- Schriftgröße +



94.

Sue zuckte mit den Achseln und seufzte: „Damit kann ich leben.“

„Wie bitte?“

Sue blinzelte, hatte er das jetzt wirklich gerade gesagt oder hatte sie sich das nur eingebildet?

„Ich liebe dich Sue. Ich liebe dich wirklich.“

Robert sah aus als wäre ihm das gerade erst aufgefallen und in seinem Fall war das nicht einmal schwer zu glauben.

Aber wie hätte er sie nicht lieben können wenn sie doch so mutig war und nicht nur der Gefahr ins Gesicht lachte, sondern auch noch ihre tiefsten Ängste und Schatten übersprungen hatte um an ihrer Seite zu sein?

Wie konnte er sie nicht lieben wenn sie Richard böse anfunkelte und dabei aussah wie ein Engel der Apokalypse?

Er hatte selten einen Menschen getroffen der so schön war und sich weder in sinnloser Eitelkeit noch in heuchlerischer Bescheidenheit erging, sondern seine Schönheit einfach nur als Teil seiner Person hinnahm.

Und er hatte noch nie eine Frau gekannt, die gleichzeitig so verletzlich und so stark sein konnte.

Sie war besonnen, sie kannte die Gefahr in und auswendig und doch war sie ihr entgegengestürzt, weil sie mehr zu gewinnen hatte als zu verlieren und daher sagte er sich, dass er ihr nicht gleichgültig sein könnte.

Natürlich hatte er nicht vorgehabt ihr das so ins Gesicht zu schleudern, aber sie waren ehrlich miteinander, zwischen ihnen war kein Platz mehr für höfliche Lügen und deshalb hatte er ihr offenbart was sein Herz jetzt erst klar formulieren konnte.

Er liebte es bei ihr zu sein und alle seine Gedanken waren bei ihr gewesen in den langen Minuten der Unsicherheit.

Als sie ihm Befehle erteilt hatte war er diesen ohne zu zögern gefolgt, weil er ihr vertraute und sich sicher war, dass sie richtig handeln würde.

In diesem Moment, in dieser Zeit, in diesem Leben brauchte er einen Menschen an seiner Seite auf den er sich verlassen konnte, von dem er wusste, dass er sich nicht vor das Wohlergehen Anderer stellte, dass er richtig von falsch unterscheiden konnte.

„Es tut mir leid, aber ich möchte auch etwas dazu sagen.“

 

Robert schluckte schwer und sah Salome und Sue dann ernst an.

„Wie ihr unschwer erkennen könnt bin ich vielleicht wirklich kein Held und ich habe niemals behauptet einer zu sein.

Die Menschen haben sich ein Bild gemacht und ich tue mein Bestes dem gerecht zu werden, aber ich habe heute gelernt was es heißt blind zu vertrauen.

I am blessed to know you.

Es ist außergewöhnlich, es ist unglaublich, aber ich habe heute gesehen wie weit ein Mensch gehen kann um seine Überzeugungen zu verteidigen und ich bin stolz und glücklich euch beide Freundinnen von mir nennen zu können.

Ich lebe in einer Welt in der alles nur Schein ist, in der deine Nächsten dich von hinten erdolchen wenn es ihnen einen Vorteil bringt und es erfüllt mich mit Demut und Scham zu wissen, dass es Menschen gibt die sich immer noch für Schwächere einsetzen.

Und ja, ich halte mich für schwächer.

Ich hätte nicht gewagt was ihr gewagt habt, ich wäre nicht ohne zu zögern in einen See gesprungen und ich hätte dieses grausam verstümmelte Bein niemals angefasst.

Ich bin ein Feigling und ich bin fürchte, dass ich mittlerweile auch ein Egoist geworden bin.

Ich danke euch also für diese Lektion in Demut.“

Salome drehte sich langsam um und berührte seine Wange leicht.

„Du bist doch noch ein halbes Kind.

Ihr versteht nicht was ich meine habe ich so das Gefühl.

Ich war darauf vorbereitet, ich habe damit gerechnet und ich wurde dazu geboren.

