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Author's Chapter Notes:
Fragen und Antworten








80.

„Das ist bestimmt ein Reinfall.“ Murmelte Salome, aber sie sah die Hoffnung in Sues Augen.

Die Tür schwang auf und Sue rief: „Hol dir einen Teller.“

Robert kam mit seinem Teller, setzte ihn ab, küsste Sue und winkte Salome kurz zu.

Wann war er zu einem festen Bestandteil ihres Lebens geworden?

Wann hatte es aufgehört seltsam zu sein, dass dieser Mann in diesem Haus ein und ausging wie Salome und Sue selbst?

Salome wusste es nicht zu sagen, das Leben flog sowieso stets an ihr vorbei und sie hatte sich abgewöhnt sich Gedanken über Dinge zu machen die man eh nicht ändern konnte, außerdem mochte sie Robert und sein hübsches Gesicht, seine errötenden Wangen und vor allem mochte sie es zu sehen wie sehr Sue sich freute wenn er da war.

„Hey Rob.“ Salome zeigte ihm auch die Antwort und sah ihn abwartend an.

„Wartet erst mal ab ob die Tickets wirklich kommen und dann…Ich komme mit euch.“
„Oh das wird das Ganze nicht sicherer machen. Ich denke, dass die meisten Triebtäter nur allzu froh wären dich mit zu fangen.“

Er zuckte zusammen, er würde sich niemals an die schonungslose Ehrlichkeit Salomes gewöhnen so schien es ihm und er fing belustigt den nachsichtigen Blick aus Sues Augen auf.

„Ich werde trotzdem mitkommen. Das da stinkt.“

Salome kicherte über seine naive Art eine eindeutige Falle zu beschreiben und atmete tief durch.
Natürlich war das Ganze zu schön um wahr zu sein, aber sie würde tun wie ihr von ihrem temporären Mitbewohner geheißen wurde und abwarten ob man ihr wirklich Tickets schicken würde.

 

Robert fühlte ein Prickeln im Nacken beim Gedanken daran, dass die beiden Mädchen alleine hingehen würden, dass sie einem perversen Mafiaring oder Ähnlichem in die Arme laufen würden…

Er selbst konnte auch nicht sagen wann er begonnen hatte immer und immer wieder zu kommen, aber Sue war eine bezaubernde Frau und während Salome ihr Training absolvierte, von dem sie übrigens immer schändlich schmutzig und zerbeult zurückkam, hatte er der ruhigen, begabten Sue Gesellschaft geleistet.

Sie war einfach ein Engel, so geduldig und so rein, dass er sich nicht von ihr fernhalten konnte und er musste zugeben, dass diese beiden Frauen einen ganz besonderen Charme hatten.

Salome hatte nie nachgefragt was er da machte oder wieso er schon wieder da war, nein, sie hatte ihn immer freundlich gegrüßt und wie er schon bei ihrem ersten Zusammentreffen geahnt hatte, war sie einfach eine tolle Freundin, überraschend, lustig und unbeschwert.

Zumindest so unbeschwert wie eine Frau mit einer scharfen Waffe sein konnte.

Er wusste darüber hinaus, wessen Freundin sie war und er sah mit Rührung und Konsternation wie sehr sie ihn vermisste.

Es war nicht ihre Art lange am Fenster zu stehen und doch ertappte er sie manchmal dabei wie sie ins Leere sah und er erriet, dass sie Richards Gesicht in Gedanken malte.

Beider Frauen Karrieren florierte und Robert freute sich, dass ihre harte Arbeit belohnt wurde, denn allzu oft war das heutzutage nicht mehr selbstverständlich.

Natürlich übernachtete er nicht hier, aber er kam zu den angemessenen Stunden her um mit ihnen zu essen, spazieren zu gehen, Filme zu sehen oder Karten zu spielen.

Wenn man die Tatsache, dass sie alleine wohnten und arbeiteten außer Acht ließ, lebten die beiden wie zwei unverheiratete Frauen im viktorianischen Zeitalter, dachte er belustigt.

Außer der Waffe, der Affäre mit einem alten Mann und außer dem Fakt, dass sie komplett verrückt waren.

Man empfing ihn immer freundlich und zuvorkommend und heute wollte er doch wissen was die beiden Frauen wirklich darüber dachten, dass er immer wieder kam, vor allem jetzt, da er beschlossen hatte ihnen bis nach Neuseeland zu folgen wenn es sein musste.

