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93.

„Mister? Wie fühlen Sie sich?“

Dr. Karl fand eindeutig, dass dieser Raum überfüllt war, aber er verstand auch, dass er diese Menschen im Moment einfach nicht trennen konnte.

„Müde, erschlagen…“ erwiderte Richard und lächelte als Salome an sein Bett trat.

„MISS, Sie sollten doch gar nicht aufstehen.“

„Oh hush.“ Murmelte Salome, doch Karl wusste nicht ob sie zu ihm oder zu Armitage sprach.

Seufzend sah er Richard an, da er sein Patient und das Opfer war.

„Mister, wie lange waren Sie im Wasser?“

„Eine Ewigkeit so scheint es mir zumindest.“

Ok, er war ihm keine große Hilfe dachte Karl deprimiert und sah Parker mitleidheischend an.

„Ungefähr 15 Minuten. Es dauerte schon mehr als 5 Minuten diesen verdammten Irren dazu zu bekommen die Waffe fallen zu lassen.“

Matthew schaltete sich ein, wie immer die Stimme der Vernunft wenn alle andern den Kopf verloren.

„Und der Verband?“

Sue hob die Hand und lächelte als sie gefragt wurde ob sie Krankenschwester wäre.

„Nicht im Geringsten, aber Salome tut sich öfter weh, ich habe also Erfahrung mit Verbänden.

Und außerdem kann man nie vorsichtig genug sein.“

Sie wedelte mit einem Buch das in ihrer Tasche steckte, Erste Hilfe stand auf dem Cover und sie lächelte bescheiden als der Arzt ihr anerkennend zunickte.

„Ich will Ihnen auf keinen Fall vorwerfen das alles geplant zu haben, aber ich muss doch anmerken, dass Sie erstaunlich gut vorbereitet waren.“

Sprach der Arzt nun leise und vorsichtig.

„Mister…Karl?“ Sue streckte sich um das Namensschild lesen zu können.

„Diese Männer sind Freunde Salomes und sie hat es für nötig empfunden sich auf einen eventuellen Angriff vorzubereiten, tatsächlich haben wir gedacht, dass vielleicht jemand auf die Idee kommen würde uns als Druckmittel gegen sie einzusetzen und nicht umgedreht.

Also hat Salome gelernt wie man schnell und effektiv kämpft und da ich nie der kämpferische Typ gewesen bin, habe ich gelernt wie man den Schaden begrenzt.“
Karl nickte erneut, tatsächlich, erstaunliche Wesen diese Frauen.

„Darf ich fragen was Sie beruflich machen?“

Sue nickte und sprach:

„Ich bin Konditorin, also Bäckerin im Grunde und Salome ist Schreiberling, Journalistin, Kolumnistin und Satirikerin, was ihr so gerade in den Kopf kommt.“

Karl fiel sofort auf wie diese Frau ihre Kopf verschämt zur Seite neigte wenn sie sprach und wie sie errötete als sie merkte, dass alle ihr zuhörten, sie war eindeutig schüchtern und doch hatte sie wenn er dem jungen Parker Glauben schenkte, der das von Master Pattinson gesagt bekommen hatte, alle Vorbereitungen der Nachsorge der Rettungsaktion der Freundin alleine übernommen und dirigiert.

„Sue kann sich besser konzentrieren wenn sie arbeitet. Sie mag es ihre Hände zu beschäftigen und sie kann sich echt gut konzentrieren.

Salome kann tausend Dinge auf einmal sehen, denken und tun, aber Sue kann alles Andere ausblenden und sich ganz auf das was gerade zu tun ist konzentrieren.“

Meldete sich eben jener junge Mann gerade zu Wort und bestätigte die Annahmen des Arztes.

„Ich bin sehr beeindruckt. Das war astreine Arbeit und ich wünschte wir hätten solche Menschen in unseren Rettungsdiensten.“

Karl war tief berührt über so viel Zivilcourage und wandte sich dann an die Männer.

„Ich kann Ihnen zwei Dinge sagen:

Erstens Sie haben sehr viel Glück, dass zwei Frauen so beherzt eingegriffen haben.

Zweitens, ich habe gerade ein Feedback erhalten, der Stich war nicht tödlich, die Zeit die verstrich bevor die Rettungsdienste eintrafen schon.

