Mutter die Wahrheit gesagt habe.

Cedric scheucht uns die letzten Kilometer wieder mit Übungen zu Angriffen von verschiedenen Seiten.
Wir kommen nassgeschwitzt und dampfend am Sammelplatz an, noch dazu dreckig wie ein Waldschrat. Wanderer mustern uns. Von Neugierde (Jungs) bis zu Misstrauen (Mütter) ist alles dabei.

Wir sind die zweite Gruppe am Lorry, zwei stehen noch aus. Während wir warten gönnen wir uns Tee und Sandwiches. Wir können es kaum erwarten, dass es zurück nach Hereford geht. Mittagessen wartet.

Nach dem Mittagessen checke ich wie üblich Mails und überlege, ob ich Jaqui anrufen soll. Ich beschließe, es auf heute Abend zu verschieben, wenn wir nicht beide zwischen "Tür und Angel" sind.

Ich lese etwas im Drehbuch und schlafe darüber ein. Jamie scheucht mich hoch und zum CQB.
Cedric übergibt mir wieder das Kommando und Smythe steht die "Freude" ins Gesicht geschrieben.
Immerhin habe ich die meisten Fehler schon gestern gemacht. Damit bleibt heute weniger zum Meckern. Ich bin völlig platt, als Smythe mir am Schluss sagt, ich hätte mich gar nicht so dumm angestellt. War das etwa ein Lob? 

Beim Nahkampf muss Cedric aussetzen. Was nicht bedeutet, dass er brav auf der Bank sitzt. Er lässt es sich nicht nehmen, zu prüfen, welche Tricks ich mir vom letzten Mal gemerkt habe und wir vertiefen die Technik noch. Alec muss am Schluss als mein Opfer erhalten. Allerdings ist die Opferrolle nicht sein Ding und wenn ich nicht schnell genug oder richtig vorgehe, dann lande ich auf der Matte.
Na ja, im Ernstfall kann ich wohl auch nicht davon ausgehen, dass jemand, der mich überfallen will, geduldig stillhält und wartet, bis ich mich an die nötigen Handgriffe erinnert habe.

Im Anschluss übe ich noch eine halbe Stunde Tauchen. Heute habe ich wieder Angst und das Ergebnis ist ernüchternd. Ich bin richtig frustriert. Cedric scheint das alles gelassener zu sehen.
Aber ich könnte mir wegen meiner Feigheit selbst in den Hintern treten.

Ich bin grad zurück in meiner Kammer und fange an, meine Waffe zu putzen, als es an der Tür klopft.
Ich bin schon verwundert, dass geklopft wird. "Bitte?" Alec steckt den Kopf zur Tür rein. "Brief für dich, mate." Er schmeißt mir einen Umschlag zu und verschwindet wieder. Es steht nur mein Name auf dem Umschlag, also ist es nicht reguläre Post. Ich öffne neugierig, starre auf die drei Blätter, die sich darin befinden und kann nicht glauben, was ich sehe.

Waffen putzen wird verschoben. Ich packe die Waffe zurück in den Schrank und stürme -ohne anzuklopfen- in Cedrics Zimmer.
Er hat sich eben eine Dusche gegönnt und sein Verband ist das Einzige, was er anhat. Er schaut mich erstaunt an, während er am Verband nestelt.
"Is was passiert?" "Nein, aber du musst dir das mal angucken." Ich halte ihm die Blätter unter die Nase. Er schaut sie sich an. "Aha, und?" Ich schnapp nach Luft. "Was, und? Das ist einfach… Ich weiß nicht, was ich sagen soll!"
"Richard, wenn du jemandem eine Partner-Kreditkarte ausstellen lässt, dann muss es dich doch nicht wundern, wenn sie auch benutzt wird."
Im Umschlag befinden sich Kopien der drei ominösen Pelzkauf-Quittungen. Die Unterschrift ist eindeutig Jaquis.
"Cedric, ich habe aber keine Kreditkarte für sie beantragt. Sie hat lediglich Vollmacht, mal Auszüge zu ziehen oder etwas Geld zu holen, wenn ich nicht da bin. Aber definitiv nicht, um auf meine Kosten Shoppen zu gehen."
"Mit Kontovollmacht kann sie sich aber eine Kreditkarte ausstellen lassen. Und das hat sie offensichtlich gemacht."
"Wie kannst du da so ruhig bleiben?!" Cedric guckt mich an, als sei ich endgültig übergeschnappt wohl mit einiger Berechtigung.
"Äh, weil es nicht meine Freundin ist, sondern deine und weil bei meinem Sold nicht die geringste Gefahr besteht, dass auch nur ein Pelzmantel finanzierbar wäre. Abgesehen davon; wäre es meine Freundin, wäre ich deshalb so ruhig, weil ich mir in Gedanken zurechtlegen würde, was ich ihr erzähle. Und das Gespräch hätte dann sicher ein paar Dezibel, das kann ich dir versichern."
Ich lasse mich auf sein -wie üblich- makellos gemachtes Bett fallen (er quittiert es mit einem resignierten Seufzer) und versuche mich wieder in den Griff zu bekommen.
Stünde sie jetzt vor mir, ich weiß nicht, wie ich reagieren würde.
Cedric setzt sich neben mich und streicht mir über den Rücken. "Wie gut, dass du nicht zugestimmt hast, sie zu heiraten."
"Weißt Du, ich merke grad, dass nicht das Geld, das sie ausgegeben hat, das Schlimmste ist. Auch nicht, dass sie dadurch riskiert, dass ich jede Glaubwürdigkeit einbüße. Aber das Gefühl ausgenützt, manipuliert und hintergangen worden zu sein, von jemandem dem ich vertraut habe, das finde ich richtig schlimm…" Ich stütze den Kopf in meine Hände und fühle mich, als hätte mir ein Elefant in den Magen getreten.
"Wenn ich an deiner Stelle wäre, Richard, ich würde mich über Nacht abkühlen und ihr morgen in aller Ruhe und Deutlichkeit sagen, was ich von der Geschichte und ihr halte."
"Ja, ich denke, das werde ich tun. Aber jetzt ruf ich erstmal bei meiner Kreditkarten-Firma und Bank an. Nicht, dass ich mich ab morgen noch als Straßenmusiker durchschlagen muss, um mir ein paar Brötchen zu kaufen."
Cedric grinst frech. "Och, da es ja Damen mittleren Alters gibt, die auf dich stehen und die sind ja meist schon ganz gut situiert, gäbe es bestimmt auch ergiebigere Einnahmequellen…"
"Du meinst als "Schatzersatz" das Bett warm halten? Nee, lass mal. Dann doch lieber Regale auffüllen. Ich möchte mich morgens gerne im Spiegel noch anschauen können…"
"Und selbst wenn alles schief gehen sollte, in einer Soap-Opera…"
"Okay, wenn das die einzige Alternative ist, denke ich vielleicht doch noch mal über deine Damen mittleren Alters nach…" Wir lachen beide. Alleine die Vorstellung: Coronation Street bis ans Ende meiner Tage, och nöööö.

