Women don't chase after me! by doris anglophil
Summary:

 

Sommer 2007 in London. Ein gewisser Herr steht auf den Bühnenbrettern und reflektiert über die Begebenheiten rund um dieses Theaterereignis...

 

 

 


Categories: Matthew Macfadyen, Realfiction, MM-inspired Fiction, Short Stories Characters: Matthew Macfadyen
Genres: Realfiction
Warnings: Realfiction
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 3 Completed: Ja Word count: 5685 Read: 6932 Published: 27 Sep 2007 Updated: 27 Sep 2007
Story Notes:

Vielleicht eine ungewöhnliche Art einer Real-Fanfiction, aber ich war neugierig, wie es "im Kopf" dieses Herren zugehen könnte.

Die Sprachführung ist recht locker, es kommen oft Halbsätze vor (was eine tatsächliche Eigenart des betreffenden Herrn ist), außerdem wurden emotionale Aussagen versucht, durch Ausdrücke in Sternchen gesetzt (*XY*) zu untermauern.

 

DISCLAIMER

Diese Geschichte ist frei erfunden und hat keinerlei Bezug zum wirklichen Leben der darin beschriebenen Personen.

Die Personen gehören sich selbst, ausser denen, die von der Autorin erfunden / geschaffen wurden.

Die von der Autorin selbst erschaffenen Charaktere und die Handlung der Geschichte sind Eigentum der Autorin.

Vorsätzliche Verstöße gegen die Persönlichkeitsrechte sind nicht beabsichtigt.

© Doris Schneider-Coutandin 2007

 

 

 

 

 

 

 

 

1. TEIL A by doris anglophil

2. TEIL B by doris anglophil

3. TEIL C by doris anglophil

TEIL A by doris anglophil

 

Women don't chase after me! Wenn das mal nicht eine eklatante Fehleinschätzung meinerseits war!

Ehrlich gesagt habe ich mich nie sonderlich für die Dinge interessiert, die über mich geschrieben wurden.
Weder das, was die Presse so veröffentlicht (es sei denn, es hat wirklich einen fachlichen Bezug zu den Dingen, die meinen Beruf betreffen) noch das, was in hunderten von Seiten, Foren, Webpages so alles an Halbwahrheiten und ähnlichen Dingen steht.

Warum auch sollte es mich kümmern? Ich habe mein Leben und das ist nicht schlecht. Mein Beruf, meine Karriere läuft überdurchschnittlich gut, ich bin bei bester Gesundheit, habe eine Familie die mein Lebenszentrum bildet und die ich über alles liebe.

Warum also sollten mich Abertausende von Sachen angehen, die tagtäglich um meine Person herum produziert werden?
Manches davon bekommt man mehr oder weniger unfreiwillig mit, wenn man im Sog einer enormen Welle mit fort getragen wird, nach einer großen Filmpremiere zum Beispiel. Es lässt einem ab und zu schmunzeln, oftmals aber auch sorgenvoll die Stirn runzeln. *runzel*

Ich bin keine Person von öffentlichem Interesse! Moment, ich korrigiere mich: Ich bin höchstenfalls eine Person von geringem öffentlichen Interesse, was gut so ist. Mein Pech (also, um Himmels willen, es ist nur auf diese spezielle Sache bezogen, natürlich, ansonsten bin ich der glücklichste Mann auf Erden an der Seite dieser Frau! Bitte nicht missverstehen!): Ich habe ein Frau geheiratet, die - ebenso wie ich - oft im Rampenlicht steht. Erschwert den Rückzug ins Privatleben um ein Vielfaches. Man kann fast sicher sein, dass irgendeiner von uns beiden immer öffentlich Erwähnung findet. Wird es gerade mal wieder ruhig um meine Person, ist es garantiert meine Frau, die ein fettes Filmangebot publik machen muss. Und natürlich umgekehrt.

Ich bin nur heilfroh, dass ich mich weitgehend unerkannt in der Öffentlichkeit bewegen kann. Einen Abstecher auf den Spielplatz mit den Kindern, eine Kaffeespezialität bei Starbucks, Zug oder U-Bahn fahren – alles weiterhin kein Problem. Zum Glück!
Da wird eher meine Frau erkannt und angesprochen als ich. Die Ärmste!

Meine Fanpost hält sich ebenfalls einigermaßen in Grenzen. Es ist ein ganzer Batzen mehr an Weihnachten und zu meinem Geburtstag, üblicherweise jedoch ist das gut zu bewältigen.

Dabei fällt natürlich schon das extreme Ungleichgewicht von weiblicher zu männlicher Fanpost auf. Und schreibt mir mal ein Herr, geht mir (blöd, ich weiß) immerzu der Gedanke durch den Kopf, dass dieser eventuell schwul sein müsse. *grins*

Trotzdem habe ich immer zu behaupten gewagt, dass mir keine Gefahr von mir hinterher jagenden Damen droht. Gefahr! Blödes Wort! Also, mich bringt niemand so schnell in Bedrängnis, so meine ich das. Ich fühle mich recht wohl. Die mir erteilte Aufmerksamkeit beschränkt sich auf ein absolut erträgliches Maß und ich habe niemals die Befürchtung oder das Gefühl, extrem „bestalkt“ zu werden. Auch so ein Modewort, übrigens. Ich halte davon nicht viel.

Mit den Paparazzi lernt man einfach zu leben. Ab und zu erwischen sie dich eben, aber der Großteil deines Lebens geht zum Glück an diesen Parasiten vorbei. Sie lassen einem in Ruhe, wenn man ihnen keine Angriffsfläche, kein Kanonenfutter bietet.
Ich bin sicher, dass den meisten einschlägigen Fotografen wohl bekannt ist, wo meine Familie und ich wohnen (also, im Telefonbuch stehen wir zwar nicht, aber man muss schon strunzdoof sein, um es nicht irgendwie herauszufinden), aber es herrscht wirklich wie eine Art „Bannmeile“, keiner hat es je gewagt, direkt am Haus zu fotografieren!

Darüber bin ich sehr erleichtert. Würde das nämlich geschehen, wüsste ich nicht wie ich reagieren würde und welche Maßnahmen zu ergreifen wären. Mir ist einfach alles zuwider was einen hohen Grad an Aufmerksamkeit erregt. Und dazu gehören definitiv blinkende Polizeiautos in der Hauseinfahrt! Was meine Kinder sicher total aufregend finden würden! Ich hingegen weniger. *aufreg*

Fanbegegnungen hat man in meinem Beruf immer mal wieder. Während aktueller Projekte natürlich mehr. Auch wenn ein Filmset hermetisch abgeriegelt ist, es finden sich immer mal wieder Leute ein, die einen kennen, der einen kennt, der einen kennt und dann eben mit einem halben Lächeln vor einem stehen und ein Autogramm erbetteln. Nichts dagegen zu sagen. Meist sind es wenige Sekunden, der Fan zieht befriedigt wieder ab und man kann seiner Arbeit sogleich wieder ungestört nachgehen.

Es ist nicht sonderlich lästig. Eher mal eine Abwechslung und auch recht amüsant. Die meisten sind sehr ehrfürchtig (warum eigentlich? Ich bin kein Marsmensch, oder?) und halten recht zögernd und zitternd ihre Büchlein oder Bilder zum Unterschreiben hin. Und mehr als ein „Hallo, unterschreibst du bitte?“ oder „Würdest du mir hier drauf ein Autogramm geben?“ kommt meist nicht über ihre Lippen. Gut, ich habe auch meist nur wenig Zeit, das muss ich dazu sagen. Aber kaum jemand versucht, eine längere Unterhaltung mit mir anzufangen. Eigentlich schade. Und was ich total dabei vermisse: Mal jemanden zu treffen, der nicht schlotternd vor mir steht, sondern den ich selbst hinreißend finde, vielleicht auf Grund von witzigen Bemerkungen, außergewöhnlichem Äußeren oder dergleichen. Ist mir so gut wie noch nie passiert. Komisch, oder?

Die Masse ist trist und grau in meinen Augen. Zu achtundneunzig Prozent Damen, die dem englischen Hausfrauenideal entsprechen! Bin ich zynisch? Entschuldigung! Aber – wenn es doch wahr ist! *deutliches Nicken*

Man hat mir prophezeit, dass sich die Fanmassen vor dem Theater stauen werden, nachdem bekannt wurde, dass ich in diesem Sommer in London auf der Bühne stehen werde. Es hatte auch tatsächlich den Anschein, als würden enorm viele Karten verkauft werden weil mein Name auf der Darstellerliste steht. Na, wer’s glaubt. Das Stück ist gut und das Publikum weiß Qualität eben zu schätzen. Egal wer nun da oben auf den Bühnenbrettern steht. Oder?

Ab und zu bin ich mir nicht so sicher, ob mein Weltbild wirklich noch stimmt. Mein neuer Agent hat mir einige Dinge im Internet gezeigt, auf Grund derer ich sehr ins Nachdenken gekommen bin. Nicht nur, dass sich tagtäglich Unmengen von Damen (und einige wenige Herren) auf unzähligen Forenseiten mit meiner Wenigkeit beschäftigen (was mir bislang gar nicht in dem Maße geläufig war und ich zunächst einmal einen richtigen Schock deswegen zu verdauen hatte), nein, es wurde mir klar, dass diese „Fanbasis“ ein unglaubliches Potential hat. *abermals Nicken*

Letztendlich sind es diese Leute, die mein Gehalt bezahlen, im weitesten Sinne. Sie kaufen DVDs, Theater- und Kinotickets und kurbeln damit meine Branche gehörig an. Außerdem haben diese weltweit operierenden Boards und Foren eine nicht zu unterschätzende Macht. Eigentlich sind sie ein starker Wirtschaftsfaktor. Viele meiner Schauspielerkollegen haben das selbst erfahren, sind durch Fandom vom Provinzdarsteller in die B- oder gar A-Liga der Schauspieler aufgestiegen.

Ich bin ziemlich beeindruckt was dies alles bewirken kann. Aber am liebsten verlasse ich mich natürlich auf mich selbst. Jedoch ist der X-Faktor unverkennbar da, das stimmt.

Meine Einstellung zu Fans habe ich also grundsätzlich ein wenig überdenken müssen. Vor zwei, drei Jahren waren mir diese Sachen eher peinlich, ich kam mir ziemlich bescheuert vor, wenn ich Autogramme geben sollte und Fans sich (im übertragenen, nicht wörtlichen Sinn) mir zu Füßen warfen. Noch heute kann ich den Rummel um meine Person kaum nachvollziehen. Ich finde, ich sehe allerhöchstens durchschnittlich aus. Ich bin ein Riese für die Meisten und mein Kopf und mein Gesicht sind ebenso unförmig. Ich bin Brillenträger (meist jedenfalls) und habe hässliche Narben im Gesicht. Meine Haare sind eine Katastrophe und fallen unter die Notstandsgesetzgebung, jede Wette! Warum man mich nie in der Schurken- und Monsterabteilung einsetzt, ist mir überdies ein Rätsel. Wo ich doch einen so guten Frankenstein abgeben würde!

Es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, dass ich das gute Essen sehr schätze und ebenso den edlen Tropfen dazu nicht abgeneigt bin. Was sich bei mir ganz entsetzlich auf der Anzeige der Waage niederschlägt! Sport ist mir zwar nicht gerade verhasst, aber das Wort erzeugt doch eher ein leichtes Unwohlsein in mir. Ich merke aber dann durchaus, dass mir das Laufen, das Herunterreißen einiger Meilen, ziemlich gut tut. Das söhnt mich wiederum mit meiner eigentlichen Abneigung bezüglich sportlicher Aktivitäten ein wenig aus. Und wenn’s dem Körper dienlich ist! *keuch*

Was ich mich frage: Wollen die (Fans) echt nur ein Autogramm? Deswegen stehen die sich die Füße in den Bauch? Und gegebenenfalls ein Bild, wozu ich mich immer mehr und mehr in letzter Zeit bereit erkläre? Anfangs mochte ich es gar nicht, wenn man mich ablichten wollte. Negative Erfahrungen eben. Aber inzwischen ist es kein großes Problem mehr für mich. Meist bekomme ich diese Bilder ohnehin nicht zu sehen. Muss mir dann also nicht mein dümmlich grinsendes Gesicht anschauen.

Finde es immer so entsetzlich, wenn mein Konterfei die vorderste Front des gesamten Zeitungskiosks ziert! O Schreck!
Offizielle Fototermine sind nämlich überwiegend eine Qual für mich. Ich fühle mich dabei total fehl am Platz und nur selten so wohl, dass lockere und unverkrampfte Bilder dabei herauskommen.

Komme mir da immer doof vor, echt. So künstlich, so unnatürlich. Gut, im Film ist man oft auch eine Kunstfigur. Aber man hat Aktionen, Reaktionen, kann reden, sich bewegen, es ist dynamischer. Und man wird bei einem Fototermin ja auch meist als die Person fotografiert, die man wirklich ist. Ich habe die Probleme weniger, wenn es sich um Promo-Fotos eines Film- oder Bühnencharakters handelt. Nur, soll ich als ich selbst vor die Linse – Horror! *schock*

Es ist auch etwas, worauf dich keine noch so gute Schauspielschule vorbereitet. Im Gegenteil. Dort wird man eher darauf aufmerksam gemacht, bei welchem Arbeitsamt man sich melden muss, wenn man kein Engagement nach dem Abschluss bekommt. Was nämlich mehr als zwei Drittel der Absolventen betrifft!

Es sagte mal eine geschätzte Kollegin (ich weiß, ich müsste jetzt sagen, wer es war, aber – es tut mir echt leid – ich kann mich nicht mehr an den Namen erinnern! Ehrenwort!) von mir: „Es sind die nicht immer die guten Schauspieler ganz oben und ergattern die besten Rollen, sondern einfach die, die das größte Glück hatten.“ Natürlich sind unter diesen Glücklichen auch viele, die sehr gut sind. Das eine schließt ja zum Glück das andere nicht aus.

Gut, zurück zum Thema: Keine Ausbildung bereitet dich auch nur ansatzweise genügend auf ein Fotoshooting vor! Du wirst genommen und in das tiefe, kalte Wasser geworfen. Dann schwimm mal, mein Lieber! Klasse!
Ich rudere bei derlei Gelegenheiten noch immer hektisch mit den Armen, nach so vielen Jahren noch! Und so sehe ich dann meist auch aus! Völlig bescheuert! Und es wundert mich dann umso mehr, dass es Leute gibt, die dem Zeitungshändler das betreffende Magazin förmlich aus der Hand reißen oder bei ebay einen horrenden Preis für dieses Monsterbild bezahlen!
Unverständlich!

Oft werde ich gefragt, warum ich die Bühne, das Theater so liebe. Ist das nicht offensichtlich? Weil es so authentisch ist. Alles ist real, man kann nichts (oder nicht viel jedenfalls) faken, man hat eine ganz andere Spielweise als bei TV und Film! Der halbblinde Zuschauer in der allerletzten Reihe muss noch mitbekommen, was du gerade fühlst! Eine völlig andere Darstellungsweise als vor der Kamera. Man benutzt sogar ganz andere Muskeln. Interessant, oder?

Leben kann man von Theater allein heute nicht mehr. Zumindest nicht, wenn du in London wohnst und eine Familie an deinem Rockzipfel hängt. Ich kann es mir jedenfalls nicht als Dauerbeschäftigung leisten, obwohl meine Frau gut Geld mit Filmen verdient.
Ab und zu muss ich auch das Familieneinkommen mit Film- und Fernseharbeit aufstocken. Auch wenn es nicht so ganz meine Welt ist. Also, es macht schon Spaß, keine Frage. Aber ständig – nee, das ist nichts für mich! Deswegen habe ich auch während der dritten Staffel „Spooks“ aufgehört. Ich konnte mich einfach nicht mehr dazu aufraffen, von morgens bis abends in diesem dämlichen Studio sein zu müssen. Es ging nicht mehr! Es kotzte mich an! *würg*

 

TEIL B by doris anglophil

 

Ja, jetzt kommt unweigerlich die Frage nach dem berühmten Schubfach.  Wie man vermeidet, dahinein gesteckt zu werden. Und welcher Schauspieler möchte das überhaupt? In die Schublade, meine ich? Frage ich mal so in die Runde….
Hugh Grant, okay! Nein, ich lästere nicht über einen Kollegen, was ich hier sage, ist einfach eine Tatsache!
Aber sonst? Alle wollen doch möglichst vielseitig sein, nicht wahr?

Das Drehbuch macht es! Ich bin ein Drehbuchfreak, wirklich. Ich bekomme (okay, das ist der Vorteil wenn man es auf die A-Liste, zumindest in UK, geschafft hat), Dutzende von Drehbüchern zugesandt. Einen ganz geringen Teil sortiere ich schon gleich beim ersten kurzen Drüberschauen aus. Man kennt seine Pappenheimer schließlich.
Den Rest lese ich mir genauer durch. In der Badewanne! Total entspannend, kann ich jedem nur raten!

Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen! Und wie! Die Hälfte der gelesenen Drehbücher kann ich anschließend nicht nur wegen der Wasserschäden daran wegwerfen! Es wird echt viel Schrott produziert.
Doch zum Glück findet sich immer wieder ein Kleinod, das alle Mühen wert ist. Ich bilde mir ein, Drehbücher sehr gut auf ihr Potential einschätzen zu können und habe bislang auch noch nie daneben gelegen. Was echt für mich spricht, eingebildetes Ekel, das ich bin! *schief grins*

Gut, bei Shakespeare für ein großes Theater diskutiert man natürlich nicht! Das macht man einfach, basta!
Dummerweise ist man zeitlich leider eingeschränkt. Zwei Rollen sind mir wegen Terminüberschneidungen schon durch die Lappen gegangen. Blöd, aber manchmal nicht zu vermeiden.
Und Filme am Fließband abdrehen zu müssen liegt mir einfach nicht. Dann arbeite ich lieber gar nicht.

Wenn ich mich selbst für etwas besetzen könnte, wäre es wohl für eine Komödie! Letztes Jahr habe ich mal seit langem wieder ein bisschen mehr in diese Richtung gemacht. Vor etlichen Jahren habe ich mal in einer Ben Elton Komödie den Hanswurst gespielt. War aber nur eine kleine Rolle.
Und nun kommt endlich die schwarze Komödie von Frank Oz, die ich letztes Jahr das Glück hatte mit meiner Frau (die zum Dreh schwanger war) gemeinsam drehen zu können, in die Kinos. Außerdem habe ich im Winter eine winzig kleine Rolle in einem Sketch von Mr. Bean, Rowan Atkinson, spielen dürfen. Das war eine richtige Gaudi!

Viele sind jedoch der Ansicht, dass ich im Charakterfach meine große Bestimmung habe. Kann ich selbst nicht beurteilen. Aber diese Filme hatten stets sehr große Resonanz, das kann und will ich nicht abstreiten.
„Warriors“ war dafür der Einstieg. Und dann wird wohl heftig darüber diskutiert, ob ich als Paul Prior oder als Charlie Webb zu meiner Höchstform aufgelaufen bin. Ich sage – abwarten! Es werden sicher noch andere Dinge kommen.

Was die ewige Frage nach Mr. Darcy aufwirft – ist mir vollkommen klar! Ähm, inzwischen habe ich übrigens die mehrteilige Version aus 1995 gesehen, nur zur Information. Aber ich hielt es damals für falsch, mich von anderen Darstellungen beeinflussen zu lassen. Ich gehe meine Rollen gerne frisch und ohne festgefahrene Vorstellungen in meinem Kopf an. Nimmt man diese spezielle Rolle an, haftet sie einem ein Leben lang an. Irgendwie. Es hat aber anscheinend andere schlimmer getroffen als mich. Sollte ihm wohl dafür dankbar sein. *frech grins*

Ich bin recht froh, bereits nach zwei Jahren wieder auf die Bühne zurückkehren zu können. Es hat eine gewisse Regelmäßigkeit, die sich sogar an der Geburt meiner Kinder orientiert. Jeweils im Jahr danach machte ich Theater! Ist ganz praktisch, da man vor Ort ist und bei geschickter Zeiteinteilung eine ganze Menge Zeit mit seiner Brut verbringen kann.

Die mich schon verändert hat, die eigene Brut, meine ich. Ich bin ein ziemlich verantwortungsbewusster Mensch. Und hinsichtlich meiner Kinder, meiner Familie ein ganz klein wenig altmodisch. Ich habe unbedingt heiraten wollen, als meine Tochter unterwegs war und wollte, dass die Kinder meinen Namen tragen werden. Da war ich relativ kompromisslos. Natürlich habe ich es damals nicht an die große Glocke gehängt und jedem „Sun“-Reporter ins Ohr geflüstert, dass ich meine schwangere Lebensgefährtin zu heiraten gedenke. Es war mir für mich klar, für meine nächsten Angehörigen ebenfalls, und für die Frau, die es betraf natürlich auch. Mehr Leute brauchte ich nicht als Mitwisser.

Auf entsprechende Anfragen habe ich, haben wir damals ziemlich empfindlich reagiert, weil uns noch die etwas einseitigen Schlagzeilen zu Anfang unserer Beziehung im Kopf herumschwirrten. Wenn du einmal von der breiten Masse der Gazetten durch den Dreck gezogen, als „Ehebrecher“ und „Mann ohne Moral“ hingestellt wurdest, hast du deine Lektion gelernt! *Schulterzuck*

Heute, etliche Zeit, drei glückliche Ehejahre und zwei Kinder später sehe ich die Dinge nicht mehr ganz so eng und beginne langsam, mich wieder zu entspannen.
Auch der Presse, den Reportern gegenüber. Obwohl da noch immer ein geringes Maß an Skepsis mitschwingt. Man erlebt auch hier und da noch, dass man falsch zitiert und interpretiert wird. Das ärgert mich jedes Mal wieder aufs Neue. Und der Gedanke „hättest du nur das Interview nicht gegeben“ ist dann sofort wieder da.
Mit diesen menschlichen Enttäuschungen lernt man aber halbwegs umzugehen.

Ich bin kein Mensch der schnell Vertrauen zu anderen aufbaut. Das geht nur ganz allmählich bei mir. Über mich zu erzählen fällt mir schwer, weil mein Leben meiner Meinung nach unspektakulär ist und alles total normal bei mir läuft.
Was will man also von mir wissen? Um wie viel Uhr ich morgens aufstehe? Ist das echt so interessant? Kann ich mir nicht vorstellen.

Es fällt mir leichter, Fans locker und vertrauensvoll zu begegnen als Reportern. Sie sind einfach die dankbarere Zielgruppe. Und ich habe keine Erwartungshaltung ihnen gegenüber. Es läuft wesentlich unkomplizierter ab, was sehr in meinem Sinne ist. Habe ich aber, wie gesagt, auch erst lernen müssen. Das peinliche Gefühl, das derartige Begegnungen anfangs in mir hervorriefen, hat sich fast ganz gelegt. Was offensichtlich schön für beide Seiten ist. Für die Fans und auch für mich.

Von daher bin ich nun auch nicht übermäßig angespannt wegen der Theatersaison. Es ist vielmehr so, dass ich mich sogar darauf freue. Den finanziellen Aspekt kann man hier völlig außer Acht lassen. Viele Kollegen würden dafür nicht einmal den kleinen Finger krumm machen. Der Verdienst ist gering. Würde ich den Betrag nennen, würde ersichtlich werden, wie gering. *Augen verdreh*

Ich spiele Theater, weil es mir wahnsinnig viel bedeutet. Das ist alles. Nicht mehr und nicht weniger. Theater haben für Außenstehende immer etwas Geheimnisvolles. Wie und was sich hinter den Kulissen abspielt, bleibt dem normalen Zuschauer stets verborgen. Es ist schön, Geheimnisträger zu sein und etwas vom Zauber des Theaters weitergeben zu können.
Wenn jeder wüsste, wie es Backstage, in den Garderoben oder Probensälen zugeht, wäre die Magie verflogen - futsch!

Ähnlich verhält es sich natürlich auch mit einem Filmset. Wer einmal dabei war und gesehen hat, wie man fünf Drehtage braucht, um letztendlich vier Minuten Film auf der Leinwand zu sehen, der ist gründlich ernüchtert. Und das möchte ich nicht. Ich möchte dem Zuschauer seine Fantasie bewahren. Ein Hauptanliegen von mir.

Was in der heutigen Zeit, wo jede DVD von „BTS“ und „Outtakes“ nur so wimmelt, nicht ganz so einfach ist. So viele Tricks werden verraten und enttarnt, sehr schade. Es nimmt den Zauber.

CGI ist eine tolle Erfindung, ganz sicher. Es hilft den Filmemachern sehr bei Dingen, die z.T. sehr mühevoll sind. Gezielt und sparsam eingesetzt macht das auch durchaus Sinn. Besteht ein Film (und ich meine nun keinen Animationsfilm) fast nur noch aus CGIs – vergesst es! Nein, ich sage NIX gegen HdR oder PoC!!! Die sind durchaus gelungen, echt. Ich meinte wirklich wesentlich grauenvollere Streifen!

Dass ich nicht gerade unter Beschäftigungslosigkeit leide, hatte ich bereits gesagt, nicht wahr? Die längste Zeit, die ich mal rumgegammelt bin, waren drei oder vier Monate. Zwischen zwei Theatertourneen halt.
Manchmal wird es anstrengend, insbesondere, wenn man sich vornimmt, wegen der Familie kürzer zu treten und es aber nicht so recht hinkriegt. Oder umgekehrt – wenn man eine Verpflichtung angenommen hat, weil man denkt, bis dahin ist mit den Kids das Schlimmste ausgestanden und dem ist dann natürlich prompt nicht so! *stöhn*

Als mein Sohn geboren wurde, dachten meine Frau und ich ernsthaft, es wäre einfach nur ein drittes, nettes, pflegeleichtes Kind mehr. Läuft einfach so mit. Von wegen! Er hat uns beide von Anfang an die meisten Nerven gekostet! Nichts im Vergleich zu meinem Stiefsohn, der immer schon ein besonders ruhiger Vertreter war. Auch nichts im Vergleich zu unserer Tochter, die als Baby völlig unauffällig gewesen ist und kaum Probleme gemacht hat.

Der junge Mann hat von Anfang an einen sehr eigenen Kopf gehabt. Tage- und nächtelang hat er gebrüllt, ganz egal was auch immer man mit ihm gemacht hatte. Egal ob er gerade frisch gewickelt war oder nicht, egal ob er gerade gegessen hatte oder nicht. Er war immer unruhig. Wir haben beide abwechselnd Nachtschichten geschoben und waren trotzdem total erschöpft. Schließlich verlangten ja noch zwei weitere Kinder ihr Recht. Unglaublich anstrengende Zeit.

Ich habe manchmal tagsüber nur mit Mühe die Augen offen halten können. Und natürlich musste ich ausgerechnet in der Zeit – obwohl ich die Termine so gering wie möglich hatte halten wollen – zu Promo-Terminen für „Middletown“ nach Irland und dann die Dreharbeiten zu „Secret Life“ absolvieren. Ging manchmal nur mit Streichhölzern zwischen den Augen. Zum Glück konnte ich in der Nähe meines Wohnortes drehen, sonst wäre es wohl gar nicht gegangen.

Zwischendurch war meine Frau auch zu Dreharbeiten unterwegs, für ein Weihnachtsspecial. Aber das waren nur zwei oder drei Tage, das konnte man alles organisieren.

