A common murder ? -2- by Edin
Summary:

Ein Auftrag einen Agenten zu liquidieren führt John Porter nach Russland.

Was aber, wenn der Agent interessante Informationen hat?


Categories: Richard Armitage Characters: eigener m/w Charakter
Genres: Action
Warnings: Gewalt
Challenges: Keine
Series: John Porter Zyklus
Chapters: 17 Completed: Ja Word count: 14937 Read: 86600 Published: 02 Feb 2012 Updated: 22 Feb 2012
Story Notes:
  1. Disclaimer: Alle Charaktere, Orte, Schauplätze etc. sind Eigentum der jeweiligen rechtmäßigen Besitzer. Die Originalcharaktere und Originalhandlung sind Eigentum des Autors. Der Autor ist in keiner Weise mit den Besitzern, Erschaffern oder Produzenten irgendeiner Medienkonzession verbunden. Vorsätzliche Verstöße gegen das Urheberrecht sind nicht beabsichtigt.

1. Kapitel 1 by Edin

2. Kapitel 2 by Edin

3. Kapitel 3 by Edin

4. Kapitel 4 by Edin

5. Kapitel 5 The last of Lucas (?) by Edin

6. Kapitel 6 by Edin

7. Kapitel 7 by Edin

8. Kapitel 8 by Edin

9. Kapitel 9 by Edin

10. Kapitel 10 by Edin

11. Kapitel 11 by Edin

12. Kapitel 12 by Edin

13. Kapitel 13 by Edin

14. Kapitel 14 by Edin

15. Kapitel 15 by Edin

16. Kapitel 16 by Edin

17. Kapitel 17 by Edin

Kapitel 1 by Edin
John

Als ich am Montag Morgen zum MI6 komme, werde ich schon erwartet.
Ich habe am Wochenende mit Eoin ausdiskutiert, was vermutlich auf uns zu kommt. Nämlich, dass wir vermutlich im Mittelpunkt einer Auseinandersetzung mit 3 Geheimdiensten stehen werden.

MI6 will, dass ich eine "liability" loswerde, MI5 will das verhindern und der FSB will mich gar nicht erst da haben. Da ich seit meiner letzten Mission immer mehr das Gefühl habe, dass jemand beim MI6 falsch spielt, habe ich mir am Wochenende die Unterstützung von Eoin gesichert.
Keiner der Geheimdienste weiß von seiner Existenz und genau deshalb ist er perfekt als Hilfe und Lebensversicherung.

In kurzen Worten zusammengefasst lautet meine nächste Aufgabe:
a) verschwundenen Agenten aufspüren
b) falls er ein Überläufer ist, sofort liquidieren
c) falls er vom FSB festgehalten wird,
a. an ihn herankommen
b. sein Vertrauen gewinnen
c. herausfinden, was er weiß
d. ihn liquidieren

Problem ist nur, dass man beim FSB nicht reinmarschiert wie in ein Museum.
Eoin wird als Speerspitze voran gehen. Er versucht, als Mönch getarnt, Zugang zum Gefängnis des russischen Geheimdienstes zu bekommen.

Ich werde solange mögliche Verfolger langweilen, in dem ich die Zeit mit Sightseeing totschlage.
Ich sage Layla, die Section 20 leitet, dass ich den Auftrag annehme.
"John, bist Du sicher, das ist sehr gefährlich!" Ihr "Oberboss" Brigadier Millhouse schaltet sich ein: "Porter wird schon wissen, was er tut, Captain. Sehen sie zu, dass die Vorbereitungen so schnell wie möglich abgeschlossen werden, damit wir den Schaden so gering wie möglich halten."

Nun, wenn es um Russland geht, ist nichts schnell.
Als erstes benötige ich ein Visum und zwar nicht als John Porter, sondern unter einem Alias.
Und natürlich die passenden Dokumente. Das Gefängnis, wo die Zielperson vermutet wird, steht auch nicht grade im Reiseführer, inklusive Lageplan und wer in welcher Zelle einsitzt.

Bis ich meine Papiere und neue Lebensgeschichte vollständig habe, vergehen mehr als 6 Wochen.
Zugegeben 6 sehr angenehme Wochen, in denen ich nahezu jeden Abend mit Layla verbringe. Wenn ich zurückdenke, wie sehr sie mir anfangs misstraut hat und was sie alles daran gesetzt hat, mich wieder loszuwerden. Irgendwann haben wir Vertrauen zueinander aufgebaut und seitdem Danny mir den Laufpass gegeben hat, haben wir unsere Zuneigung für einander entdeckt.
Natürlich dürfen wir uns tagsüber nichts anmerken lassen - was es sehr reizvoll macht.
Aber selbst jetzt, da wir schon seit Wochen abends und am Wochenende wie ein Ehepaar zusammen hängen, stellen wir fest, dass wir wunderbar miteinander auskommen. Und zwar nicht nur im Bett.
Im Gegensatz zu Danny hat sie mit meinem Leben kein Problem. Ihr früherer Freund war ein SAS-Trooper, der bei einer Geiselbefreiung einer Sprengfalle zum Opfer fiel.
Sie hat mehr Verständnis dafür, wie ein Soldat tickt und was ihn umtreibt. Natürlich macht sie sich auch Sorgen, wenn ich unterwegs bin, aber anders als Danny würde sie nie verlangen, dass ich meinen Job aufgebe. Sie weiß, dass jemand, der mit Herz und Seele Soldat ist, im zivilen Umfeld nicht gut funktioniert.

Mein neues Ich heißt James Dean Philips und ist ein Waffenhändler aus Wellington, Neuseeland. Ich brauche ja eine Legitimation, um Waffen nach Russland einzuführen.
Eoin ist schon als russischer Bruder Tuck vorgereist. Als wir uns kennenlernten, hatte er immer weite Sachen an und einige Waffen und andere kompromittierenden Dinge in einem falschen Bauch versteckt. Daher kann ich mir vorstellen, dass er auch diesmal "wohl genährt" auftreten wird und unter einer Mönchskutte ist ja'ne Menge Platz.
Sein neuer Name ist Kyrill. Er ist zwei Wochen im Kloster und muss erst mal Vertrauen aufbauen, damit er als Beichtvater für Gefangene in Frage kommt.
Wie es scheint, hat er tatsächlich innerhalb von 4 Wochen fließend russisch gelernt. Wie ich ihn kenne, hat er wahrscheinlich seinen Charme spielen lassen und seine Russischlehrerin auf einer 24/7-Basis beschäftigt.
Es sei ihm gegönnt, als Mönch muss er ja nun Enthaltsamkeit üben.

Um meinen Reiseweg glaubwürdiger zu gestalten, wird John Porter nach Melbourne fliegen.
Danach reist James Dean Philips nach Sydney und fliegt nach Moskau. Natürlich haben die Bastelfritzen vom MI6 meinen Pass so hingefummelt, als sei er seit Jahren in kräftiger Benutzung.
Ich bin froh, als es endlich losgeht. Und noch froher, als ich nach über zwei Tagen mein Sardinen-Dasein als Flugpassagier beenden kann. James Dean durfte im Gegensatz zu John zwar Business-Class fliegen, aber so der Brüller an Komfort und Beinfreiheit war auch das nicht.

Mein Hotel liegt mitten in Moskau. Ein graues Plattenbau-Hochhaus, das ganz auf (unfreiwillige) Nostalgie setzt. Abgesehen davon, dass der Fernseher etwas moderner ist, hat es sich den Charme eines UdSSR-Hotels voll erhalten. Immerhin liegt es zentral.

Die nächsten Tage erkunde ich meine Umgebung, mache etwas Sightseeing und versuche eventuelle Anhängsel aufzuspüren. Ich habe mich gestern über 4 Stunden im Lenin-Mausoleum aufgehalten. So kann man jeden Verfolger weg langweilen.
Erst heute besuche ich zum ersten Mal die Kirche, die zu Eoins Konvent gehört, um Kontakt aufzunehmen.
Wie ich vermutet habe, finde ich tatsächlich die russische Ausgabe von Bruder Tuck vor.
Wir sind ungestört in der Kirche, aber die Akustik ist natürlich extrem gut und wir wispern so leise es machbar ist.
"Zugang?"
"Kontakt." Oh, gut, er ist also nicht nur ins Gefängnis gekommen, sondern hatte auch schon Kontakt zur Zielperson.
"Beichte?"
"Glaubenskrise." Zielperson hat noch kein Vertrauen gefasst und redet nicht. Das kann eine lange Op. werden...
Kapitel 2 by Edin

 

Eoin


Wer hätte gedacht, dass ich mal in einem Kloster ende? Die Zellen sind eng und spartanisch.

Ich habe richtig Mühe geeignete Verstecke für meine Ausrüstung zu finden. Mit dem frühen Aufstehen und dem straff durchgeplanten Tag habe ich keine Probleme. Ich verbringe die ersten zwei Tage freiwillig damit, in Demut zu schweigen, denn besser kann ich mein Umfeld gar nicht beobachten und mich ihm anpassen. Es hilft schon, dass ich nicht zum ersten Mal Undercover tätig bin.

Aber als Mönch! Puh, diese Kerle haben keinen Sex - zumindest nicht mit Frauen!

Nach etwas mehr als zwei Wochen darf ich mit in die Haftanstalt. Wer dort eingesetzt ist, verbringt den ganzen Tag und -im Wechsel mit anderen Mönchen- auch manche Nacht, um als Seelsorger den armen fehlgeleiteten Seelen, die dort einsitzen zur Seite zu stehen.

