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62.

„Mister Pattinson.“ Grüßte Salome verwundert aber beherrscht und flog auf Sue zu.

„Süße…“ Sue umarmte Salome verblüfft und vergrub dann ihr Gesicht in deren dichten Locken.

Robert sah ebenso verdutzt zu wie die beiden sich umarmten als würde die Welt bald untergehen, doch das gab ihm wenigstens Zeit sich zu sammeln.

Es machte sich bezahlt Schauspieler zu sein, dachte er, denn so konnte er geschickt verstecken, dass beide Frauen schon vorher gesehen oder zumindest gehört hatte.

Sue liebte Salome wirklich, erkannte er staunend, als er die Tränen des Mitgefühls und des Trostes auf ihrem Engelsgesicht sah.

Es rührte ihn auf ein tiefe Art und Weise diese ehrlichen Zuneigungsbekundungen mitzuerleben und er lächelte automatisch als er sah wie Salome sich an den großen, schlanken Leib der Freundin klammerte und dort die Ruhe und die Kraft fand die sie gebraucht hatte.

„Es ist so gut wieder zuhause zu sein.“ Seufzte Salome und ließ Sue los.

„Hier ist nämlich zuhause, hier gehöre ich wirklich hin und Mutter akzeptiert das.“

Sue nickte streng, es war klar, dass es für sie keinen Unterschied gemacht hätte wenn Anya es nicht hingenommen hätte wie eine gute Mutter.

Robert blickte zwischen den beiden Frauen hin und her und erkannte mit Schrecken, dass Frauen tatsächlich nicht nur pausenlos verbal miteinander sprechen mussten, nein sie kommunizierten auch noch nonverbal, wahrscheinlich in ihren seltenen Atempausen.

Salome trug ein graues Kleid in dem sie aussah wie eine Klosterschülerin und das sicher nicht billig gewesen war, doch als John um die Ecke geflitzt kam weil er die Stimme seines Frauchens gehört hatte, warf sie sich auf den Boden und umarmte den Hund wie einen alten Freund.

„Na mein Guter? Hast du mich vermisst?“

John schleckte Salome so gut es ging ab und bellte leise vor Freude.

„Oh ich habe dich auch vermisst mein Süßer, mein Schatz.“

Salome vergrub beide Hände in dem dichten Pelz des Tieres und drückte ihre Stirn an seinen Hals.

Robert nickte innerlich, ja, hier war sie zuhause.

Sie hatte sich schnell und gut eingelebt und sie hatte ihre so neuen Wurzeln in der Tat bitterlich vermisst, was ihn ein wenig wunderte, ihn aber auch an sein eigenes Heimweh erinnerte wann immer er fern war.

 

Dann erst sah Salome auf und blickte Robert lange und abwartend an.

„Salome, das ist Robert.“
„Ich weiß, ich habe heute noch gedacht, dass wir zusammen ins Kino gehen sollten. Also nicht Young Master Pattinson und ich, sondern du und ich.

Den neuen Teil dieses Vampirepos sehen. Nein?“

Salome war komplett ruhig, auch wenn die Situation sie ein wenig überraschte und sie sich vorwarf nicht so vorsichtig und umsichtig und vor allem rücksichtsvoll wie Sue gewesen zu sein.

„Ehm…“ Sue war überfordert.

Sie zitterte vor der gerechten Ablehnung Salomes, vor ihrem Hohn, vor ihrem Spott, vor ihrem Mitleid.

„Ich bin Salome, die Hausherrin.“ Lächelte sie, kam wieder auf die Beine und unterdrückte einen schmerzerfüllten Seufzer als ihr Bein sich bemerkbar machte.

„Oh.“ Robert hielt ihr den Arm hin und sie stützte sich dankbar ab.

„Robert.“ Lächelte er, darüber nachdenkend, dass er Salome immer nur in eigentlich sehr peinlichen Situationen traf.

„Hallo Robert. Wie geht es dir heute?“ Wie geht es ihm?

Robert verstand was sie meinte und sein Lächeln wurde breiter, nahm sein ganzes blasses Gesicht ein als er sprach:

„Gut, ein wenig müde, ein wenig nervös aber gut.“

Zumindest dachte er, dass es Richard gut ging.

„Er ist…“ Sue wollte nun alles beichten und Salome nickte verständnisvoll.