Heute sind wir endlich soweit, dass meine Schwiegereltern mal zum Babysitten eingesetzt werden können, was in den ersten fünf, sechs Monaten so gut wie unmöglich war. Das konnte man niemand anderem zumuten. Natürlich wird mein Stiefsohn auch gelegentlich von seinem Vater betreut. Entlastet auch dann und wann. *erleichtert seufz*

Das ist insbesondere in Hinblick auf die Wochen von Vorteil, die ich abends am Theater Vorstellung habe. Sicher wird meine Frau das ein oder andere Mal zuschauen wollen und meine Eltern und Schwiegereltern auch. Dann erweist es sich als hilfreich, wenn man noch andere Leute im Freundeskreis hat, denen man auch so „komplizierte Fälle“ wie unseren Sohn anvertrauen kann.

Schlimmste Zeit für mich sind die letzte Woche vor den Previews und dann die eine Woche Previews, weil du da fast rund um die Uhr beschäftigt bist. Eine total intensive Zeit des Probens, Feilens, Verbesserns und Perfektionierens.
Alle sind deutlich nervöser als üblich in dieser Zeit, es ist hektisch, mitunter chaotisch und es kommt schon mal vor, dass auch scharfe Worte fallen. Dazu kommen die Termine mit der Presse, denen muss man schließlich auch ein Häppchen zuwerfen.

Von Anfang an versuchst du hundert Prozent zu geben, auch die Zuschauer der Previews haben ihr gutes Geld für die Vorstellung bezahlt. Wenn du erst mal da oben stehst und weißt, vor dir sitzen zwischen drei- und vierhundert Leute, dann bist du einfach nur noch gut. Keine Kompromisse. So einfach ist das.

Angst vor den Zuschauerreaktionen habe ich eigentlich nicht. Noch nie gehabt. Nun gut, mir hat auch noch niemand ein faules Ei an den Kopf geworfen, von daher habe ich auch gar keinen Grund, die Reaktionen zu fürchten.
Diesmal waren sie sofort begeistert. Und das ist ein tolles Gefühl. Gut, man hat auch das sofortige Feedback der Hintermannschaft, also all derer, die für den Zuschauer nicht sichtbar im Theater arbeiten. Wenn die begeistert sind, ist das ebenfalls ein ziemlich gutes Zeichen.

Also, nicht dass ich es ständig bestätigt bekommen muss, aber ich frage dann schon mal gerne die Leute (draußen), ob es ihnen gefallen hat. Wobei es mir um Himmels willen nicht um meine Leistung geht. Ich möchte gerne wissen, welchen Gesamteindruck das Stück hinterlassen hat. Manchmal hört man vom Zuschauer vor dem Theater bessere Kritiken und Anregungen als von manchen Feuilletonisten.

Allerdings ist das meist nicht der richtige Ansatz von meiner Seite. Stelle ich den Leuten nämlich diese Frage, erreicht mich leider oftmals kaum mehr als ein seliges Grinsen und ein total ungläubiger Blick. Die Antwort fällt ebenfalls entsprechend aus: „Ääääähm, jaaaa, toll. Hat mir seeeeeeeeeehr gut gefallen.“
Wirklich informativ. Danke. Traut sich keiner, mehr dazu zu sagen? Schüchtere ich die Leute gar ein? Lächelnd kritzele ich mal wieder meine Unterschrift auf das Programmheft – und diejenige (derjenige eher selten) zieht glücklich von dannen. Nur ich stehe nach wie vor dumm da.

 

TEIL C by doris anglophil

 

Ich liebe es, zu lachen. Mit den entsprechenden Leuten ist das gar kein Problem. Unter Kollegen wird z.B. oft und viel gelacht. Zum Glück. Das erleichtert vieles, es herrscht sofort eine angenehme Atmosphäre und man geht alles lockerer an. In der Familie achte ich auch ein wenig darauf, selbst wenn die Dinge nicht immer zum Lachen sind.

Es ist nicht täglich der Fall, dass ich auf Fans vor dem Theater treffe. An manchen Tagen ist zwar sehr viel Betrieb auf der Straße, aber niemand nimmt Notiz von mir. Was ich natürlich sehr entspannend finde.
Manchmal wirft man mir auch nur fragende Blicke zu, an der Supermarktkasse oder im Zugabteil, die mich genau spüren lassen, dass mein Gegenüber denkt „Ist er es nun oder ist er es nicht?“. Das ist ziemlich witzig, weil ich mich dann selbst dabei ertappe, auf eine Reaktion von der Person zu warten. Meist geschieht daraufhin aber rein gar nichts. Umso besser. Trotzdem interessant zu beobachten.

An anderen Tagen wiederum ist die reine Hölle los. Es scheint, dass die meist in Grüppchen auftauchen. Sie sprechen sich halt ab, weil es gemeinsam sicher auch mehr Spaß macht - mit dem Theaterbesuch. Verstehe ich.
Was ich absolut nicht erwartet hatte, waren so viele Leute aus fremden Ländern. Also ich meine, die sich tatsächlich extra wegen des Stückes in ein Flugzeug setzen und herkommen. Das ist wirklich unglaublich. *heftig die Stirn reibt*

Als ich es zum ersten Mal hörte, dachte ich echt, ich hätte mich verhört! Ein paar Damen aus Italien. Ich meine – Italien! Das ist doch schon Wahnsinn, allein die Reise. Gut, wenn man es gleichzeitig mit einem Urlaub oder so kombiniert….
Das macht mich dann schon ein klein wenig verlegen. Die Leute geben schon gut Geld für die Theaterkarten aus, und alles, was sonst noch um den Besuch eines Bühnenstücks herum notwendig ist. Aber wenn ich dann gesagt bekomme, dass man extra einen Flieger aus Rom bestiegen hat, um mich in Persona zu sehen – da bekomme ich fast Schuldgefühle, echt!

