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Author's Chapter Notes:

So, kleiner Guten-Morgen-Cliffhanger

Drama total oder nur eine Nervenkrise?










60.

„Ah Glückwunsch.“ Murmelte Salome fast mechanisch.

In ihrem Kopf drehte sich alles und sie verspürte den dringenden Wunsch Richard anzurufen, oder Sue oder Matthew.

„Ich muss kurz mal raus.“ Keuchte sie und rannte zurück in ihr Zimmer wo sie in heiße Tränen der Verzweiflung ausbrach.

Ihre Mutter war wieder schwanger und damit war sie endgültig aus dieser Nummer raus, aber anscheinend wollte ihre Mutter sie hier behalten, wahrscheinlich wollte sie sogar, dass Salome sich wieder mit Diego versöhnte.

Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz, ihre Mutter wollte hier auf heile Welt machen.

Mit zitternden Fingern wählte sie Sues Nummer und unterdrückte die hysterischen Schluchzer die in ihrer zu engen Kehle vibrierten.

 

„Hallo?“ Sue spürte, dass etwas nicht in Ordnung war und hielt den Finger an die Lippen.

Robert verstand auch so, dass es Salome war und ohne dass Sue das ahnen konnte, wurde er zum Spitzel für Armitage, der sicher wissen wollte wie es Salome ging.

„Hallo Sue.“ Drang es aus dem Hörer, in der Totenstille konnte Robert Salome genau hören, er konnte die Tränen hören und die Verzweiflung und ihm lief es kalt den Rücken runter.

„Oh Gott Maus, was ist los?“

Sue war nicht länger die schüchterne Frau die er vor einigen Sekunden gesehen hatte, ihre Augen strahlten hell und aufgeregt.

„Sue, ich muss nach Hause kommen. Sue, meine Mutter ist schwanger und sie hat Diego hergebracht und ich glaube er ist eifersüchtig.“

Salome weinte hemmungslos und Sue griff sich in die Haare, biss an ihrem Daumennagel herum und drängte ihre eigenen Tränen zurück.

Anya hatte also ein neues Leben begonnen, sie war in einem bedenklichen Alter schwanger und sie wollte Salome sicher da behalten.

„Süße, sag mir wann du fliegst und ich erwarte dich am Flughafen. Ich…Oh Lola es tut mir so leid.“

Salome würde nicht bleiben, Sue wusste das.

Anya wollte sie sicher dabehalten um sie als Kindermädchen und Haushaltshilfe einzuspannen, aber Salome hatte ihre Zeit als braves Mädchen hinter sich, sie war lange genug die Zofe ihrer Mutter gewesen und sie hatte ein Recht auf ein eigenes Leben.

„Sue, was soll ich jetzt nur machen? Wenn ich gehe hinterlasse ich nur verbrannte Erde, eine enttäuschte Mutter und ein gebrochenes Herz.“

Sue dachte automatisch, dass Salome Zeit ihres Lebens zu sehr auf Gefühle geachtet hatte die ihr egal sein sollten, weil sie ihr nichts Gutes tun würden.

„Du bist zu gut zu ihnen Salome. Soweit ich mich erinnere hat deine Mutter einen Mann und zwei Stiefsöhne die ihr helfen werden weil sie da wohnen. Und Diego? Ehrlich mal, wann hast du zuletzt an ihn gedacht?“

„Gar nicht mehr seit ich hier bin, ich komme mir so egoistisch vor.“

Das schlechte Gewissen zerriss Salome, denn auch wenn sie früher das Gefühl gehabt hatte, dass ihre Mutter sie durch ihre zweite Heirat verraten hatte, so wusste sie doch, dass ihre Mutter sie nie im Stich gelassen hatte.

Wenn sie jetzt ging wäre sie eine Vollwaise, dann würde sie ihre Familie und ihre Vergangenheit verlieren, dann wäre sie auf sich allein gestellt und hätte den letzten Ausweg verloren falls das Leben in London eine unangenehme Wendung nehmen würde.

„Süße, du musst nach Hause kommen, du darfst da nicht bleiben damit sie dich aussaugen können. Du bist deiner Mutter nichts mehr schuldig als Dankbarkeit, aber du musst ihr nicht beistehen bei einer Sache die dich nichts mehr angeht.

Ihr habt beide ein neues Leben. Einen neuen Mann.“

Sue sagte das so leise, dass Robert sich leicht vorlehnen musste um es zu verstehen.

„Ich habe keinen Mann.“ Auch das nagte an Salome.

Verschenkte sie hier eine Chance aufs große Glück?

„Doch, du hast diesen Nachbarn den du so verehrst. Salome, sag mir ehrlich…War er nicht die erste Person an die du gedacht hast?“

 

Salome biss sich auf die Lippe und schluchzte dann doch auf.