Es ist kurz nach 22 Uhr als es an meiner Tür klopft. Cedric kommt rein. "Wir haben ein Briefing, kommst du mit?" "Jetzt?" "Hmhm."
Ich bin wirklich gespannt, was es um diese Zeit zu besprechen gibt. Hoffentlich nicht wieder eine Übung über Nacht inkl. Hintern abfrieren.

Als wir den Besprechungsraum betreten bin ich überrascht. Es sind noch Jungs von Blue Troop da, außerdem Lt. Wells, Maj. Wareing und Nick.
Mini hat es sich als Fellknäuel auf Nicks Arm bequem gemacht und ich würde sie ihm am liebsten abnehmen. Wenn ich nur wüsste, wer ihr Besitzer ist.

Smythe kommt mit Abstand als letzter. Nick zieht eine Augenbraue hoch. "Schön, dass Sie es noch einrichten konnten, Sergeant Smythe." Smythe wird rot, sagt aber nichts. Jamie und Alec schmunzeln. Ausgerechnet unser Paragrafen-Reiter. Ich gebe zu, etwas Spaß hatte ich am Rüffel auch. Nicht einer meiner besten Charakterzüge. 

"Also Gentlemen, Sie haben vielleicht in den letzten Tagen in den Nachrichten mitbekommen, dass es eine Häftlingsrevolte im Stonehaven Prison gegeben hat. Auch wenn die meisten Häftlinge zwischenzeitlich aufgegeben haben, halten immer noch 6 Gefangene 4 Wärter als Geiseln. Einem Wärter geht es wohl mittlerweile sehr schlecht. Er ist nierenkrank und benötigt dringend seine Medikamente. Der PM hat nun gebeten, dass wir die Situation auflösen."
Maj. Wareing: "Das ist doch die Aufgabe von Plot. Sollen wir ihm nur Medikamente bringen, oder was genau wird erwartet?"
Nick: "Genaugenommen wäre die Gefängnispolizei zuständig. Die bekommt aber von ihrem Chef, der ja auch der Boss der Wärter ist, kein Go, weil er das Leben seiner Leute nicht gefährden will."
Smythe: "Das scheint ja ganz "hervorragend" zu klappen."
Nick: "Der Leiter der Haftanstalt hat sich an die örtliche Polizei gewandt. Da diese weder zuständig ist noch die Mittel hat, haben sie an Scotland Yard abgegeben. Der Yard hat darauf verwiesen, dass die Klärung Aufgabe der Gefängnispolizei ist und man schon aus haftungsrechtlichen Gründen nicht daran denkt, einzugreifen. Daher ist der Murks jetzt bei uns gelandet."
Maj. Wareing: "Sorry, Sir, aber der SAS darf nicht gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt werden. Das ist gesetzeswidrig."
Nick: "Das ist mir durchaus bekannt und dem PM auch. Daher ist das Ganze eine deniable Op.
Will heißen, sind wir gut, erntet die Gefängnispolizei die Anerkennung. Vermasseln wir es, behauptet Whitehall von unserem Ausflug nichts zu wissen und wir können selbst für ein paar Jahre im Gefängnis einchecken. Ich bin von dem Auftrag auch nicht begeistert, aber die Anordnung steht halt.
Aufgrund der Problematik stelle ich es aber jedem hier frei, an der Op. teilzunehmen."