Deutschland. So unglaublich viele Damen aus Deutschland! Ich bin echt geplättet. Und alle sprechen Englisch, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt! Ich habe extreme Mühe, mehr als zwei Worte Deutsch herauszuwürgen, ich denke, mehr als „Auf Wiedersehen“ und „Dankeschon“ ist einfach nicht drin bei mir. Hatte ich nicht irgendwann mal einen deutschen Satz zu sprechen? Wo war das noch gleich? Fällt mir nicht mehr ein. Aber ich habe mir bald die Zunge verknotet damals, daran erinnere ich mich noch. *Augen roll*

Aber die Gruppen treten auch total gemischt auf, ich glaube, das ist der Effekt, den die Internetforen mit sich bringen. Da verabreden sie sich irgendwie und plötzlich bist du umringt von Britinnen, US-Amerikanerinnen, Deutschen und sonstigen Ausländerinnen. Man hat mir doch in der Tat klar gemacht, dass auch aus den USA Fans extra (!!!) angereist sind! Ich brauche dann eigentlich ein Mauseloch, in das ich mich verkriechen kann.

Geschenke bringen die auch mit. Und so tolle Sachen, die mich nahezu umhauen! Zum Beispiel Zeichnungen, wunderbare Kunstwerke, die mich in meinen Rollen zeigen. Ich habe so etwas Wundervolles noch nie zuvor gesehen!
Das übliche natürlich auch, wie Konfekt oder Pralinen.
Briefe kommen derzeit auch fast nur noch direkt ans Theater. Mein Agent ist momentan wohl arbeitslos! *lach*

Blumen bekomme ich nicht so oft. Aber kürzlich hatte ich einen wunderschönen Strauß. Wieder eine Gemeinschaftsproduktion von Britinnen und Deutschen. Auf was für Ideen die kommen!
Manchmal habe ich gar keine Chance, mich für all die Aufmerksamkeiten und Präsente zu bedanken. Wenn ein Briefchen oder ein Kärtchen dran hängt, besteht wenigstens später noch die Chance, dass ich mal eine kleine Dankesnotiz verfassen werde. Sollte ich jemals die Zeit dafür finden. Nicht ganz einfach, ich gebe es zu.

Wenn ich überlege, mit wie viel Sorgfalt und Bedacht man diese Geschenke wahrscheinlich ausgewählt hat, verursacht das in mir ein ordentliches schlechtes Gewissen. Ich werde niemals in der Lage sein, das wieder gut zu machen. Das schmerzt mich ein wenig, ganz ehrlich.

Es gibt Damen, die das Stück bereits an die zehn Mal gesehen haben. Des Stückes wegen? Ich rede es mir zumindest ein. Diesen Fleiß kann ich nicht anders, als mit einem offenen Lächeln und der Bereitwilligkeit zu etlichen Fotos mit entsprechender Lady zu honorieren.

Ich bin gefragt worden, von einer überraschend großen Gruppe Fans, alle Mitglieder eines Fanboards offensichtlich, ob mich das erschreckt, wenn derartige Massen an der Stage Door auftauchen.
Hätte ich ja sagen sollen? Nein, das wäre auch nicht ganz der Wahrheit entsprechend. Vor drei, vier Jahren hätte mich das noch erschreckt, ganz sicher. Mittlerweile bin ich zwar überrascht über die Sogwirkung, die ich anscheinend ausübe, gehe damit aber souveräner und abgeklärter um. Also gebe ich ihnen zur Antwort, dass ich es sehr schmeichelhaft finde, von ihnen „belagert“ zu werden. Und das stimmt sogar. *treuherziger Augenaufschlag*

Einige von ihnen trauen sich sogar mehr, als nur stumm die Kinnlade herunter zu klappen und kommen in eine Art Dialog mit mir. Das gefällt mir ziemlich gut. Ich würde mich liebend gerne noch intensiver unterhalten, hätte ich nur die Zeit dafür.

Mit einigen hatte ich kurz Gelegenheit über die Fanseiten zu sprechen, die sie im Internet betreuen. Ich kann mir vorstellen, dass das ein recht aufwändiger Job ist. Und das alles nebenher, neben dem regulären Beruf, das nötigt mir einigen Respekt ab.

Bei diesen Begegnungen zwischen Tür und Angel herrscht immer ein bisschen Zeitknappheit. Aber ab und zu fällt mal eine kurze Bemerkung, die mich doch auch schmunzeln lässt. Das alles kann man einfach nicht als Belästigung empfinden, weil es in der wenigen Zeit, die zur Verfügung steht, zwar hoch her geht, aber niemand aus dem Rahmen fällt. Alle sind wahnsinnig nett und bescheiden. Ich habe es zum Glück nie erlebt, dass jemand ausfällig geworden ist.

Überhaupt, was würde für meine Begriffe unter „ausfällig“ zu verstehen sein? Ich denke in erster Linie, wenn man mich und/oder meine Familie verbal angreifen, also grob beleidigen würde. Oder man mich natürlich körperlich attackiert in der Absicht, mich zu verletzen. Beispielsweise mit einem Messer. Oder ähnlichem. Was dann schon nicht mehr ausfällig, sondern kriminell wäre. *Panik*

Zum Glück habe ich noch nie Personenschutz gebraucht und hoffe, das auch nie in Anspruch nehmen zu müssen. So wie es jetzt ist, lebt es sich nämlich fantastisch. Jeder respektiert die Grenzen, die nicht überschritten werden sollten. Ist doch klasse! Was muss ich da einen blöden Gorilla um mich herum scharwenzeln haben? Das ist so ziemlich das Letzte, was ich mir wünsche.

