- Schriftgröße +
Author's Chapter Notes:
I just called to say...








76.

„Hallo Nachbar, ich bin’s, Sue, Lola ist nicht da, Sie können jetzt noch auflegen wenn Sie wollen, ich bin auch nicht böse.“

Richard starrte die Wand an als wäre gerade ein Monster daraus entstiegen.

„Hallo Sue, hier ist…der mysteriöse Nachbar. Wie geht es?“

Sue war überrascht, erstens hatte der Mann eine wundervolle Stimme die ihr immer noch seltsam bekannt vorkam und zweitens sprach er zu ihr.

„Ehm ja und Ihnen?“ stammelte sie verwirrt.

„Oh müde, lange Reise. Wo ist Salome denn?“

Richard freute sich mit dieser Frau zu sprechen, die in Lolas Haus lebte und ihre beste Freundin und engste Vertraute war.

„Sie ist mit ihrem Bruder weg. Irgendwelche Übungen. Man glaubt fast sie wolle der Bodyguard vom Papst werden. Nun ja, und Sie sind also der ominöse Nachbar/Freund/Liebhaber meiner guten Salome?“

Richard schluckte und brachte ein fast lautloses „Ja“ heraus.

„Lieben Sie sie?“

„Findest du nicht, dass du mich duzen könntest da ich mir dann einerseits nicht so dumm vorkomme weil ich dich duze und andererseits stellst du mir Fragen die man nur einem Menschen stellt den man auch duzt.“ Grinste er.

„Ok, liebst du sie?“

„Ja, ja, das tue ich.“ Er fühlte sich leichter, jetzt da er sie eingeweiht hatte.

„Gut, denn sie hat gestern schrecklich geweint.“

Ein Stich machte sich in seinem Herzen bemerkbar.

„Ihr geht es besser. Sie reißt sich zusammen, trainiert hart.“

Sue wollte den Mann nicht beunruhigen, denn seine Atmung wurde schwerer, ganz als ob er eine schwere Last tragen würde.

„Ich liebe sie sehr. Und dir? Wie geht es? Wie geht es deinem kleinen Freund?“

„Mein kleiner Freund schlägt keine Fenster ein.“ Meinte sie spitz.

„Es tut mir sehr leid.“ Sprach Richard niedergeschlagen und kleinlaut und glitt etwas tiefer in die Polster des Sofas auf dem er saß.

„Ja, ich weiß.“ Sue lachte und sah dann auf.

„Oh da kommt Salome. Ach schon wieder ein neuer Verband. Himmel Schatz, wie siehst du denn aus?“

 

Rascheln in der Leitung, Richard brach der kalte Schweiß auf der Stirn aus.

Was hatte sie jetzt schon wieder angestellt?

„Ich habe hier deinen Liebling in der Leitung.“ Hörte er Sue sagen und lächelte als er das Gerangel um das Telefon mit verfolgte.

„Oh komm schon, wir haben uns gerade so schön unterhalten. Er sagt er liebt dich. Oh.“

Als nun eine andere Stimme erklang war es nicht Salome, sondern ihr Bruder.

„Hallo Unbekannter.“ Sprach er mit ruhiger Stimme.

„Oh ehm hallo, ja.“ Stammelte Richard, überrascht und nervös.

„Du hast dir also erlaubt meine Schwester zu entehren?“

Salome verdrehte die Augen und kniff ihren Bruder ins Knie.

„Au…Na antworte schon du Stockfisch.“

Richard schwitzte Blut und Wasser, denn Salomes Bruder wusste wer er war und er wusste sicher auch wie er ihn finden konnte wenn er das wollte.

„Ich liebe sie.“ Sagte er dann kleinlaut und hörte ein spöttisches Lachen.

„Das macht natürlich einen großen Unterschied.“ Gregori polierte seine Nägel an seinem Pulli und sah Salome streng an, welche sich trotzig auf den Boden fallen ließ und die Beine unter ihren Körper zog.

„Was willst du hören? Ja, das habe ich und ich kann nicht sagen, dass es mir wirklich leid tut, immerhin, auch wenn du das nicht glaubst, wollte sie es so.“

Gregori lachte erneut, wenn auch weniger spöttisch.

„Oh natürlich glaube ich dir. Sie liebt dich nämlich.“

Richard blinzelte, hatte ihr Bruder das gerade wirklich gesagt?

„Wie bitte?“ fragte er also britisch-höflich nach.

