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Author's Chapter Notes:
Noch ein gute-Nacht-Kapitel bevor ich mich in die wirren des Partylebens stürze








13.

Neugierig und etwas unsicher betrat Richard das Zimmer von dem er geglaubt hatte, dass Salome es mittlerweile in ein Mädchenparadies verwandelt hätte.

Er hatte sich offensichtlich geirrt, denn mitten im Raum stand immer noch das durchgelegene Bett des Alten und auf der einen Seite lag immer noch die Decke des Hundes.

Eigentlich hatte Salome nur Dinge hinzugefügt, wie den Bilderrahmen auf dem zerkratzen Nachttisch oder die rosa Lesebrille die auf ihrem Kissen lag, gleich neben einem abgegriffenen Roman.

Das sagte Richard zwei Dinge: Erstens, sie ließ den Hund im Bett schlafen was auch die kurzen schwarzen Haare auf ihrem Kissen erklärte und zweitens, sie lebte sich langsam aber sicher hier ein, was ihn insgeheim sehr freute.

Seufzend nahm er den Bilderrahmen in die Hand:

Salome mit einer großen Blondine, die er sofort als Sue erkannte, weil er sie sich ungefähr so vorgestellt hatte.

Salome mit einem Mann, der ihr so ähnlich sah, dass es nur ihr Bruder sein konnte und doch so anders ausschaute, dass man sie kaum für Verwandte halten hätte können.

Mit einem schnellen Ruck schlug er ihre Bettdecke zurück und ihr süßlicher Duft schlug ihm entgegen und rauschte ihm sofort in die Lenden.

Ach du meine Güte, dachte er angewidert, es war einfach zu lange her, dass er im Schlafzimmer einer Frau gewesen war.

Das Nachthemd was er fand zeugte zugleich von einer verspielten Frivolität und einer unfassbaren Naivität, denn es war durchsichtig, kirschblütenrosa und romantisch lang.

Er beschloss, dass sie das sicher nicht tragen würde, weil er es nicht verantworten konnte seine kleine, fast kindliche Nachbarin zu begehren.

Nichts desto trotz vergrub er seine Nase in dem seidigen Stoff und seufzte leise, denn es roch wie sie nach süßen Früchten und weicher Haut.

Wissend, dass er heute Nacht daran denken würde wie sie in ihrem Nachthemd und mit ihrem Hund im Bett eines alten Mannes schlafen würde, legte er das Kleidungsstück zurück.

 

Er öffnete den Schrank und musste lachen als er die Unmengen an rosa Kleidern sah.

Und ganz unten lag ein Notizblock, den er neugierig aufschlug.

Die erste Seite zeigte einen Comicstrip der unübersehbar ihr erstes Treffen festhielt.

Ein kleines Strichmännchen mit dunklen Locken stand in einer Pfütze und wurde von einem größeren Strichmännchen mit erstaunlich dicken Blockaugenbrauen angerempelt.
Ein Schwall von Totenköpfen und Ausrufezeichen sprudelte aus dem kleinen, eindeutig weiblichen Strichmännchen heraus.

Und das letzte Bild war zweigeteilt, während der erste Teil eine relativ beängstigende Studie seines Gesichtes war, zeigte der zweite Teil nur ein Paar weit aufgerissener Augen dar.

Er hatte nicht gewusst, dass sie die Begegnung so erlebt hatte und er verstand nun auch ihre Aktion mit dem Briefmesser besser.

Sie hatte tatsächlich Angst vor seinem Gesicht gehabt und das tat ihm leid auch wenn es ihm nicht neu war.

 

Auf einmal wurde ihm bewusst, dass er schon sehr lange in ihrem Schlafzimmer war und dass sie dort unten saß und sicherlich fror, also schnappte er sich einen rosa Trainingsanzug und machte sich auf den Weg nach unten.

An der Tür blieb er stehen als er sah, dass sie sich vertrauensvoll an Matthew gelehnt hatte und angeregt mit ihm diskutierte.

„Wieso denn nicht?“ Matthew sah sie trotzig an und sie schüttelte den Kopf dass die Locken nur so um sie herum stoben.

„Richard, sag doch was. Sie will sich keinen Film mit uns ansehen. Sie sagt das wäre als mit dem Bäcker Brot zu backen oder mit dem Fischer zu fischen.“ Quengelte Matthew und Richard warf seiner Nachbarin erst einmal die Kleider hin bevor er sprach:

„Na kommen Sie schon Salome, seien Sie doch nicht so mit uns.“

Salome kaute auf ihrer Unterlippe herum und murmelte dann leise:

„Ok, aber etwas Unverfängliches.“

Damit schlüpfte sie in die Hose und zog sich den Pulli vom Kopf, ihr BH passte zu ihrem Unterhöschen und schmiegte sich an die vollen, weichen Brüste.

