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Author's Chapter Notes:
Salome meets GoG








38.

„Ehm wie bitte?“

Richard musterte den frechen Jüngling kalt und eisern.

„Ach komm schon, du kennst ihr Schlafzimmer, du küsst sie, du kümmerst dich um sie und du bist vor Eifersucht fast durchgedreht als sie sich einem Andern hingeben wollte.“

Rob grinste ihn breit an und er fuhr sich mit der Hand über die Stirn als könnte er damit den lästigen Nebel in seinem Kopf lichten.

Robert hatte Recht, er war tatsächlich mehr als nur freundschaftlich besorgt, er mochte Salome wie er ihr beteuert hatte wirklich und vielleicht fühlte er ein klein wenig stärker zu ihr hingezogen als er es sein sollte, aber verliebt?

Er war erwachsen, er verliebte sich nicht einfach wie ein grüner Junge in irgendwelche Mädchen nur weil sie sich ein paar Küsse stehlen ließ.

Ach was dachte er da denn nur? Salome konnte nichts dafür, dass er mit sich selbst und mit seinen Gefühlen nicht klarkam und er sollte auf keinen Fall abschätzig über sie reden oder denken, nur weil sie die Kraft und den Mut hatte sich der Wahrheit zu stellen.

Sie fand ihn nett, sie fand ihn schön und sie hatte daraus nie einen Hehl gemacht, sie sah nicht einmal einen Grund dafür zu verstecken, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte.

Für Salome war es keine Sünde und kein Fehler einen schönen Mann als solchen wahrzunehmen.

Andererseits war es komplett widersinnig sich in eine Frau zu verlieben die sehr viel jünger war als er und sie würde ihn doch niemals wirklich haben wollen, oder?

„Das ist Unsinn.“ Sprach er also vehement, doch Robert sah ihn nur abwartend an.

„Wir sind Freunde.“ Versuchte Richard es erneut und erntete nur Spott.

„Ja, das sagen sie alle. Wir sind nur gute Freunde. Aber ich habe euch knutschen sehen, ich habe gesehen wie sie dich ansieht, ich habe gesehen wie du errötest und vor allem habe ich gesehen wie du einerseits einen Mann niedergeschlagen hast und andererseits diese Frau umarmst als sei sie aus Glas und Eis.“

Robert war jung, aber er war nicht dumm und als romantischer Filmheld wusste er genau, dass sein Beruf darin bestand solche Situationen und Blicke nachzuahmen.

Für ihn stand außer Frage, dass der Alte sich mehr als nur ein wenig zu Salome hingezogen fühlte, er wollte sie anscheinend für sich, hatte aber nicht den Mut sie zu beanspruchen.

Natürlich musste er ihm auch eingestehen, dass Salome so eindeutig zweideutig war, dass er sich seiner Sache nicht sicher sein konnte.

Richard könnte mit Blumen vor ihrer Tür stehen und es war gleich wahrscheinlich, dass sie ihm entweder lachend erklärte, dass sie ihre Beziehung nie als amourös verstanden hatte, wie dass sie ihm um den Hals fallen würde, ebenfalls lachend, ihn scheltend weil er so lange gebraucht hatte.

Eigentlich mochte Salome Richard sicher, aber wie sehr wusste allein Gott, während wenn Richard je zugeben würde sie auch richtig zu mögen allen klar sein würde, dass er sie liebte.

Aber die Liebe eines Mannes von 40 Jahren bedeutete Ehe und Kinder, doch Salome hatte bisher nicht einmal einen richtigen Freund gehabt und Robert war sich nicht sicher ob sie einer kurzen Brunftzeit zustimmen würde.

„Na du hast ja jetzt etwas Zeit dir darüber klar zu werden was du für die Kleine empfindest.“ Robert zuckte mit den Achseln und machte es sich auf dem Sofa bequem.

Erst nach einigen Sekunden sah er den gepeinigten Ausdruck auf Richards Gesicht.

„Ha du vermisst sie, vermisst sie jetzt schon und dann willst du mir erzählen du würdest nichts für sie empfinden!“ rief er triumphierend und die Miene seines Gegenübers wurde wenn möglich noch ein wenig säuerlicher.

„Ich habe nie gesagt, dass ich NICHTS für sie empfinde, aber ich habe auch nicht behauptet in sie nun ja verliebt zu sein.“ Grummelte Richard.

„Aha…Ja dann…“ Robert konnte nicht glauben, dass ein erwachsener Mann derart kindisch mit seinen eigenen Emotionen umgehen konnte.

Und dann fiel ihm wieder ein, dass Armitage nicht verheiratet war und es wahrscheinlich auch nie sein würde, wenn er sich seinen eigenen Gefühlen gegenüber so verschloss.

