Changes by Angel
Summary: Shaylee verliert ihre Familie und ihr zu Hause bei einem Brand, angestiftet von dem Sheriff of Nottingham. Durch Guy of Gisbornes Hilfe überlebt sie und kann fliehen. (Guy/ OC)
Categories: Robin Hood Characters: eigener m/w Charakter, Guy of Gisborne, Robin Hood, Sheriff of Nottingham
Genres: Drama, Romanze
Warnings: Keine
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 8 Completed: Nein Word count: 8079 Read: 26551 Published: 03 Aug 2012 Updated: 14 Jul 2013
Story Notes:
  1. Disclaimer: Alle Charaktere, Orte, Schauplätze etc. sind Eigentum der jeweiligen rechtmäßigen Besitzer. Die Originalcharaktere und Originalhandlung sind Eigentum des Autors. Der Autor ist in keiner Weise mit den Besitzern, Erschaffern oder Produzenten irgendeiner Medienkonzession verbunden. Vorsätzliche Verstöße gegen das Urheberrecht sind nicht beabsichtigt.

1. Kapitel 1 by Angel

2. Kapitel 2 by Angel

3. Kapitel 3 by Angel

4. Kapitel 4 by Angel

5. Kapitel 5 by Angel

6. Kapitel 6 by Angel

7. Kapitel 7 by Angel

8. Kapitel 8 by Angel

Kapitel 1 by Angel

Die Hufschläge der Pferde von den Schergen des Sherrifs von Nottingham waren schon vom Weiten zu hören, doch dass dieser sogar selbst dabei war, damit hatte niemand in dem kleinen Dorf gerechnet. Shaylee war zum Fenster gelaufen, während ihre Mutter in der Küche weiter das Abendessen vorbereitete und versuchte ihre Nerven zu beruhigen. Leise betete Shaylee, dass die Gruppe nicht bei ihnen halten würde. Doch das Ganze war zu offensichtlich. Ihr Vater hatte ein Verbrechen begangen, indem er einem Geächteten Unterschlupf geboten hatte. Der Mann war ein Anhänger Robin Hoods gewesen, welcher durch den Widerstand gegen den Sheriff für vogelfrei erklärt worden war. Seitdem war es nicht nur für Robin schwerer geworden die Armen mit Lebensmitteln zu versorgen. Auch für die Dorfbewohner war es zur Gefahr geworden irgendwie in Kontakt mit den Geächteten zu treten. Als offiziell verkündete Strafe vom Sheriff von Nottingham stand darauf der Tod, um die anderen Bewohner abzuschrecken. Shaylees Herz raste, sollte dieses Urteil nun wirklich ihren Vater ereilen? Wie hatte der Sherrif jedoch davon erfahren? Dass würde heißen, dass die Outlaws einen Verräter in ihren Reihen hatten.

Plötzlich stieg ihr der Geruch von Feuer in die Nase. Die Soldaten mussten mit brennenden Pfeilen auf das Dach geschossen haben und ein Feuer war ausgebrochen. Panisch sah sie sich um. „Mutter?“ Ein angsterfüllter Ruf kam zurück. „Shaylee, lauf weg!“ Augenblicklich wusste sie, dass dies ein Befehl war. Dennoch trat sie zurück ans Fenster.

Der Sherrif saß auf einem schwarzen Pferd und grinste breit ihren Vater an, der von zwei Soldaten festgehalten vor der Haustür stand. Schweiß lief an seinen Schläfen hinab, seine Kleidung war von Staub bedeckt. Ihre Mutter wurde gerade von einem weiteren Mann nach draußen geführt, grob wurde sie vor dem Sherrif auf den Boden gestoßen. „Wo ist die Tochter?“, hörte sie den Sherrif gereizt fragen. Ihr Atem stockte, ihr blieb nicht mehr viel Zeit, sie musste so schnell wie möglich aus dem Haus raus.

Stürmisch lief Shaylee die Treppen hinunter. Langsam verteilte sich der brennende Rauch in den Räumen. Sie öffnete eines der Fenster zur Rückseite des Bauernhauses. „Tötet ihn!“, erschall abermals die Stimme des Sherrifs. Sie spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen. Nicht hier, nicht jetzt! Shaylee wusste, dass sie jetzt keine Zeit dafür hatte. Sie musste fliehen, am Besten erstmal in den Wald. Shaylee blickte um sich. Aus dem Haus der Nearworter’s sahen ihr zwei traurige Augenpaare entgegen, zu ängstlich um ihr zu Hilfe zu kommen. Auf der rechten Seite ihres Hauses fing der Sherwood Forest an, aber um dorthin zu gelangen, würde sie einige Sekunden lang ungeschützt vor der Aufmerksamkeit der Truppe sein. Doch ihr blieb keine andere Möglichkeit, sie musste es einfach riskieren. Dann sprintete sie los. Der trockene Boden unter ihren Füßen wirbelte auf. Gut, so konnten die Soldaten mit ihren Bögen nicht richtig zielen. „Da ist sie!“ Das war nicht die Stimme des Sherrifs, wahrscheinlich hatte einer der Soldaten sie entdeckt.

 Shaylee zwang sich nicht zurück zu schauen, lief immer weiter und weiter, bis ihr die Äste des Waldes an den Körper schlugen. Nur leise vernahm sie den nächsten Befehl des Sherrifs: „Gisborne, fangt sie ein! Auch sie soll lernen, was passiert, wenn man gegen das Gesetz handelt.“ Der schwarz gekleidete Mann neben ihm reagierte und wendete sein Pferd in Richtung des Waldes. Shaylee wusste von einem kleinen, verlassenen Forsthaus in der Nähe, dort könnte sie vielleicht vorläufig Schutz suchen. Zumindest, wenn sie bis dahin diesen Gisborne abschütteln konnte. Sie lief tiefer und tiefer in den Wald hinein, versuchte sich die Dämmerung und die eng beieinander stehenden Bäume zu Nutze zu machen, um sich zu verbergen. Dennoch hörte sie beständig die Hufschläge hinter sich. Schon bald, sah sie das Forsthaus zwischen den Bäumen auftauchen. Dennoch, würde sie diese direkte Richtung beibehalten, hätten sie keine Möglichkeit sich in dem Haus längerfristig zu verstecken. Sie blieb abrupt stehen. Die Geräusche waren verstummt. Erschrocken blieb Shaylee stehen und drehte sich um.

Mit strahlend blauen Augen blickte der Handlanger des Sherrifs auf sie hinab. Für einen kurzen Moment entspannten sich seine bedrohlich wirkenden Gesichtszüge, was sie arg irritierte. Immerhin wurde sein Name direkt mit Grausamkeit in Verbindung gebracht. So war es kein Wunder, dass sie das Schlimmste erwartete. Doch der Reiter wendete nur sein Pferd, schaute über die Schulter und sprach mit tiefer Stimme: „Lass dich bloß nicht wieder vor dem Sherrif blicken!“ Dann ritt er davon. All die Anspannung fiel vorerst von ihr ab. Hatte er sie tatsächlich entfliehen lassen? Es schien gar nicht zu ihm zu passen, sich dem Befehl des Sherrifs zu widersetzen. Es war ihr noch nie zu Ohren gekommen, dass er auch nur mit einer Person Mitleid gehabt hatte, oder jemals jemanden verschont hätte.

