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Author's Chapter Notes:
St. Matthew








41.

Entschlossen wischte Salome sich über das tränennasse Gesicht.

Sie konnte Sue so nicht unter die Augen treten und betete um Hilfe, um Beistand, um Rettung.

Ihr Handy klingelte, aber sie kannte die Nummer nicht.

„Bin in einer Sekunde bei dir Sue.“ Rief sie durch die halbgeschlossene Tür und ging in ihr Schlafzimmer um ungestört zu sein.

„Hallo?“ schluchzte sie leise in den Hörer und vernahm eine freundliche Stimme.

„Hey hier ist Matthew. Sorry, Richard hat mir deine Nummer gegeben, er denkt du willst vielleicht nicht mit ihm sprechen. Er sagt er hätte etwas Dummes gesagt.“

Sprudelte es aus dem Hörer und Salome ließ ihren verzweifelten Tränen freien Lauf.

„Kleines? Was ist los? Soll ich…Kann ich dir irgendwie helfen?“

Salome dachte nicht an die Filme oder an den Ruhm, sie dachte daran, dass am andern Ende der Leitung jemand war der ihr helfen wollte und sie war dankbar.

„Nein, nein, mir geht es gut.“ Log sie unbeholfen und erstickte fast an den Tränen die sie verstecken wollte.

„Nein es geht dir nicht gut. Was ist denn nur passiert?“ Matthew klang geduldig wie immer, freundlich wie ein Sommermorgen und lindernd wie ein Wundverband.

Er hatte Richard bereits getröstet, ihn jedoch auch auf später VERtröstet, weil er dachte, dass Salome wohl im Moment wichtiger war und er Richard sowieso nicht helfen konnte solange er nicht wusste was vorgefallen war und da sein Freund ungefähr so gut erklären konnte wie eine Kuh ohne Zunge, wandte er sich an die Quelle selbst.
„Ach nichts, er hat mich nur gefragt ob ich traurig bin nachdem er mir gesagt hat, dass er allzu bald wieder abreist.“ Wimmerte Salome und erkannte sich selbst nicht wieder.

„Hat er nicht.“ Matthew schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn und war erleichtert, dass seine Frau gerade nicht da war, weil sie sicher nicht verstanden hätte wieso er Salome jetzt auch noch anrufen musste.

Aber er empfand sie als Freundin und er hatte so viel von ihr gesehen und erfahren, dass er sie nicht einfach  hängen lassen konnte wenn sie einen Freund so dringend brauchte, vor allem einen Freund der wusste woher ihr Leid kam.

„Doch.“ Schluchzte Salome.

Sie war dort angekommen wo sie schon vor Jahren hätte sein müssen, sie war verletzt und gekränkt, verzweifelt, ratlos und unruhig, genau wie eine Frau die sich verknallte halt sein sollte oder musste.

„Der Hornochse. Ach mein Gottchen, wie dumm ist er denn? Oh es tut mir so leid für dich Salome…“ Matthew schüttelte den Kopf über so viel Mangel an Verstand seitens seines Freundes.

„Du wirst ihn vermissen nicht wahr? Trotzdem?“ Matthew klang verständnisvoll und Salome fühlte wie seine Empörung und sein Mitgefühl den brennenden Schmerz löschten und nur ein leichtes Ziehen in der Magengrube blieb.

„Oh ja werde ich.“ Wisperte sie leise, die Last der Tränen immer noch auf ihrer Stimme und ihrem Gemüt.

„Na weine dich erst mal aus und dann beruhige dich. So ist es gut, wisch dir das unnütze Wasser aus dem Gesicht und sage dir, dass er wahrscheinlich der dümmste, verbohrteste, blindeste Esel auf der Welt ist in diesem Moment.“

Salome lachte traurig und sprach:

„Wäre es doch nur gut so…Himmel Matthew hast du dir ihn schon mal angesehen? Sein Gesicht ist ein Palast der Schönheit, er hat Haare wie ein erlesener handgenähter Pelz, eine Haut wie Marmor und Elfenbein und Augen wie die Juwelen die an den Hals der Königinnen der alten Welt gehören.“

„Ja Salome, Richard ist ein schöner Mann, aber er ist auch töricht und er ist unbedacht mit deiner Zuneigung umgegangen und das ist unverzeihlich.“

„Ihm sei verziehen.“ Wiedersprach Salome fest und nun war es an Matthew leise aufzulachen.

„Du bist zu gütig. Aber ich muss zu seiner Verteidigung sagen, dass er tatsächlich keine Ahnung hat. Er macht sich große Sorgen weil er dich offensichtlich verletzt hat.“

„Dann sag ihm nicht, dass ich geweint habe.“

 

Matthew konnte nicht von sich behaupten Salome zu verstehen, aber er mochte sie wirklich.

Vor einigen Minuten noch hatte sie bitterlich geweint und doch wollte sie nicht, dass er damit gerechten Druck auf Richard ausübte, sie wollte ihn schonen nachdem er sie wie ein Insekt unter seiner Schuhsohle zerdrückt hatte.

War sein Freund denn wirklich so blind nicht zu erkennen, dass der jungen Frau wirklich etwas an ihm lag?

Ihm erschien es so klar wie das sonnig-kalte Wetter Londons, dass Salome ihn vermissen würde, denn nachdem sie ihm so bereitwillig einen Platz in ihrem Leben eingeräumt hatte, konnte sie ihn nicht gehen sehen ohne zu bereuen ihn nicht an ihrer Seite gehalten zu haben.

„Danke Matthew. Du bist ein echter Freund. Wenn es Gott gibt dann soll er eine Hand über dich halten. Du warst mir eine große Hilfe und ich vermisse dich schon jetzt.“

Ja das war Salome, dachte Matthew lächelnd, so ehrlich in ihren Gefühlen und so bedürftig da sie nie versteckte was sie sich wünschte.

„Wir werden uns wiedersehen und ich werde mich darauf freuen Kleines. Und danke, dass du mich als Freund siehst.“

Es überraschte ihn ein wenig und das sollte es nicht, so wie er Salome kannte hatte sie einfach seine an sich freundliche Natur angesprochen und angenommen und ein unsichtbares Band der Freundschaft würde sie von jetzt an verbinden wo immer sie auch sein würden.

„Aber wieso denn nicht? Ich habe auf dir geschlafen, ich habe dich angeschrien, du hast mich gescholten, getröstet und gehalten. Von der ersten Sekunde an warst du mir Hilfe und Beistand, Trost und Rat und ich werde niemals vergessen wie gut du zu mir warst obwohl dich niemand dazu zwang.“

So einfach war das für Salome und sie bereute, dass Sue nicht wusste wie gut diese Männer waren und wie sehr sie all ihre Verehrung verdient hatten und das nicht nur weil sie gut aussahen, sondern weil sie gut waren.

 

„Er wird dich sicher auch vermissen.“ Murmelte Matthew dann und grinste über das erschrockene Schweigen am andern Ende der Leitung.

„Wie bitte?“

„Oh ich bin mir sicher, dass er dich auch vermissen wird. Er hat eine kleine Schwäche für dich.“ Es machte ihm fast perverse Freude den Affront des Freundes doch rächen zu können indem er dessen Gefühle der Angebeteten preisgab.

„Hat er nicht.“ Kicherte Salome und Matthew war erleichtert, dass sie wieder sie selbst war.

„Oh doch hat er.“ Insistierte er lachend und horchte auf als es am andern Ende an der Tür klingelte.
„Ich schwöre bei Gott, ich werde diese verdammte Klingel aus der Wand reißen.“ Fluchte Salome und stieg die Treppen hinab.

„Wer ist es?“ rief Sue aus dem Badezimmer. „Ich weiß nicht, ich kann nicht um die Ecke und durch massives Holz sehen.“ Rief Salome zurück und näherte sich der Tür.

„Wie geht es Sue?“ Salome wurde warm ums Herz, wie hätte sie diese Männer nicht in ihr Herz schließen sollen wenn sie sich doch um eine Frau sorgten die sie nicht kannten und von der sie nur wussten, dass sie eine arme Fanatikerin war?

„Ihr geht es gut. Ich werde mich gleich zu ihr in die Wanne schmeißen.“ Lachte Salome und berührte den Türknopf zögerlich.

„Wirst du Richard anrufen und ihm sagen, dass alles ok ist? Ich grolle ihm nicht und wünsche ihm nur das Beste. Sag er soll sich warm anziehen und auf sich Acht geben.“

Salome drückte die Klinke langsam runter.

„Sicher doch. Er ist bestimmt schon krank vor Sorge. Er ist aber auch ein Dummkopf.“ Erwiderte Matthew lächelnd und beschloss Salome wirklich wieder zu sehen, bald wiederzusehen weil er ihre strahlende, naive Art jetzt schon vermisste.

„Oh…Es ist ein Geschenk.“ Wisperte Salome als sie die Tür geöffnet hatte und sah ratlos auf dieses hinunter.

„Gut, ich rufe dann mal unseren Helden an und dann sehen wir uns sehr bald, ja?

Mach’s gut.“

„Ich habe dich sehr lieb, pass auf dich auf.“ Erwiderte Salome leise und hob das Geschenk mit zitternden Händen hoch.







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