„Also…macht es euch eigentlich was aus, dass ich hier bin?“

 

„Nein, wir wollten heute das neue Sofa auf den Dachboden bringen und da kommst du uns gerade recht.“ Lächelte Salome und schaufelte sich einen Berg Nudeln auf den Teller, bevor sie großzügig Soße darüber goss.

„Ehm nein, ich meine ja nicht heute. Ich meine im Allgemeinen?“

Salome sah verwundert auf und musterte sein Gesicht schweigend.

„Robert, du, du vor allem du solltest wissen, dass meine Tür, unsere Tür immer offen ist für Freunde.“ Sprach sie dann ernsthaft.

Nicht nur für Freunde, dachte er, der letzte Landstreicher könnte hier klingeln und er würde eine warme Mahlzeit und ein Bett angeboten bekommen.

Salome sah ihn immer noch forschend an und wandte sich dann an Sue:

„Er ist dein Verehrer, nervt es dich, dass er vorbeikommt um dich zu sehen?“

Sue schüttelte den hochroten Kopf und wisperte dann:

„Nicht im Geringsten, es ist mir immer eine Freude.“

„Ich habe einen verdammten Hausschlüssel. Seid ihr denn gar nicht misstrauisch?“

Robert konnte sich einfach keine naiveren Frauen vorstellen.

„Doch, aber was du scheinbar nicht verstehst ist, dass du hier sehr willkommen bist.

Ich freue mich wenn du kommst, denn Sue kann meine langen Phasen der Stille mittlerweile nicht mehr ertragen und ich verstehe sie, aber ich merke es nicht immer.

Du bist hier und wenn du hier bist, dann gibt es Gespräch und Spiele und das freut mich natürlich.

Ich mag dich Robert, du bist ein echt netter Kerl und…

Ich verstehe, dass es dir seltsam vorkommt, aber tatsächlich bist du für uns nur ein Freund, naja für Sue vielleicht etwas mehr als nur ein Freund, der bei uns nach dem Rechten sieht und daran ist nichts Verwerfliches.

Es macht mir nichts aus, dass du ein Star bist, es macht mir nichts aus und das weißt du.

DU weißt es und deshalb bitte ich dich ehrlich uns nie wieder solche dummen Fragen zu stellen.“

Salome sah verwirrt und verletzt aus, aber Robert konnte einfach nicht glauben, dass sie ihn ihm nur den Freund sahen, wenn er doch selbst unter der Last seines Namens und seines Gesichts fast zusammenbrach.

„Willst du denn nicht mehr kommen?“Sue sah ihn fast ängstlich an.

„Doch, doch, ich habe mir nur gerade gedacht, dass ich so gerne hierher komme und dass es mich umbringen würde, wenn ihr jetzt einfach geht.

Lasst mich mit euch kommen.“

Salome nickte königlich, doch in ihrem Herzen brodelte es wild, denn niemals hätte sie auch nur gewagt daran zu denken Richard wiederzusehen bevor er wiederkam.

Sie hatte versprochen zu warten und auch wenn es sie zerriss, sie wollte kein Klotz an seinem Bein sein und nun hoffte sie so sehr auf ein Versprechen an dem alles nach Lüge aussah und roch.

Sie wollte, dass das was in dieser Antwort stand wahr war, sie wollte ihn wiedersehen und sie würde vielleicht, mit ganz viel Glück und einer Riesenportion Mut, Sue sogar sagen wer ihr Nachbar und Geliebter war.

Ihr ganzes Herz floss über vor törichter Hoffnung und innerlich bereitete sie sich schon auf die bittere Enttäuschung vor, aber es gab immer noch die Chance, dass jemand ihr Tickets schicken würde, dass sie ihn sehen konnte, auch wenn sie so tun müsste, als kenne sie ihn nicht.

Und sie wollte, dass Robert mitkam, sie wollte endlich wieder ganz sein, sie wollte ihre Familie, ihre wahre Familie vereint sehen und glücklich sein, dafür würde sie jeden Preis bezahlen.

 

Nach einer fast schlaflosen Nacht sprang Salome dem Postboten in Unterwäsche entgegen.

Er reichte ihr die Briefe misstrauisch und sie blätterte sie so schnell durch, dass sie wie übergroße Schneeflocken zu Boden rieselten.

Nichts.

Hoffnungsvoll öffnete sie den Briefkasten, es konnte ja sein, dass jemand ihn einfach eingeworfen hatte, ihn, diesen Umschlag den sie mithilfe ihrer verzweifelten Sehnsucht dazu zwingen wollte zu existieren.






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