Gedankenverloren betrat sie das verlassene Försterhaus. Es standen noch immer Möbel in dem einräumigen Haus, bedeckt von verstaubten Tüchern. Möglichst ohne viel Staub aufzuwirbeln, zog sie die Tücher herunter und stapelte sie alle auf einem einsam stehenden Stuhl. Dann entdeckte sie neben einer Feuerstelle, dass noch einige Holzschächte bereit lagen. Sorgsam stapelte sie diese auf und entfachte das Feuer mit Hilfe von zwei bereitliegenden Feuersteinen. Shaylee setzte sich nun einfach vor dem Feuer auf den Boden und blickte aus dem Fenster. Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Unweigerlich musste sie an ihre Eltern denken, jetzt ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Waren sie beide umgebracht worden? Einerseits tadelte sie sich, dass sie einfach davon gelaufen war, ohne versucht zu haben, ihren Eltern zu Hilfe zu kommen. Andererseits, wäre das wahrscheinlich schiefgelaufen und auch sie wäre dem Sherrif ausgeliefert gewesen. Plötzlich hörte sie ein Pferd wiehern. Alarmiert sprang sie auf und wischte ihre Tränen mit dem Hemdsärmel weg. War sie so in Gedanken vertieft, dass sie keine Schritte, keine Hufschläge wahrgenommen hatte? Sie war doch sonst nicht so unachtsam!

Unschlüssig, was sie machen sollte, ging sie zur Tür und lauschte. Erst war kein weiteres Geräusch zu vernehmen. Ihr Atem ging schneller. Shaylee ging zum Fenster und konnte eine groß gewachsene Gestalt ausmachen. Die Person nahm etwas dunkles, unförmiges aus der Satteltasche des Pferdes, ging damit zur Tür und legte es davor ab. Was sollte das? Dann stieg die Gestalt auf und ritt davon. Shaylee schritt auf Zehenspitzen zurück und öffnete die Tür einen kleinen Spalt breit. Sie nahm das kleine Päckchen und schloss die Tür wieder. Langsam und vorsichtig öffnete sie den Beutel. Ein Brot und zwei frische Äpfel kamen zum Vorschein. Erst jetzt spürte sie, wie ihr Magen vor Hunger knurrte. Dankbar biss sie in einen Apfel. Nachdem sie auch noch zwei Scheiben Brot gegessen hatte, fühlte ihr Magen sich gesättigt an. Auch wenn nun das Gewissen an ihr nagte, dass sie sich das Essen einteilen sollte. Währenddessen grübelte sie, wer ihr die Lebensmittel gebracht hatte. Sie konnte nicht wirklich glauben, dass es jemand aus ihrem Dorf gewesen war. Auch hätte niemand von ihnen wissen dürfen, wo sie sich versteckte. Der einzige, der wusste, wo sie war, war der Handlanger vom Sherrif. Doch das konnte einfach nicht sein. Nie würde dieser jemandem helfen, der in Not ist! Allerdings, er hatte es bereits getan, indem er sie hat laufen lassen. Sie wurde einfach nicht schlüssig aus dem Ganzen. Inzwischen hatte sie sich auf das alte Bett gelegt und immer wieder fielen ihr die Augen vor Müdigkeit zu. Schließlich ließ sie den Schlaf ihre Gedanken und Trauer übermannen.

Kapitel 2 by Angel
Am nächsten Morgen wurde sie von dem Gezwitscher der Vögel geweckt. Müde rieb sie sich die Augen und richtete sich langsam auf. Wo war sie? Plötzlich hatte sie wieder die schrecklichen Bilder vom vorherigen Tag vor Augen, und sie erinnerte sich daran, dass ihre Flucht sie ins alte Forsthaus gebracht hatte.
Shaylee schlug die Decke zurück und stand auf. Was sollte sie jetzt bloß machen? Auf dem Tisch lag noch immer das angefangene Brot, sowie der zweite Apfel. Vorerst setzte sie sich an den Tisch, doch sie verbot sich etwas von ihren Vorräten zu nehmen. Dafür kam ihr die Idee im Wald nach Beeren zu suchen. Immerhin hatte ihre Mutter ihr gezeigt, welche Beeren essbar und welche ungenießbar waren. Entschlossen stand sie auf und trat nach draußen. Kalter Wind und einige Regentropfen kamen ihr entgegen. Trotzdem marschierte sie los.

Nach nur wenigen Metern war sie vom Regen total durchnässt, was sie allerdings wissentlich ignorierte. Shaylee bemerkte, dass es bei dieser Suche nicht länger nur darum ging Beeren als Nahrung zu finden, sondern auch darum, ihre Wut und Trauer zu verarbeiten. Den Blick starr auf den Boden gerichtet, nahm sie kaum war, was um sie herum geschah, bis plötzlich ein Pfeil an ihr vorbei sauste. Alarmiert schaute sie sich um, doch sie sah niemanden. Woher war der Pfeil gekommen und warum?
Sie blieb stehen, da sie plötzlich das Gefühl hatte, von irgendjemandem beobachtet zu werden. Und genauso war es, zwei große gelbe Augen hatten sie fixiert. Diese Augen gehörten einem großen grauen Wolf, der langsam aus dem Gebüsch heraus trat.
Ohne zu wissen, wie ihr geschah, rannte sie los. Vereinzelte Pfeile zischten an ihr vorbei. Sie hatte keine Ahnung von wem oder woher sie kamen. Doch sie merkte schnell, dass nicht sie selbst das Ziel war, sondern der Wolf hinter ihr. Sollte ihr schon wieder jemand helfen wollen? Shaylee wusste, dass sie kaum eine Chance hatte. Kurze Zeit später hörte sie auch schon einen weiteren Wolf hinter sich. Anscheinend hatte sie es tatsächlich geschafft, ein ganzes Rudel Wölfe auf sich aufmerksam zu machen. Stumme Stoßgebete sandte sie gen Himmel, möge Gott sie doch bitte ein weiteres Mal vor dem Tod verschonen. Doch der rettende Bogenschütze folgte ihr nicht weiter und ließ sie auf sich selbst gestellt zurück. Verzweifelt versuchte sie den Wölfen zu entkommen und fragte sich, warum der unsichtbare Bogenschütze ihr nicht weiter helfen wollte.
Sobald die Wölfe bemerkten, dass keine weiteren Pfeile mehr in ihre Richtung flogen machte der erste Wolf einen Satz und versuchte nach Shaylee zu schnappen. Sie konnte nur mit Mühe den gefährlichen Zähnen ausweichen und versuchte kurz nach dem Wolf zu treten. Doch davon ließ dieser sich nicht beeindrucken und schnappte ein weiteres Mal nach ihr. Dieses Mal jedoch verfehlten seine Zähne sie nicht und plötzlich spürte sie einen brennenden Schmerz in ihrer linken Wade und fühlte, wie etwas Warmes an ihrem Bein hinunter lief. Glücklicherweise konnte der Wolf sich nicht lange an ihrem Bein halten und Shaylee versuchte mit letzter Anstrengung zu der Hütte zurück zu gelangen, um sich vor den Wölfen in Sicherheit zu bringen. Sie knallte die Tür hinter sich zu, schob den Tisch davor und ließ sich erschöpft auf das Bett fallen. Die Wölfe umrundeten das Forsthaus und heulten immer wieder, verschwanden aber nach kurzer Zeit, da sie nicht in das Haus eindringen konnte.
Als Shaylee langsam zur Ruhe kam, und die Anspannung von ihr abfiel, kehrte der Schmerz zurück. Vorsichtig betrachtete sie die Wunde, die keine gänzlich oberflächliche Fleischverletzung mehr war, da der Wolf sich anscheinend tief in ihr Bein verbissen hatte. Sie konnte jedoch froh sein, dass es nicht schlimmer für sie ausgegangen war. Zu allem Übel hatte sie keinerlei Sachen, mit denen sie die Verletzung auch nur ansatzweise hätte versorgen können. Nach kurzem Überlegen riss sie ein Stück vom Bettlaken ab und band es sich um die Wade. Das musste jetzt fürs Erste reichen.

Ihre Mutter hätte sie dafür stark getadelt eine Wunde so zu behandeln. Ob sie noch am Leben war? Wie konnte der Sheriff ihre Eltern nur so bestrafen? Wenn King Richard im Land gewesen wäre, wäre dies nie passiert. Was machte ihr Leben jetzt eigentlich noch für einen Sinn? Ihre Familie, ihr bisheriger Halt im Leben, alles hatte sich mit einem Mal in Luft aufgelöst. Nichts war übrig geblieben, nur Ungewissheit. Salzige Tränen begannen an ihren Wangen hinunter zu laufen. Plötzlich schlugen ihre Emotionen in Wut um, die Hände formte sie zu Fäusten bis ihre Nägel in ihre Handflächen drückten und es schmerzte. Dies führte allerdings nur dazu, dass ihr nun auch noch der Kopf wehtat.
Untätig und in Gedanken versunken verbrachte sie den restlichen Tag in der Hütte. Von Zeit zu Zeit schlief sie ein. Doch nur, um von Alpträumen , die von ihren toten Eltern und von den Wölfen handelten, wieder aufgeschreckt zu werden. Als es draußen schon eine Weile dunkel war, hörte sie wie schon am Vorabend abermals ein Pferd wiehern. Wurde ihr wieder eine Ration an Lebensmitteln gebracht? Shaylee wartete noch eine Weile, bis sie vor die Tür lugte und tatsächlich, es lag wieder ein kleines Päckchen davor. Wieder war es mit Lebensmitteln gefüllt. Mit diesem Wissen, verschlang sie den Apfel vom Vortag sowie noch einige Stücke Brot. Wenn sie jeden Abend Essen bekam, brauchte sie schließlich nicht so sparsam damit umgehen zu müssen. Mit vollem Magen legte sie sich ins Bett. In dieser Lage pochte ihr Bein auch nicht mehr allzu sehr. Allerdings fiel ihr das Einschlafen aufgrund der Schmerzen um einiges schwerer, als am Abend zuvor. Dadurch begannen auch ihre Gedanken wieder zu ihren Eltern und zu ihrem mysteriösen Helfer zu schweifen, aber irgendwann fielen ihr dann ob dieser ganzen Gedanken doch die Augen zu.
Kapitel 3 by Angel
Pfeil nach Pfeil hatte Robin so schnell er konnte in seinen Bogen gespannt, um die junge Frau vor den Wölfen zu schützen. Doch er hatte nicht mehr viel Zeit, da Much immer wieder nach ihm rief.
„Master, kommt! Wir müssen uns beeilen, um die Vorräte unbemerkt in Locksley verteilen zu können.“
Ihm blieb keine Wahl. Eilig schoss er noch einen letzten Pfeil ab, dann verließ er sein Versteck hinter einem Baum und folgte Much und den anderen. Dieser Auftrag war viel wichtiger, als einer jungen Frau das Leben zu retten. Es blieb ihm keine Zeit mehr, noch einen weiteren Gedanken an sie zu verschwenden, er hoffte nur, dass sie sich selbst vor den Wölfen würde retten können.

Gisborne wurde rüde aus dem Schlaf gerissen, als ein Bote eintrat und ihm berichtete, dass der Sheriff ihn sofort sehen wolle. Trotz der Eile, die er daraufhin an den Tag legte, fand er noch den Zettel des Soldaten, welchen er in der Nacht zum Försterhaus geschickt hatte. Die Nachricht versetzte ihn in tiefe Besorgnis, doch bevor er dem nachgehen konnte, musste er zum Sheriff.
Dieser fuhr ihn mal wieder dafür an, dass er Robin Hood noch immer nicht gefangen genommen hatte und sich immer mehr Bauern gegen ihn auflehnten. Schließlich gab er ihm noch den Auftrag die Steuern zu erhöhen, um seine Untertanen noch mehr zu knechten. Dass er damit aber auch ihren Unmut noch vergrößern würde, war ihm jedoch relativ egal. Er musste sich damit nicht herumschlagen, dafür hatte er ja seine Handlanger, wie es Gisborne einer war.

Erleichtert sich wieder entfernen zu dürfen, wanderten Gisbornes Gedanken augenblicklich wieder zu der Nachricht und der jungen Frau im Wald. Wie hatte sie es bloß geschafft, sich so zu verletzen, dass sie nach Ansicht des Soldaten nun unter hohem Fieber litt? Er würde sich gedulden müssen, dies herauszufinden. Erst zu später Nachtstunde könnte er es wagen selbst hinaus in den Wald zu reiten.

Aufgewühlt von den Steuereintreibungen am Tag und den damit verbundenen Eindrücken , trat Gisborne erschöpft in seine Kammer. Es war neun Uhr und er würde noch mindestens drei Stunden warten müssen, bis er sich aus Nottingham Castle hinaus schleichen könnte. Tagsüber hatte er bereits Informationen von einem Arzt eingeholt, wie Fieber sich am Besten senken ließ und eine Fleischwunde zu versorgen war.
Rücklings ließ er sich auf das Bett fallen, den Blick starr an die Decke gerichtet. Seine Gedanken wanderten von Einem zum Anderen. Vor seinen Augen erschienen die traurigen und flehenden Augen der Bauern. Manchmal konnte er es einfach nicht mehr ertragen, wie die Menschen ihn mit Gräuel und Abscheu in den Augen ansahen, wie sie Angst vor ihm hatten. Manchmal war es ihm einfach zuwider. Aber er hatte nie eine andere Wahl gehabt, der Sheriff hatte ihn voll und ganz in der Hand. Sein ekelhaftes Grinsen schwebte als nächstes über ihm. Dann Robin Hood und Marian. Sein Verstand konnte ihm noch immer keine Erklärung liefern, warum Marian ihn wieder und wieder zurückwies. Sie seine Geschenke oftmals nur unter Druck annahm. Nur ein einziges Mal hatte er ihr tatsächliche Freude angesehen, als er ihr das Pferd geschenkt hatte. Und dabei liebte er sie doch und versuchte alles zu tun, um sie zu schützen. Er schloss die Augen und erblickte gleich darauf Marians Antlitz. Ihre braunen Augen sahen ihn liebevoll an, während ihre Haare im Wind wehten. Doch langsam veränderte sich dieses Bild. Die Haare wurden heller, die Augen färbten sich grau-blau und er erkannte das Mädchen, welches er hatte fliehen lassen. Ihr Vater war einmal sehr gut mit seinem Vater befreundet gewesen, das hatte er nicht vergessen. So war es für ihn eine Ehrensache gewesen, zumindest dessen Tochter zu schützen, wenn er auch diesem Mann und seiner Frau nicht hatte helfen können.
Energisch schüttelte er den Kopf und machte die Augen wieder auf.