Richard schluckte und zeigte dann auf ihre Rippen. „Was ist das?“

„Das nennt man gemeinhin Tätowierung.“ Erwiderte sie träge.

„Ich weiß, ich meine nur das Blaue da.“ Er zeigte erneut auf ihren Oberkörper und sie sah verwundert an sich herab.

„Ach das, ich bin auf Ihren Hüften gelandet. Autsch. Knochiger Nachbar.“ Grinste sie.

„Was sind das für Tattoos?“ fragte er dann weiter und näherte sich um auf ihrer Haut zu lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch.

„Superbia, Avaritia, Invidia, Ira, Luxuria, Gula, Acedia.” Las er auf ihrer linken Seite, ging um sie herum und las rechts:

„Caritas, Castitas, Humanitas, Humilitas, Industria, Patientia, Temperantia.”

„Die Todsünden und Kardinaltugenden?“ Er war verwirrt, denn er fand, dass das durchaus seltsame Motive waren für eine junge Frau.

 

Salome blinzelte ihn verwirrt an, was ging ihn an was sie sich tätowieren ließ?

Sie wollte sich keinen verdammten Film mit diesen Deppen ansehen, sie wollte an ihrem Blog weiterschreiben und ein wenig Recherche betreiben, was nicht ging wenn die beiden sie anstarrten als erwarteten sie, dass sie sich gleich in ein dreiköpfiges Monster verwandelte.

„Ehm…“ machte sie also unentschlossen und versuchte verzweifelt den Reißverschluss ihrer Trainingsjacke zu schließen.

„Sie erlauben? Sie machen mich nämlich nervös.“ Murrte Richard und zog sie mit einem Ruck zu.

Wundervoll, nur weil er Hände wie der Steinbeißer und Arme wie Iron Man hatte musste er doch nicht so angeben, dachte Salome und zog eine Schnute.

Wieso lief sie eigentlich die ganze Zeit halb nackt rum und die beiden Andern nicht?

Sie beschloss kurzerhand auf die beiden Herren keine Rücksicht mehr zu nehmen und so setzte sie sich an den Computer um zumindest die Recherche hinter sich zu bekommen.

Innerhalb von wenigen Minuten hatte sie sich in Fanfictions und Berichten verloren und vergaß den Rest der Welt als sie müßig durchs Internet surfte.

 

„Was genau tun Sie da?“ Richard linste über ihre Schulter und schnappte dann nach Luft.

„Also wenn Sie Fragen über meine Person haben, dann können Sie mich auch selber fragen.“ Regte er sich dann auf, weil es ihm irgendwie unangenehm war, dass diese kleine Mädchen gerade irgendwelche Geschichten las in denen er nur seinen eigenen Namen verstand.

Es war ja nicht so als hätte er noch vor wenigen Minuten an ihrem Nachthemd geschnuppert wie irgendein Perverser.

„Hmmm? Ist nicht persönlich gemeint. Sue geht mir auf den Wecker und jetzt mache ich mich schlau.“ Flüsterte Salome absorbiert von der Fantasie von Menschen die anscheinend bedeutend mehr über ihn wussten als sie.

Salome zog die Beine an und rollte sich zu einem schnurrenden Knäuel glatter Glieder zusammen, die Männer bewusst ausschließend und ab und an laut auflachend.

„Sie macht sich über uns lustig.“ Grinste Matthew Richard breit an, welcher das aber nur mäßig lustig fand.

„Sie denkt das hat nichts mit uns hier zu tun, irgendwie trennt sie die öffentliche und die private Person voneinander. Keine Ahnung wie sie das macht.“ Sprach er weiter und sah der kleinen Frau zu wie sie fleißig Kommentare tippte und lächelte als ob der Himmel sich ihr geöffnet hätte.

Und dann bellte der Hund.

Es klingelte an der Tür und Salome sah nicht einmal auf.

Richard zuckte mit den Achseln und ging Richtung Tür, öffnete sie und wurde mit einer Wucht an die Wand geschleudert die ihm den Atem abschnürte.

„Wer bist du Arschloch und was machst du hier?“ knurrte jemand im Schatten und Richard fürchtete, dass nun endgültig sein letztes Stündlein geschlagen hatte.






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