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3.

/Pandora/

„B.“ Ich schluchzte, sie drückte dem Fremden die Tüte in die Arme und stürzte sich auf mich.

„Oh Baby, Dora, was ist denn passiert? Du weinst ja, was hat Mimi gesagt?“

Sie wiegte mich leicht hin und her und küsste mich auf die Stirn.

„Ich weiß es nicht, B., ehrlich. Was ist denn hier los? Wer sind diese Menschen und wieso…kenne ich sie? Wieso kenne ich ihn?“

Ich zeigte auf den Mann der mir gegenüber saß, auf diesen Mann mit der strahlend reinen Ausstrahlung und dem harten Mund in einem blassen Gesicht das aussah wie das eines gefallenen Engels.

„Richard? Ich kann es dir nicht sagen, du hast ihn noch nie gesehen Süße…“ B. war auch ratlos und ich verzweifelte immer mehr.

Panik machte sich in mir breit.

Ich kannte sein Gesicht, wusste wie er roch, wusste wie er sich anfühlte. Ich wusste wie er aussah wenn er schlief und wie er errötete an manchen Tagen.

Aber ich hatte ihn noch nie gesehen, ich war erst vor ein paar Tagen in England angekommen, er war so viel älter, dass ich ihn nicht von früher kennen konnte und das ließ nur eine Antwort übrig.

Ich kannte seine Seele weil…Ich von ihm geträumt hatte.

Manchmal traf ich Menschen die ich treffen musste, weil dieser Dämon in meinem Herzen diesen Menschen gesucht und gefunden hatte, nur seltsamerweise war er der erste Mann den Mimi gesucht hatte.

Und er sah verdammt gut aus, überraschend gut, oder bildete ich mir das nur ein.

„B.? Ist er wirklich so schön oder gaukelt Mimi mir das nur vor?“

B. sah mich abwartend an, musterte Richard und sah mich dann wieder ernst an.

„Er ist ziemlich gut aussehend, aber er ist auch ziemlich alt.“ Sie kicherte leise und berührte seine Hand, sie konnte das tun, sie sah ja auch nicht seine ganze Kindheit.

„Hallo Richard. Erinnerst du dich an mich?“

Er machte ein Gesicht als hätte sie ihm einen Magenschwinger verpasst.

*Er hat keine Ahnung und er ist schockiert über die Vorstellung er hätte mit einer Frau geschlafen die ungefähr halb so alt ist wie er…und dass er sich zu allem Überfluss nicht daran erinnern kann.*

„Ehm nein, ich…“ Richard errötete und ich musste lächeln, er sah genauso aus wie ich es mir vorgestellt hatte.

„Ich bin’s, Blossom? Du kennst meinen Dad.“ Sie grinste ausgelassen und klopfte mir auf den Rücken.

„Da‘ schickt dir alles was er sonst noch finden kann.“ Sprach sie dann zu mir und ich nickte dankbar.

B.‘s Vater hatte mit dem Geld seiner Eltern und deren Firma Karriere gemacht.

An sich war er der Besitzer einer Aktiengesellschaft und mein Broker, aber er hatte sich irgendwann in den Kopf gesetzt, dass er in der Filmbranche tätig werden wollte und das hatte er dann auch gemacht. Mit Erfolg.

„Oh…Hallo Blossom.“ Richard schüttelte ihr die Hand und sie lachte, lachte ihn aus.

„Oh Dora, du hast dir da ja schönen Mist eingehandelt. Du, die Filme hasst, wirst jetzt zum Fan? Auf einmal? Für ein altes, aber schönes Gesicht? Nun komm, lassen wir die Herren allein. Mein…ehm…Freund wartet auf uns.“

Sie zog mich hoch und stockte dann, erstarrte und drehte sich langsam um.

„Dora? Du hast ihn doch schon gesehen.“ Sie sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.

„Wie bitte?“ Ich verstand nur Bahnhof, spürte ihre Erkenntnis, wartete jedoch darauf, dass ihr Mund aussprach was mein Herz längst wusste.

„Damals, wir waren ungefähr 10, Dora, wir waren mit Da‘ unterwegs…Es waren nur einige Sekunden, du sagtest, du sagtest das gleiche wie jetzt gerade eben. Mimi kennt ihn, hast du gesagt. Und dass er ein Engel wäre. Da‘ hat dir geglaubt, wie er es immer getan hat. Da‘ hat mit Menschen gesprochen, Da‘ hat gesagt seine kleine Prinzessin würde etwas in ihm sehen. Dora, du kennst ihn und vielleicht hast du zu einer Karriere die du nicht einmal verfolgt hast mit beigetragen.“

Ihre Augen waren voll Unglauben.