Schutz und Liebe, ich bin eine Frau, auch wenn ich so klein und lächerlich bin, bin ich doch eine Frau und das ist es was Frauen nun mal tun.

Und…“

 

Sie trat einige Schritte zurück und sprach dann erst weiter, alle 3 Männer ernst ansehend.

„Ihr wisst es gar nicht oder?

Ich habe mich fast einer Vergewaltigung ausgesetzt.

Wer hat mich zurück geholt?

Ich habe mich halbtot geweint.

Wer hat mich getröstet?

Ich hatte Angst, ich war einsam, ich habe Dummheiten gemacht und wer war immer, immer, immer nur einen Anruf entfernt?

Ihr habt mich durch meine dunkelsten Nächte gebracht, habt mit mir gespielt und ehrenhaft verloren, wann immer mein Herz brach wart ihr da.

Wie oft habe ich Trost und Beistand in euren Armen, eurer Stimme und eurer Anwesenheit gefunden?

Ich habe nicht mehr getan als eine Schuld beglichen, ich kann einfach nur andere Dinge besser als ihr.

Ich habe mich darauf vorbereitet und ich habe gekämpft weil ich wusste, dass ich es irgendwann müsste, aber können diese paar Minuten wirklich die Tage und Stunden aufheben in denen ihr Kummer, Leid, Verzweiflung und eine verkrüppelnde Einsamkeit von mir genommen habt?

Selbst als ich euch nicht kannte, kann irgendetwas aufwiegen was es mir bedeutet hat?

Oder Sue?

Da war nichts Selbstloses an meinem Handeln, glaubt mir das.

Wärt ihr nicht gewesen wäre ich heute vielleicht schon tot, denn dann hätte Matthias mich im Schlaf gemeuchelt, weil ich nach Hause gefahren wäre.“

Salome seufzte schwer und trat wieder an Richards Bett als er ihr die Hand entgegen streckte.

„Ich wusste es, ich wusste, dass du mein Leben sein würdest.

Mir geht es nicht darum, dass du mein Leben gerettet hast, zumindest nicht nur.

Es geht darum, dass du es tun konntest, es tun wolltest.

Ich weiß genau was Robert meint, es ist einfach so unglaublich sich einfach fallen lassen zu können, zu schwächeln, zu straucheln und zu stürzen und doch immer sicher zu sein, dass jemand da sein wird, dass du da sein wirst um mich aufzufangen, zu pflegen, zu trösten.

Ich bin wohl doch ein Macho, denn ich hätte niemals erwartet, dass…

Ach ich weiß nicht wie ich das erklären soll.

Dass jemand der uns so wenig kennt, zu so etwas bereit sein würde.“

„Du bist mein Schicksal du Dummkopf.

Ich kenne dich seit meinem ersten Atemzug, ich wurde geboren um heute hier zu sein und dich zu halten, ich bin dein Schutzschild und du mein Schwert.“

Salome lächelte und strich ihm über das Haar.

„Und Sue? Gott, Sue kennt euch schon so lange und ich war eine Ungläubige, denn das was mich persönlich am meisten überrascht ist der Fakt, dass sie mit allem Recht hatte.

Ihr habt jeden Seufzer, jedes gute Wort, jede kleine Geste der Verehrung verdient.

Gott findet einen Weg die Seinen zu retten zu halten.“

Parker machte Karl ein Zeichen und sie verließen unauffällig den Raum.

Verstohlen wischte sich Parker eine Träne aus dem Augenwinkel, er hatte wohl zu lange vergessen zu blinzeln.

Richard kramte in der Hose, die neben ihm lag und seufzte erleichtert, als er merkte, dass nichts verloren gegangen war während seinem kleinen Unterwasserausflug.

Es war zwar alles etwas nasser als geplant, aber er war sich so sicher, Gregori hatte Recht gehabt, in dem Moment in dem er bereit war sein Leben in ihre Hände zu legen…

„Hier ist deine Leihgabe.“ Wisperte er und nahm die Kette wieder ab die er die ganze Zeit über getragen hatte.

„Und da hätte ich noch so eine winzige Frage.“

Salome nickte.

„Wo ist dein Hund?“






Bitte gib den unten angezeigten Sicherheitscode ein: