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Author's Chapter Notes:
Despair is worst when it falls upon an innocent heart








77.

„Hey Liebling.“ Salome meldete sich endlich, fröhlich wie ein Sonnenstrahl.

„Was war das?“ fragte Richard erschrocken.

„Ehm ich habe Gregori die Beine unter dem Körper weggekickt bevor er dir noch Angst macht.“

„Du hast deinen Bruder geschlagen?“ Ok, Gregori hatte Recht, er kannte Salome wirklich kaum.

„Nein, nur ein wenig geschubst.“ Sie kicherte.

„Du hast mich umgenietet du Biest.“ Hörte er Gregori im Hintergrund keuchen und grinste.

„Wie geht es dir mein Süßer?“

Salomes Stimme war süß wie die schweren Früchte des Sommers und ruhig wie eine Brise.

„Gut, ich bin etwas müde und ich vermisse dich. Wie war dein Tag?“

„Super. Ich war schwimmen und dann haben wir ein wenig rumgetobt.“

Richard dachte an das was Gregori gesagt hatte und stufte Salomes Aussage als maßlose Untertreibung ein, aber das war er von ihr schon fast gewohnt.

Für sie war das alles selbstverständlich und da ihr Bruder sie in diesem Wahnsinn zu unterstützen schien, wunderte ihn dieser Fakt nun kaum mehr.

„Und was hast du denn sonst noch so vor?“

Salome lachte: „Morgen fange ich mit den Schießübungen, Gregori denkt das wäre weniger gefährlich.“

Ah ja, eine Pistole war weitaus weniger gefährlich als ein paar Faustschläge, Richard schüttelte den Kopf, er würde diese Frau niemals verstehen können.

„Und du?“ fragte sie gut gelaunt weiter.

„Ich werde mich mit weniger echten und weniger tödlichen Waffen beschäftigen.“
„Aber du wirst dabei weitaus grimmiger aussehen.“ Zog sie ihn auf.

„Ja Salome, weil du die einzige bewaffnete Person sein wirst die aussieht als wäre sie ein Glücksbärchi.“

„Der Joker sieht immer gut gelaunt aus.“ Wandte sie ein.

„Ja, der Joker ist ja auch ein geistesgestörter Massenmörder.“

Salome biss sich auf die Lippe, denn sie konnte nicht behaupten, dass er damit falsch lag.

„Salome ich mag die Idee nicht, dass du dich wissentlich der Gefahr aussetzt.“
Er wusste genau, dass es komplett sinnlos war sie umstimmen zu wollen, aber den Versuch war es wert.

Überraschenderweise sprach sie nun sehr sanft und einfühlsam:
„Ich weiß Liebling und auch wenn es nicht danach aussieht, ich bin sehr vorsichtig.

Aber ich bin woanders aufgewachsen als du, also bitte ich dich mich tun zu lassen was ich tun muss um mich sicher zu fühlen.“

Dagegen konnte er nichts sagen und als er sah wie der Regisseur ihn abwartend und ungeduldig durch das Fenster beobachtete, verabschiedete er sich schweren Herzens.

„Bis bald meine Süße. Ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“

 

Gregori ging kurz darauf um die Waffen für den folgenden Tag vorzubereiten und Sue bekam Besuch von ihrem neuen Liebling.

„Hey Robert.“ Salome lehnte an der Küchentheke und sah Sue beim Kochen zu.

„Hallo Salome.“ Grüßte er und küsste sie auf die Wange und Sue auf den Mund, beides leicht und ein klein wenig schüchtern.

„Und wie war euer Tag?“

„Lang. Einsam.“ Murmelte Sue und zusammen erklärten sie ihm was Salome so gemacht hatte, was Robert dazu brachte einen Schritt zurückzuweichen.

Richards Freundin hatte in seinen Augen einen ganz eindeutigen Knall.

„Mach dir keine Sorgen.“ Salome wischte seine Bedenken mit einer kleinen, tödlichen Hand beiseite und deckte den Tisch als wäre sie nicht auf dem besten Weg eine berühmte Auftragskillerin zu werden.

Während dem Essen sprachen sie über Filme und Bücher und Robert merkte wie er sich nach und nach entspannte.

Natürlich war Salome gefährlich unvorsichtig, reckless wie er dachte, und Sue litt eindeutig an einem erheblichen Mangel an sozialen Kompetenzen, aber beide waren so herrlich bodenständig, dass er wieder ganz er selbst sein konnte.