 

Salome wachte verwundert und desorientiert auf und wollte schon zu Sue eilen als sie den Zettel fand.

„Himmel.“ Entfuhr es ihr und sie setzte sich wieder hin.

Warme Tränen der Rührung rollten ihr über die Wangen und sie verspürte dringlich und schmerzhaft den Verlust der Anwesenheit ihres Nachbarn.

Fast grollte sie Sue dafür, dass diese sie um den Trost und die Freude brachte ihre Version des Richard Armitage jeden Tag zu sehen und sich an seiner warmen Freundlichkeit zu laben.

Seufzend schob sie sich das Stück Papier unter den Bund ihres Höschens und betrat ihr eigenes Zimmer.

Sue war wunderschön, ihr Körper perfekt proportioniert und ihre langen, blonden Haare flossen wie ein Regen aus Gold über ihr Kissen.

Sie murmelte im Schlaf und Salome versteckte ihren Zettel im Schrank bevor sie zu der Freundin ins Bett krabbelte.

„Sue?“ wisperte sie und lehnte sich an die lebendige Wärme des fremden Körpers, ließ ihre Hand über die schneeweiße Wange der Freundin gleiten und wartete auf ein Lebenszeichen.

„Hmm?“ Susan schlug die blau-grünen Augen auf und sah Salome fragend an.

„Oh Lola, wie geht es dir? Wie spät haben wir’s?“

Salome sah auf die kleine Uhr die auf ihrem Nachttisch stand und ihr als Wecker diente und sprach: „Fast 4 Uhr nachmittags.“

Sie gähnte, sie hatte gut geschlafen, aber als sie aufwachte hatte sie den Mann vermisst von dem sie nichts verlangen konnte außer seiner Freundschaft.

„Werde ich heute deinen Nachbarn kennenlernen?“ Sue sah sie aufmerksam an und erkannte das Zögern.

„Nein Sue, ich…nicht jetzt. Ich will dich erst mal für mich allein.“

Sue stand auf und als sie unter der Dusche stand, spürte sie nahezu, dass Salome nicht die Einzige war die in letzter Zeit in diesem Haus gewesen war.

Ein Männerduschgel stand auf der Anrichte und der herbe Geruch nach Mann schwebte im Flur.

Jedoch kannte Sue Salome schon zu lange um sie zu drängen und wenn die Freundin ihr nicht sagen wollte was es mit dem seltsamen Nachbarn auf sich hatte, dann würde sie Salome nicht dazu zwingen, denn sie hatte etwas in ihren Augen gesehen was ihr neu war.

Salome mochte diesen Mann, kannte ihn wirklich und mochte ihn trotzdem.

Sue betrachtete sich in dem hohen Spiegel und dachte teilnahmslos, dass sie in der Tat eine schöne Frau sein musste, aber das interessierte sie nicht, denn ihre Schönheit hatte ihr immer nur Scherereien eingebracht.

Sie war etwas schüchtern, verbrachte ihre Zeit mit fiktiven Charakteren und konnte nur Salome gegenüber wirklich ehrlich sein.

Man hatte sie ausgenutzt, verspottet und mehrmals versucht sich an ihr zu vergehen nur weil sie schön war und sie fand das keineswegs erstrebenswert.

Als sie aus der Dusche kam, saß Salome am Küchentisch und trank eine Tasse Kaffee, träumerisch aus dem Fenster blickend und erschreckte damit Sue, welche sie nur selten zuvor so ruhig und friedlich gesehen hatte.

Ihre Neugier nach dem Nachbarn stieg ins Unermessliche, aber sie wusste, dass sie sich nur blamieren konnte, denn auch wenn sie eine große Klappe bei Salome hatte, so hatte sie doch panische Angst vor Männern.

„Lola? Willst du einen Film sehen?“ fragte sie also die Freundin um zurück in ihre Welt der Träume zu kommen in der sie Männer traf die es wirklich wert waren und die mehr in ihr sahen als die bloße Schönheit ihres Leibes.

Salome nickte, sie fühlte sich dumm, sie fühlte sich einsam und alles an ihr drängte sie dazu dem Nachbarn eine Nachricht zu senden, nur wusste sie nicht genau was sie sagen sollte, wenn doch so viele Gedanken und Gefühle in ihr wüteten.

Sue legte eine weitere DVD ein und als ihr schon wieder Richard entgegensah hätte Salome am liebsten laut schreiend um sich getreten.

Sie erstarrte stattdessen als sie zum ersten Mal in ihrem Leben Guy of Gisborne gewahr wurde.

„Du dreckiger, elender Schuft.“ Zischte sie und zog damit Sues ganze atemlose Aufmerksamkeit auf sich.


 






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