Mister Armitage wäre allerdings mittlerweile tot wenn nicht Miss Balthasar ihn gerettet und Miss Martins ihn verbunden hätte.“

„Ich weiß.“ Krächzte Richard und räusperte sich leise.

„Ich weiß, dass ich euch mein Leben zu verdanken habe.

Ich wünschte es wäre nicht so und nein, das hat nichts mit törichtem männlichen Stolz zu tun, aber auch wenn ich wahnsinnig froh um meinetwillen bin, dass ihr es nicht getan habt, so wäre mir doch irgendwie lieber, dass ihr euch wie jede Frau auf der Welt beim Fall eines Schusses unter einen Tisch verkrochen hättet.

Seid ihr denn des Wahnsinns?

Ihr könnt doch nicht um die Ecke flitzen wenn jemand schießt.“

Er holte Luft und kämpfte gegen die Schmerz- und Beruhigungsmittel an.

„Sei nicht dumm. Ich habe es dir gesagt, Greg hat es dir gesagt, wenn du je in Gefahr bist dann werde ich da sein und an deiner Seite kämpfen oder sterben.“

Salome sah ihn mit ihrem trotzigen Kindergesicht eindringlich an.

„Du bist ein richtiger Mann Richard Crispin Armitage!

Du hörst wirklich nie zu.“ Schimpfte Sue ihn wütend und er zuckte zusammen, denn er hatte sie noch nie richtig wütend gesehen.

„Wie bitte? Ich bin ganz Ohr Sue.“

Sie sah ihn als wolle sie sagen „das will ich für dich hoffen mein Freund“ und sprach:

„Sie liebt dich und sie würde durch die Hölle und zurück laufen, barfuß.

Und natürlich verkriechen wir uns nicht unter Tischen.

Ihr habt uns die ganze Zeit gefragt was nicht geht, na jetzt wisst ihr was uns so nervös gemacht hat.

Salome hat den Instinkt und ich die Erfahrung, böse Blicke in unseren Rücken zu spüren und demnach entweder zu fliehen oder zu handeln.

Ich bin ein Leben lang geflohen, aber zum ersten Mal habe ich etwas für das es sich zu kämpfen lohnt.

Als wir merkten, dass jemand euch entführt hatte sind wir praktisch sofort los.

Verkriechen? Dass ich nicht lache.

Auch wenn ihr alle dumm wie Bohnenstroh und ungefähr genauso robust seid, wir mögen zumindest eure Arbeit und es wäre doch schrecklich schade wenn wir nichts mehr zum Seufzen und Lästern hätten, oder?“

Sue grinste hämisch als Richard das Gesicht verzog.

„Ich habe Wochen auf dich gewartet du ESEL…

Denkst du wir lassen zu, dass jemand dich niedermetzelt nachdem ich doch gerade erst erfahren habe mit wem sie geschlafen hat?“
Agent Parkers Ohren wurden knallrot, mussten sie denn jetzt ihre ganze schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen?
„SUE? Du bist doch sonst so schüchtern, was ist denn mit dir los?“

Rief Robert verwundert und Sue warf ihm einen bitterbösen Blick zu.

„Ja, ich bin schüchtern, aber ich habe doch Gefühle auch wenn ich sie nicht immer zeigen kann und ich habe heute die Angst des Jahrhunderts gehabt.

Meine Eltern haben sich gemocht, aber ich kann nicht behaupten, dass ich je das Gefühl hatte, dass sie sich außerordentlich liebten.

Salome liebt, liebt mit ihrem ganzen Herzen und das will ich auch, ich will das Leben eben nicht immer durch einen Filter wahrnehmen.

Außerdem was bildest du dir ein?

Da ging es um Menschenleben, da waren zwei Menschen die halb erfroren und müde und blutend waren, denkst du da kann ich dann daran denken, dass ich doch lieber zuhause mit einem Buch oder einem Film wäre.

Ja, ich hatte Angst, wir alle hatten Angst, aber man darf sich nicht lähmen lassen wenn die Angst größer und wichtiger ist als das alltägliche Leben.

Meine Angst soll mich vor der Gefahr und der Enttäuschung schützen bevor sie da sind, aber wenn sie wie ein Damoklesschwert über mir hängen, dann hindert sie mich.

Man sollte vor der Kurve bremsen, nicht mittendrin.“

Robert sah sie lange, wortlos, anbetend an.

„Gott Susan, du bist die unglaublichste Frau die ich kenne.

Ich liebe dich über alle Maßen.“







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