Von Salome wusste er, dass sie sich mit der Idee angefreundet hatte, dass Stars auch nur Menschen waren und Sue hatte sich wahrscheinlich noch nicht einmal die Vorstellung gewöhnt, dass ein Mann, egal welcher Mann, kein Monster sein musste.

Rob lachte über einen Scherz den Salome gemacht hatte und sie sah ihn breit lächelnd an.

„Du bist wirklich sehr hübsch.“ Sagte sie komplett neutral und er errötete prompt.

„Ich mag schöne Menschen.“ Fügte sie hinzu und stand langsam auf.

„Ich lasse euch Turteltauben dann mal allein. Ich muss noch ein wenig arbeiten.“

Eigentlich musste sie das nicht, aber sie hatte einfach das Gefühl, dass Sue niemals richtig auftauen würde wenn man sie nicht zu ihrem Glück zwang.

 

In ihrem Zimmer schaltete sie das Laptop an und begann zu schreiben.

Thema heute sind Augen.

Ich wurde an den Ufern eines schmutzigen Flusses geboren, meine Wurzeln liegen in tiefem Schnee und der ewigen Sonne des Südens und ich wohne jetzt auf einer Insel.

Mein Leben lang dachte ich, dass ich mit meinen dunklen Augen sehr gewöhnlich sei, aber Himmel, seit ich in London wohne komme ich mir wie ein Unikum, oder wie ein Unicorn, vor. Tatsächlich sind die ersten drei Bilder die mir zu England einfallen die See, der graue Himmel und die juwelenbehängte Königin. Dazu sollte ich sagen, dass meine Wurzeln in der Zeit der Zaren sowie der Regentschaft des Sonnenkönigs gründen, also kann ich mich zumindest mit dieser Vorstellung anfreunden.

Also, was mir heute erst aufgefallen ist, ist der Fakt, dass alle Menschen mit denen ich bisher engen Kontakt hatte hier auf dieser riesigen Insel helle Augen haben. Ich spreche nicht von haselnussfarbigen Augen, ich spreche von der wilden Kühle der Nordsee und dem wolkenverhangenen Firmament welche sich in den distanzierten, freundlich-höflichen Blicken meiner Mitmenschen spiegeln.

Kann gut sein, dass ich ins Britenwunderland hineingefallen bin, aber die die ich kennenlernen durfte tragen die ganze Geschichte, all den Stolz einer vergangenen Weltmacht auf den Meeren oder einer Königin die sich allem Spott zum Trotz tapfer hält, ihrer Heimat in ihren tiefen, seelenvollen Augen.

Es gibt Männer die Frauen mit Juwelen überschütten und es gibt andere Männer, die allein mit ihrem Blick eine sternenklare Nacht heraufbeschwören und einer Frau ein Diadem aus Saphiren spinnen.

Ich, deren Augen der Schatten in der endlosen Sonne des Südens und der Unterschlupf in der Schneewüste sind, ich, welche die Nacht und das Grab in meinen Augen trage, zolle meinen so schmerzlich geliebten Sternenaugen den größten Respekt für das Wunder sehen zu dürfen wie Geschichte zur Erinnerung und die Erinnerung zum Geschmeide wird.

Die sonnenlose Nacht drückt auf meine Sinne und ich wünsche mir diesen einen, einzigen Sommerblick, diesen Sturmhimmel unter dem ich wachsen und gedeihen kann.

Ich dürste nach deinem Seeblick wie die Wüste nach dem Regen, mein Boot ist auf Grund gelaufen, meine Haut brennt.

Kühle meine Wunden, bring mich zurück nach Hause.

 

Salome schickte es ab, nicht wissend ob es zu persönlich war und mitten in der Nacht bekam sie noch eine Antwort des Redaktionschefs.

„Wer immer angesprochen ist, er hätte besser das zu lesen.“

Salome sank in die Kissen, müde, voller Wunden und Prellungen und vor allem so einsam, dass sie schreien hätte mögen.

Unten wurde die Tür auf und zugeschlagen und kurz darauf hörte sie Sue raufkommen.

Oh es würden verdammt lange Nächte werden dachte Salome und schloss die Augen fast brutal.

Also würde sie jede Sekunde mit sinnloser Aktivität füllen, das nahm sie sich fest vor.







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