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Author's Chapter Notes:
Wie lebt man mit einem Menschen zusammen mit dem man gar nicht zusammenleben wollte lol








19.

Müde und verwundert rieb sie sich die Augen und lächelte als sie die beiden Männer sah die mit offenen Mündern und steifen Nacken auf der Couch schliefen.

„Na komm John.“ Wisperte sie leise wie der Wind in den Bäumen und verschwand in die Küche.

Vorsichtig brühte sie Kaffee auf und machte sich dann auf den Weg um Brötchen zu holen.

Gott sei Dank trug sie immer noch den Trainingsanzug und so joggte sie in Sandalen zum Bäcker, führte den Hund gleichzeitig aus und war zurück bevor die Männer aufgewacht waren.

Der Kaffee stand auf dem Gasofen und köchelte vor sich hin und die Brötchen dufteten nach einem wunderschönen Wintermorgen.

Seufzend beschloss Salome, dass sie auch noch duschen konnte, doch sie fragte sich unwillkürlich ob niemand die beiden vermissen würde.

Sie biss sich in die Wange und verfluchte sich dafür, dass sie keine Zeit gehabt hatte ihre Recherchen genauer zu betreiben als sie sich unter das heiße Wasser stellte.

Ihre Rippen schmerzten an diesem Morgen etwas und grinsend machte sie ein Foto des blauen Flecks um ihn mit ihren Lesern teilen zu können, weil sie das sicher spannender fanden als der Fakt, dass sie Brötchen geholt hatte.

Summend trocknete sie ihr Haar ab und warf das Handtuch achtlos auf den Boden, schlüpfte in ihre Unterwäsche, strich ihr Bett glatt und stockte.

Sie hatte nicht in ihrem Bett geschlafen und doch war die Decke aufgeschlagen und ihr Nachthemd lag unordentlich an seinem Platz.

Richard du Schwein, dachte sie kichernd, du hast doch nicht im Ernst das Nachthemd aufgehoben auch wenn du auf den ersten Blick gesehen hast, dass es sich nicht eignete?

Immer noch grinsend holte sie ein kurzes, schwarzes Kleid aus dem Schrank und schlüpfte hinein, denn auch wenn niemand die Männer vermisste, hatte sie heute etwas vor.

Sie wollte endlich die Innenstadt sehen und etwas shoppen.

 

Gott, die beiden sahen seltsam dämlich aus, dachte Salome, als sie im Türrahmen stehen blieb und sie konnte sich nicht gegen den Impuls wehren sie mit dem Handy zu fotografieren.

Dumm und dümmer, dachte sie leise lachend und machte sich daran die Männer zu wecken.

Nur leider war dies das erste Mal in ihrem Leben, dass sie einen Mann wecken musste.

Schulter, Schulter ist gut, sprach sie sich selbst Mut zu und begann an Richards Schulter zu rütteln.

Er ist kein Apfelbaum, dachte sie auf einmal als er sich lediglich rhythmisch vor und zurück bewegte.

Vielleicht sollte sie ihn ja zwicken? Aber nein, das wäre fies gewesen.

„Aufwachen?“ sprach sie leise und wiederholte das Wort dann noch mal lauter.

Nichts, keine Reaktion.

Panik stieg in ihr auf und sie hielt ihr Ohr an seinen Mund, erleichtert, dass er zumindest noch atmete.

Wie weckte man zwei erwachsene Männer für Dummies, genau das bräuchte sie jetzt.

Auf keinen Fall wollte sie sich lächerlich machen indem sie laut herumbrüllte, aber der Hund schien nicht geneigt die beiden durch Bellen oder Kläffen zu wecken.

Mutlos holte sie sich eine Tasse Kaffee und betrachtete ihre schlafenden Gäste nachdenklich.

 

„Oh was soll’s.“ murrte sie, schrieb einen Zettel und verließ das Haus um sich dem Shopping zu widmen.

London umarmte sie mit seinem blassen Wintergesicht und sie rannte von Geschäft zu Geschäft bis ihre Hände Blasen warfen vom Tütentragen.

Salome tanzte die Straßen entlang, ihre Schritte hallten fröhlich auf den Pflastersteinen und ihr Lächeln brachte den Einen oder Andern dazu sich verwundert umzusehen.

Die Menschen liefen geschäftig auf und ab, sie rempelten sich an und entschuldigten sich schnell.