Plötzlich wachte Shaylee schweißgebadet aus einem unruhigen Schlaf auf. Die Schmerzen waren unerträglich geworden. Die Haare klebten nass an ihrem Kopf, genauso wie die Kleidung an ihrem Körper. Sie hob die Bettdecke kurz an und konnte trotz der Dunkelheit erkennen, dass das Stück Stoff um ihr verletztes Bein längst durchgeblutet war. Dann hörte sie es plötzlich hart gegen die Tür klopfen. Erschaudernd setzte sie sich auf. Ob es wieder die Gestalt war, von der das Essen stammte? Aber warum klopfte sie diesmal und legte das Essenspaket nicht wieder vor der Tür ab? Mühsam stand sie auf, humpelte zur Tür und lehnte sich dagegen. Aber nicht ohne sich vorher ein Messer als Waffe von der Küchenablage zu nehmen. Nun spürte sie die Erschütterung der Tür direkt an ihrem Körper, während die Person draußen abermals klopfte.
„Kommt schon!“, fluchte leise eine tiefe Männerstimme. Daraufhin öffnete sie die Tür einen kleinen Spalt weit.
„Na endlich.“, sprach ihr Gegenüber aus. Verblüfft blickte Shaylee den schwarz gekleideten Mann an. Er hatte die Kapuze seines Mantels tief in die Stirn gezogen und trug eine Maske.
„Keine Angst. Ich möchte dir helfen.“, dabei sah er sie intensiv an. Sie konnte weder begreifen, was der Mann da gerade von sich gab noch wer er überhaupt war. Dennoch, sie wusste, dass sie Hilfe brauchte. Ihr Bein musste versorgt werden, bevor es sich vollends entzündete. Dass sie schweißgebadet aufgewacht war, deutete klar daraufhin. Doch sie konnte diesem Fremden nicht vertrauen. Woher wusste er von ihr? Es kam ihr zu seltsam vor, als dass sie ihn herein gelassen hätte.

Das Messer in der Hand der jungen Frau entging ihm keinesfalls. So viel konnte er trotz der Dunkelheit erkennen, jedoch gelang es ihm nicht, einen genaueren Blick auf das Mädchen selbst zu werfen, damit er erkennen konnte, wie schwer ihre Verletzung wirklich war. Er sah sie wieder erwartungsvoll an. Sollte er seine Maskierung abnehmen, damit sie ihn hinein ließ? Doch vermutlich würde sie ihn dann genauso wenig hereinlassen, wie es momentan der Fall war.

„Verzeiht, doch Sie müssen sich irren. Ich brauche Ihre Hilfe nicht.“, erwiderte Shaylee. Er verdrehte die Augen und trat zurück, woraufhin sie die Tür wieder schloss. Durch das Fenster konnte er noch beobachten, wie sie sich kraftlos wieder zum Bett zurückschleppte und sich hineinlegte. Ihre Verletzung musste wohl sehr schwerwiegend sein. Da sie ihn nicht hereinließ, er sich ihre Wunde aber unbedingt ansehen musste, würde er jetzt wohl warten müssen, bis sie schlief. Gisborne ging zum nächsten Baum, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und wartete.
Kapitel 4 by Angel
Auch wenn er sich nicht sicher sein konnte, dass sie tatsächlich schon wieder eingeschlafen war, machte er sich mit Hilfe seines Messers daran, das Türschloss zu öffnen. Dies erwies sich aufgrund der Dunkelheit als schwieriges Unterfangen, außerdem bestand auch noch die Gefahr, dass er im Innern der Hütte gehört werden könnte und dies wollte er doch unbedingt vermeiden, sonst hätte er nicht so lange in der Finsternis und Kälte ausharren müssen. Endlich hatte er es geschafft und als er nun gegen die Tür drückte, schwang diese nach innen auf. Fast wäre ihm der Türknauf aus der Hand geglitten und sein Bemühen leise zu sein, wäre umsonst gewesen. Jedoch hätte das laute Knarren der Tür, das diese von sich gab, als er jetzt eintrat, fast wieder alles zunichte gemacht.

Nachdem er die Tür so leise wie möglich wieder zugemacht hatte, trat er näher an das Bett heran und vergewisserte sich, dass sie schlief, jedoch warf sie im Schlaf den Kopf fiebrig hin und her. Um ihre Verletzung besser sehen zu können, suchte er nach einer Kerze oder etwas anderem, das ihm ein bisschen Licht spenden konnte. Nachdem er fündig geworden war, zündet er die Kerze an und wandte sich dem Bett zu. Zögernd schob er die Decke über ihre Beine, löste vorsichtig das Tuch von ihrem verletztem Bein und betrachtete die Wunde. Aus seiner Jackentasche holte er ein kleines Fläschchen mit einer Salzlösung heraus, welche er auf ein mitgebrachtes Tuch träufelte und die Wunde damit betupfte. Anschließend verteilte er noch den Salbeisud darauf, den er von dem Arzt mitbekommen hatte. Nun machte er ihr noch einen neuen Verband um die Wade. Dann tauchte Guy ein Tuch in das kalte, frisch geholte Wasser und wickelte es sachte um das unverletzte Bein, ein weiteres legte er ihr auf die Stirn, in der Hoffnung das Fieber damit zu senken. Er erhob sich langsam von dem Bett und holte sich einen Stuhl heran. Bis zum Morgengrauen saß er an ihrer Seite, wechselte immer wieder die nassen Tücher und versorgte die Wunde mit dem Salbeisud. In den ruhigen Minuten zwischen seinem Tun ließ er die Gedanken schweifen und fragte sich, warum er dies alles tat. Es konnte doch nicht nur wegen der Ehrensache gegenüber ihrem Vater sein. Aber so viel er sich auch den Kopf darüber zerbrach, er wurde einfach nicht schlau aus seinem Handeln.

Er hatte kaum ein Auge zugetan in dieser Nacht, trotzdem war es an der Zeit zurück nach Nottingham zu reiten. Guy würde so tun müssen, als ob er von einem frühmorgendlichen Ausritt käme, so dass niemand Verdacht schöpfen konnte. Ein letztes Mal wechselte er die Tücher und stellte anschließend den Wassereimer beiseite. Nachher würde sie noch darüber stürzen, falls sie während seiner Abwesenheit aufstehen sollte. Zum Abschied strich er Shaylee sanft mit der Hand über ihre Wange und für einen winzigen Augenblick, war er der Meinung, sie lächeln zu sehen. Doch er machte sich deswegen keine weiteren Gedanken. Vermutlich träumte sie von ihren Eltern und dachte die Berührung käme von ihnen. Mit leisen Schritten schlich Guy hinaus, stieg auf sein Pferd und ritt eilig zurück.

Die folgenden zwei Nächte fand er sie abermals in fiebrigen Träumen gefangen vor. Als er in der dritten Nacht wieder in den Wald ritt, regnete es in Strömen. Das Wetter war passend zu seiner Stimmung. Guy war übermüdet, wütend und genervt auf den Sheriff, war bis auf die Knochen nass und fror erbärmlich. Noch dazu hatte Marian ihn an diesem Tag wieder einmal zurück gewiesen und mittlerweile machte er sich ernsthafte Sorgen, dass sie mit ihrem Verhalten in Schwierigkeiten geraten könnte. Mit seinen ganzen Gefühlen im Unreinen, stürmte er mit seinem Pferd durch den Wald bis zur Forsthütte. Das Pferd band er unter dem etwas überstehenden Dach fest. Ohne Rücksicht auf Geräusche betrat er das Haus, zündete das Holz in der Feuerstelle an, entledigte sich seines nassen Mantels und warf die ledernen Handschuhe auf die Küchenablage.

Shaylee war von der ins Schloss krachenden Tür wach geworden, blinzelnd öffnete sie ihre Augen. Aber sie traute ihnen nicht, denn dass was sie sah konnte nicht wahr sein. Was machte dieser verdammte Handlanger des Sheriffs hier? Wütend wollte sie ihn anfahren. Entschloss sich im nächsten Moment jedoch wegen ihrer Schwachheit und der Angst, die ihre Wut mittlerweile besiegt hatte, er könnte ihr vielleicht doch etwas antun, dazu, noch nicht erkennen zu geben, dass sie wach war. Sondern sie würde ihn vorerst noch eine Weile beobachten.

Das Wasser tropfte bereits von seiner Kleidung auf den Boden und hinterließ eine kleine Pfütze. Auch nah am Feuer stehend, konnte die Wärme nicht zu Guy durchdringen. Er musste aus diesen triefenden Klamotten heraus. Sein Blick fiel auf den Haufen Tücher, die zusammengeknüllt in einer Ecke lagen. Unschlüssig ob er sich in der Gegenwart dieser jungen Frau entkleiden konnte, warf er einen ersten Blick auf Shaylee. Ihre Augen waren geschlossen, also musste sie noch immer schlafen. Aufgrund dieser Tatsache und dass ihm immer kälter wurde, fasste er den Entschluss, dass er es wagen konnte. Auf den Gedanken, dass sie durch sein ungestümes Eintreten hätte wach werden können, kam er nicht. Dazu war er noch zu aufgewühlt. Mit dem Rücken zu ihr zog er nun seine Lederjacke aus und auch das Baumwollhemd, das er immer darunter trug. Dann legte er sich eines der Tücher um die Schultern. Nun zögerte er, sollte er auch wirklich die Hose noch ausziehen? Abrupt drehte er sich um, Guy hatte etwas gefühlt. Jemand beobachtete ihn, dessen war er sich sicher. Aber, war es nur die junge Frau gewesen oder war da noch jemand im Haus? Misstrauisch zog er die Augenbrauen zusammen. Die Atmung der Frau ging schneller als im Schlaf, sie war also wach und schien ihn zu beobachten. Damit hatten sich seine Überlegungen bezüglich der Hose erledigt, den Gefallen würde er der Frau nicht auch noch tun. Guy überspielte, dass er wusste, dass sie wach war, legte seine nassen Sachen auf einen Stuhl und stellte diesen direkt neben das Feuer. Gespannt darauf, ob sie sich bald zu erkennen geben würde, lehnte er sich gegen den Kamin und betrachtete sie.

Allerdings sah er nicht lange richtig hin, bald schon dachte er an die Ereignisse des Tages. Doch inzwischen war seine Wut darüber verschwunden, er spürte wie er zur Ruhe kam und sein Körper gerne den fehlenden Schlaf eingefordert hätte, aber dafür war keine Zeit. Er schüttelte leicht den Kopf und als er sah, dass Shaylee ihn endlich mit offenen Augen ansah, legte er den Kopf schief zur Seite und grinste sie unverhohlen an.
Kapitel 5 by Angel
„Was macht Ihr hier?“, fragte sie mit zornerfüllter Stimme, denn Guys Grinsen brachte sie in Rage. Die hielt jedoch nur kurz an, da es ihr unglaublich schwer fiel, sich in der Gegenwart dieses Mannes an ihre Wut und Angst zu erinnern. So, wie er in diesem Moment vor ihr stand, raubte er ihr fast den Verstand. Noch nie zuvor hatte jemand sie so aus der Fassung gebracht.

„Du solltest mir lieber dankbar sein!“, antwortete er mit tiefer, rauer Stimme. Shaylee schloss für einen winzigen Moment die Augen. Diese Stimme... Der maskierte Mann. Natürlich. Es war dieselbe Statur, dieselbe Stimme. Dazu kamen noch seine blauen Augen, die sie erst jetzt so richtig wahrnehmen konnte, und die sie abschätzig ansahen.
Aber wozu hatte er sich verkleidet? Hatte er womöglich tatsächlich gedacht, dass sie ihn so hereingelassen hätte? Wie dem auch sei, wofür genau sollte sie ihm dankbar sein?
Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Bein ihr kaum noch Schmerzen machte. Verstohlen sah sie darauf, es begann langsam zu verheilen. Doch das konnte nicht möglich sein.

„Wie viele Tage seid Ihr bereits hier gewesen?“, fragte sie ihn kleinlaut. Guy streckte ihr drei Finger entgegen. Drei ganze Tage waren vergangen und sie konnte sich an nichts erinnern. Misstrauisch sah sie in seine blauen Augen, die sie anfunkelten. Unmöglich konnte dieser Gisborne, derjenige gewesen sein, der sie offensichtlich gesund gepflegt hatte. Niemals! Er tötete unschuldige Menschen, ließ noch mehr Morde ausführen und hinterging den König, indem er dem Sheriff gehorchte. Er hatte ihre Eltern töten lassen und ihr Haus niedergebrannt. Da war sie wieder, die ganze Wut auf ihn. Sein Aussehen spielte dabei keine Rolle mehr.

„Verschwindet, Ihr habt meine Eltern umgebracht!“, schleuderte sie ihm entgegen. Doch Guy zeigte keine Reaktion. Zu oft hatte man ihn verflucht, zu oft angeschrieen. Vermutlich war dies der Grund, warum viele ihn für kaltherzig hielten. All diese Dinge ließ er schon lange nicht mehr zu sich durchdringen.

„Du weißt, dass das nicht stimmt.“, entgegnete er ihr gelassen. Inzwischen war Guy näher an sie herangetreten und setzte sich jetzt auf das Bettende. Schnell zog Shaylee ihre Beine an und setzte sich auf. Böse funkelte sie ihn an. Was sollte das heißen? Da ging ihr ein Licht auf. Natürlich, er schob die Schuld auf den Sheriff. Aber war er denn kein selbstständig denkender Mensch? Guy spürte, dass sie ihm mit ihrem ganzen Verstand misstraute.

„Glaubt Ihr wirklich, Ihr könntet das was Ihr getan habt damit ungeschehen machen?“

Langsam verlor Guy wieder seine Geduld. Aufgebracht stand er wieder auf, seine Augen funkelten sie böse und dunkel an.
„Unsere Eltern waren vor langer Zeit befreundet, ich war es Ihnen schuldig dir zu helfen.“, presste er hervor.

„Warum habt Ihr dann nicht meine Eltern vor dem Tod gerettet?“, schrie Shaylee ihn nun an. Sie konnte und wollte ihre Gefühle nicht länger verbergen und es war ihr egal, ob dieser Mann sie weinen sah.

Guys Augen verengten sich. „Sie haben sich gegen die Vorschriften gestellt und sie kannten die Strafe dafür!“
Ungläubig senkte Shaylee den Kopf, sie konnte nicht glauben, dass diesem Mann das Leben anderer nichts Wert war.

Guy versuchte seinen Jähzorn zu unterdrücken, er wollte sie nicht verschrecken. Irgendwie lag ihm etwas an diesem Mädchen, er wusste nur noch nicht genau warum. Und als er ihre Tränen sah, bereute er, in diesem Ton mit ihr gesprochen zu haben.

Sein Blick schweifte aus dem Fenster, in die Dunkelheit der Nacht. Doch das, was er sah, begann sich langsam zu verändern. Guy tauchte in seine Vergangenheit ein, die er sonst immer verdrängte und von der fast niemand etwas wusste. Er sah wie sein Elternhaus abbrannte, seine Mutter dabei auf so tragische Weise ums Leben gekommen war, sein Vater verbannt wurde und er von einem auf den anderen Tag ganz auf sich alleine gestellt gewesen war. Erst jetzt fiel ihm auf, dass diese junge Frau nun das gleiche Schicksal wie er erfahren hatte und dass er daran mit schuld war. Sie hatte, genau wie er, alles verloren.
Seit langem verspürte er zum ersten Mal Mitleid, begleitet von einem flauen Gefühl in seiner Magengegend. Guy wurde unsicher, irgendetwas stimmte hier gerade nicht mehr. Es keimte ein Wunsch in ihm auf, den er nicht zulassen konnte, durfte, wollte und sollte. Der Wunsch Shaylee tröstend in den Armen zu halten. Normalerweise, verspürte er solche Gefühle nur gegenüber Marian und das war auch gut so. Noch mehr verwirrende Gefühle konnte er nicht gebrauchen.

Entschlossen stand er auf. „Ich muss gehen!“, verkündete er. Eilig zog er sich seine noch immer nasse Kleidung wieder an, schmiss das Tuch zurück in die Ecke und schon war er zur Tür raus. Shaylee konnte ihm nur noch überrascht hinterher blicken.
Kapitel 6 by Angel
Sie verstand nicht, was auf einmal in ihn gefahren war. Doch nun kam auch ihre Furcht und Angst vor diesem Mann zurück. Ob ihr Streitgespräch Folgen haben wird? Sie wäre leichte Beute für einen Überfall, was sollte sie auch gedungenen Meuchelmördern entgegensetzten? Sie war nur eine Frau und wehrlos. Und Gisborne wäre sie los, auch wenn seine Bemühungen sie gesund zu pflegen dann vollkommen umsonst gewesen wären. Das war es, was Shaylee am meisten beschäftigte. Warum kümmerte sich dieser Handlanger um sie? Er, der normalerweise den Tod brachte, rettete sie. Sie war nichts Besonderes. An ihr gab es nichts Außergewöhnliches und doch hatte er ihr geholfen. Warum? Sie gab sich mit seiner Antwort, dass es aufgrund der Freundschaft ihrer Eltern geschehen sei, nicht zufrieden. Da musste noch mehr sein. Oder wollte sie, dass da mehr war? War sie die Närrin von ihnen beiden? Vielleicht hatte er sie wirklich aus Respekt von ihren Eltern laufen lassen, aber wieso hatte er sie dann nicht einfach sich selbst überlassen? Höchstwahrscheinlich war er es gewesesn, der die ersten Boten mit den Essensrationen geschickt hatte. Nur warum? Was hatte er davon? Ihr Verstand konnte ihr keine einleuchtende Erklärung geben.
Shaylee fiel es schwer zurück in den Schlaf zu finden, doch schließlich fiel sie doch erschöpft in einen leichten Schlaf. Auch wenn draußen nun bereits die Sonne aufging.

Guy ritt abermals wie ein Geächteter auf der Flucht durch den Wald. Er fühlte weder die Kälte, noch den Regen, der ihm heftig ins Gesicht schlug. Zu sehr waren seine Gedanken mit andern Dingen beschäftigt. Nein, das war nicht richtig. Nur mit einer Sache – Shaylee! Was war bloß los mit ihm? Vermutlich war dieser Wunsch Shaylee in den Arm zu nehmen nur aufgekeimt, weil Marian ihn an dem Tag wieder mal zurückgewiesen hatte und er sich doch nichts sehnlicher wünscht, als mit ihr zusammen zu sein. Marian! Sie ging ihm aus dem Weg, dass spürte er genau und er hatte so den Verdact, dass sie ihn hinterging. Ihr Verhalten war ihm ein Rätsel, aus dem er nicht schlau wurde. Plötzlich sprangen seine Gedanken zurück zu Shaylee. Wie hatte sie es, unbemerkt von ihm, nur geschafft ihn so komplett durcheinander zu bringen? Er hätte nicht so viel Zeit bei ihr verbringen sollen. Es wäre besser gewesen, wieder einen der Soldaten zu ihr zu schicken, statt selbst zu kommen. Was ihn jedoch am meisten verwirrte war, dass er sich tief in seinem Inneren verletzt fühlte. Normalerweise hätten ihn solche Vorwürfe kalt gelassen, doch in dieser Nacht, spürte er im Nachhinein, dass sie ihn getroffen hatten. Unwillkürlich stimmte ihn traurig, dass auch sie nur das schlechte in ihm sah. Immerhin handelte er doch aus ehrbaren Gründen. Guy machte die Drecksarbeit für den Sheriff, damit er an seine Ländereien, die ihm nach dem Tod seiner Eltern zugestanden hätten, wieder zurückgegeben werden. Und noch etwas spürte er, wenn er tief in sich hinein hörte und die Gefühle zuließ, eine Art Verbundenheit zu Shaylee. In gewisser Weise teilten sie ein ähnliches Schicksal. Guy schloss für einen kurzen Augenblick seine Augen, doch auch so konnte er die Gedanken, die durch seinen Kopf rasten, auch nicht aus diesem verbannen. Erst als er sich Nottingham nährte, begann er sich damit zu beschäftigen, wie er am unauffälligsten wieder in die Burg gelangen konnte. Vielleicht sollte er dem Wirtshaus noch einen Besuch abstatten, dann hätten ihn zumindest einige Soldaten gesehen und er hätte immerhin ein kleines Alibi für seine Abwesenheit auf der Burg.

Am Morgen fand Marian einen kleinen Zettel neben ihrem Kopfkissen. Dieser konnte nur von ihrem Robin stammen.

Liebste Marian,
Ich erwarte dich in dieser Nacht am Forsthaus und hoffe inständig, dass es dir möglich ist zu kommen.

In Liebe, Dein Robin

Mit einem Lächeln auf den Lippen stand sie auf. Sie fürchtete zwar, dass Guy of Gisborne ihr an diesem Tag mal wieder einen seiner ungewollten Besuch abstatten würde, aber mit dieser frohen Botschaft von Robin und der Aussicht ihn bald ungestört sehen zu können, würde sie auch Gisbornes Besuch über sich ergehen lassen.
Tatsächlich ließ Guy es sich nicht nehmen Marian am Mittag zu besuchen. Er hoffte, dass wenn er wieder mehr Zeit mit Marian verbringen würde, seine Gedanken um Shaylee schnell verfliegen würden. Doch das Gegenteil war der Fall.
Marian vernahm ein kräftiges Klopfen gegen die Haustür. „Kommt herein! Die Tür ist offen!“, rief sie dem Besucher entgegen. Während sie eilig die Treppen aus ihrem Zimmer hinunter lief. „Sir Guy.“, kam es leicht atemlos von ihren Lippen. Sie hatte ihn erwartet und dennoch gehofft von einem Besuch von ihm verschont zu werden. Doch das Schicksal war grausam zu ihr. „Marian“, er gab ihr einen gehauchten Handkuss, „ich habe euch etwas mitgebracht.“ Bei diesen Worten brachte er eine wunderschöne Kette zu Tage, die er in einem schwarzen Täschchen an seinem Gürtel transportiert hatte. Marian gab sich verlegen und geschmeichelt und musste sich zugleich zusammenreißen damit sie die Hand die er berührt hatte nicht hinter seinem Rücken in ihren Röcken abwischte. Plötzlich sah Guy, wie sich etwas in ihren Augen veränderte. „Guy, ich hatte Euch doch schon gesagt, ich möchte keine weiteren Geschenke von Euch. Ich kann diese Kette nicht annehmen.“ Ihre Worte ignorierend, versuchte er Marian die Kette einfach umzulegen. Sie war eine Frau und wie alle ihres Geschlechts würde sie Schmuck, wenn er auf ihrer Haut lag, schon zu schätzen wissen. Hastig trat diese einige Schritte zurück, als sie merkte, was er vorhatte. Nicht noch einmal durfte er sie weiters Mal berühren. Nie wieder. In diesem Moment ging die Tür auf und Marians Vater, der ehemalige Sheriff trat ein. „Sir Guy, was für eine Ehre. Womit kann ich Euch helfen?“ Wütend warf er einen letzten Blick auf Marian. „Ich wollte gerade gehen. Ich habe hier nichts mehr zu tun!“, kam es kalt von seinen Lippen. Achtlos warf er die Kette auf den Tisch und verließ mit großen Schritten das Haus. Er verstand sie einfach nicht. Wieso wollte sie seine Geschenke nicht mehr annehmen? Wie konnte sie nur so kaltherzig sein, konnte sie denn nicht sehen, wie sehr er sie liebte? Sah sie nicht, was er ihr bieten konnte? Was für ein Mann er war? Guy war auf sein schwarzes Pferd gestiegen und ritt nun durch das Dorf, nicht darüber nachdenkend, welchen Weg er nahm. Bis sein Pferd vor einem abgebrannten Haus stehen blieb. Ein paar einsame, verkohlte Holzbalken ragten anklagend in die Luft. Schwarze Holzreste und Asche waren auf dem Boden zu finden. Noch immer roch es nach längst verbranntem Feuer, das war es auch, was sein Pferd zum Stehen brachte und Guy aus seinen Gedanken riss. Das Haus von Shaylees Familie. Von den Leichnamen der Eltern, die der Sheriff hat ins Feuer werfen lassen, war nichts mehr zu sehen. Er blickte hinüber zu dem Wald, zu der Stelle, wohin Shaylee geflohen war. Plötzlich hatte er alles wieder vor Augen, wie sie losgelaufen war, wie der Sheriff ihm befohlen hatte ihr zu folgen. Sie stolperte vor ihm durch den Wald, hatte keine Chance ihm auf seinem Pferd zu entkommen. Aber er konnte es nicht über sich bringen, dass auch sie ihr Leben lassen sollte. Sie war unschuldig. Also stoppte er sein Pferd. Mit angsterfüllten Augen, Schweiß auf der Stirn, verwirrten Haaren, hatte sie ihn flehend um ihr Leben angesehen und er ließ sie fliehen. Hoffte, dass der Sheriff sie nie wieder zu Gesicht bekommen würde. Das Wiehern seines Pferdes ließ ihn wieder die Wirklichkeit sehen und auf einmal sah er ein Paar blaue Augen im Gebüsch des Waldes. Shaylee! Was zum Teufel machte sie hier? Er trieb sein Pferd durch eine größere Lücke zwischen zwei Bäumen in den Wald hinein, stieg ab und stampfte zu dem Busch, wo er die junge Frau entdeckt hatte. Tatsächlich, sie war es. Ihr waren seine Blicke auf die Überreste ihres einstigen Zuhauses nicht entgangen. Das hinterließ Fragen in ihr. Fragen über ihn, denen sie sich jetzt nicht stellen wollte und so zog sie sich von ihrem Beobachtungsposten zurück. Aber sie hatte ihn unterschätzt. Er hatte sie längst entdeckt und nun stand sie ihm gegenüber. Furchtsam hob und senkte sich ihre Brust. Was würde er tun? Welcher Mann in ihm stand nun vor ihr? Der, den sie voller Güte und Liebe kennen gelernt hatte? Oder jener, den der Rest der Welt fürchtete?
Kapitel 7 by Angel
„Was machst du hier?“, fragte er aufgebracht. „Weißt du nicht, wie leicht du hier entdeckt werden könntest? Was meinst du, was passiert, wenn der Sheriff entdeckt, dass du noch am Leben bist?“ Seine Stimme war zwar gesenkt, aber Shaylee hörte sehr deutlich die Wut, die darin brodelte.
„Tut mir leid.“, flüsterte sie fast.
„Was?“ Gisborne sah sie erstaunt an.
„Es tut mir leid!“, sagte sie nun etwas bestimmter. Er nickte und auf einmal veränderten sich seine Gesichtszüge. Seine schmalen Lippen waren nicht länger auf einander gepresst, die eisblauen Augen nahmen einen warmen und fast zerbrechlichen Ausdruck an und die angespannten Stirnfalten lösten sich. Nun war Shaylee überrascht, plötzlich wirkte er überhaupt nicht mehr gefährlich. Als schien das Böse in ihm verschwunden zu sein.
„Ich musste noch einmal hier her kommen.“, versuchte sie den Ansatz einer Erklärung.

Ganz langsam, darauf bedacht bei ihr keine falsche Reaktion hervorzurufen, ließ Guy seine Hand zu seinem Gürtel wandern, ging nicht auf ihre Bemerkung ein.
Er verwirrte sie, seine Handbewegung die eindeutig in Richtung Schwert ging, passte nicht zu seinem neuen Ausdruck. Wieso wollte er sein Schwert ziehen? Etwas ängstlich trat Shaylee einen Schritt zurück, spannte alle Muskeln an, bereit jeden Moment weg zu laufen. Ihre Augen hatten seine Hand fixiert. Doch er griff nicht nach seinem Schwert.
Die Hand verschwand zwischen Hose und Schwertgürtel. Auf einmal zog er eine einfache Kette hervor. Augenblicklich erkannte Shaylee was Guy in der Hand hielt, sie hätte die Kette überall wieder erkannt.

Es war die Kette ihres Vaters. Soweit sie wusste, hatte er sie nie abgenommen.
Es war ein Falke, aus Holz geschnitzt, die Flügel ausgebreitet, an einem einfachen Lederband hängend. Sie liebte diese Kette, der Falke hatte sie als kleines Kind schon immer fasziniert. Jedes Mal wenn sie bei ihrem Vater auf dem Schoß gesessen hatte, hatte sie sich den Vogel angesehen. Mit ihren kleinen Fingern den Anhänger hin und her gedreht, die geschnitzten Linien nachgefahren.

„Der Falke steht für Freiheit, Mut, Tapferkeit und ein treues Herz. Mein Vater, also dein Großvater, hat ihn geschnitzt. Einen für jeden von uns fünf Kindern. Somit ist der Falke zu unserem Zeichen geworden.“ Dies hatte ihr Vater eines Tages zu ihr gesagt.

Zögerlich streckte Shaylee ihre Finger nach der Kette aus. Doch dadurch, dass sie einen Schritt zurück getreten war, konnte sie sie nicht erreichen. Guy hatte beobachtet, wie sie abwesend in die Luft gestarrt hatte. Er sah, dass sich ihre Augen leicht mit Tränen füllten. So trat er einen Schritt auf sie zu und legte ihr vorsichtig die Kette in die Hand. Sofort schloss sich ihre Hand darum und für einen kurzen Moment schloss sie die Augen. Schließlich sah sie ihn an. Er war sich nicht sicher, aber es schien Dankbarkeit in diesem Blick zu liegen.

Mit zarter, zittriger Stimme fragte sie: „Wie habt ihr sie bekommen?“ Eine Träne löste sich aus ihren Augen und rollte ihre Wange hinunter. Konnte er es wagen noch einen Schritt auf sie zu zugehen? Guy riskierte es. Nur noch ein halber Meter trennte sie und Guy streckte seine rechte Hand bedacht in Richtung ihres Gesichtes aus, strich ihr die Träne von der Wange. Shaylee zog scharf die Luft ein, realisierend, was hier gerade passierte, ließ seine Geste jedoch geschehen.

„Dein Vater hat sie mir schnell und heimlich in die Hosentasche gesteckt, während er es nach außen aussehen ließ als wolle er mich angreifen.“ Sie konnte die Tränen nicht länger zurück halten. Guy sah sie mitfühlend an. Doch das war nun alles zu viel für sie. Seine Veränderung ihr gegenüber und nun die Kette ihres Vaters. Shaylee drehte sich um und tat einen Schritt weiter in den Wald hinein. Er reagierte sofort und packte sie am Handgelenk, etwas zu grob. Angsterfüllt und zitternd blickte sie ihn stumm an.

