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Tag 4, Hochmut kommt vor dem Messer

Werde von einem infernalischen Lärm aus dem Schlaf geschreckt. Erkenne erst nach und nach, dass es sich dabei um Musik, die in einer fremden Sprache (Deutsch?) gesungen, genauer geschrien wird, handelt. Das Wecken ist gelungen, obwohl ich seit langem mal wieder einen kleinen Hangover habe. Mein Autopilot steuert mich Richtung Waschraum. Habe mich mittlerweile der allgemeinen Waschstrategie angepasst. Gründlich Duschen, Haare waschen und Rasieren abends, dafür morgens mehr Zeit zum Trödeln und Wachwerden.
Frage einen der jüngeren Trooper, was das für "Musik" sei. Ich lerne, dass es sich dabei um eine Gruppe namens Rammstein handelt -tatsächlich aus Deutschland. Deren Bühnenshow soll toll sein, so richtig mit Flammenwerfer und so.
Ich glaube, ich entdecke grade erste Anzeichen, dass ich alt werde. Rammstein wird wohl nicht den Weg in meine Musiksammlung finden.
Aber vielleicht lade ich mir das Album bei Amazon runter und schenke es meinem Neffen. Dann kommt mein Bruder am Wochenende auch mal zeitig aus dem Bett.

Die anderen Jungs sind auch noch nicht so ganz wach, aber der Magen funktioniert schon. Ich ertappe mich, dass ich anfange, bei anderen vom Teller zu klauen.

Wie üblich verrät uns Maj. Wareing, was heute auf dem Plan steht.
CQB (oh bitte, nicht schon wieder eine Geiselnahme), Fallschirmspringen (nicht aus einem Flugzeug, hoffe ich), Nahkampf (klar, wollte schon lange mal wieder verprügelt werden) und Ausdauertraining, diesmal glücklicherweise ohne Wasser.

Freue mich zu hören, dass CQB diesmal ohne mich stattfindet. Stattdessen bekomme ich einen Ausbilder, der mir in der Turnhalle einen Crashkurs in Fallschirmspringen gibt. Hoffentlich später ohne Crash.

Ähnlich wie der Ausbilder auf der Schießbahn ist er hoch kompetent und geduldig. Anfangs ist mir bei dem Gedanken, dass ich alleine aus einem Flugzeug springen soll, ordentlich der Schweiß ausgebrochen. Aber ca. 60 Minuten später hatte ich den Eindruck, ich könne das schaffen. Absurderweise.

Auf uns wartet pünktlich um 10 ein Chinook-Helikopter. Wir legen die Fallschirme an und die Jungs kontrollieren sich gegenseitig. Mein Ausbilder nimmt mich genau unter die Lupe. "Du musst das Geschirr unten fester ziehen."
"Wieso, ich kann da doch nicht rausrutschen, oder?"
"Nee, das nicht, aber wenn Dir der Riemen hier …" Er zieht an einem der Riemen, die zwischen den Beinen verläuft. "… unter die Hoden rutscht, dann singst Du für drei Tage nur noch Sopran." Schwitz, das ist ein Argument.
Ich justiere nach und wir können los. Ich bin erleichtert, dass mein Ausbilder mitfliegt, irgendwie gibt es mir noch etwas mehr Sicherheit.

Während des Flugs erklärt er mir noch, dass wir static line jumps machen. Die Reißleine wird am Heli eingehängt, so dass sich der Fallschirm kurz nach Verlassen der Maschine selbst öffnet. Puh, ein Problem weniger. Ich klebe an einem der Fenster und genieße trotz des irren Lärms, den der Heli macht, den Flug. Von mir aus könnten wir ne ganze Weile so weiterfliegen.

