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Author's Chapter Notes:
Der Mörder ist immer der Gärtner?








86.

„Matthias nein.“

Salome rang die Übelkeit nieder und kämpfte gegen ihre schweren Beine an.

Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie da sein würde, aber ja, er hatte Armitage wegen ihr ausgewählt.

Salome, die erste und einzige Frau die er je geliebt hatte, seine süße Stiefschwester die ihm nie mehr als Verachtung entgegengebracht hatte.

Nicht einmal wie einen Bruder hatte sie ihn lieben können und als er sie nicht dazu bringen konnte ihn so zu verehren wie er sie verehrte, da hatte er irgendwann beschlossen sie so zu quälen wie sie ihn immer gequält hatte.

Natürlich wusste Matthias tief in seinem Herzen, dass Salome keine Schuld traf, aber er würde sich immer an das erste Mal dass er sie gesehen hatte erinnern.

Sie war damals ungefähr 19 oder 20 gewesen, eine erwachsene Frau und doch nur ein halbes Kind und wie Kinder hatten sie sich gestritten und sich Streiche gespielt, aber sie hatte ihn nie wirklich gesehen und das nahm er ihr übel.

Sie, die perfekte Tochter die ihn und seinen Bruder in Scham und Schande erröten ließ angesichts ihrer guten schulischen Leistungen, ihrer Intelligenz, ihrer Gutmütigkeit und während sie stets wie ein Schatten an diesem Mafioso hing, sah ihre Mutter sie immerzu mit einer solchen Liebe an.

Anya, die Mutter die ihn nie richtig geliebt hatte und wie sollte sie auch wenn sie zwei so wundervolle Kinder hatte?

Matthias war sich immer plump und dumm vorgekommen neben dem hoch gewachsenen Gregori und seinen harten Freunden.
Außerdem hatte er sich so oft von Salome erniedrigen, schlagen und überlisten lassen, dass es Zeit war für seine gerechte Rache.

Er wollte sie weinen sehen und da er diesen Mann nicht fand von dem sie behauptete in ihn verliebt zu sein, beschloss er ihr Idol zu töten, den Mann den sie so bewunderte und jetzt erkannte er, dass es sich um denselben Mann handelte.

Ihre Augen flogen zu dem Körper der am Rande des Wassers stand, blutend, zitternd.

Mit einem Fußtritt beförderte er Armitage ins Wasser, mit einem Fußtritt in dem all seine Wut lag und der sein Opfer in die Magengegend traf.

„Von euch rührt sich niemand.“ Bellte er den beiden Andern zu, welche er nun zwang sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden zu legen.

 

Die Macht floss berauschend durch seine Adern.

Seine Stiefschwester sah ihn mit tränenfeuchten Augen an, sie bemitleidete ihn.

„Sieh mich nicht so an du Hexe.“ Schrie er und Speichelfäden klebten an seinen Mundwinkeln, er sah aus wie ein tollwütiger Köter und er wusste es.

Aber er wollte sie erzittern sehen, wenn schon nicht vor Lust, dann wenigstens vor Angst.

Er sah ihr an wie sehr sie diesen Sterbenden liebte, der im Wasser trieb und sich nicht einmal gegen den eisigen Sog der Tiefe wehren konnte, weil das Blut unaufhörlich aus seinem Leib strömte.

Ja, Matthias lag nichts an Armitage, aber er wollte Salome wehtun und als er wirklich verstand wie tief dieser Tod sie treffen würde, wusste er mit Sicherheit, dass er sein Ziel erreichen würde.

Er würde ihr alles nehmen, ihre ganze Zukunft, ihre ganze Hoffnung.

„Und wie fühlt es sich an? Verloren zu haben?“ keuchte er, erschöpft und nervös, aber glücklich seine geliebte und gehasste Stiefschwester endlich besiegt zu haben.

 

Boris hielt Sue zurück, sie sollte sich besser nicht in Gefahr begeben und irgendwie fühlte er, dass das hier ganz allein Salomes Kampf war und er wartete auf ihre Anweisungen.

Matthias könnte zu leicht einen der Andern erschießen wenn er die Waffe hob, außerdem konnte er Sue nicht loslassen, denn wenn er etwas mit Sicherheit wusste, dann war es, dass Frauen unberechenbar waren im Angesicht der Gefahr.

Matthew keuchte leise ins Gras, der volle Duft stieg ihm in die Nase und er rang die Angst nieder, kämpfte darum einen klaren Kopf zu behalten.

Salome trug nur ihre Unterwäsche, aber das war ziemlich typisch für sie, was ihn mehr beunruhigte war der Fakt, dass sie diesen Wahnsinnigen zu kennen schien.

Er hatte Richard eiskalt ins Bein geschossen und ihn dann gezwungen ins Wasser zu gehen, Himmel, er hatte ihn ins Wasser hineingetreten.

Matthew hatte Angst um seinen Freund und er hatte Angst um Salome, die jetzt nichts mehr zu verlieren hatte als ihr eigenes Leben und er kannte Frauen gut genug um zu wissen, dass sie mit Zähnen und Klauen kämpfen konnten und wenn es eine Frau gab die das sicher tun würde, dann war es nun mal Salome.

„Ich habe dich geliebt. Immer. Und du ziehst mir so einen jämmerlichen alten Mann vor?“

„Du bist mein Bruder.“ Erwiderte Salome gerade leise.

Matthew schloss sich eine eiskalte Hand ums Herz, das war also der Stiefbruder über den sie nur ungern sprach und er verstand so langsam wieso.

„Was ist er dir schon? Er wird tot sein wenn du deine besten Jahre erlebst.“

Matthias wollte sie verletzen, er suchte nach ihrem Schmerz, doch alles was er in ihren Augen sah war kühle Ablehnung.

„Sieh mich nicht so an. Ich schieße deinem Liebling in den Kopf, wenn es sein muss.“

Salome warf einen schnellen Blick auf Richard, er trieb verdammt weit draußen, Matthias würde ihn nicht treffen, zumindest hoffte sie das.

„Er ist mein Jean Valjean und mein Marius Pontmercy, er ist mein Phantom und mein Raoul, er ist mein Romeo, er ist alles was man sich wünschen kann und du kannst ihn nicht haben.“

Sie sprach mit einer ruhigen, beherrschten Stimme und Matthias wurde immer wütender.

„Ich habe ihn niedergeschossen wie einen Hund, jetzt da mir alles klar wird freue ich mich sogar darüber, dass du hier sein wirst. Dass du sehen wirst wie dein strahlender Held, dein Ritter, dein Prinz ertrinkt wie ein räudiges Junges eines Straßenköters den niemand mehr will.

Oh ja, sieh es dir an Salome.“

Er kam langsam aber sicher näher.

 

Salome schaltete alle ihre Gefühle aus, sie durfte nicht daran denken, dass dies der Sohn ihres Stiefvaters war und der Bruder ihres zukünftigen Bruders.

„Leg doch bitte die Pistole auf den Boden Schatz und diesen lächerlichen Dolch.“

Salome tat wie ihr geheißen, sie legte die Waffen zu Boden, denn dies war ein Gegner, den sie mit ihren eigenen Händen umbringen würde wenn es sein musste.

Sie kannte sein Gesicht, es war ein Gesicht ihrer Kindheit und sie würde ihre weichen Hände in seinem Blut baden.

Matthias Blick glitt über die vollen Brüste die er immer nur gesehen hatte wenn er durchs Schlüsselloch gelinst hatte und die weichen, vollschlanken Beine die in hauchdünnen, zerrissenen Strümpfen steckten.

Sie war bewaffnet gekommen, sie hatte es geahnt, hatte ihn geahnt und doch hatte sie nicht erraten können, dass er es war, der ihr alles nehmen würde.

Das Wasser war eiskalt und Richard zwang sich bei Bewusstsein zu bleiben, aber sein Bein war eindeutig zerschmettert und er konnte sich kaum über Wasser halten.

Zu der Angst zu ertrinken kam die Angst zusehen zu müssen wie dieser Irre Salome erschoss und er hatte mit jeder Sekunde mehr Mühe sich bei Bewusstsein und vor allem über Wasser zu halten.

Der Schmerz, die Erschöpfung, die Kälte und die lähmende Angst griffen mit Eisenkrallen nach ihm und zerrten ihn immer wieder unter Wasser.

Er würde sterben und sie würde niemals wissen wie sehr er sie wirklich liebte, aber er hoffte nur, dass dieser Kriminelle der ihr Bruder war ihr nichts antat, dass sie leben würde.

Salome sah dem Kampf des Mannes den sie liebte aus den Augenwinkeln zu, ihnen lief die Zeit davon, dachte sie panisch und strich sich aufreizend über den Busen.

Die Augen ihres Stiefbruders folgten ihren Bewegungen und als er noch näher kam um es ihr gleichzutun, rollte eine Woge des Ekels über sie hinweg.

Aber sie hatte keine Zeit nachzudenken und so handelte sie wie so oft ohne nachzudenken.


 






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