„Steig auf mein Pferd, ich bringe dich zurück.“ Guy ließ keine Widerrede zu, dass merkte sie auch gleich an seiner nun wieder bestimmenden Stimmlage und fügte sich ihm. Er zog sie hinter sich auf sein Pferd. „Halt dich fest.“ Das war leichter gesagt als getan, denn sie hatte nicht viele Möglichkeiten sich irgendwo festzuhalten. Irgendwie am Sattel oder an Gisborne selbst. Er ließ ihr nicht lange Zeit zum Überlegen, ließ das Pferd antraben und trieb es weiter bis zum Galopp. Eilig schlang sie ihre Arme von hinten um ihn und klammerte sich an seiner Kleidung fest. Ansonsten wäre sie nach wenigen Metern einfach vom Pferd gerutscht. Dabei bemerkte sie nicht das selbstgefällige und doch warme Lächeln, das sich in diesem Augenblick in sein Gesicht schlich.

Am Forsthaus angekommen schwang er sein Bein über den Pferdehals und ließ sich runterrutschen, anschließend half er Shaylee vom Pferd. Sie ließ sich nun ebenfalls vom Rücken des Pferdes hinunter gleiten. Ihr noch immer angeschlagenes Bein hielt dem aufkommenden Gewicht nicht stand und sie drohte auf den Boden zu fallen. Gisborne hatte damit gerechnet und fing sie auf.

„Danke.“ Schüchtern sah sie in seine Augen. So hart sie auch sein konnten, sie waren wunderschön und ihr fiel es jedes Mal schwerer ihren Blick wieder von ihnen zu lösen. „Mein Vater muss euch vertraut haben.“ Shaylee wusste selbst nicht, ob dies nun eine Frage oder eine Feststellung war.
Guy nickte. „Er konnte sich sicher sein, dass ich dir die Kette geben würde.“ Shaylee öffnete die Tür des Forsthauses.
„Shaylee,“ sie drehte sich nochmal zu dem Handlanger des Sheriffs herum, „bitte sei vorsichtig, wenn du in die Nähe des Dorfes kommst. Du bringst nicht nur dich in Gefahr.“

Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Aber natürlich, sie würde auch Gisborne in große Schwierigkeiten bringen, falls jemand sie entdecken sollte und der Sheriff davon spitz bekam. „Ich werde aufpassen!“, versprach sie ihm. Shaylee blieb noch in der Tür stehen, während Guy sich wieder auf sein Pferd schwang und davon ritt.
Kapitel 8 by Angel
Als es anfing zu dämmern schlich sich Robin aus dem Outlaw-Lager. Er griff gerade noch schnell nach seinem Bogen, den er sich umhing, als er von hinten angesprochen wurde.
„Master, wo wollt ihr hin?“ Robin drehte sich zu Much um. Natürlich, er hätte wissen müssen, dass Much ihn nicht aus den Augen lassen würde. Es war gefährlich geworden, seitdem der Sheriff wusste, dass Robin und seine Freunde ab und zu Hilfe von Dorfbewohnern bekamen.
Er hatte gerade erst am Nachmittag in Nottingham gehört, dass auf Befehl des Sheriffs ein Ehepaar umgebracht worden war, das Haus niedergebrannt und sogar die Tochter nicht verschont wurde. Gisborne sollte sie auf dem Gewissen haben. Hinterhältig und kalt habe er sie mit einem Schwertstoß in den Rücken getötet. Das war, was man sich so erzählte.

Deswegen hatte er seinen Männern Alleingänge untersagt und besondere Vorsicht ausgerufen. Gisborne hatte die Wachen in den Dörfern verstärkt und Spitzel unter die Dorfbewohner gemischt.
„Ich treffe mich mit Marian. Niemand wird davon etwas mitbekommen. Es ist also komplett ungefährlich, Much.“
„Nehmt zumindest mich mit, als Wache, Robin. Überall lauern Gisbornes Männer.“ Much beäugte Robins Bogen, wenn es doch so ungefährlich sein sollte, warum nahm er dann seinen Bogen mit?
„Much, bitte, es wird nichts passieren, bisher ist unser Wald doch von Wachen frei.“ Robin wusste, dass Much es nur gut meinte und sich Sorgen um ihn machte. Aber Marian zu treffen, war nun wirklich nicht gefährlich und von der Forsthütte wusste außer ihnen beiden kaum einer. Sie war seit Jahren unbewohnt. Much hatte keinen Erfolg Robin umzustimmen. Dieser verschwand nun zwischen den Bäumen und es blieb wieder einmal an Much hängen, die anderen über Robins Verschwinden aufzuklären.

Robin fing in seiner Vorfreude an zu laufen, er sehnte sich danach sich endlich mit Marian alleine unterhalten zu können. Während er sich seinen Weg zwischen Bäumen, Ästen und Büschen suchte, schlich sich Marian aus dem Haus ihres Vaters. Sie mochte es nicht Geheimnisse vor ihm zu haben, aber hier war es von Nöten. Sie würde ihn nur unnötig in Gefahr bringen, wenn er von ihrer und Robins Verbindung erfahren würde.
Glücklicherweise war ihr Vater gerade vor dem Kamin eingeschlafen. Leise Schnarcher drangen zu ihr, als sie die Treppe hinunterstieg. Ihre Schuhe trug sie in der Hand, um keine Geräusche zu verursachen. Sobald sie draußen war, zog sie ihre Schuhe an und ging in Richtung Wald. Erst als sie hinter dem Grün nicht mehr zu sehen war, steigerte sie ihr Tempo. Sie hatte es nicht weit zu der Hütte, daher war sie nicht überrascht, dass Robin noch nicht dort war. Doch plötzlich hörte sie Geräusche aus dem Forsthaus. Sollte Robin doch schon da sein? Misstrauisch versteckte Marian sich hinter einer großen Eiche.

Shaylee hatte sich nach ihrer Begegnung mit Guy in die Forsthütte zurückgezogen. Immer wieder nahm sie die Kette ihres Vaters in die Hand, drehte und wendete den Falken, strich behutsam die feinen Linien nach. Als es gegen Abend wieder kühler wurde, entschloss sie sich ein Feuer im Ofen anzuzünden. Zum Abendbrot aß sie wieder ein wenig von dem Brot, der Hunger war ihr momentan vergangen. Immer wieder ertappte sie sich, wie sie einfach nur in die Luft starrte, in Gedanken bei ihren Eltern.

Marian sah nun einen leichten Schein durch die verstaubten Fensterscheiben. Irgendetwas stimmte hier nicht, da war sie sich sicher. Doch wo blieb Robin nur?
Robin entdeckte Marian hinter einem Baum versteckt. Misstrauisch blieb er stehen. Etwas war nicht so, wie es sein sollte. Hier war jemand Fremdes. Leise schlich sich Robin um das Haus herum zu Marian. Vorsichtig legte er ihr von hinten seine Hand auf den Mund, damit sie keinen Überraschungsschrei ausstoßen konnte.
„Ich bin’s“, flüsterte Robin ihr ins Ohr. Sie war vor Schreck zusammengezuckt und sah ihn nun mit geweiteten Pupillen an. Ein tiefer Luftstrom strich über seinen Handrücken, Marian nickte und er nahm seine Hand wieder weg.
„Robin, da ist jemand in der Hütte.“, sagte Marian. Robin nickte nur, bedeutete Marian an ihrem Platz zu bleiben und schlich sich von Baum zu Baum näher an das Forsthaus heran. Er lauschte angestrengt nach Geräuschen, aber es war nichts mehr zu hören. Nur noch wenige Meter trennten ihn von dem Haus und der fremden Person. Sein Herz raste vor Aufregung. Es war nicht gut, dass sich hier jemand herumtrieb.
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