Wir erreichen unseren Zielpunkt. Mein Ausbilder öffnet die Tür, ich halte mich fest und gucke nach unten. Oh oh, so 1000 m sind doch ganz schön hoch. Cedric hängt meine Leine ein. "Alles klar?" Ich nicke. Vor mir springt Jamie, mein Ausbilder nimmt mich am Arm und führt mich an die entsprechende Stelle am Ausstieg. Er kontrolliert die Anzeige neben mir.
"Red on." Wie ich's gelernt habe, klopfe ich auf meinen Ersatzfallschirm um sicherzustellen, dass er tatsächlich da ist.
"Green on. Goooo!"
Zum Zögern habe ich keine Gelegenheit, denn jemand hinter mir hilft mit einem Schubs nach.
Für einen Moment setzt mein Herzschlag aus, oh je, ich falle! Dann gibt es einen Ruck. Der Fallschirm wurde ausgelöst und bremst die Geschwindigkeit. Da ich jetzt weiß, wie hart dieser Ruck ausfällt, bin ich doppelt dankbar, dass der Harness so festsitzt. Das wäre verdammt schmerzhaft geworden!


Ich genieße es einfach nur nach unten zu schweben. Es geht viel zu schnell vorbei und ich bekomme eine halbwegs vernünftige Landung hin. Ich will noch mal! Ich klemme mir Leinen und Schirm so gut es geht unter den Arm und gehe zu Jamie.
"Und?" "Wow, war das gei… klasse!" Er hilft mir, mich aus Gurten und Leinen zu entwirren. Ich bin so aus dem Häuschen, dass ich gar nicht stillstehen kann.
"Was machen wir jetzt?" "Wir warten auf die anderen und auf den Heli."
Ich laufe herum wie ein aufgescheuchtes Huhn und bedauere, dass ich mir das Rauchen abgewöhnt habe.
"Nu setzt Dich halt mal hin!" Ich bleibe immerhin stehen. Okay, komm runter, komm runter!
"Wie war CQB?" Er zuckt mit den Schulter. "Ganz okay."
"Bin froh, dass ich nicht wieder die Geisel spielen musste."
"Immerhin hast Du es gemacht. Vor Dir war Maggie Thatcher die Letzte, die freiwillig eine Geisel gespielt hat. Die anderen wollten immer nur zuschauen." Definiere: freiwillig.
"Mir ist aufgefallen, dass eure Kapläne immer gut zu tun haben. Sind die Leute hier so religiös?"
"Wir sind mit Sicherheit abergläubiger als die meisten. Ist bei Special Forces, auch Polizei SF, allgemein so. Ich glaube nicht, dass wir religiöser sind. Die Kapläne sind in erster Linie Kummerkasten für alles, was man Kameraden und/oder Vorgesetztem nicht erzählen will, z.B. wenn man einen "Dear John" Brief gekriegt hat. Wieso interessiert Dich das?"
"Ich bin noch dabei meine nächste Rolle auszuarbeiten. Geht nicht mal einer von den Jungs wegen Gewissensbissen dahin?"
"Was'n für Gewissensbisse?" Hallo? "Weil man jemanden getötet hat?"
"Du musst im Training halt aufpassen. Aber jeder weiß, dass eine gewisse Gefahr dabei ist. Aber so 3 - 5 Trainingstote im Jahr ist ja nicht so schlecht, wenn man bedenkt, was wir hier alles machen."
5 Tote im Training per Jahr? Nicht so schlecht? Ich glaub, ich träume.
"Ich dachte auch eher an die Einsätze." Jamie unterdrückt ein Gähnen.
"Du weißt bereits wenn Du in die Armee eintrittst, dass das Teil des Jobs ist. Die Leute, die hierher kommen sind seit mind. 3 Jahren im Geschäft. Wer Gewissensbisse bekommt, hält nicht solange durch."

Hinter uns landet der Chinook mit viel Krach und einem Mini-Orkan. Als mein Ausbilder dann aus der Tür brüllt "Los, nächste Runde!", bin ich der Erste zurück an Bord. Ich brauche einen Moment Ruhe. Ich bekomme es immer noch nicht auf die Reihe, wie man so einen Job machen kann. Binäre Denker hin oder her. Ich nehme mir vor, mal mit Cedric darüber zu sprechen - oder einem der Kaplane.

Der nächste Sprung lenkte meine Gedanken von dem Thema ab. Es ist einfach viel zu schön.
Memo an mich: Fallschirmspringen unbedingt auf meine private To-do-Liste setzen.
Bis zur Mittagspause macht jeder von uns noch zwei Sprünge und wenn's nach mir gegangen wäre, hätte ich den Rest des Tages so weiter gemacht.

Obwohl ich körperlich nicht viel geleistet habe, habe ich Hunger wie ein Wolf. Langsam bin ich fast so gut wie Alec, wenn es darum geht, viel Futter auf wenig Tablett unterzubringen. Heute gibt es u.a. Rinderbraten und gefühlt hat jeder von uns eine halbe Kuh auf dem Teller. Ich verteidige verbissen meine Kroquetten und kassiere dafür eine erbärmliche Niederlage an der Möhrenfront.

Die kurze Pause nach dem Essen -ich nehm mir den Nachtisch mit auf die Kammer, sicher ist sicher- nutze ich zum Checken meiner Mails. 5 von Jaqui, davon eine mit der Überschrift: Geh an Dein Scheiß-Handy! Mein Handy zeigt 42 Anrufe in Abwesenheit. Nichts von meinem Agenten. Der Steuerberater wird heute Nachmittag zurückgerufen, der Rest gelöscht. Ich lese mir Jaquis Mails durch. Jessie hat ihre Gucci-Handtasche zerkratzt, der Wasserhahn tropft, eine von ihren Freundinnen hat Stress mit ihrem Ehemann und Jaquis Mutter will, dass wir beide mal wieder über's Wochenende zu Besuch kommen.
Ich empfehle ihr, den Klempner anzurufen. Bedauere, ihrer Freundin mangels Eheerfahrung nicht weiterhelfen zu können und verspreche, mit Jessie ein ernstes Wort zu wechseln, sobald ich wieder zu Hause bin. Die Sache mit der Mutter und dem Wochenende lasse ich erstmal unerwidert, denn auf beides bin ich nicht versessen.
Kurzer Blick in die Nachrichten: Ein Hurrikan wirbelt auf die USA zu, die Regierung überlegt, ob sie nicht doch den Euro einführen will (wohl verrückt geworden), im schottischen Gefängnis halten noch immer Gefangene Wärter gefangen, Prinz Harry will unbedingt mit seinem Battalion nach Afghanistan, in London bricht der Verkehr zusammen, weil jemand auf die U-Bahn-Gleise gefallen ist und man ist immer noch sauer auf unsere Fußballer.

Das Nahkampftraining beginnt ganz profan mit Warmlaufen und Gymnastik. Wir sind 17 Mann plus zwei Trainer. Als einer der Trainer anfängt, an jeden zweiten ein echtes Messer auszuteilen, gucke ich mich nach einem Mausloch um, in dem ich verschwinden könnte.
Je zwei Leute bilden ein Team, einer ist der Angreifer, der andere -klar- soll sich verteidigen und den Angreifer festsetzen. Mir wird Trainer 2 zugeteilt. Ich bemühe mich um einen neutralen Gesichtsausdruck., denn er ist ca. 1,60 m groß mit Hut und sehr schmal. Mir fällt ein doofer Garfield-Witz aus meiner Kindheit ein.
Wie viel Dünne passen unter eine Dusche? Keine Ahnung, sie rutschen alle durch den Ausguss.
Er kommt auf mich zu und fragt "Bereit?" und seine Stimme hört sich an, als habe er grad Helium eingeatmet. Ich beschränke mich auf ein Nicken. Gerne hätte ich ihm gesagt, dass ich von Nahkampf so viel Ahnung habe wie ein Eichhörnchen vom Eiskunstlauf. Ich habe aber zu viel Angst zu lachen und ihn so vielleicht zu verletzen. Schließlich sucht man sich seine Größe und Stimme nicht aus, wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung weiß.
Meine Gedanken werden dadurch unterbrochen, dass ich plötzlich vor ihm auf der Matte knie und ein Messer am Hals habe. "Was würden Sie tun, wenn Ihnen das auf offener Straße passiert?"
"Äh, brav sein und das Beste hoffen." Sowie mir vermutlich vor Angst in die Hose machen.
"Natürlich macht es keinen Sinn, Ihnen Nahkampf beizubringen", piepst er, "ich zeige Ihnen ein paar grundlegende Techniken zur Selbstverteidigung, die Sie bei Bedarf einsetzen können." Z. B. auf dem Weg vor den Traualtar?
Wie die anderen Trainer auch, ist er absolut spitze und bringt mir einiges bei. Die nächste Rangelei mit Jessie werde ich jetzt garantiert nach Punkten gewinnen - und nach Krallen verlieren.