Natürlich hatte sie an Richard gedacht und sie vermisste ihn und seinen Schutz so sehr, dass sie sich nackt und hilflos wie ein Neugeborenes vorkam.

Sie wollte, sie musste seine Arme um sich spüren, seinen Atem in ihrem Haar und seine Versprechen, dass alles gut würde in ihrem Gehör.

Sie sehnte sich auch danach Matthews ruhige Augen zu sehen, sein leichtes Lächeln das ihr versprach, dass er da sein würde wenn ihre Welt in Flammen aufging.

Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie Richard nicht anrufen könnte, weil sie ihm dann wahrscheinlich sagen würde, wie sehr sie ihn brauchte und wie schlecht es ihr ohne ihn ging.

Sie würde ihn auch würdelos und auf Knien anflehen nicht zu gehen, weil sie es nicht aushielt der Welt ohne ihn in die Augen zu sehen und zu wissen, dass sie allein war.

Also würde sie Matthew anrufen, sie musste seine tiefe Stimme hören, die ihr mehr als Trost spenden könnte, er würde ihr einen Ausweg aufzeigen.

„Doch Sue.“ Wisperte Salome also leise und schämte sich für ihre Schwäche.

„Na siehst du? Du bist nicht länger dort zuhause, dort warten nur Menschen die Dinge von dir verlangen die dir das Herz brechen, aber hier, hier warten Menschen die dich einfach nur bei sich haben wollen. Ich brauche dich hier Salome.

Erinner dich an all unsere Träume von einer Welt in der wir sind was wir sind ohne unsere Flüche und ohne unsere alten Ängste.

Salome, unser Traum ist zum Greifen nah. Also komm zurück zu mir, komm zurück zu uns.“

Salome wusste, dass Sue Recht hatte und vor allem verstand sie, dass das hier die Wahrheit war nach der sie gesucht hatte.

Ja, sie liebte ihre Mutter wie man seine Mutter nun mal liebte, aber es wurde Zeit wirklich erwachsen zu werden und ein Nest für das man längst zu schwer war zu verlassen.

All ihre Gedanken flogen nach London, suchten nach Sue und nach ihrer unendlichen Wärme, nach ihrem viel zu schönen Nachbarn, nach der Straße in der sie lebte und nach dem Zuhause das sie mit Mühe aufgebaut hatte.

Endlich war sie frei, sie brauchte keinen zweiten Ausweg, sie wollte sich nicht länger verstecken oder verzagen, sie würde gehen und nicht wiederkommen, sie war fortan nur noch ein Gast in dem Haus ihrer Mutter und sie würde sich nie wieder durch diese unsichtbaren Fäden die sie und ihre Mutter aneinander banden festzurren lassen.

Sie hatte sich von Gregori losgesagt und sie würde auch ihre Mutter wissen lassen, dass sie ihr nicht länger gehörte.

 

Salome verabschiedete sich von Sue und rief Matthew an.

„Ok, pack deine Koffer, ruf am Flughafen an, buch ein Ticket, Sue wird dich abholen und auch wenn wir uns nicht sehen, wir werden in der Nähe sein, Richard und ich.“

Salome seufzte leise auf, sie hatte sich nicht geirrt, sie hatte sich nicht getäuscht, Matthew wusste was zu tun ist.

„Wünsch deiner Mutter alles Gute. Ich bin sicher sie braucht dich mehr als du sie und du musst ihr klar machen, dass du nicht gehst weil du sie nicht länger liebst, sondern weil andere Menschen dich brauchen. Weil wir dich brauchen und weil du verdient hast dich um Menschen zu kümmern für die du nicht an letzter Stelle kommst.“

„Wie wer? Sue hat einen Verehrer.“ Kicherte Salome traurig.

„Für ihn bist du wichtig. Er vermisst dich und du weißt es… Du hast dich nicht richtig verabschiedet und er…leidet.“

Salome schnappte nach Luft und erhob sich schnell, sie wusste wen er mit „er“ meinte.

„Heute Abend bin ich wieder zuhause.“ Murmelte sie während das Blut durch ihre Adern rauschte.

Dann ging sie runter und trat vor die versammelte Familie, das Kinn trotzig vorgereckt und den Mund fest verkniffen.

„Ich wünsche dir alles Gute Mutter, aber ich…werde jetzt nach Hause gehen.“

„Aber dein Zuhause ist bei mir.“ Rief Anya aufgebracht.

„Nein das ist es nicht länger…Mein Zuhause ist…bei…ihm.“ Wisperte Salome verwundert über sich selbst als sie verstand, dass sie gar nicht in ihren Nachbarn verknallt war…







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