Die Arbeit dort liegt mir mehr als Unkraut jäten und Boden wachsen im Konvent. Allerdings ist es den Mönchen ziemlich wurscht, was der Gefangene erzählt. Sie zitieren ein paar Bibelstellen, rufen zu Buße und Glauben auf und das war's. Das habe ich mir anders vorgestellt.

Ich dachte, das Essen im Konvent wäre Körperverletzung. Das Futter im Gefängnis aber …

Wir Glaubensbrüder bekommen das Gleiche wie die hiesigen Beamten. Was qualitativ um Universen besser ist als der Mampf für Gefangene. Ich sag es mal so, ich hab schon Insekten gegessen, die besser geschmeckt haben. Als ich das erste Mal auch Nachtschichten habe, fülle ich jeden freien Platz in meinem Fake-Bauch mit Äpfeln und Tomaten, frisch geklaut aus dem Klostergarten.

Schon in Nacht zwei war es mit der Ruhe vorbei. Ein Wärter weckt mich, weil eines seiner Schäfchen versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Ich eile mit ihm zur Zelle. Vor der Zelle stehen noch zwei weitere Wärter und ich traue meine Augen nicht. Bin ich nur hier, um den vierten Mann bei Bridge zu geben, oder was? Keiner kommt auf die Idee, den Gefangenen aus der Schlinge zu ziehen.

Also übernehme ich den Part, ihn runterzuheben, während die Wärter gaffen.

Erst als er auf dem Boden liegt und ich mit der Wiederbelebung beginne, merke ich, dass es meine Zielperson ist. Ich halte einen Moment inne und zögere. Wenn John ihn eh exekutieren soll, wäre es dann nicht gnädiger, ihn jetzt einfach sterben zu lassen?

Aber ich will mich auch nicht einfach umdrehen und weggehen. Die Wärter fordern mich auf, weiter zu machen. Wieso kümmert ihr Trottel euch nicht?

Langsam kommt er zu sich. Japst nach Luft. Ich ziehe ihn in eine halb sitzende Position, damit ihm das Atmen leichter fällt. Die Wärter winken ab und gehen wieder an die Arbeit. War für sie wohl nichts anderes, als mal ein bisschen Abwechslung im Alltag. Deppen.

Er zittert am ganzen Körper und ich sehe mich in der Zelle vergeblich nach einer Decke um. Deshalb nehme ich ihn erstmal in den Arm und halte ihn so warm wie möglich.

 

 

Lucas

Ich habe schon wieder versagt. Wieso gönnen sie mir nicht wenigstens die Gnade zu sterben?

Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist jemand, der mir erzählt wie verwerflich Selbstmord ist und das ich Buße tun soll, obwohl Gott mir das ohnehin nicht verzeihen wird. Das habe ich alles schon mal vor ein paar Jahren gehört.

Ich bin überrascht, dass der Mönch, der bei mir ist, noch recht jung ist. Ich glaube, ich habe ihn hier noch nicht gesehen. Er hält mir auch keinen Vortrag, sondern versucht mich warm zu halten, während der nach den Wärtern ruft, dass sie eine Decke bringen sollen.

Schließlich schmeißt ihm ein Wärter eine uralte Wolldecke zu. Der Wärter sieht mich mit einer Mischung aus Spott und Verachtung an, bevor er meine Zelle verlässt.

Der Mönch wickelt mich in die kratzige Decke und ich frage ihn nach seinem Namen. Es wundert mich, dass er meine Frage überhaupt versteht, denn mehr als ein heiseres Flüstern bekomme ich nicht hin.

Er antwortet: "Kyrill." Er fragt mich, ob ich es mir zutraue aufzustehen. Eigentlich nicht, aber ich nicke trotzdem. Er hilft mir auf und bugsiert mich ins Bett. Ich würde gerne etwas trinken, aber wann und wie viel man hier zu essen und zu trinken bekommt, bestimmen die Wärter.

Frater Kyrill wickelt mich in die Decke, als sei er meine Mutter und verabschiedet sich mit einem: "Ich bin gleich wieder da."

Er hält sein Versprechen und bringt sogar ein Glas Wasser mit. Er hebt meinen Kopf an und flößt mir vorsichtig Schluck für Schluck ein. Und Schlucken ist schwierig, aber er scheint alle Zeit der Welt zu haben.

Als ich schließlich fertig bin, sagt er mir, ich solle versuchen zu schlafen und streicht mir einmal kurz über den Kopf.

Als er aufsteht, hätte ich ihn am liebsten gebeten, nicht zu gehen. Ich bin hier noch nie so fürsorglich behandelt worden und es ist für mich wie ein Anker, etwas, wo ich mich festklammern möchte.

Die anderen Mönche sind entweder kühl und distanziert und ihre Seelsorge besteht darin, Bibelstellen zu zitieren. Oder sie tun empathisch und versuchen einen im Auftrag des FSB auszufragen.

Er hat mir keine Frage gestellt, er war einfach nur da und ich wünschte, er würde mich nicht in der Kälte meiner Zelle allein lassen.

Oder ob alles nur ein weiterer Trick ist?


Eoin

Er tut mir wirklich leid. Er scheint so dankbar zu sein für die minimale Hilfe, die ich ihm leisten konnte.

Ich gebe John Sitrep und empfehle einen Strategiewechsel. Bei der Planung haben wir uns auf Infos aus seiner Akte und den Bericht eines Ex-Kollegen beim MI5 verlassen. Aufgrund dessen sind wir von einem kühlen Taktiker ausgegangen, an der Grenze zur dissozialen Persönlichkeit. Ich bin zwar kein Psychologe, aber ich habe von ihm den Eindruck eines sensiblen, tief verletzten Menschen bekommen. Ich weiß nicht, ob es nur an der heutigen Ausnahmesituation liegt, oder ob sein bisheriges kühles Auftreten eine Maske ist. Die Zukunft wird es zeigen. Wir einigen uns darauf, langsam und behutsam vorzugehen.


John

Mir war von Anfang an klar, dass es nicht einfach werden würde, unsere Zielperson aus dem Gefängnis zu bekommen. Aufgrund unserer Intel haben wir ein relativ robustes Vorgehen geplant. Nun scheint sich die Mission noch schwieriger zu gestalten. Eoin konnte den Selbstmord verhindern, aber es sieht so aus, als müsse er das Vertrauen unserer Zielperson gewinnen, anstatt mit Druck zu arbeiten. Ich vertraue auf seine Einschätzung. Hoffentlich lässt er sich sich nicht zu sehr auf ihn ein. Je näher man jemandem kommt, desto schwieriger ist die Exekution. Deshalb bin ich mit unserer Aufgabenteilung ganz zufrieden, schließlich bin ich am Schluß ausführendes Organ. Ich werde das Mehr an benötigter Zeit nutzen, um mich nach einem Safehouse für das Debriefing umzusehen.

Ich wünschte, ich könnte mich Layla anvertrauen. Ich bin mir zwar sicher, dass sie mich verstehen würde, aber ich will sie keinesfalls in Gefahr oder einen Konflikt bringen. Also wird Eoin weiterhin mein Geheimnis bleiben. Ich benachrichtige HQ, dass sich die Op. aufgrund des versuchten Suizids verzögern wird und man kann mir jetzt schon sagen, dass Brigadier Millhouse nicht zufrieden sein wird. Who cares, anyway?

Ich werde mich nach einem Safehouse umsehen, aber erst mach ich noch ein bisschen mehr Sightseeing und schaue nach einem kleinen Geschenk für Lexi.


Kapitel 3 by Edin

John

Wie zu erwarten bekomme ich eine Mitteilung, ich möge mein Geschäfte beschleunigen.

Ich informiere Layla, dass ich tue, was ich kann. Sie hat kein Problem damit.

Heute beim Bummeln habe ich die Nase voll von meinem Beschatter. Sie sind in den letzten Tagen immer nachlässiger geworden. Ich erlaube mir ein kleines Vergnügen und jage meinen Verfolger.



Eoin


Ich schnippel einen meiner Äpfel so klein wie möglich. Ich habe schon heute morgen angemeldet, dass ich nach Lucas sehen will. Aber ich werde erst jetzt am Mittag zugelassen. Er wurde erst von Offiziellen „befragt“ und ich frage mich, in was für einem Zustand er sein wird.



Lucas


Noch nicht einmal heute lassen sie mich in Ruhe. Seit fast 2 Jahren bin ich schon wieder inhaftiert und allmählich sollten sie wissen, dass es nichts gibt, was ich ihnen sage kann. Manchmal glaube ich, sie tun es aus reinem Sadismus. Ich versuche mir, wie immer, zu sagen, dass das eben Erlebte gar nicht stattgefunden hat.


Tagsüber dürfen wir das Bett nicht benutzen. Ich rolle mich auf dem Boden zusammen, schließe die Augen und versuche mich in mich zurückzuziehen.

Trotzdem zucke ich zusammen als sich meine Tür öffnet. Ich öffne widerwillig die Augen und stelle erleichtert fest, dass es der Mönch von gestern ist. Ich erwarte eine weitere Befragung, aber er setzt sich nur zu mir auf den Boden und fragt mich, wie es mir geht. Ich bin trotzdem misstrauisch.


Er fördert aus seinem weiten Ärmel einige Apfel-Stückchen zu Tage und futtert zwei davon.

Ich hätte sie ihm am liebsten weggenommen, denn frisches Obst und Gemüse gibt es hier nicht.

Er bietet mir etwas an, ich zögere, fürchte, sie könnten irgendwelche Drogen oder ähnliches enthalten.

Da er aber unbekümmert weiter isst, greife ich schließlich zu.

Hmmm, es hat noch nie ein Apfel so gut geschmeckt. Ich frage ihn, warum er sich entschieden hat, Mönch zu werden. Ich gehe mal davon aus, dass es auch in Russland üblicherweise nicht ganz oben auf der Wunschliste kleiner Jungs steht.

"Der Ruf hat mich erst ziemlich spät erreicht. Ich wollte etwas für die Menschen tun, war aber von der Welt und ihrem Egoismus desillusioniert. Deshalb versuche ich jetzt auf diese Art zu helfen."

"Was wolltest Du denn ursprünglich mal werden?" "Feuerwehrmann. Ich habe als Junge von den Heldentaten der Feuerwehrleute in Tschernobyl gehört und dachte, dass will ich auch machen. Meine Eltern waren von der Idee aber nicht begeistert. Was war denn Dein Traumberuf?"

Oh, oh, Vorsicht!

"Ich wollte immer Astronaut werden. Aber ich war zu schlecht in Physik und habe auch nicht die richtige Figur dafür."


Für mich werden Kyrills Besuche zu dem Einzigen, worauf ich mich freue. Er hört mir zu und tröstet mich, wenn ich von meinen Befragern mal wieder hart angefasst wurde. Und meist schmuggelt er irgendwas in seinem Ärmel. Obst, mal eine Tomate oder Karotte oder Schokolade.

Er versucht nicht, mich auszuhorchen, ist aber ein geduldiger und einfühlsamer Zuhörer. Er hat kein Problem damit, wenn ich ihm sage, dass ich über etwas nicht sprechen will.

Ich muss mir eingestehen, dass er für mich der Strohhalm geworden ist, an den ich mich festklammere. Dabei kennen wir uns kaum zwei Wochen lang.

Kapitel 4 by Edin

14 Tage später


John


Ich habe für einen Apfel und ein (russisch) Ei über einen Strohmann ein Häuschen erworben.

Es liegt so abgeschieden, dass sich noch nicht mal Fuchs und Hase gute Nacht sagen und war ein einmaliges abrissreifes Angebot.


Kümmere mich um das Nötigste an Einrichtung und gebe Eoin Bescheid.



Lucas


Allmählich kann ich nicht mehr. Soll ich Märchen erfinden? Zweimal haben sie mich heute mit Ohrfeigen und Tritten aus meiner Ohnmacht geholt, nur, damit sie mich weiter mit Elektroschocks "behandeln" können.

Ich rolle mich in meiner Zelle zusammen und möchte nur noch sterben. Seit einer Woche haben sie zudem Isolationshaft verhängt. Keiner darf zu mir und die Wärter, wenn sie mich zur "Befragung" abholen, reden kein Wort mit mir.

Die Zelle ist fensterlos und das Neonlicht brennt rund um die Uhr. Ich habe längst jedes Zeitgefühl verloren.


Als sich die Tür öffnet, gehe ich von einer weiteren Befragung aus. Der Wärter sagt auch nichts, aber anstatt mir Fesseln anzulegen, fängt er an, mit seinem Knüppel auf mich einzuprügeln. Ich versuche mich so gut ich kann zu schützen. Er zerrt mich hoch und halb über meine Pritsche. Mit einer Hand in meinem Nacken hält er mich fest, während er mir mit der anderen die Hose runterzieht.


Oh, bitte, nicht auch das noch, bitte nicht!

Er wiegt fast doppelt so viel wie ich und ich habe nicht die geringste Chance gegen ihn.



Eoin


Ich bin beunruhigt, dass ich seit fast 7 Tagen nicht mehr zu Lucas kann. Ich laufe so oft so unauffällig an seiner Zelle vorbei, wie ich es vertreten kann.


Ich bin überrascht, als ich diesmal seine Tür nur angelehnt vorfinde. Ich vergewissere mich, ob im Gang nicht irgendwo ein Wärter steht und luge durch den Spalt hinein.

Ich treffe meine Entscheidung in einem Sekundenbruchteil. Entweder es klappt und John schlägt wegen meiner Spontan-Entscheidung die Hände über'm Kopf zusammen. Oder es geht spektakulär schief und John schlägt wegen meiner Unbedachtheit die Hände über'm Kopf zusammen.


Ich pirsche mich an den Schließer ran, der sich an Lucas zu schaffen macht. Aber vermutlich hätte der mich auch nicht bemerkt, wenn ich mit einem Hubschrauber eingeflogen wäre, so absorbiert ist er mit seiner Tätigkeit. Ich lege ihm von hinten den Arm um den Hals, ziehe ihn ein Stück zurück und breche ihm mit einer schnellen Bewegung das Genick.

Ich packe den zitternden Lucas und setze ihn auf seine Pritsche. Dann entledige ich mich meiner Kutte, halte sie ihm hin und sage …



Lucas


"Hier, zieh die an." Ich bin völlig verstört, aber dankbar, dass Kyrill mich von meinem Vergewaltiger befreit hat, obwohl mir rückwärtig immer noch alles weh tut. Er ist unter der Kutte voll bekleidet mit Hemd und Jeans und fördert aus einer Tasche, die ich unter der Kutte für seinen Bauch gehalten habe ein kurzes MP und eine Pistole zu Tage. Ich zittere so sehr, dass ich zwar mit Mühe in seine Kutte komme, aber nicht auf die Beine. Er fast mich mit dem linken Arm um die Taille und zieht mich hoch.

Mit der Rechten hält er seine Waffe. Ich bin ihm keine große Hilfe, denn ich klammere mich an ihn wie ein kleines Kind.

Wir bewegen uns so schnell wie möglich den Gang entlang. Draußen ist es Nacht. Wir kommen unbehelligt bis zum Ausgang. Da stoppen uns die drei diensthabenden Aufseher.

Kyrill lässt sich auf keine Diskussion ein. Er erschießt sie schlicht. Drückt dann den Toröffner und wir rennen um unser Leben.


Kyrill packt mich am Arm und zerrt mich durch Seitenstraßen. Dort steht ein etwas runtergekommener

Lada und wir quetschen uns rein.

In mir bricht alles zusammen. Ich fange an zu weinen, kann die Tränen nicht mehr stoppen. Kyrill nimmt mich in den Arm. Und ich - das ist jetzt ein bisschen peinlich - schlinge meine Arme fest um ihn und heule mich an seiner Schulter aus. Er redet beruhigend auf mich ein oder hört mir einfach nur zu und streicht mir beruhigend über den Kopf. Ich weiß nicht, wie lange wir so da saßen, aber jeder Passant muss uns für ein schwules Paar gehalten haben.

Ich rechne immer noch damit, dass wir jeden Moment angehalten und festgenommen werden.

Wir kommen tatsächlich davon und verlassen Moskau. Nach ca. 90 Minuten halten wir an einem Holzhäuschen im Wald.

Es ist simpel eingerichtet, aber es gibt heißes Wasser. Ich genieße es, mich waschen und rasieren zu können. Kyrill kocht Tee und sieht sich danach meine Verletzungen an. Er leiht mir etwas von seinen Anziehsachen und ich kuschel mich in seine Fleece-Jacke.


"Wer bist Du eigentlich wirklich, Du bist kein Mönch, oder?"

Er reicht mir eine Tasse mit starkem Tee und gießt sich auch eine ein und lehnt sich an den Gasherd aus den 50ern.

Er lächelt. "Ich heiße Eoin und bin kein Mönch. Meine Aufgabe war es, Dich aus dem Gefängnis zu holen. Mission completed. Von jetzt an wird sich jemand anderes um Dich kümmern."

"Für wen arbeitest Du? Geheimdienst?" Eoin zuckt mit den Schultern. "Meist arbeite ich nur für mich."

Er bietet mir Obst, etwas Brot und Käse an und ich stürze mich darauf.

In der Zwischenzeit verlässt er die Hütte.


Kapitel 5 The last of Lucas (?) by Edin
Author's Notes:

Warnung vorab:

In dem Kapitel geht es -auf einer psychologischen Ebene- teilweise recht heftig zu.

 

 

 

 

 

John


Ich traue meinen Ohren nicht. Eoin hat unsere Zielperson "mal ebenso" aus dem Gefängnis gebracht.

Eoin hat, bevor er ins Kloster gezogen ist, sein eigenes Safehouse besorgt. Er schafft es immer noch, mich zu überraschen.

Ich packe meinen letzten Sachen, verwische noch ein paar Spuren und treffe mich mit Eoin an der vereinbarten Stelle. Sie ist gut gewählt. Man kann alles gut einsehen, ohne gleich selbst gesehen zu werden. Wir beschließen, direkt in mein Safehouse weiter zu ziehen.


Wir laden alles vom Lada in meinen Wagen um und ich stehe erstmals unserer Zielperson gegenüber.

Er ist völlig abgemagert und sieht zu Tode erschöpft aus. In der Ferne erscheinen zwei Scheinwerfer und wir machen uns davon.


Eine knappe Stunde später sind wir angekommen.

Wir bringen schnell alles ins Haus und ich parke das Auto außer Sichtweite.

Als ich zurückkomme bereitet Eoin eine Suppe zu. Lucas sitzt mit angezogenen Beinen auf dem Sofa.

Er hat die Arme um seinen ausgemergelten Körper geschlungen und sein Gesicht schaut von der Nase aufwärts aus der Fleece-Jacke.


Ich setze mich ihm gegenüber. "Was haben Sie den Russen erzählt?" Er schaut von Eoin zu mir und sieht mich mit großen Augen an. Verwundete Augen, die zeigen, dass die Seele mehr tragen musste, als sie verkraften kann. Und traurige Augen, in denen die Erkenntnis dämmert.

"Ihr seid hier um mich zu töten, oder?"

Ich nicke. "Ich fürchte, das ist mein Auftrag. Nachdem ich herausgefunden habe, was Sie den Russen an Intel gegeben haben."

Ich glaube, ich werde zu soft für den Job. Er tut mir leid und ich frage mich, warum eigentlich ich ihn töten soll. In mir sträubt sich alles dagegen. Natürlich war Tod immer Teil meines Berufs, aber dort tötete ich, um Kameraden, mich oder andere zu schützen. Und nicht um … Ja, was eigentlich? Welche Bedrohung stellt er denn genau dar?

Ich melde erstmal Layla zurück, dass sich die Zielperson im Safehouse befindet.


Ich denke, ich falle aus allen Wolken, als sich Brigadier Millhouse meldet und anordnet, dass er morgen via Live-Stream sowohl beim Debriefing, als auch bei der Beseitigung dabei sein will.

Nach der Botschaft muss ich erstmal setzen.


Eoin -und natürlich auch Lucas- haben das Gespräch mitbekommen.

Lucas sieht so entsetzt aus, wie ich mich fühle und Eoin ist nachdenklich.

Schließlich sagt Eoin: "Ich hätte da so 'ne Idee."



5


The last of Lucas (?)


Millhouse hat zur Live-Schaltung neben Layla und ihrem Chef Colonel Bale noch ein paar ausgewählte Gäste geladen. Unter ihnen auch Lucas' Ex-Chef vom MI5, Harry Pearce.

Harry würde Millhouse am liebsten ohne Umwege an den Hals gehen. Er besteht darauf, seinen Agenten zurückzubekommen - und zwar lebendig. Millhouse lacht ihn aus.


John hat irgendwo jemanden aufgetrieben, der sich mit "taktischer Befragung" auskennt.

Aus Sicherheitsgründen will diese Person anonym bleiben.

Wer immer es ist, er beherrscht sein Geschäft. Alle Anwesenden werden Zeugen einer zwei Stunden langen, intensiven Befragung mit mehreren Minuten langen Waterboarding-Phasen und Elektroschocks.

Da aus Lucas trotz der gemeinsamen Bemühungen von John und seinem Folterknecht nichts herauszubekommen ist, ordnet Millhouse schließlich die Exekution an.


Layla kämpft mit den Tränen. Sie hat noch nie so etwas Schreckliches gesehen und leidet gleichermaßen mit Lucas, als auch mit John, dem man seine Verzweifelung ansehen kann.


John geht um das Waterboarding-Gestell herum, dass er der Kamera genau gegenüber steht.

Er lädt seine Waffe durch. Lucas sieht ihn an, eine Träne läuft über seine Wange und er sagt leise: "Tu's nicht, bitte! Tu's nicht."

John sieht ihn an: "Sorry." Der Schuss fällt, Lucas' Körper zuckt kurz zusammen und erschlafft dann.


John geht direkt auf die Kamera zu, sein Gesicht eine Mischung aus Scham und Wut.

"Ich hoffe, Sie sind zufrieden. Kommen Sie nie wieder auf die Idee, mir so eine Order zu erteilen."

Er schaltet die Kamera aus.

Layla würgt, verlässt den Raum und bricht im Flur in Tränen aus.

Die anderen im Raum schweigen, noch immer schockiert über das Erlebte. Nur Millhouse lächelt zufrieden und reibt sich die Hände. "So, das Problem wäre ein für alle mal aus der Welt. Ich habe einen kleinen Imbiss vorbereiten lassen. Wer hat Hunger?"


End Notes:
Alle, die schon ihre Küchenutensilien wetzen, um sie in meine Richtung zu schmeißen, mögen bitte noch das morgige Kapitel abwarten ...
Kapitel 6 by Edin

John


Nachdem ich die Kamera ausgeschaltet habe, setze ich mich erstmal neben Eoin, der das Waterboarding und die E-Schocks übernommen hatte.

"Oh, Mann, das war schwieriger und härter als ich dachte."

Er legt mir die Hand auf den Arm. "Wir haben's ja geschafft." Ich nicke erschöpft und hänge meinen Gedanken nach. Laylas entsetztes Gesicht, Millhouses Triumph. *seufz*

"Ähm, hallo? Könnte mich bitte mal endlich einer losbinden? Mir tut das Kreuz weh, ich habe Hunger und -vor allem- ich muss mal!"


Eoin steht auf. "Leichen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Früher haben sie wenigstens den Schnabel gehalten."

Er schnallt Lucas los und gibt ihm erstmal einen Pulli. Lucas verschwindet auf dem Örtchen.

"Wo hast Du gelernt Waterboarding so gut zu faken?"

Eoin schmunzelt, zuckt mit den Schultern. "Hätte Lucas nicht so gut mitgespielt, wir hätten es nie so glaubwürdig rübergebracht."

Lucas taucht wieder auf. "Für mich waren die E-Schocks am schwersten."

"Weil Du die Krämpfe vortäuschen musstest?"

"Nein, weil ich an der Stelle total kitzelig bin!"

Eoin nickt und lacht. "Ich hab's gemerkt. Du warst ein paar Mal kurz davor zu giggeln. Da bin ich dann lieber schnell wieder auf's "Waterboarding" umgeschwenkt."

"Das war weise. Unter dem Handtuch konnte ja keiner sehen, dass ich versucht habe, nicht los zu kichern."

"Es war eine wunderschöne Sterbeszene, Lucas. Dein Flehen, die einzelne Träne…"

"Und ich hab mich fast schuldig gefühlt, Dich erschießen zu müssen."

"Nur, Lucas, wie bekommen wir Dich jetzt aus Russland raus?"

"Momentan noch gar nicht. Ich habe den Russen zwar nichts erzählt, aber ich habe Intel aufgeschnappt und ich wüsste gerne, was ihr davon haltet."

Lucas: "Sagt euch Richard Preston was?"

Ich zucke mit den Schultern, Eoin kratzt sich am Kopf. "Schreibt der nicht so wissenschaftlichen Kram, oder verwechsel ich ihn jetzt mit seinem Bruder?"

"Nee, nee, da bist du schon auf der richtigen Fährte. Er hat vor etwa 10 Jahren ein Buch geschrieben mit dem Titel "Demon in the Freezer."

"Oh, jetzt klingelt was bei mir. Ging's da nicht um waffenfähig veränderte Viren?"

"Genau, John, um Orthopoxvirus variola. Also schwarze Blattern. Ohne Impfung beträgt die Sterblichkeitsrate je nach Virenstamm 30 - 90%. Man kann nur vorbeugend impfen, ein Heilmittel gibt es bislang nicht. Im zweiten Weltkrieg haben die Amis einen fast resistenten Stamm gezüchtet. Die Wirksamkeit wurde getestet, in dem die USAF russische Patrouillienschiffe damit besprüht haben.

Die Russen waren irgendwann ziemlich angefressen, dass ihre Soldaten en masse die Zeitung abbestellt haben und suchten nach einem Impfstoff.

Aber Regierung wäre nicht Regierung, wenn man nicht gleichzeitig einen Racheplan ausheckt.

Also hat die UdSSR selbst in verschiedenen Laboratorien experimentiert.

Ende der 50er hat man in einer sibirischen Stadt einen Feldversuch gemacht.

Zivile Löschflugzeuge haben die Stadt mit einer Lösung besprüht, die den genetisch veränderten Virenstamm in geringer Auflösung enthalten hat. Da die Krankheit als Tröpfcheninfektion beim Husten übertragen wird, fühlen sich die Viren in feucht-warmer Umgebung also richtig wohl.

Die Amis bekamen Wind von der Aktion, als ihr Spionagesatellit über Wochen das gleiche Bild der Stadt gezeigt hat. Also, Autos, die immer am selben Ort standen, Menschen, die sich nicht bewegen etc.

Die ganze Stadt war im wahrsten Sinne des Wortes ausgestorben. Fast 1.000 Menschen und Tiere, die nicht wussten, wie ihnen geschah, sind verendet.

Gott sei Dank kam es im kalten Krieg nicht dazu, dass diese Waffe eingesetzt wurde. Nach dem Fall der UdSSR wurden die meisten Laboratorien wegen Geldmangels aufgegeben. Aber es hat sich niemand die Mühe gemacht, diese und andere Viren zu zerstören.

Also konnte sich jeder, der in der Lage war, in ein leerstehendes Gebäude einzubrechen und einen Kühlschrank zu öffnen, bedienen.

Ich frage mich, wie viele dem wohl zum Opfer gefallen sind. Ähnlich wie bei den verstrahlten Sachen, die man aus Tschernobyl und Pripyat geklaut und dann vertickt hat.

Seit einiger Zeit scheinen aber keine Plünderer mehr im Spiel zu sein, sondern die Viren werden aus den alten Labors gezielt geklaut. Es scheint so, als würde die Spur nach UK führen. Und ich frage mich, wer dort wohl die Viren haben könnte und für welchen Zweck. Denn der FSB scheint ausnahmsweise mal nicht die Finger drin zu haben. Wir müssen unbedingt Harry informieren!“


Kapitel 7 by Edin

John


Ich gehe mit Eoin Klamotten für Lucas kaufen. Ich muss als Model mit, da Lucas und ich in etwa die gleiche Größe und Figur haben. Ich hasse shoppen! Anstatt sich auf das Allerallernotwendigste zu beschränken, hat Lucas Eoin einen kleinen Wunschzettel mitgegeben.

Eoin ist genauso eitel wie Lucas und mustert alles sehr genau. Ich bin nach einer Stunde genervt genug, dass ich ihn erwürgen könnte.