Direkt im Anschluss geht es weiter zum Ausdauertraining. Mit Bergen und M16 joggen wir vom Camp aus los, begleitet von einem Landregen, der es sich hier schon den ganzen Tag gemütlich gemacht hat. Mein Bergen wiegt heute 50 kg und reibt bei jedem Schritt am Rücken. Wir verlassen die Landstraße und legen einen Zwischensprint querfeldein ein. Der Ackerboden ist matschig und rutschig. Smythe rutscht aus und landet Spreadeagle auf dem Boden. Ich danke innerlich den für mich zuständigen Göttern, dass ich mal nicht der Clown war. Ich will ihm hoch helfen und er guckt mich so bitterböse an, dass ich zwei Schritte zurück gehe und von dem Vorhaben ablasse. Cedric ist mittlerweile da und hilft ihm mit einem kräftigen Ruck am Bergen auf die Beine. Smythe sprintet mit einem weiteren giftigen Blick zu mir weiter. Cedric klopft mir auf die Schulter. "Geht's noch?" "Klar."
Wir rennen zu den Anderen, die am Ende des Feldes auf uns warten. Cedric macht eine scheuchende Bewegung mit den Händen. "Worauf wartet ihr? Weiter geht's!"
Wir joggen an einer Straße entlang. Die Rushhour hat eingesetzt und es kommt so alle 3 Minuten ein Auto vorbei. Ich frage mich, ob sich die Leute hier an den Anblick von Kerlen mit Waffen gewöhnt haben oder ob uns gleich die Polizei zu einem Plausch einlädt.

Wir machen einen kurzen Stopp. Es soll in Kolonne weitergehen. Jamie vorneweg, Cedric, Smythe, ich und Alec. Auch beim Joggen muss ein 10 m Abstand zum Vormann gehalten werden, außerdem sind wir versetzt unterwegs, damit jeder ein klares Schussfeld hat.
Cedric ruft "Kontakt Front!" und wir schmeißen uns aus vollem Lauf in knienden Anschlag. Nun ja, ich versuche es zumindest. Leider hat mein Bergen das Kommando nicht gehört und möchte weiterlaufen. Mit seinen 50 kg Gewicht sitzt er eindeutig am längeren Hebel. Ich gehe kopfüber und die Steinchen auf dem Weg hinterlassen ihre Spuren auf Knien und Händen. Cedric wartet, bis ich mich eingesammelt habe, dann fangen wir an, dem virtuellen Feind auszuweichen. 2 Mann sichern, während der Rest ein Stück zurückweicht. Dann sichern die anderen und die 2 Mann weichen hinter sie zurück usw. Rennen, kniender Anschlag, rennen, kniender Anschlag. Ich bin erleichtert, als wir vom Weg weg auf ein Feld kommen. Der Matsch ist netter zu meinem aufgeschürften Knie.
Als Cedric der Ansicht ist, dass wir genug Abstand zum Gegner haben, joggen wir weiter. So allmählich keuche ich wie ein Dampflok. Es bleibt doch nicht ganz ohne Spuren, dass ich fast 20 Jahre lang versucht habe, meine Lunge zu teeren.
Wir üben noch den Kontakt von der Seite und von hinten. Als wir um kurz nach 6 wieder im Camp ankommen, bin ich nass bis auf die Knochen, sowohl vom Regen und vom Schweiß, und völlig platt.
Ich sehne mich nach einer heißen Dusche (schöner wäre noch ein heißes Bad, ein gutes Buch und ein Glas Rotwein), aber als erstes muss noch die Waffe blitzblank geputzt werden.

