63.
„Matthew.“ Kreischte Salome und sprang an dem großen Mann hoch, ihre Arme wie Drahtseile um seinen Hals spannend und laut lachend.
„Hallo Kleines.“ Matthew schob seine Hände unter ihren Hintern und trug sie so ins Wohnzimmer.
„Sieh mal was der Postbote uns gerade gebracht hat Richard.“ Lachte er und sofort war Salome weg.
Sie setzte sich dem verblüfften Richard auf den Schoß und bedeckte sein Gesicht mit Küssen und Tränen.
„Na na.“ Machte er leise und sah in ihre dunklen, glänzenden Augen.
Sie war gekommen, sie war hierhergekommen, sie hatte ihn aufgesucht, dachte er verwundert und gerührt als sie sich an seine Brust schmiegte und leise das Wort „zuhause“ formte.
„Ja, du bist wieder da. Wann bist du wiedergekommen?“
Salome sah ihn verlegen an als sie zugab: „Vor ungefähr 10 Minuten, ich habe kurz bei Sue und Rob reingeschaut, ah ja er ist da, und dann bin ich gleich hierher.“
Richard wusste nicht was er sagen sollte, sie war gleich gekommen, sie hatte…
„Ich habe dich so schrecklich vermisst.“ Seufzte sie an seinem Mund und er lachte:
„OH hast du geweint?“
Sie sah ihn sehr ernst an.
„Ja das habe ich. Sag mir, dass es dir gefällt dass ich um dich weine und ich rufe Robin Hood damit er dir den Arsch versohlt.“
Sie hatte beschlossen, dass der böse, gemeine, brutale Teil von ihm Guy war und so verlor sie sich in Referenzen zu Traumwelten.
„Oh nein…wirklich? Oh nicht doch.“
Er schloss seine Arme um sie und atmete tief ihren süßen Duft ein, wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht und merkte, dass etwas Warmes, Feuchtes gegen sein Bein drückte.
„Salome du blutest. Matthew hol den Verbandskasten.“
Matthew verschwand schnell und war sofort wieder da, eine rote Kiste in der Hand.
„Was hast du gemacht. Du bist doch nicht gelaufen, oder?“
Richard wurde ihrer roten Wangen gewahr und verstand, dass sie hierher gerannt war wie eine Verrückte.
„Ich…OH Salome.“ Seufzte er leise und küsste ihre Hand während er einen neuen Verband um ihre Wunde schlang.
„Es wird ein Junge.“ Murmelte Salome während sie ihm zusah.
„Ein kleiner Bruder?“ Richard sah lächelnd auf und Salome dachte begeistert, dass er wirklich verstand, dass er ihre Stimmung erfasste.
„Ja…Ich durfte den Namen aussuchen.“ Salome strahlte und Richard lächelte etwas breiter als er das Licht der Liebe in ihren Augen sah.
„Und? Wie wird der Junge denn jetzt heißen?“
Salome biss sich auf die Lippe.
„Geht euch gar nichts an. Ich habe Namen ausgewählt die mir persönlich viel bedeuten.“
Aber sie würde sich nicht der Schande preisgeben es sie wissen zu lassen, oder?
Matthew sah Salome lange abwartend an und dann ging ihm ein Licht auf.
„Du hast das Kind nach uns benannt.“ Sprach er atemlos.
„So ungefähr.“ Salome nickte freundlich, freudig, leuchtend.
„Wieso?“ Richard steckte die Ecke des Verbandes fest und nahm Salome automatisch wieder in den Arm, wollte sie halten um sie davon abzuhalten ihn noch einmal so schändlich zu verlassen.
„Weil ich die Namen gut finde? Nein, ehrlich gesagt habe ich die inoffiziellen Namen gewählt.“
„OH nein, du willst doch nicht noch ein Kind mit „Crispin“ strafen?“
„Ich mag Kekse.“ Salome lachte leise als Richard die Augen verdrehte.
„Ich habe Namen gewählt die bis an mein Lebensende viel bedeuten werden, viel Trost, Kraft und Liebe und ich möchte, dass das Kind aufwächst und sagen kann, dass es die Namen von großen Männern der alten und der neuen Geschichte trägt. Die Namen von biblischen Helden, von Erfindern und Heiligen. Die Namen von Menschen die mein Leben verändert haben und die in meinen dunkelsten Stunden Sterne und in meinem hellsten Sonnenschein Schatten waren.“
Salome sah aus wie eine dunkle Kerze, all ihre Liebe strahlte aus ihren schwarzen Augen als sie aufsah.