Gut gelaunt plünderte Salome eine DVD-Handlung und selbst als ihre Arme drohten den Dienst zu verweigern, lief sie nahezu weiter.

Die Kirchturmuhr schlug Mittag und sie kaufte Brötchen, nur zur Sicherheit.

Sie sollte wohl besser nach Hause gehen, John wartete wahrscheinlich auf sie und wollte sicher noch mal raus.

Was für ein herrlicher Tag, ging es ihr plötzlich durch den Kopf und sie hob die schweren Arme, beladen mit Tüten, um die Welt zu umarmen.

Sie hatte den schönsten Mann der Welt geküsst und heute hatte sie Geld ausgegeben das sie nicht einmal besaß, aber es war ihr egal.

Immer noch konnte sie ihn unter ihren Lippen, unter ihren Händen spüren und sie dachte an den winzigen, gehauchten Kuss den sie ihm gegeben hatte bevor sie das Haus heute Morgen verlassen hatte.

Ihr süßer Nachbar, der genau dort geblieben war wo er nach ihrem Kuss gewesen war, weil sie so friedlich geschlafen hatte.

Ja, wie hätte sie ihn nicht mögen können?

Kurzerhand kaufte sie ihm einen neuen Pulli, da sie den der in ihrer Wohnung lag nicht mehr hergeben würde.

Er würde für immer und ewig das Wahrzeichen dieser schicksalhaften Begegnung sein.

Einen Finger an die Lippen gelegt entschied sie sich für dunkelgrau, weil sie der Meinung war, dass die Farbe ihm gut stehen würde und freute sich anschließend über den Kauf des Geschenkes im gleichen Maß wie über den Kauf neuer Schuhe für sich selbst.

Dieser Tag konnte einfach nicht perfekter werden.

 

Sie hatte sich geirrt, denn als sie ihr Haus betrat, fand sie die beiden Männer wach und munter vor.

„Danke für den Kaffee…“ Richard verstummte als er die zahllosen Tüten sah die Salome rein schleppte.

„Als du geschrieben hast, dass du nur mal kurz in die Innenstadt bist um einige Einkäufe zu machen, dachte ich du sprichst über Lebensmittel.“ Murmelte er dann fassungslos.

„Oh ich habe auch Brötchen dabei.“ Ereilte Salome sich schnell und kramte in den Tüten auf der Suche nach den besagten Lebensmitteln.

Richard sah ihr mit großen Augen zu, sie wühlte sich schnell und systematisch durch die Tüten und förderte dann einige zerdrückte Brötchen zutage.

„Ha.“ Rief sie triumphierend und lächelte.

„Sehr schön, was hast du denn noch gekauft?“ Er rieb sich den steifen Nacken und nippte an dem herrlichen Kaffee.

In der Tat war er desorientiert aufgewacht und hatte dann den Schock des Jahrhunderts bekommen als er gemerkt hatte, dass Salome verschwunden war.

Und dann hatte er den kleinen Zettel auf dem Tisch bemerkt auf dem in einer runden Mädchenhandschrift geschrieben war, dass sie Kaffee zubereitet hatte und Brötchen gekauft und dass sie sich auf den Weg in die Innenstadt gemacht hatte um einige Einkäufe zu erledigen.

„Ihr habt geduscht?“ Salome schnupperte und kicherte dann leise.

Richard verzog das Gesicht, ja, sie hatten geduscht und waren sich enorm männlich vorgekommen in ihren weichen, pinken Badetüchern nachdem sie sich mit „Märchentraum“ gewaschen hatten.

Was an ihr süß und verführerisch roch, verwandelte die beiden Männer in rosa Pudel.

„Hmm…“ Salome kramte erneut in ihren Taschen und Tüten und hielt Richard breit grinsend ein Männerduschgel hin.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ihr so derartig schnell sein würdet und euch ohne Erlaubnis meiner Dusche bemächtigen könntet, aber nun ja, das ist jetzt eure gerechte Strafe.“

Sie lachte als sie sein bedröppeltes Gesicht sah.

„Wie bitte? Du hast Duschgel gekauft?“ Er verstand die Welt nicht mehr.

Sie biss sich auf die Lippe und murmelte kleinlaut: „Ich wollte mich nur erkenntlich zeigen, ich denke niemals hatte eine andere Frau so charmante Babysitter.“

Er stand auf und küsste sich federleicht. „Oh womit habe ich das denn verdient?“


 






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