Ich bin als erstes fertig und habe den Waschraum noch für mich alleine. Ich betrachte mich einen Moment lang im Spiegel: Handflächen innen, Knöchel und Knie aufgeschrammt. Abgesehen davon, sehe ich aus wie ein Dalmatiner, nur dass die "Punkte" blau und nicht schwarz sind.
Was mit meinem Rücken ist, kann ich nicht sehen, aber er beschwert sich auch ganz ordentlich.
Ich stelle mich unter die Dusche. Nachdem sich die aufgeschürften Stellen beruhigt haben, ist es ganz angenehm. Ich schließe die Augen und lasse das warme Wasser einfach an mir runter laufen.

Die Jungs kommen wenig später dazu und auch sie sehen ramponiert aus. Ich rangle mit Alec ums Shampoo, die Flasche flutscht uns aus den Händen und knallt Smythe ins Genick. "WER VON EUCH F*CKERN WAR DAS?" Alec und ich schauen ihn so unschuldig an wie zwei Neugeborene. Er dreht sich schließlich wieder um und bei uns herrscht Shampoo-Mangel, denn weder er noch ich wollen die Flasche von Smythe zurückfordern.
"Sag mal", meldet sich Jamie, "stimmt es, dass Du früher auch Musicals gemacht hast?" Noch bevor ich antworten kann, brüllt Smythe: "WAS? MUSICALS? ICH WUSSTE DOCH GLEICH, DASS ER EINE SCHWUCHTEL IST!!! ALEC, TAUSCH SOFORT DEN PLATZ MIT IHM. UND DU …", damit meinte er mich, "… KOMM MIR BLOSS NICHT ZU NAHE!!!!" Alec stellt sich grinsend zwischen Smythe und mich. "Ich bin nicht schwul", sage ich möglichst sanft und leise, um einen Kontrapunkt zu dem Geschrei zu setzen. "NATÜRLICH BIST DU DAS! ALLE KERLE IN MUSICALS SIND TUCKEN."
Na, das ist mal eine wissenschaftlich fundierte Analyse. Ich versuche mich noch mal mit Rücksicht auf seine Auffassungsgabe: "Iiiiiich …", ich zeige auf mich, "bin … niiiiicht…", ich fuchtle mit meinem Zeigefinger von rechts nach links und zurück und schüttle den Kopf, "schwuuul."
"Ach komm schon, Richard, wenn Du's so leugnest muss ja was Wahres dran sein", meldet sich Jamie. "Eben!" Smythe rafft mit misstrauischem Blick zu mir sein Handtuch um sich.
"Jamie, wenn ich nichts gesagt hätte, hättest Du mir wahrscheinlich gesagt, Du hast es nicht geleugnet, also muss was Wahres dran sein."
Jamie schmunzelt. "Du hast mich durchschaut, fürchte ich."
Smythe dreht sich kurz vorm Verlassen der Dusche noch mal um. "Wag Dich ja nicht, noch mal hinter mir zu stehen." Dann ist er weg.
Ich stemme die Hände in die Hüften, gucke die anderen stocksauer an und stampfe mit dem Fuß auf.
"Och, Mann, jetzt hatte ich grade genug Mut gesammelt, um Eddie um ein Rendez-vous zu bitten und ihr habt's mir versaut!"
Cedric, bislang mucksmäuschenstill, kann sich nicht mehr halten und wir lachen wie die Verrückten. Der misstrauische Blick, des einen oder anderen hinzukommenden Troopers, macht es noch schlimmer. Wenn wir dachten, wir hätten uns wieder im Griff, müssen sich nur die Blicke treffen und wir gackeln wieder los.
Ich ließ Cedric meinen Rücken inspizieren. "Du hast Dich am Bergen wundgescheuert. Am besten, Du tapest die Stelle das nächste Mal, sonst hast Du bald nur noch rohes Fleisch da."