Für einen Moment herrscht Ruhe. Jeder denkt über das eben Gehörte nach.
Maj. Wareing: "Sir, ich möchte an der Op. nicht teilnehmen." Nick schaut ihn an: "Fair enough."
Die anderen Jungs schauen Wareing nachdenklich bis kritisch an und ich habe so das Gefühl, als würde der Major demnächst einen schweren Stand bei seinen Leuten haben.
Nick: "Noch jemand?"
Lt. Wells: "Ich bin dabei." Cedric: "Hört sich nach Spaß an. Ich mach auch mit." Die restlichen Jungs stimmen ebenfalls zu.
Nick: "Fein. Aidan …", damit meint er Lt. Wells, "Du übernimmst die Koordinierung. Cedric, Du leitest den Einsatz. Hier ist, was ich an Intel habe." Er legt eine Mappe auf den Tisch.
"Start ist morgen früh um 0400, ein Heli bringt euch in die Nähe von Stonehaven. Rest des Weges mit neutralem Lieferwagen. Im Gefängnis weiß niemand, wer wir sind, daher auch dort low profile, bitte, Gents. Wenn keine Fragen mehr sind, dann bin ich weg."
Cedric: "Oh, Stopp, Stopp, Stopp. Wart' mal." Nick bleibt stehen, sieht Cedric fragend an.
Aidan sieht ziemlich schockiert aus.
Cedric: "Wann hast du zuletzt Dein L96A beschossen?" "Vor zwei Tagen, warum?"
Cedric grinst. "Weil ich gerne noch einen zweiten Sniper hätte. Außerdem …" , er sieht Nick mit treuen Hundeaugen an, "könntest Du vielleicht dem QM die oh-so-teure und daher ach-so-wertvolle Wärmebildkamera aus den Rippen leiern. Für uns Ranks ist die nämlich off limit."
Nick seufzt, "Also schön meinetwegen. Richard, wenn Sie dabei sein wollen, ich bin sicher, Lieutenant Wells freut sich über ein extra Paar Augen." Cool! "Sehr gerne, wenn es Ihnen auch recht ist, Lieutenant."
Aidan: "Zum Babysitten habe ich keine Zeit, aber wenn Sie wirklich mithelfen wollen und sich an die Anweisungen halten, sind Sie willkommen." Ich verspreche, brav zu sein.
Der Computer projiziert auf die Großbildleinwand eine Aufnahme von Google Earth, die das Gefängnis von oben zeigt. Die Jungs planen das Vorgehen. Cedric leitet das Ganze zwar, aber jeder bringt Ideen und Bedenken ein. Der Sniper von Blue Troop, Ciarán, ist mit 21 Jahren noch extrem jung und hat noch nie auf einen Menschen geschossen. Sein Spotter, Dale, ist 30 und ein erfahrener Partner. Trotzdem sieht man Ciarán die Aufregung an und ich hätte ihm am liebsten beruhigend zugeredet. Ich bin selbst ziemlich aufgeregt, aber bei mir ist es eher die Spannung und die Vorfreude einen Einsatz aus nächster Nähe beobachten zu können.
Schließlich steht der rudimentäre Plan. Die Jungs scheuchen den QM aus dem Bett, um Nachtsichtgeräte, Sniper Rifles und anderes Material zu holen. Da ich nichts vom QM brauche, opfere ich mich selbstlos und nehme Nick Mini ab.
Wir beschließen, uns noch 4 Stunden Schlaf zu gönnen, bevor wir los müssen.
Mini macht es sich sofort neben meinem Kopfkissen gemütlich. Ich bin schon halb im Bett, da höre ich, wie Aidan Cedric vor meinem Fenster zur Rede stellt.
"Staff Sergeant, Sie können doch nicht so mit einem General sprechen!"
Cedric (unschuldig): "Warum nicht?"
"Aber das geht doch nicht, wo bleibt denn der Respekt?"
"Hatten Sie den Eindruck, Sir, dass er deswegen angefressen war?"
"Nein, aber …"
"Was ist dann Ihr Problem, Sir?"
"Ja, aber …"
"Hören Sie, er und ich haben schon etliche Schlachten gemeinsam geschlagen und wir kennen uns seit vielen Jahren. Jeder hat jedem einige Male das Leben gerettet. Sie sind mit Ihren 22 Jahren noch recht unerfahren, Sir, aber ich kann Ihnen versichern, dass keine Erfahrung mehr zusammenschweißt. Und mein Umgang hat ganz sicher nichts mit mangelndem Respekt zu tun, denn es gibt niemanden, den ich mehr respektiere, sondern mit Vertrauen und Freundschaft. Ich hoffe, dass Ihnen mein Verhalten jetzt keine schlaflose Nacht mehr bereitet, Sir."

Ich frage mich, wie man sich als erfahrener Soldat fühlt, wenn man immer wieder unerfahrene, junge Kerle als Vorgesetzte bekommt.





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