Was bin ich erleichtert, als wir als letztes nur noch eine Jeans brauchen. Na ja, „nur“.Ich muss mindestens 8 Paare anprobieren, während Eoin und der schon fast tuntige Verkäufer den Sitz beurteilen. Eoin schüttelt auch diesmal den Kopf. „Der Sitz wirkt sich unvorteilhaft auf den Po aus.“

Der Verkäufer gibt im recht und erklärt, wie der optimale Sitz aussähe. Dabei grabscht er mir am Hintern rum. Das ist der Moment, als mir der Geduldsfaden reißt. „DIESE ODER GAR KEINE! ES REICHT, EHRLICH!“ Der Verkäufer ist sichtlich pikiert und sagt was zu Eoin, was ich nicht verstehe, weil meine Russisch-Kenntnisse nicht gut genug sind.

Ich bin etwas versöhnt, denn die Kassiererin ist umwerfend hübsch. Als sie mir die Tüte gibt, beugt sie sich weit über den Tresen. Puh, ruhig bleiben John! Da kann man schon auf andere Gedanken kommen. Sie flüstert mir zu: „Ihr Beiden seid ein so süßes Paar!“

Okay, manche Tage sind schlechter als andere. Dieser hier hält den Jahresrekord.

Auf der Straße schüttet sich Eoin erst mal vor Lachen aus und ich muss trotz allem mitlachen.

„Was hat der Verkäufer zu Dir gesagt?“ „Er hat mir seine Telefonnummer gegeben.“

„Was? Du willst mir untreu werden, wo wir doch ein so süßes Paar sind?“

„Aber nicht doch! Ich hab ihm gesagt, dass ich auf Schläge stehe.“

Oh Mann, wie soll man hier professionell arbeiten?


Wir kommen zurück ins Safehouse und es ist ruhig, zu ruhig. Wir schauen uns an und ziehen unsere Waffen. Ich bedeute Eoin, dass er nach links gehen soll, ich gehe nach rechts. Keine Spur eines Eindringlings. Keine Spur von Lucas. Sollte er die Biege gemacht haben, wird er mich besser kennenlernen, als ihm lieb ist.

Ich höre unter einem Bett zu meiner Linken ein leises Geräusch. Ratten? Ich lege mich möglichst schnell und lautlos auf den Boden, so dass ich immer noch in der Lage bin, meine P228 einzusetzen.

Unter dem Bett liegt Lucas. Er hat sich zu einer Kugel zusammengerollt und zittert.

Nun ein Geräusch hinter mir. Ich springe auf, Waffe im Anschlag und ziele auf die Stirn der Person.

Eoin hebt die Hände: „Easy, easy, Mann! Auf meiner Seite ist alles klar!“

Ich deute zum Bett. „Lucas hat sich unter's Bett verkrümelt.“

Eoin geht dorthin und legt sich auf den Boden. Ich gehe in die Hocke.



Lucas


Ich habe Angst. Auf einmal bin ich wieder im Gefängnis. Das Licht ist viel zu grell und ich höre die Wärter näher kommen. Warum bin ich wieder hier? Was soll ich nur tun? Ich spüre eine Hand auf meinem Arm und zucke zusammen. Bestimmt schlägt er mich wieder und bringt mich zu einem Verhör oder …

„Hey, was ist denn passiert?“ Eoin, das ist doch Eoins Stimme? Ich mache die Augen auf und sehe sein Gesicht vor mir. Er sieht mich mitfühlend und besorgt an. Ich halte mich an ihm fest, wie ich es so oft im Gefängnis getan habe. Ich erzähle ihm alles und dabei wird mir klar, dass es nur ein Flashback war.

Er hilft mir, unter dem Bett vorzukriechen und wieder auf meine Beine zu kommen. Die sind wie Gummi und ich lasse mich erstmal auf's Bett fallen.

John sieht besorgt aus, fängt sich aber schnell. „Wir haben Dir jede Menge Klamotten angeschleppt. Los, probier sie mal an.“ Er geht raus, um die Tüten zu holen.

Eoin streichelt mir über den Arm. „Geht es wieder? Kann ich Dich allein lassen?“ Ich hätte am liebsten gesagt, er soll hier bleiben, aber ich nicke. John kommt mit den Einkäufen zurück und ich schaue in die erste Tüte. Ich seufze. Blau, dunkelblau. Warum meint jeder, ich müsse dunkelblaue Hemden tragen?


Kapitel 8 by Edin

John


Ich bin wirklich besorgt. Lucas scheint PTBS zu haben und das macht die Sache nicht leichter. Ich hab meine PTBS noch in lebhafter, schlechter Erinnerung. Wir werden ihn zu jederzeit im Auge behalten müssen. Wenn er im falschen Moment ausflippt, sind wir alle in Gefahr.

Eoin hat zum Abendessen etwas halbwegs Genießbares gezaubert.

Und lässt eine kleine Bombe platzen: „Nun, meine Mission hier ist erfüllt. Ich fliege morgen zurück nach London.“

„WAS??“

Lucas sieht entsetzt aus. „Na, hört mal. Ich kann hier nichts mehr tun. Aber jemand muss Layla warnen und Lucas' Harry. Außerdem bekommen wir Lucas nicht mit seinem charmanten Lächeln durch die Passkontrolle. Uuuuund ich möchte mit einem alten Studienfreund von mir sprechen. Er ist in der Forschung und wenn jemand ein Gegenmittel basteln kann, dann er.

Lucas, sprichst Du noch eine andere Sprache außer russisch und englisch?“

„Na ja, ich hab als Teenie mal zwei Jahre in Deutschland gelebt, aber da is nicht viel hängengeblieben. Musst Du wirklich weg? Ich meine, ich -äh- würde mich irgendwie sicherer fühlen, wenn Du dableibst.“

„Dauert ja nur ein paar Tage, dann bin ich zurück.“

„Ich finde Deinen Plan gut, aber sei vorsichtig. Wenn die Sache wirklich so hoch aufgehängt ist wie wir glauben, dann kann es echt brenzlig werden.“

Eoin lächelt: „Gut, dann macht's erst richtig Spaß.“

Ich glaube, die Antwort hätte ich auch gegeben.



Eoin


Ich bin mit meinem alten Freund Philipp in seinem Haus verabredet. Normalerweise heißt es immer, Frauen würden von einer Scheidung profitieren. Bei ihm war es andersrum.

Philipp arbeitet in der Forschung und wenn jemand eine Idee für ein Gegenmittel hat, dann er.

Ich berichte ihm von unserem Verdacht und er will wissen: „Glaubt ihr wirklich daran? Ich meine, so einen Supervirus in die Hand zu bekommen wäre einfach fantastisch!“

„Äh, nun ja, das war jetzt nicht grad genau die Antwort, die ich mir von Dir erhofft habe. Ich dachte eher daran, dass Du Dir ein Mittel dagegen ausdenken sollst.“

„Das ist nicht einfach. Beide Virusarten lassen sich nicht nach Infektion behandeln, sondern allenfalls vorbeugend und da ich den Virus nicht kenn und nicht analysieren kann, ist es fast nicht möglich was Wirksames zu basteln. Und dann müsste der Impfstoff ja noch getestet und freigegeben werden. Das dauert Jahre!“

„Okay, wir haben aber keine Jahre. Theoretisch könnte es bereits morgen passieren. Also, was schlägst Du vor?“

„Lass Dich nicht infizieren.“

„Fantastisch, Du hast die Rolle als Standup-Comedian! Hast Du vielleicht eine Alternativ-Idee?“

„Nö, ich versuch mir aber was auszudenken. Und denk dran, Eoin, solltest Du Zugriff auf den Virus bekommen ...“

„Ja, ja, ich weiß, ich kleb ihm eine Briefmarke auf den Rücken und schick ihn Dir zu.“

Manchmal können Wissenschaftler anstrengend sein.



Harry


Ich bin froh, dass ich die Besprechung mit dem JIC hinter mir habe. Jedes mal wenn ich Millhouse sehe, könnte ich ihm an den Hals gehen! Was für ein arroganter Schnösel. Ich werde ihm nie verzeihen, dass er einen seiner billigen Killer abgestellt hat um Lucas zu töten. Ich hoffe von Herzen, mich eines Tages bei ihm revanchieren zu können.


Die Taxifahrer werden auch immer abgedrehter. Der Typ hat Dreadlocks, einen Goatee und eine Silberkette mit „Peace“-Anhänger. Ich habe ihm schon fünfmal gesagt, er soll die verdammte Reggae Musik leiser machen. Aber er reagiert nicht. Wahrscheinlich ist er bereits taub. Jedenfalls fährt er wie ein Stuntman auf Meth und ich frage mich, ob ich die letzte Rate meiner Lebensversicherung gezahlt habe. Zugegeben, so schnell hat mich noch kein Taxi zum Thames House gebracht, aber ich konnte es auch noch nie so sehr erwarten, aus einem Taxi zu kommen.

Als ich gerade aussteigen will, wirft mir der Fahrer einen Umschlag zu und braust davon, ehe ich noch zahlen kann.


Auf dem Kuvert steht „Harry Pearce, persönlich“. Persönlich ist fünfmal unterstrichen. Ich trage den Umschlag extrem vorsichtig ins Büro und übergebe ihn Malcolm, damit er prüfen kann, ob es eine Briefbombe ist.

Eine halbe Stunde später steht fest, dass es keine ist. Ich öffne den Brief und gehe durch den Inhalt. Was ich da lese ist ungeheuerlich und wir als MI5 haben keinerlei Informationen über einen waffenfähigen Virus. Ob das der wahre Grund war, dass Lucas sterben musste?


Ich suche die fähigsten und vertrauenswürdigsten Mitarbeiter aus meinem Team um Nachforschungen anzustellen. Ich hoffe, dass es eine Ente ist.