Nach dem Abendessen machen wir es uns wieder im Pub gemütlich. Ich achte darauf, diesmal einen Hangover zu vermeiden.

Ich bin jetzt über den Punkt hinweg, wo ich alles nur schrecklich fand. Noch vor zwei Tagen hätte ich dankbar das Angebot angenommen in Yorkshire einen Schweinestall zu eröffnen. Hauptsache, einen einigermaßen ehrenvollen Rückzug. Aber ich weiß, dass es auch viel mit den Jungs zu tun hat. Wäre ich in einem Team mit lauter typischen SAS-Troopern gelandet, die genauso wenig jemanden ins Team hineinlassen wie ich nackt einkaufen gehen würde, ich hätte lange das Weite gesucht.
Ich will nicht wissen, wie oft Jamie oder "Team-Papa" Cedric mich gegenüber anderen in Schutz genommen haben, ohne dass ich etwas davon mitbekommen habe.
Ich war ja anfangs ganz froh, dass mir niemand Beachtung geschenkt habe, aber mittlerweile weiß ich, dass ich von den anderen Troopern durchaus beobachtet werde. Nur eben nicht so offensichtlich. Es wundert mich nicht mehr, dass die Jungs in "ruhigeren Zeiten" oft Spionage-Arbeit für MI6 und MI5 (der hier mit dezenter Abfälligkeit nur Spys-R-Us genannt wird) machen.

Ich habe mich eben in meine Decke gekuschelt, als es kräftig an der Tür klopft. Ich versuche, durch ein müdes "Hmmmm?" zu signalisieren, dass ich keine Lust auf Besuch habe.
Cedric lässt sich rein und hat zwei Päckchen unter dem Arm. "Die Post, Euer Durchlaucht."
Er legt sie auf meinen Schreibtisch. Post, für mich??? Ich bin gar nicht mehr müde und untersuche sofort beide Päckchen. Das eine ist eine überarbeitete Fassung der Drehbuchs zu "Strike Back", das andere ein Care-Paket von meiner Mutter. Während ich versuche, ihr Paket aufzubekommen, blättert Cedric im Drehbuch. Er schüttelt mit dem Kopf. "Wie soll man sich da eine Szene oder einen Charakter vorstellen können? Innen, Schiff, Kojen. Steve Andrews: Die Karten…, Außen, nachts, Hubschrauber landet, John Porter: Go, go, go."
"Na ja, die Personen mit Leben zu füllen und ihnen einen Charakter zu geben, ist halt die Aufgabe von uns Schauspielern. Ich mag's, wenn möglichst wenig vorgegeben wird, desto mehr kann ich formen und ich fühl mich verbundener mit ihm."
Endlich gibt das Paket klein bei. Meine Mutter scheint zu befürchten, ich könne verhungern. Jedenfalls hat sie einen Backmarathon hingelegt. Es schnuppert fantastisch nach Frischgebackenem. Sie hat ihren göttlichen Schokokuchen gemacht und jede Menge Plätzchen. Die Ecken des Kartons sorgfältig gefüllt mit Mandarinen und Äpfeln, damit vom Gebäck möglichst wenig zerkrümelt. Eine Karte liegt auch dabei: "Pass' auf Dich auf. Mama & Papa"
Ich fische eine Tüte mit ihren Zitronen-Marmeladen-Plätzchen raus. Cedric und ich setzen uns auf mein Bett und wir besprechen, was ich gem. Drehbuch hier noch lernen sollte.
Ich erzähle ihm, wie Dreharbeiten ablaufen und er plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen.
Das wird eine kurze Nacht.

So, wie ich Cedric kennengelernt habe, kann ich mir nicht vorstellen, dass er seiner Tochter etwas angetan hat. Und ich hoffe sehr, ich täusche mich nicht.



Trainingsplan Red Troop, Team 2

0800 Schießtraining
1000 Krafttraining
1400 Ausdauer Schwimmen und Tauchen
1800 E & E

 






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