„Meine Schwester hat sich heute fast selbst ertränkt wie ein unwillkommenes Katzenbaby, sie hat mit ihrer Hand in die Klinge eines Messers gegriffen und sich auf dem Boden gerollt wie ein räudiger Köter und all das nur um sicher zu gehen, dass sie ihr Leben effektiv für deins opfern kann wenn es je nötig sein wird.“

„Das ist ja absurd. Halt sie bitte davon ab Dummheiten zu machen.“ Schrie Richard und achtete nicht auf die Menschen die verwundert an seinem Fenster vorbeihuschten.

„Ah du liebst sie, aber du kennst sie nicht.“ Sagte Gregori philosophisch und bedachte seine schmutzige, blutende Schwester mit einem stolzen Blick.

„Du bist ihr Bruder, bitte sorge dafür, dass es ihr gut geht.“ Flehte Richard beinahe.

„Junge? Ehrlich, ich bin ihr Bruder, der erste Mann in ihrem Leben, aber nicht der nach dem ihr Herz jetzt verlangt.

Ich bitte dich um meiner Schwester Willen, dass du auf dich aufpasst.“
„Wieso? Wenn ich mich recht erinnere würdest du mich doch bedeutend lieber tot sehen, oder?“

Gregori zögerte und seufzte dann sehr leise:

„Nein, denn wenn sie dich verliert, verliere ich sie. Ihr ganzes Leben hängt jetzt mit deinem zusammen und weil sie dich liebt will ich, dass du lebst.

Meinst du es wirklich ernst?“
Was verstand er unter ernst?

Richard lächelte wehmütig und sah an die Decke als er erwiderte:
„Ich bin 40, natürlich meine ich es ernst. Aber denkst du nicht, dass Salome ein wenig jung für Heirat und Kinder ist?“

„Nein, ich denke kaum, dass eine Frau die dem Tod so unverfroren ins Gesicht lacht für irgendetwas zu jung ist.“

Der Mann war von Sinnen, anders konnte sich Richard sein Verhalten nicht erklären.

Das letzte Mal als er Salomes Bruder gesehen hatte, war dieser mehr als nur verstimmt über ihre Verbindung mit ihm gewesen und jetzt wollte er, dass er Salome heiratete.

„Du kennst sie nicht.“ Wiederholte Gregori langsam und Richard wollte protestieren, aber ihr Bruder hatte vielleicht Recht, denn immerhin hatte er nur wenige Tage an Salomes Seite verbracht während Gregori sie ein Leben lang kannte.

„Wenn ich das Gefühl habe, dass sie bereit dafür ist, dann werde ich sie schon fragen.“

Er klang aufmüpfig wie ein Kleinkind und schämte sich ein wenig als er Gregori lachen hörte.

„Nein, wenn du bereit bist ihr dein Leben zu verschreiben, dann wirst du ihre Antwort einfordern.“ Widersprach Gregori ihm dann lachend.

„Ist sie verletzt? Geht es ihr gut?“ brach es dann heftig aus Richard heraus.

„Ihr geht es gut. Sie ist stark und mutig, mehr als ich erwartet hätte und im Gegensatz zu so vielen andern Menschen auf dieser Welt hat sie einen guten Grund die Waffen zu tragen die man ihr anvertraut hat.“

„Und der wäre?“

Richard konnte sich immer noch nicht mit der Idee einer bewaffneten Salome anfreunden.

„Dich und deinen Freund da, Sue und ihren Freund da, euch alle zu schützen, wenn es sein muss mit ihrem Leben.“

„Hör sofort auf solche Dinge zu sagen. Sie wird nicht sterben und vor allem wird sie nicht für mich sterben.“ Schrie Richard ihn an, er konnte das alles nicht mehr hören.

„Sie ist eine junge Frau, sie hat ihre Liebe einem halben Greis geschenkt, sie hat ihre Jugend verkauft und ihr Geschenk verwirkt in dem Moment in dem sie dich gewählt hat.

Sie hat den Tod umarmt und strebt ihm unausweichlich entgegen.

Mach dir keine Gedanken, wir glauben an das Schicksal und solltest du ihres sein, dann kann ich dir versprechen, dass sie den Weg der ihr vorgezeichnet ist ohne Furcht beschreiten wird.“

Richard wurde übel, was redete der Kerl nur?

Salome sollte es gut gehen, sie sollte gar nichts verwirken, sie sollte glücklich sein.

Ein lauter Knall ertönte und jemand jaulte laut auf.

Richard gefror das Blut in den Adern.






Bitte gib den unten angezeigten Sicherheitscode ein: