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70.

„Nun ja, es war Sex.“ Salome hob die Schultern abwehrend.

„Und? Hat es wehgetan? War es schön?“ Sue glühte vor Aufregung, immerhin hatte sie mit Salome ihre eigene Entjungferung auch stundenlang durchgekaut.

„Ja.“ Sagte Salome genüsslich und leckte sich über die Lippen.

„Du liebst ihn so richtig, nicht wahr?“ Sue war seltsam gerührt diese Liebe in den Augen der so unbedarften Salome zu sehen, die längst nicht mehr so naiv war wie man annehmen konnte.

„Oh ja, sicher doch. Er ist der perfekte Mann und ich werde ihn dir vorstellen.“

Salome beschloss dies wie sie alles beschloss: aus dem Bauch heraus.

„Irgendwann, er muss bald weg und wenn er wiederkommt werde ich ihn dir vorstellen. Oh du wirst ihn lieben, er ist so nett und so schüchtern an sich.“

„Er ist alt, oder?“ Sue kaute an ihrer Unterlippe.

„Oh ja, er ist ziemlich alt denke ich.“ Salome kicherte und warf sich auf den Rücken.

„Natürlich werde ich ihn lieben wenn er dich so glücklich macht.“ Murmelte Sue und küsste Salome auf die Stirn.

„Salome?“- „Hmm?“

„Salome, ich denke wir…es ist alles so anders geworden, oder?“

„Nein Sue, wir sind endlich angekommen und es ist nicht anders, es ist richtig.“

Sue beneidete Salome um ihr Vertrauen und ihren Glauben an die gerechte Sache, denn sie selbst wurde immer noch von Zweifeln aufgefressen.

Was hatte sie sich dabei gedacht?

Sie hatte nicht einmal Robert ihre Nummer gegeben und wie sollte er sie jetzt erreichen?

Würde er sie überhaupt erreichen wollen?

Waren sie nur Freunde oder war da mehr?

Sue war unendlich müde, aber sie wusste, dass sie nicht schlafen könnte, selbst wenn sie sich dazu zwingen würde.

„Mach dir keine Gedanken, er ist ein netter Kerl denke ich und das ist doch nicht so schlimm oder?“

Salome log, spürte sie denn nicht in ihrem eigenen Herzen wie schrecklich schlimm es war einen Mann zu wollen der die ganze Welt bereiste und nie nur ihr allein gehören würde?

Sie vermisste ihn schrecklich, jetzt schon, aber sie wusste auch, dass er wahrscheinlich im Allgemeinen mehr weg war als hier und es brachte sie um zu wissen, dass er ungeschützt irgendwo in der Weltgeschichte gondelte, wenn sie ihn doch so sehr brauchte.

Sie wollte ihn halten, trösten, zum Lachen bringen, sie wollte an seiner Seite sein wenn es einem von ihnen nicht gut ging und sie wollte ihn niemals einsam wissen.

Sie wollte selbst nicht einsam sein, aber niemand konnte das Loch in ihrem Herzen füllen das entstand wenn er nicht da war.

„Doch Salome, weil…er ein verdammter Star ist und ich nur eine Bäckerin. Wie soll das deiner Meinung nach funktionieren? Also es ist ja nicht so als wären wir ein Paar oder als hätte jemand vor diesen Zustand zu ändern, aber…

Es hat keinen Sinn sein Leben an das von anderen Menschen zu hängen, wenn diese Menschen auf einem Bildschirm leben und niemals Zeit für ein normales Leben haben.“
Genau diese Fragen hatte Salome sich nie wirklich gestellt, hatte einfach blauäugig angenommen, dass alles gut werden würde wenn sie es nur genug wollte, aber sie musste zugeben, dass Sues Argumente gut waren.

Salomes Handy klingelte und sie lächelte als sie die Nachricht von dem Kontakt, der im Ernst als „Nachbar“ eingespeichert war, öffnete:

Miss you already.

3 Worte die ihr Herz zum Schlagen brachten.

Nein, Sue irrte sich, man konnte alles schaffen wenn man es nur genug wollte und Salome würde genau das beweisen.

„Sue, kann man das wirklich wählen? Das Herz folgt anderen Kriterien als der Geist und wenn schon, ich denke nicht, dass sein Beruf wirklich eine Rolle spielt.

Ich meine, mich würde das auch nicht glücklich machen, aber wenn er doch der Mann ist den du wirklich willst?“

„Das habe ich nicht gesagt.“ Rief Sue panisch und sprach dann vorwurfsvoll:

„Und wenn dein Nachbar jetzt ein berühmter Schauspieler oder Sänger wäre, was würdest du dann tun? Würdest du ihn mit allen Frauen dieser Welt teilen wollen?“

Salome lächelte nachsichtig als sie erwiderte:
„Mein Nachbar ist mein Freund, mein Liebhaber und der Mann den ich liebe und ja, ich würde ihn seinem Beruf nachgehen lassen und ihn jeden Tag vermissen, aber er kann in dem Fall nichts dafür, dass er gut ist indem was er macht und dass er Menschen glücklich machen kann auch wenn es dich in dem Moment unglücklich macht.“

„Ich hatte fast vergessen, dass du ja zu gut für diese Welt bist.“ Sprach Sue fast verächtlich und entschuldigte sich nahezu sofort dafür.

Salome konnte ja nichts dafür, dass sie sich den Kopf über Dinge zerbrach die zwischenzeitlich nicht einmal von Belang waren, es war ja nicht so als wären Rob und sie wirklich ein Paar.

Salome lächelte wehmütig und dachte bei sich, dass es vielleicht egoistisch von ihr war ihr Geheimnis für sich zu behalten.

„Gute Nacht mein Schatz.“ Wisperte sie, küsste Sue und verdrückte sich in ihr Zimmer wo ihr Schmerz sich seine Bahn brach und sich in heißen Tränen des Unmuts Ausdruck verschaffte.

Kein bisschen müde entschied Salome sich dafür noch einen Eintrag im Blog zu verfassen um ihre Gefühle mit der namenlosen, gesichtslosen, gefühllosen Welt zu teilen.

 

Liebe Leser,

Ich frage mich gerade ob wohl auch Männer unter euch sind, wenn ja, dann erinnert ihr euch sicher an den Moment in dem eure Mutter euch gesagt hat, dass Frauen nur Unglück bringen.

Und ihr habt Mutter geglaubt, weil sie erstens eure Mutter war und zweitens weil sie natürlich selbst eine Frau ist und es wissen sollte.

Nun lasst mich euch sagen, dass ihr auch nicht an jedem Tag das Salz der Erde für uns seid, auch nicht für eure Mutter, glaubt mir das einfach.

Während ihr euer Leben lebt liebe Leser, verändert sich das Meine dauernd, seit ich in London angekommen bin habe ich keine ruhige Minute mehr und gerade jetzt sollte ich mich sehr ruhig verhalten, weil meine Mitbewohnerin schlafen will und muss.

Es hat bei uns angefangen wie bei allen Frauen, mit einem Mann den man für so anders und besonders hält und in der Tat diese Männer sind anders und besonders und auf einmal teilt man die Sorgen aller Frauen dieser Welt.

Ist er sicher? Geht es ihm gut? Denkt er an mich?

Ich bin nicht die Art von Frau die sich Gedanken macht, aber in diesem Moment schlägt mein Herz fast ängstlich in meiner Brust und ich kann euch nicht sagen wie sehr es mich quält zu wissen, dass ich dieser Seuche die man Liebe nennt schlussendlich doch verfallen bin.

PS: Ich werde wieder Schwester. Ich will nur sagen, dass ich einen älteren Bruder und zwei Stiefbrüder habe. Dreimal dürft ihr raten was es wird? Ein Junge.

Damit verabschiede ich mich auch wieder schweren Herzens, mein heutiges Gebet gilt DCT meinem zukünftigen Bruder, einem sehr guten Freund, einem sehr überraschenden Gast und dem Mann den ich wider besseren Wissens mehr liebe als ich es je für möglich gehalten hätte, möge der Herr uns allen gnädig sein und einen Weg finden wie wir glücklich werden können.

 

Salome klappte das Laptop leise zu und starrte an die Decke.

Sie würde ihn morgen sehen und dann für eine sehr lange Zeit nicht mehr und sie musste bis morgen eine Art finden wie sie ihren Schmerz verbergen konnte, weil er nicht wissen sollte, dass es ihr das Herz brach, dass er ging.

Keine Schmerzen verursachen, das hatte sie sich vorgenommen und sie würde nicht zulassen, dass ihre Schwäche ihn von seiner Bestimmung abhielt.

Sie würde es schaffen, sie würde schlafen und morgen eine Maske der Ruhe und der Gleichgültigkeit aufsetzen, nahm sie sich fest vor.

Und dann hörte sie wie etwas gegen ihr Fenster prallte.

Als sie aufstand zerschellte die Scheibe und ein dicker Stein traf sie an der Schulter.


 






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