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Author's Chapter Notes:
Übergangskapitelchen








48.

Richard sah tatsächlich unbeschreiblich schlecht aus, mit seinem zerknitterten Hemd und seiner grimmigen Miene.

„Hey guten Morgen, ich bin gekommen um dir zu sagen, dass Salome einen Unfall hatte, aber wie es aussieht weißt du das bereits.“

„Ich war da.“ Knurrte er und Robert wurde weiß wie die Wand hinter ihm.

„Wie da?“ Das verstand der Junge nun doch nicht so ganz.

„Sie ist über einen verdammten Kübel gefallen und hätte sich fast den Fuß abgesäbelt.“ Murrte Richard und rieb sich über die müden Augen.

„Warst du im Bett?“ fragte Robert unsicher und erntete einen ungläubigen Blick.

„Du warst also nicht im Bett, gut…Dann geh jetzt.“

Nein, er fühlte sich nicht wohl dabei einem Mann der ein gutes Stück älter war als er Vorschriften zu machen, aber Richard sah aus wie eine Leiche.

„Ich bin nur kurz vorbeigekommen…“ setzte er an als er den tödlichen Blick seines Gegenübers sah.

„Wie weißt du das eigentlich?“

„Na das wollte ich dir gerade erzählen du grantiger alter Mann. Ich war auf dem Weg zu dir, ich denke ich kann mich deiner Magie auch nicht entziehen. Ich war einsam, unruhig was auch immer…Und dann begegne ich diesem Engel, der furchtsam zu mir aufsieht und mir sagt, dass sie eine Freundin pflegt die einen Unfall hatte. Ich sehe mich um, erkenne den Hund und laufe weg. Aber ich habe ein Date mit ihr heute Mittag.“

Richard blinzelte langsam, er konnte diese jungen Menschen einfach nicht verstehen, wieso mussten sie alle schnell sprechen, dass er kein Wort verstand?

„Du hast Sue kennengelernt, aber sie weiß nicht, dass du Salome kennst? Und jetzt wirst du Sue wiedersehen und ihr nicht sagen, dass du Salome kennst, oder mich, weil Sue dann wüsste, dass Salome mich kennt. Ach wie kompliziert.“

Ihm waren das eindeutig zu viele Lügen und zu viele Geheimnisse, aber es war nicht seine Wahl und so fügte er sich in sein Schicksal.

„Ehm ja irgendwie schon.“ Robert kratzte sich erneut am Kopf und sah Richard ratlos an.

„Hast du Sue schon gesehen?“

Richard rieb sich erneut übers Gesicht, er erinnerte sich nur ungern an den vorigen Tag.

„Ja gestern, wie gesagt ich war da. Ein ruhiges Abendessen mit Freunden. Salome schneit rein, schubst Sue, die schubst zurück, erkennt uns, will raus und wirft Salome über den Haufen. Salome blutet, isst in Ruhe und erst als Matthew und ich eingegriffen hatten ging sie mit dem Sanitäter weg. Sie hat mir um 4 Uhr geschrieben, dass sie genäht werden musste.

Nein, ich war nicht im Bett.“

 

Robert wagte es nicht auszusprechen, aber ihm kam ein einziger Gedanke „Hoffnungslos verliebt“.

„Aha, ja…“ murmelte er stattdessen und sah Richard grinsend an.

Richard hatte seine Nacht damit verbracht Geschenke auszusuchen, mit Matthew und seiner Frau zu sprechen, die jetzt wieder bei den Kindern waren und rastlos hin und her zu tigern.

Er machte sich Sorgen um Salome und es machte ihn nervös sie nicht erreichen zu können.

Von Wut zu Verzweiflung, von Müdigkeit zu nervenaufreibender Angst, hatte er alle Stadien in diesen langen, dunklen Stunden durchgemacht.

Er hatte gewartet, er hatte sein Handy ausgemacht, angemacht, das Netz neu gesucht, er hatte sich tausend Fragen gestellt und tausend Sorgen gemacht.

Wo war sie und ging es ihr gut?

An seinen Händen hatte ihr Blut geklebt und Matthew hatte ihn sanft aber bestimmt ins Badezimmer führen müssen, er hatte ihm die Hände gewaschen wie einem seiner Kinder, vorsichtig und freundlich.

Natürlich war Richard Matthew dankbar, aber er wusste, dass dieser das wusste, dass er keine Erklärung brauchte.

Ihm kam dann erst die Idee.

„Wenn du Sue triffst, dann ist Salome doch allein.“ Rief er panisch und Rob wollte ihm sagen, dass es unwahrscheinlich war, dass Salome vom Sofa stürzte und sich das Genick brach, allerdings war er sich nach genauerem Betrachten des Falles auch dieses Faktes nicht mehr so sicher.

„Ja.“ meinte er also lahm, ehrlich gesagt, hatte er so weit noch gar nicht gedacht, alle seine Gedanken hatten sich um die engelsgleiche Sue und ihre verblassenden Wunden gedreht.

Und dann klingelte Richards Handy.

Robert fand, dass er wie danach griff wie ein Ertrinkender nach einer rettenden Hand, hielt aber vorsichtshalber wieder den Mund, weil er den Mann für unberechenbar hielt.

Hey Nachbar, ich bin’s Sue. Da du Salome ein wenig kennst muss ich dir nicht erklären, dass sie gerne in Schwierigkeiten gerät und weil sie mir gesagt hat, dass du schon öfters auf sie aufgepasst hast, bitte ich dich freundlichst gegen 2 vorbei zu kommen. Sie wird alleine sein weil ich weg muss und das will ich nicht. Ich kenne dich nicht, aber Salome mag dich und sie vertraut dir und ich denke, dass sie sich freuen würde dich zu sehen. Sie hatte schreckliche Schmerzen, aber sie will es nicht zugeben.

Bis vielleicht irgendwann lieber Nachbar, wenn sie schlafen sollte, die Gute-Nacht-DVDs liegen auf dem Tisch, halt Armitage am Reden, dann schläft sie gut.

In kompletter Verehrung und Demut, Sue

 

„Die Frau hat keinen blassen Schimmer.“ Grinste Robert als er halb auf Richard gestützt über dessen Schulter hinweg las.

Richard sah auf die Uhr, es war viertel vor 2.

„Ich mache mich mal auf den Weg, ich…will nicht, dass Sue etwas passiert.“

Richard hob die Augenbraue als wäre das ein unsinniger Gedanke, was Robert belustigte angesichts der Tatsache, dass er selbst aufbrechen würde um eine Frau daran zu hindern in ihrer eigenen Sabberlache zu ertrinken oder sich vom Sofa in den Tod zu stürzen.

„Sie hat blaue Flecken an den Handgelenken und Wunden am Hals. Ihr wurde Gewalt angetan und ich verstehe, dass Männer sich mit Gewalt nehmen was sie nicht von ihr aus haben können. Sie ist ein wenig zu schön um sicher zu sein.“ Erklärte Robert.

„Lauf Kleiner, ich verstehe was du meinst, ich habe sie gestern gesehen. Ich…lauf.“

Das hier kam einem Actionfilm so viel näher als alles was er bisher gesehen oder gemacht hatte, aber Richard wusste, dass sie beide mit der Rolle als Held komplett überfordert waren.

 

Sue strich Salome leicht über den Kopf.

Sie hoffte nicht darauf den Nachbarn zu erwischen und sie wusste von Salome, dass genau dieser den Zweitschlüssel hatte.

Sie würde den Schlüssel nicht mitnehmen auch wenn Salome sicher das Haus nicht verlassen würde, sie würde klingeln, damit Salome Zeit hatte den Nachbarn zu verstecken wenn nötig.

Nicht ganz sicher ob sie richtig gehandelt hatte, streichelte Sue ihre schlafende Freundin etwas länger und sah auf ihre weichen Züge hinab.

„Oh Salome, bitte verzeih mir, dass ich etwas derart Dummes tue.“

Sie trug eine Jeans und ein Shirt mit langen Ärmeln, hatte das Haar hochgesteckt und ihr weicher Mund war ungeschminkt als sie sich in der Tür noch einmal umdrehte.

Salome lag lächelnd auf ihrem Armitagekissen und träumte sicher von etwas Schönem.

Ihre weichen Locken fielen ihr über die Schulter und ihr krankes Bein war liebevoll verarztet worden, ihr ging es gut und doch hätte Sue am liebsten gewartet bis der Nachbar, der Babysitter da war.

Sie wollte Kinder haben, wollte kleine Menschen so schlafen sehen und wissen, dass diese sie immer lieben würden wenn sie alles richtig machte und dass sie diesen Menschen all ihre Liebe geben würde, aber wie kriegt man Kinder ohne Mann?

Seufzend schlüpfte sie in ihre Schuhe und überließ Salome ihren süßen Träumen.

 

Kurz nachdem Sue gegangen war, öffnete sich die Tür erneut.

Sie lag auf dem geschenkten Kissen, unter dem geschenkten Bademantel und Sparkhouse lief im Hintergrund.

Er küsste sie leicht auf die Wange und sofort schlug Salome die Augen auf.


 






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