Kapitel 9 by Edin

John


Unsere Besucher gehen nicht eben subtil vor. Sie brechen von 3 Seiten her ein und fangen an, das Haus zu durchkämmen. Wir bewegen uns im Dunkeln Richtung Hinterausgang. Wir haben ihn fast erreicht, als uns einer der Männer entdeckt. Er ruft was auf russisch und ich gehe davon aus, dass es nicht „Guten Abend“ ist. Ich nutze aus, dass er überraschter ist als wir und feuere in dem Moment zwei Schüsse auf ihn ab, als er die Waffe hebt. Er fällt um wie ein gefällter Baum und bevor alle anderen im Zimmer auftauchen, rennen wir Richtung Wald. Ich rufe Lucas zu, dass er nicht in einer geraden Linie rennen soll, sondern Zickzack und die Dunkelheit für sich nutzt.


Wir ziehen bei jedem Schuss, der auf uns abgegeben wird, den Kopf ein. Gleich sind wir am Waldrand. Ich suche mit den Augen schon nach einem Versteck oder zumindest Deckung. Sie feuern die nächste Salve ab und Lucas stürzt der Länge nach zu Boden. „Fuck!“

Es interessiert mich nicht, ob er noch lebt oder verletzt ist. Ich pack in mir so schnell ich kann über die Schulter und flüchte in den Wald. Ca. 2 cm neben meinem Kopf schlägt eine Kugel in einen Baum ein. Zu nahe. Viel zu nahe.


Ich sehe mich fieberhaft nach Unterholz oder etwas anderem um, was uns decken kann.

Ich höre sie näher kommen. Die ersten haben den Waldrand erreicht. Ich sehe einen umgestürzten Baum und etwas Buschwerk. Ich springe über den Baumstamm, berücksichtige aber nicht ausreichend, dass ich noch rund 80 Kilo Lucas auf dem Rücken habe und falle.


Mist, laut genug war es jetzt für alle. Ich schiebe Lucas unter den Strauch und lege mich hinter dem Baumstamm flach auf den Boden, bereit, uns zu verteidigen. Ich hoffe, dass sie einfach an uns vorbeilaufen. Ich höre sie näher kommen. Sie rufen sich etwas zu. Lucas bewegt sich vorsichtig, er lebt also noch. Gut. Er stöhnt leise. Ich robbe so leise ich kann zu ihm rüber, lege ihm meine Hand auf den Mund. Als er die russischen Stimmen hört, wird er panisch. Sein Körper spannt sich an, ich halte in fest, so gut das geht, unter einem Busch mit einer Hand. Wenn er jetzt ausflippt, welche Optionen habe ich?


a) Ich schlage ihn k.o. und hoffe, dass sie uns in der Dunkelheit nicht finden. Falls doch, fliehen und ihn zurücklassen.

b) Weg frei schießen. Gegen mind. 8 Leute in völliger Finsternis und unbekanntem Gelände. Der Scherz des Jahres!

c) Uns beiden den coup de grâce verpassen, damit wir nicht in Gefangenschaft landen.

d) Ihnen Lucas vor die Füße schubsen und mich vom Acker machen.


Ich beuge mich runter zu ihm und flüstere ihm ins Ohr: „Verhalt dich ganz still.“

Ich spüre ihn nicken, aber sein Zittern nimmt zu. 2 der Kerle stehen genau vor meinem Baumstamm.

Wenn sie jetzt drüber steigen, stehen sie auf mir.

Aus der Ferne ruft ein anderer etwas.

Ich greife meine Waffe fester. Kampflos werde ich sicher nicht aufgeben.

Einer der Männer, er hat bereits einen Fuß auf dem Baumstamm, antwortet.

Lucas hat sich mit seiner linken Hand in meinen Arm verkrallt.

Niemand bewegt sich, es dauert …

und dauert …

und dauert …

und schließlich drehen sich beide um und gehen zurück Richtung Waldrand.


Ich warte, um ganz sicher zu gehen, aber dann erlaube ich mir einen erleichterten Seufzer.

Jetzt erst bemerke ich, dass ich eine Hand immer noch auf Lucas' Mund habe und sie vollgesabbert ist. Ich ziehe die Hand weg und wische sie an seiner Hose ab.

Das war knapp, sehr knapp.


Kapitel 10 by Edin

Eoin


Die verdammte Laminiermaschine ist echt eine Geduldsprobe. Wüsste gerne, wer sich so einen Quatsch ausgedacht hat. Endlich liefert sie das gewünschte Ergebnis und ich lehne mich mit einem erleichterten Seufzer zurück.


Mein Handy meldet die Ankunft einer neuen SMS.

Sie ist von John, entwaffnend charmant wie immer. Ein paar Koordinaten und zwei Sätze. „We're in the shit. Move your ass.“

Na suuuper.


Ich informiere Philipp, dass er bitte weiterarbeiten soll. Er kann mich jederzeit über meinen Shop in Edinburgh erreichen.


Ich schaue mir mein Kunstwerk an, dass ich dem blöden Laminiergerät abgetrotzt habe.

Voilà, die Bundesrepublik Deutschland hat einen neuen Staatsbürger: Lucas Nordmann, geboren in Hamburg.


Ich packe seinen Pass ein, sowie zur Sicherheit ein neues Alias für John und mich.

Da ich mich gerade an meine Rolle als Mönch gewöhnt habe, gönne ich mir eine kleine Beförderung und reise diesmal als Pfarrer; inklusive Soutane mit Tipp-Ex-Kragen.



Lucas


Mit dem Militär zusammenzuarbeiten ist was anderes, als es selbst zu machen.

Nachts scheucht mich John in ein neues Versteck. Er hat Eoin eine SMS geschickt, danach die SIM-Karte aus dem Handy genommen und es ausgeschaltet. So können wir nicht mehr geortet werden, aber natürlich brauchen wir einen neuen Platz.

Die Tage sind für mich am schlimmsten. In einem Versteck bleiben, mich völlig ruhig verhalten oder schlafen. Ich habe Alpträume und John muss mich immer wieder wecken. Wenn ich Geräusche in meiner Nähe höre, würde ich am liebsten weglaufen. Ich will nicht wieder gefangen genommen werden. Ein drittes Mal stehe ich das nicht durch. Und will mir gar nicht vorstellen, was sie mit uns anstellen würden.

Vielleicht bin ich wirklich eine Gefahr für die Mission, vielleicht wäre es doch richtig gewesen, wenn John seinen Befehl ausgeführt hätte.



John


Ich muss auf uns beide aufpassen. Lucas kämpft zwar, aber er hat einen kräftigen Knacks abbekommen. Wird er geistig gefordert, geht es ihm besser und er ist in seinem Element.

Aber hier geht es ums still sein und Nerven bewahren. Er schläft unruhig, hat eindeutig Alpträume und ich muss ihn immer wieder wecken, denn er spricht laut im Schlaf.

Ich wünschte, Eoin wäre hier um mich zu unterstützen. Er hat in solchen Situationen eine Engelsgeduld.

Es raschelt im Gebüsch neben mir. Ich drehe vorsichtig den Kopf, denn Bewegung verrät die beste Tarnung, und finde mich Auge in Auge mit einer Kuh. Sie ist scheinbar die Vorhut einer ganzen Herde.

Wenn sich das Rumpsteak jetzt erschreckt, dann haben wir gleich die Hirten – ich sehe drei – am Hals. Ausgerechnet jetzt fängt er an unruhig zu werden. Ich bewege mich wie in Zeitlupe zu Lucas und halte ihm den Mund zu. Er fängt an, sich zu wehren und es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich der Länge nach auf ihn zu legen und ihn so zur Bewegungslosigkeit zu verdammen. Derweil arbeitet sich die Kuh immer weiter in unser Gebüsch vor. Ich angle meine Pistole. Lucas ist wach geworden, zweifellos erstaunt über meinen „Annäherungsversuch“.

Gott sei Dank begreift er die Gefahr schnell und bleibt ruhig liegen. Wir hören einen der Hirten rufen und er kommt immer näher. Ich trenne mich von Lucas, gebe ihm meine Waffe und hole die Drahtsäge aus meinem Notfall-Kit. Die Drahtsäge ist im wesentlichen eine Art Stahlseil mit einem Ring an jedem Ende. Die Ringe verleihen den Fingern den nötigen Halt, während man die Säge von links nach rechts über das Metall zieht, bis es durch ist. Lucas schaut mich wegen meines Waffenwechsels an, als hätte ich sie nicht mehr alle.


Schließlich hat der Hirte seine Kuh und uns erreicht. Er steigt ins Gebüsch um Muh rauszutreiben und erstarrt, als er uns sieht. Shit!

Seine Augen werden groß und größer und



Lucas


John macht einen katzenhaften Sprung auf ihn zu, schnappt ihn an den Kniekehlen und bringt ihn so zu Fall. Ich drehe mich auf die Seite, um die Pistole in Anschlag bringen zu können.

Die Kuh macht einen erschreckten Satz zurück auf den Weg.

John sitzt derweil mit seinen Unterschenkeln auf den Oberarmen des Hirten und hält ihm den Mund zu. Der Hirte hat nicht vor aufzugeben, er wehrt sich, versucht zu schreien und in Johns Hand zu beißen.

John lässt das komische Drahtseil fallen und versucht noch einmal ihn zum Schweigen zu bringen.

Vergeblich. Mit einer kurzen Handbewegung bricht John ihm das Genick. Es hört sich an, als würde jemand auf Salzstangen treten. Ich spüre leichte Übelkeit.