„Das hatte ich schon verstanden und es tut mir sehr leid, dass ich mich nicht angekündigt habe.

Nett Sie kennenzulernen Mister Pattinson, ich mag Ihre Arbeit.“

Salome war in der Tat eine gute Schauspielerin, dachte Robert, aber wahrscheinlich glaubte sie was sie sagte, denn lügen konnte sie nach eigener Aussage nicht.

„Salome? Hast du denn gar nichts dazu zu sagen?“

Sue wurde mit jeder Sekunde nervöser und sah Salome abwartend, flehend an.

„Nein an sich nicht.

Ich bin einfach nur froh wieder hier zu sein und den Schmerz abschütteln zu können und nein, es macht mir nichts aus hier herein zu kommen und zu sehen, dass du Herrenbesuch hast.

Er scheint nett zu sein, du trägst noch all deine Kleider, also nein, nichts was mich aus der Ruhe bringen könnte.“
Salome sah ihre Freundin aufmunternd an und sah in den Flur.

„Ich sollte den Koffer auspacken.“ Sprach sie erschauernd, denn er erinnerte sie an die Stunden in der Hölle ihrer kalten Vergangenheit.

„Ich bringe ihn hoch, dann können Sie beide…sich unterhalten.“ Bot Robert an und dachte dann im letzten Moment daran zu fragen wo das Zimmer Salomes sich befand.

Sie erklärte ihm unnötigerweise den Weg und wandte sich Sue um.

 

„Sag mir wie lächerlich du das findest.“ Flehte Sue beinahe.

„Nein wieso denn Sue? Denkst du diese Menschen haben kein Recht auf ein wenig Freundschaft, ein bisschen Liebe und ein Stück Himmel?“

Salome sprach für sich mehr als für Robert, aber das konnte Sue nicht wissen.

„Doch aber…du hast meine Schwärmereien doch immer für so kindisch gehalten.“

„Ich habe mich geirrt Sue.“ Salome war ernst.

„Wirklich?“ Sue konnte das fast nicht glauben.

„Ja, ich war im Fehler und ich habe nichts zu Pattinson zu sagen, er ist jung, er ist schön und anscheinend ist er ein wirklich lieber Kerl der dich nicht wie eine Prostituierte behandelt, also wieso sollte ich dir oder ihm die Chance auf Glück verbauen aufgrund einer kindischen, naiven und grausamen Einschätzung die ich selbst als solche erkannt habe und demnach geändert habe?

Wenn du ihn sehen willst, küssen willst oder in unserem Haus haben willst, dann sollst du das tun.“

Sue war sprachlos, sie hatte vergessen wie sehr Salome sie liebte und vor allem wie großzügig Salome sein konnte wenn es um das Glück anderer Menschen ging.

„Danke Lola. Ich hatte gedacht…“

„Du denkst echt zu viel nach.“ Salome küsste Sue sanft auf den Mund und streichelte ihr Haar zärtlich.

„Ja wahrscheinlich, aber er ist wirklich gut zu mir. Er redet mindestens genauso viel Unsinn wie ich und ich fühle mich nicht unwohl wenn er da ist. Es ist lustig, er hört mir zu und ich denke, ich denke wirklich, dass ich ihn mögen könnte.“

„Denk auch darüber nicht zu viel nach. Ehrlich, lass es einfach geschehen und dann siehst du weiter.“

Salome lächelte Sue warm an und als Robert wieder runter kam, schloss sie auch ihn in ihr warmes Lächeln mit ein.

„Ich bin wahnsinnig froh euch zu sehen, aber ich muss noch mal kurz weg. Ich muss…meinen Nachbarn besuchen. Ich muss ihn sehen, jetzt.“

Salome winkte beiden zu und hörte wie Sue leise sprach: „Willst du zusammen mit mir, und mit Salome wenn sie dann zurück ist, zu Abend essen?“

Aber Salome verpasste schon die Antwort, weil es auf einmal wirklich dringend war und so nahm sie sich nicht einmal die Zeit ihre Tür zu schließen, sondern rannte einfach los.

Atemlos und blutend kam sie vor Richards Tür an und hämmerte dagegen.

Es fehlte nur noch, dass sie „Asyl“ rief, doch sie keuchte nur leise und wartete.

Und dann schwang die Tür langsam auf.






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