„Das ist eine große Ehre, die wir wahrscheinlich gar nicht verdient haben. Ich danke dir trotzdem.
Ich habe übrigens deine Kolumne gelesen. Du stehst also auf große Männer…
Wenn man dich so liest hat man fast das Gefühl, dass du uns wirklich, richtig liebst.“
Salome sah ihn verwirrt an.
„Wenn ihr wüsstet wie sehr ich euch liebe, dann hättet ihr sicher Angst vor mir.“
Sie zuckte mit den Achseln als der Griff um ihre Hüfte fester wurde.
„Ich denke nicht.“ Lächelte Matthew und streckte die Hand nach ihr aus.
Salome ergriff seine Hand vertrauensvoll und drückte sie sanft.
„Ich habe euch so sehr vermisst und als ich da stand und meine Welt zusammenbrach, merkte ich, dass die Eierschale abgefallen war.
Ich wollte zurück, ich wollte nach Hause und ich war mir so sicher, dass ich hier Trost und Schutz und Verständnis finden würde und das habe ich auch.
All meine Gedanken flogen zu euch, zu Sue und ihren neuen Verehrer, zu meinem Hund und ich wusste, dass ich nicht länger die kleine Tochter meiner Mutter war.
Ich habe dank euch ein Zuhause und Freunde, Menschen denen ich vertraue und denen ich mich anvertrauen möchte.
Meine Mutter hat mich über so viele Wunden hinweggetröstet, aber heute Mittag habe ich gespürt, dass ich endlich Menschen kenne die mir über die Schmerzen die sie mir verursacht hinweghelfen können.
Und hier bin ich und ihr seid genauso wie ich es mir ausgemalt hatte.“
Salome ließ ihren Kopf in Richards Halsmulde sinken und atmete seinen Duft gierig ein.
„War es denn so schlimm zuhause zu sein?“ fragte Richard sanft.
„Nein, es war schlimm NICHT zuhause zu sein. Meine Mutter ist nicht länger mein Zuhause Richard, sie ist jetzt nur meine Mutter, meine Wurzel, das Herz aus dem ich stamme, aber sie hat ihr Leben und ich habe meins. Wir teilen ein Blut, aber nicht eine Bestimmung.
Ich hätte es keine weitere Nacht mehr ausgehalten.“
Richard konnte fast nicht glauben was er da hörte, sie war zurückgekommen und sie war bewusst zu ihm zurückgekehrt, sie sah mehr in ihm als er war und das ängstigte ihn ein wenig, aber es machte ihm auch Mut für die langen Monate die jetzt auf ihn zukamen.
Was sie nicht wusste, weil er es nicht schaffte es ihr zu sagen, war, dass sie auch sein Zuhause geworden war und dass die Stille ohne ihr fröhliches Geplapper ihn fast umbrachte.
Er hatte sich danach gesehnt sie wieder zu halten wie er sie nun hielt, sie zu riechen, zu fühlen, ihre Hände in Seinen und ihr lächelndes Gesicht wie der Anhaltspunkt auf den alle seine Gefühle hinstrebten.
Robert hatte Unrecht gehabt, Richard war nicht in sie verliebt wie ein Jüngling, er liebte sie wie ein Mann eine Frau liebte. Er liebte sie wie die Sonne den Mond und wie die Blumen den Sommer, sie war der Mittelpunkt seiner kleinen Welt geworden und er wollte sie in seinen Koffer werfen, damit er nie wieder ohne ihr Lachen aufwachte und nie wieder ohne ihre Wärme einschlief.
Matthew sah die Veränderung in den Augen des Freundes, erblickte die Erkenntnis und den Schmerz.
Er wusste also jetzt, dass er ohne sie nicht mehr leben konnte und es doch musste, dachte Matthew mitleidig und lächelte dem Freund traurig zu.
„Was ist los?“ Salome spürte auch, dass etwas sich geändert hatte und sah misstrauisch auf.
„Ich muss morgen Abend schon weg.“ Sprach Richard aus was er nicht dachte, aus Angst ihrer beider Herz zu brechen, wenn er ihr sagte was ihn gerade zerriss.
Und dann spürte er das warme Wasser was seine Hände segnete.