Wir haben nicht viel Zeit. John gibt mir ein Zeichen, dass wir uns so langsam und unauffällig wie möglich aus dem Staub machen. Wir schleichen von der Stelle weg und hoffen, dass der Leichnam erst entdeckt wird, wenn wir genügend Abstand gewonnen haben.

Wir müssen sehen, dass wir an Vorräte kommen. Ich hoffe, Eoin lässt nicht allzu lange auf sich warten.


Kapitel 11 by Edin

John


Wir können nicht uns nicht ewig draußen verstecken. Dazu ist Lucas viel zu geschwächt.

Wie gut, dass Eoin sein eigenes Safehouse organisiert hat. Das muss jetzt unser Ziel sein.

Hätte ich meinen Auftrag ausgeführt, wäre ich schon wieder sicher und trocken zu Hause.

Aber um welchen Preis? Hätte ich mich noch im Spiegel ansehen können?

Als Soldat schützt man sein Land – im Idealfall. Dabei sterben Menschen auf beiden Seiten und man tötet. Aber es ist für mich immer noch was anderes als jemanden zu töten, der keine Bedrohung darstellt, nur weil ich den Auftrag habe. Im ersten Moment mag da kein Unterschied sein.

Für mich ist es das aber schon. Ich denke an Lexi. Was würde sie von mir denken? Nicht, dass sie eine hohe Meinung von mir hätte, aber der Gedanke, dass ich für sie nichts anderes als ein rückgratloser Mörder wäre...


Ich treibe Lucas an. Wir müssen versuchen, das Safehouse diese Nacht zu erreichen.

Ich bekomme zwar immer graue Haare, wenn Eoin sagt „Ich hätt' da so'ne Idee.“ Aber in diesem Fall sag ich mal „Ich hätt' da so'ne ...



Lucas


… Idee.“

Ich bleibe stehen, ich bin erschöpft und durchgefroren. „Was?“

John sieht mich an, ein kleines verschmitztes Lächeln auf seinem Gesicht.

„Wir täuschen einen Unfall vor und besorgen uns so eine Fahrgelegenheit.“

„Bist Du verrückt?“

„Wahrscheinlich, andernfalls würdest Du schon Würmchen füttern.“


Wir gehen zur Landstraße und ich spiele das Unfallopfer. Ich bete, da ich die russische Fahrweise zur Genüge kenne, dass niemand seine Reifenabdrücke auf mir verewigt.


John schaut sich die Wagen an, damit wir nicht einen erwischen, der uns nach einem Kilometer unter dem Hintern zusammenbricht.

Schließlich ist es so weit. Ich lege mich mutig auf die Straße und John winkt energisch mitten auf der Fahrspur, solange bis ein Auto anhält. Der Fahrer steigt aus und brüllt John auf russisch an, was der Quatsch soll. John tut so, als würde er ihn schlecht verstehen. Kein Wunder, sein russisch ist so gut wie mein Stricken. Als er in Reichweite zum Fahrer ist, lässt er ihn mit einer kräftigen Rechten zu Boden gehen. Ich springe auf, helfe ihm, den Fahrer ins Gebüsch zu ziehen. Dann geht es im Auto zurück in Eoins Safehouse.



Harry


Ich frage mich, warum ich unbedingt dem abgedrehten Taxifahrer glauben soll.

Trotzdem hole ich vorsichtig Informationen ein. Nicht über das Büro, sondern über Kontakte.

Bislang kam nichts dabei heraus. Also bin ich doch nur einem Spinner aufgesessen.

Doch heute bekomme ich eine Meldung, dass in einem kleinen Kaff in den schottischen Highlands eine Krankheit ausgebrochen ist, die rasend schnell alle im Ort infiziert hat. Die Ärzte sind ratlos. Der Ort wurde unter Quarantäne gestellt. Er liegt glücklicherweise sehr abgeschieden.

Die Symptome würden passen.

Ich rufe drei meiner zuverlässigsten Leute zu mir ins Büro, erzähle ihnen was ich weiß und beauftrage sie, Intel zu beschaffen. Aber mit großer Vorsicht.



John


Wir verschanzen uns so gut und unauffällig wir können. Ich hoffe, dass Eoin für den Ernstfall geplant hat und Nahrung und Munition gebunkert hat.

Wir filzen die Hütte. Wasserversorgung funktioniert, Dosenmampf ist genügend da. Egal, das Militärfutter für Einsätze härtet jeden Geschmacksnerv ab. Natürlich hat der Hund ein kleines Arsenal an Waffen und Munition versteckt, sowie einen Fluchtweg durch den Keller.

Eoin, ich könnte Dich küssen. Vielleicht hatte die Kassiererin im Kleidungsgeschäft doch recht. Wir wären ein – na ja – gutes Paar.


Kapitel 12 by Edin

Eoin


Der Verkehr in Moskau ist wie immer. Eine gelungene Quadratur des Chaos. Wer hier Auto fährt ist entweder sehr mutig oder völlig gestört. Ich gehöre wohl in die letzte Kategorie. Bekomme eine SMS von Philipp. In Schottland sind Krankheits- und Todesfälle aufgetreten, die unsere schlimmsten Befürchtungen anscheinend wahr werden lassen. Fuck!

Ich frage mich, wo John jetzt wohl ist. Seit seiner SMS ist es gut 36 Stunden her. Er ist 100%ig nicht mehr an dem Platz, dessen Koordinaten er mir übermittelt hat. Wäre ich ein Ex-Soldat und in seiner Situation, was würde ich tun? Ist er nur halb der Fuchs, für den ich ihn halte, wird er versuchen sich zu meinem alten Safehouse durchzuschlagen. Also suche ich ihn da – sobald ich sicher bin, dass mir niemand folgt. Aber wen interessiert schon ein irischer Geistlicher. Würde ich doch nur den blöden kneifenden Kragen endlich los. Wahrscheinlich ist das das Geheimnis der Religion: Bitte lieber Gott, schenke mir eine Amtstracht, die a) bequem ist und b) nicht aussieht, als hätte ich meiner Großmutter den Morgenrock geklaut.

Ich parke mein Auto in einem kleinen Waldweg und beobachte, getarnt als Spaziergänger, von einer Anhöhe aus die Straße.

Nach zwei Stunden bin ich mir ganz sicher, dass mir niemand am Hintern klebt. Ich genieße einen wunderschönen farbenprächtigen Sonnenuntergang und laufe das letzte Stück. Jetzt kommt der spannendste Teil: Ins Haus kommen, ohne von John erschossen zu werden.


Ich verhalte mich vorsichtshalber so unauffällig wie eine Rotte Wildschweine. Kein ernstzunehmender Angreifer wird laut pfeifend durch's Gebüsch rumpeln. Noch nicht mal in Hollywood.



John


Die Sonne geht unter und wir haben unsere Verteidigung aufgebaut. Ich schiebe Wache und Lucas hat Küchendienst. Er rührt mit einer derart angewiderten Miene im Topf herum, dass ich mir ein Lachen verkneifen muss. Sein russisch ist nun mal um Meilen besser als meines und nach seiner Auskunft soll das, was in der Dose war wohl so eine Art Soljanka sein. Nun ja, es riecht wie Army Rationen und es sieht auch so aus.


Ich höre ein Geräusch in der Hecke, bringe meine Waffe in Anschlag und …

… bekomme einen Lach-Flash. Eoin müht sich im Talar durch die Dornen. Mit gerafftem Rock, zerkratzten Händen und leise fluchend versucht er den Talar der Botanik zu entreißen. Dabei verheddert er sich noch mehr, stolpert über eine Wurzel, fällt der Länge nach hin und der Stoff ergibt sich mit einem Rrrrrraaatsssssccccchhhhh. Lucas schaut mir über die Schulter und nach einem Moment der Fassungslosigkeit fängt auch er an zu lachen.

Eoin meint, wir sollen aufhören uns wie Mädchen anzustellen und ihm helfen. Was wir sicher gerne täten, wenn wir nur könnten. Endlich schafft er sich aus der Hecke und sieht aus, als sei er der heiligen Inquisition entkommen. Er betritt das Haus, völlig zerkratzt und als menschliches Nadelkissen und versucht beleidigt auszusehen. Aber auch er muss grinsen. Noch bevor wir irgendwas sagen können, kräuselt er die Nase: „Hier riecht's verbrannt, Leute.“

Lucas: „Oh mein Gott, die Suppe!“

Er verschwindet in der Küche.



Lucas


Ich schnapp mir den Löffel und rühre im Topf rum. Die mysteriösen Inhaltsstoffe der rostbraunen Suppe sind am Topfboden angebrannt. So wie das Zeug riecht und aussieht, wird es dem Geschmackserlebnis kaum schaden,

Ich bin froh, dass Eoin wieder da ist.

Ich weiß, dass er John ein Gefühl der Sicherheit gibt, weil der in ihm einen Kameraden sieht, auf den er sich verlassen kann.

Mir gibt er ein Gefühl der Sicherheit, weil ich mich ihm anvertrauen kann, er mir zuhört und mich versteht.

Sicher, auch John gibt sein Bestes, aber er war im Gefängnis nicht dabei, er hat die Vergewaltigung nicht mitbekommen.

Eoin guckt in den Topf und dann mich an: „Lucas, bist Du sicher, dass uns da nichts mehr anspringen kann?“

Ich schau ihn böse an: „Jetzt versuche ich mal meine feminine Seite als Hausmutter rauszukehren und ihr habt immer noch was zu meckern.“

Ich stemme die Hände in die Hüfte und „schmolle“.