Von den unglaublich vielen Gesichtern, die man im Laufe der Wochen zu sehen bekommt, prägt man sich eigentlich kein einziges richtig ein. Das ginge gar nicht. Nur meine Dauerbesucherin, nun ja, die kenne ich mittlerweile eben. Aber all die anderen – völlig unmöglich.

Obwohl – mit ganz wenigen assoziiere ich weitere Begebenheiten. Die Dame, die diese außergewöhnlich schönen Zeichnungen gemacht hat, beispielsweise. Ich glaube, ihr Gesicht könnte ich zuordnen. Und die Damen, die die Webseiten unter Kontrolle haben natürlich. Eine davon aus USA.

Ein weiteres Gesicht sehe ich wahnsinnig oft im Theater, meine mich aber zu erinnern, dass sie zwar in der Nähe von anderen Fans gestanden haben muss, sich aber nie selbst um ein Autogramm bemüht hat. Es sind die ungewöhnlichen Dinge die auffallen, so ist es nun mal.

Und diese kleine Dame mit den unglaublich flammend roten Haaren aus Deutschland. Von der ich hinterher, nach unserer Begegnung, erst erfahren habe, dass sie eine Kollegin von mir ist. Meine Güte, wenn ich das an diesem Tag gewusst hätte, wäre das Aufeinandertreffen sicher auch anders abgelaufen. Aber sie hat sich ganz bescheiden mitten unter die anderen gestellt und war – außer durch ihre Haarpracht – zunächst unauffällig.

Bis sie schließlich den Mund aufgemacht hat! Das war eine der Wenigen, die mich dazu gebracht haben, laut und herzlich zu lachen. Meine Güte! Dass Deutsche so komisch und humorvoll sein können… wieder ein Klischee in die Tonne getreten, juhu! Just an dem Abend war ich extrem im Zeitdruck, ein Jammer! *Augen roll*

Da fällt mir ein, dass sie diejenige gewesen ist, die mir ein Fotoalbum aus Deutschland mitgebracht hat. Auch ein Geschenk, dessen Wert ich kaum werde vergelten können.
Auf so kreative Ideen zu kommen, ist allein schon eine Lobeshymne wert.
Oh, die Blumen! Mist! Ich sollte die Karte dazu rauskramen… aber wenn ich mich mein geplagtes Hirn nicht täuscht, war besagte Rothaarige auch an dem üppigen Blumenstrauß beteiligt.

Wie überhaupt – und nun, wo ich darüber nachdenke, bemerke ich es erst – die letzten drei Samstage jedes Mal etwas von dieser rothaarigen Deutschen unter den Geschenken war. Was soll mir das sagen? Dass ich mich besser darauf einstelle, auch die kommenden Samstage an sie erinnert zu werden? Kann gut möglich sein.
Ich habe inzwischen gelernt, dass Fans fast alles zuzutrauen ist. Also – das meine ich jetzt im positiven Sinn!

Hatte ich zu Anfang gesagt, dass ich mich mittlerweile problemlos mit Fans ablichten lasse, da ich diese Fotos von meinem depperten Gesicht dann sowieso nicht zu sehen bekomme? Ganz dumm gelaufen, mein Lieber, ganz dumm! Durch den Rücken in die Brust geschossen!

Der Bilderrahmen, den sie (also, ich bin derzeit noch immer bei dieser Deutschen, fragt mich bitte nicht warum!) für das Bild von mir ausgewählt hat, erinnert mich kolossal an ihre Haarfarbe. Jedes Mal wenn ich einen Blick darauf werfe, sehe ich diese feuerrote Mähne vor mir. Hat sie geschickt gemacht, muss ich ihr echt ein Kompliment machen. Äußerst raffiniert!
Das Bild selbst ist selbstverständlich nicht erwähnenswert, obwohl mich anscheinend wer genau in dem Moment getroffen hat, wo ich so frei heraus laut gelacht habe.

Herrgott! Ich drehe den Bilderrahmen nun besser nach unten auf die Bildfläche! Hat den Vorteil, dass ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlage: Erstens muss ich somit nicht in mein vor lauter Lachen komisch verzerrtes Gesicht sehen und zweitens bekomme ich dann vielleicht endlich die Vision von prachtvollen Haaren, die einer Flamme gleichen, vorne fast weiß und hinten rubinrot, aus dem Kopf!
Sehr einprägsam, diese Farbkombination! *leicht verwirrt ist*

Eine Kollegin, wer hätte es gedacht. Fast ärgert es mich nun, dass alles so zwischen Tür und Angel verlaufen ist. Sie hätte mir gewiss fachlich fundiertes Feedback über das Stück geben können. Alle anderen um einen herum reden immer die gleichen Brocken „Es war toll“, „Du warst echt super“ „Ich habe zu Anfang ja soooo gelacht“, aber sie – sie hat nicht ein Wort in diese Richtung verloren. Ganz merkwürdig.

Stattdessen kam etwas total Anderes, Unverhofftes. Und das war es, denke ich auch, was mich so laut hat lachen lassen.

Also, ich habe meine Meinung über viele Dinge in den letzten Jahren revidieren müssen. Nach etwas mehr als der halben Spielzeit des Stückes bin ich nun soweit, meine eigene Aussage komplett zurück zu nehmen und das Gegenteil zu behaupten: „Women don’t chase after me!“. Falsch, mein Lieber, völlig falsch! Es muss heißen: „Women definitely chase after me!“

Aber – es macht ebenso definitiv auch Spaß! *laut lach*
 

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