*Erinnere dich Dora, er war groß, so groß und dunkel. Du hast damals schon gespürt, dass da etwas ist, etwas Tiefes und Gutes. In diesen fragenden Augen und diesem harten Mund. Erinnere dich an das erste Lächeln, erinnere dich an dein Kinderherz das wusste, dass er der Mann ist den du nicht vergessen wirst. Erinnere dich, dass du so oft geträumt hast ihn wiederzufinden.*

„Lass uns gehen.“ Sprach ich tonlos, packte die Bücher und rannte.

 

/Richard/

Blossom? Oh Himmel, ich hatte sie einige Male gesehen, damals war sie keine große Blondine gewesen die gut ein Model hätte sein können.

Sie war nur ein kleines Mädchen, schüchtern an ihren Vater geschmiegt, die grünen Augen weit aufgerissen.

Ich erinnerte mich auch an Pandora, Dora, wie Blossom sie nannte.

Sie war nur einmal da gewesen und ihre Augen hatten mich durchbohrt wie sie es jetzt getan hatten.

Gott, sie war ein beängstigendes Kind gewesen mit ihren dunklen Augen und den schwarzen Locken die sich wild um ihren Kopf rankten.

Blossom hatte mir mit 14 oder so mal ganz ruhig gesagt, dass ihre beste Freundin mich für einen Engel hielt. Ich war gerade von irgendetwas runter gefallen und sie hatte es nur gesagt um mir zu zeigen, dass ich ein Dummkopf war und dass ihre Freundin sich irrte.

B.‘s Vater hatte sich für mich eingesetzt, aber in den letzten fast 10 Jahren, hatte ich keine der beiden Mädchen je wiedergesehen, obwohl ich SIE in meinem Kopf für Engel gehalten hatte.

„Wieso helfen Sie mir?“ hatte ich den alten Mann einmal gefragt und er hatte mir lachend geantwortet: „Die beiden Mädchen sehen etwas in dir Junge. Dora sagt du bist etwas Besonderes und Blossom glaubt ihr. Meine Mädchen irren sich nicht, sie wissen Dinge und ich muss Vertrauen zu denen haben die ich am meisten liebe. Die Mädchen sagen aus dir wird mal was und wenn sie das sagen, dann ist das auch so.

Außerdem sagt Blossom sie will Dora ein Poster zu Weihnachten schicken mit deinem Gesicht drauf.“

Er hatte gelacht und weiter mit den Großen der Filmbranche gesprochen, mich im Geheimen gepusht und niemals locker gelassen.

 

„Ich muss die beiden wiedersehen.“ Murmelte ich und O. nickte langsam.

„Der Wirt hatte also Recht, sie ist eine Hexe.“ Sprach er dann leise.

„Aber es macht sie anscheinend unglücklich.“ Fügte ich zusammenhanglos hinzu.

„Du kennst ja anscheinend ihren Vater, als den der großen Blondine. Lass uns die beiden suchen, irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie ein paar gute Lacher vertragen könnten.“

Oh ich verstand wieso die Menschen diesen Kerl liebten, er war freundlich und hilfsbereit.

Und er sah fantastisch aus.

Dora, die kleine Dora, wie groß sie geworden war, sie war jetzt eine richtige Frau und ich ein alter Mann, aber sie schien sich an mich zu erinnern.

Sie vergaß wahrscheinlich nie etwas und wenn man den Menschen glaubte, dann hatte ich an sich ja auch ein Gesicht das man nicht so schnell vergaß.

Ich war verwirrt, aber auch neugierig.

Ich war sicher kein Engel, aber vielleicht könnte ich dieser kleinen Person die stets an mich geglaubt hatte ein Freund sein, ihr helfen mit sich selbst etwas besser klarzukommen.

Und mit dieser Mimi, dieser geheimnisvollen Stimme in ihrem Herzen die mich anscheinend kannte.

„Sag mal…Wer war die Andere?“ fragte Orlando gerade den Wirt der breit grinste.

„Das war Blossom O’Connor, sie wohnt hier um die Ecke in dem großen grünen Haus. Ich wusste nicht, dass die kleine Streunerin zu ihr gehört. Verdammt Blossom ist ein echter Schatz und ein heißer Feger und sie ist selbstverständlich sehr sehr sehr reich.“

Orlando fragte weiter nach welches Haus das sein sollte und der Wirt zeigte aus einem der großen Fenster raus.

Es brannte noch Licht hinter den dünnen Vorhängen.

„Glaubst du die beiden laden uns zu einem Kaffee ein?“

„Oh Orlando, ich denke nicht, dass wir die beiden jetzt noch mal stören sollten.“ Wandte ich ein, doch dann erblickten wir beide gleichzeitig ein Buch das unter den Stuhl gerutscht war und uns herausfordernd ansah.

„North & South, hmmm, Zufall oder Schicksal?“ Orlando grinste, stand auf, holte seine Jacke und sah mich herausfordernd an.

„Na los komm schon, wir können die süße Dora doch nicht ohne Thornton ins Bett schicken oder?“ feixte er dann und ich folgte ihm schicksalsergeben.







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