„Du kannst so viel von Deiner femininen Seite rauskehren wie Du magst, Süßer, aber ums Kochen solltest Du einen großen Bogen machen.“

„Du hast den Mist doch eingekauft.“

„Du hättest ihn ja nicht öffnen müssen.“

„Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!“ Ich drohe mit dem Kochlöffel.

Er hebt abwehrend die Hände. „Okay, okay, Du hast die besseren Argumente. Äh, ich löse John mal vom Wache schieben ab, dann könnt ihr essen.“


Ich verteile die Suppe auf drei Teller. John und ich setzen uns an den wackeligen Holztisch.

Eoin stellt die Waffe für sich ein. Ich nehme meinen Löffel und fahre damit vorsichtig durch rostbraune Flüssigkeit. Irgendwie befürchte ich, dass der Löffel sich auflöst wie in Säure.

John hat seinen Teller schon zur Hälfte geleert.

„Wie schmeckt's denn?“

Er zuckt mit den Schultern: „Keine Ahnung. Hab bislang jeden Kontakt mit Geschmacksnerven vermieden.“

Ich probiere einen halben Löffel voll. Eoin fragt über die Schulter: „Und?“

Ich schlucke, schlucke nochmal und …



John


„Kotz mir bloß nicht auf den Teller.“

Lucas sieht mich an. „Gefängnisessen. Mit einem Abgang von Holzkohle und Nuancen von Erbrochenem. Entschuldigt mich!“

Er springt auf und verschwindet um die Ecke.

Eoin schiebt noch immer Wache, aber ich höre das Lächeln aus seiner Stimme heraus: „Ich glaube, er mochte es nicht.“

„Ist nur kein gutes Armeefutter gewöhnt.“

„Cissy.“

Lucas: „Das hab ich gehört!“


Als wir das „Dinner“ hinter uns gebracht haben, bringt uns Eoin auf den neuesten Stand.

Er hat sowohl bei Harry als auch bei Layla versucht, unsere Befürchtungen subtil anzubringen.

Ein befreundeter Wissenschaftler sucht ein Gegenmittel. Und scheinbar ist die „Krankheit“ bereits ausgebrochen.

„Ich weiß aber noch nichts Definitives, nur dass es den Symptomen nach passen könnte.“

Eoin zuckt mit den Schultern, sieht aber so beunruhigt aus, wie ich mich fühle. Das Szenario ist an sich schon schlimm, aber ich muss sofort daran denken, dass Lexi in Schottland studiert.

„Wir müssen sofort zurück!“


„Ich habe den Nachtflug gebucht. Dich unter Deinem Alias als Waffenhändler. Ich als Pfarrer.“

„Und was mache ich?“ Lucas ist wieder in den Raum gekommen und hat eine schicke kalk-grünliche Gesichtsfarbe.

Eoin wühlt aus seinem Talar einen Reisepass und gibt ihm Lucas. Der blättert ihn durch.

„Deutsch? Warum nicht irisch oder kanadisch? Hast Du 'ne Ahnung, wie gut mein deutsch ist?“

„Du sollst die Leute am Flughafen auch nicht zutexten. Halt einfach den Schnabel. Tu so, als wärst Du stumm. Was weiß ich.“


Kapitel 13 by Edin

John

 

Wir sind am Flughafen alle extrem nervös. Lucas ganz besonders. Überall sind Kameras und das Letzte, was wir brauchen ist, dass er erkannt wird.

Wir nehmen ihn in die Mitte, als wir durch die Sicherheitsschleuse gehen. Die Security mustert uns misstrauisch. Ich werde nach langem Filzen durchgewunken. Auch Lucas wird kontrolliert.

Plötzlich kommen aus einer Ecke zwei Polizisten gerannt und schreien so was wie „Haltet ihn fest!“.

Lucas wird schneeweiß. Eoin packt ihn einfach an der Schulter und schiebt ihn durch die Schleuse.

Ich hoffe, dass die Spinner zwischen all den Passagieren keine Schießerei anfangen.

Wir rennen los und suchen ein Versteck, welches wir in einer Besenkammer finden.

„Gott, die haben mich erkannt.“ Lucas' Stimme zittert.

Ich ordne an: „Kleidungstausch.“

Was in der Eile und Dunkelheit der Kammer an Kreationen entsteht, wird es kaum auf den Laufsteg schaffen.

Zu allem Überfluss bindet Eoin Lucas auch noch einen schockroten Schal um.

„Muss das sein?“

„Yep. Wetten, jeder an dem Du vorbei gehst, wird sich an den Schal erinnern, aber nicht an Dein Gesicht. Bessere Tarnung geht grade nicht.“

Wir gehen einzeln zum Gate. Jeder behält seine Umgebung im Auge und wir haben nur so viel Abstand zueinander, wie wir benötigen, um möglichst viel Raum abdecken zu können.


Ich hasse Warterei. Diesmal hasse ich sie nicht nur. Wir entscheiden uns, Lucas bis zum Aufruf auf der Herrentoilette zu verstauen. Eoin hält innen Wache und tut so, als würde er sich die Hände waschen.

Ich sehe ein paar Gates weiter einen Putzwagen stehen. Putzen ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung, aber wenn es unbedingt sein muss... Hoffentlich gibt’s wenigstens Trinkgeld.

Ich finde am Putzwagen etwas, dass mir die Arbeit erspart. Ein gelbes Plastikschild, das besagt, dass der Lokus grade gereinigt wird und man bitte auf einen anderen ausweichen soll.

So beziehe ich vor der Tür Stellung und gucke jeden, der rein will, so böse wie möglich an.


Endlich wird unser Flug aufgerufen! Wir warten bis zum Schluss und kommen in dem Moment an der Tür an, als der Stewart sie schließen will. Er sieht uns erschreckt an und Eoin, der die Vorhut übernommen hat, erklärt ihm in samtweicher Stimme etwas von letzter Ölung.

Lucas und ich drängeln uns an den beiden vorbei und verstauen uns auf unseren Plätzen.

Ich liebe Flüge in der Economy Class. Die Abstände zum Sitz vor einem wurden für Knieamputierte berechnet. Die Sitzbreite für bulimische Modells.


Eoin setzt ist schließlich auch und über den Lautsprecher heißt es „Boarding completed“.

Ich lehne mich in meinem Sitz zurück und schließe für einen Moment die Augen. Die Triebwerke heulen auf und das Flugzeug rollt langsam rückwärts.


Dann stoppt es wieder. Die Türen werden aufgerissen und ich höre russische Stimmen.

Es sieht aus, wie eine kleine Version von CQB [Geiselbefreiungsübung].

Polizisten mit gezogenen Waffen.

Sie stürmen durch den Gang. Einige Passagiere schreien. 2 Reihen schräg vor mir legt Eoin die Hand auf seine P228. Ich tue es ihm gleich. Die Crew versucht, uns Passagiere zu beruhigen und teilt uns mit, dass die Behörden nur die Reisepässe noch einmal kontrollieren wollen. Uh-hu, klar.

Also kramen wir sie raus. Die ältere Dame neben mir kreischt so laut, dass ich denke, mein Trommelfell platzt. Als ich in der Enge in der Hosentasche nach meinem Ausweis suche, schlage ich sie versehentlich mit meinem Ellenbogen k.o.


Lucas sieht aus, als wolle er mit seinem Sitz verschmelzen. Eoin und ich wechseln einen Blick. Eine stumme Vereinbarung. Wir sind dem Polizei-Rudel zahlenmäßig weit unterlegen. Die Enge gibt uns jedoch einen Vorteil. Sie können nicht alle zusammen agieren. Wenn sie versuchen Lucas rauszuzerren, werden wir versuchen genug Chaos anzurichten, dass wir im günstigsten Fall alle wegkommen. Im schlechtesten Fall keiner von uns. Ganz sicher werden sie keinen gefangen nehmen.


Die Beamten verlangen, dass alle die Köpfe runternehmen, Hände inklusive Reisepass über die Sitzlehne des Vordermanns halten. Meine Waffe liegt griffbereit mit dem Lauf unter meinem Oberschenkel. Ich halte den Kopf so, dass ich so viel wie möglich aus den Augenwinkeln beobachten

kann. Die Anspannung wächst, ich komme mir vor wie ein Raubtier, das kurz davor ist, Beute zu schlagen.


Sie arbeiten sich Reihe für Reihe vor. Nach ein paar Reihen bemerke ich ein Muster. Sie kontrollieren ausschließlich Passagiere mit britischem Pass. Ich versuche mich zu erinnern, ob Lucas' neue Identität auch britisch ist.

Ich starre Eoin ein Loch in den Rücken. Er dreht den Kopf in Zeitlupe und zwinkert mir zu.

Wenn Lucas die Nerven behält, haben wir eine Chance.

Die Kontrolle dauert eine gefühlte Ewigkeit. Mir wird mein Pass aus der Hand gerissen und ich werde aufgefordert, den Kopf zu heben. Der junge Kerl, der den Kontrolleur sichert, hält seine Waffe so nachlässig, dass ich mit Mühe der Versuchung widerstehe, sie ihm wegzunehmen.

Wenn das einer meiner Jungs gemacht hätte, ich hätte ihn auf Briefmarken-Größe zusammengefaltet.

Stümper!


Endlich verlassen sie das Flugzeug. Die Crew entschuldigt sich noch einmal für die Unannehmlichkeiten und 10 Minuten später sind wir unterwegs nach LHR. Jetzt erlaube ich mir einen erleichterten Seufzer.



Harry


Die Todesfälle in Schottland gehen auf eine mutierte Form der Blattern zurück. Unsere Labors bestätigen und beteuern alle, dass es eine ihnen unbekannte Form ist und nicht aus einem unserer Labors stammt.

Die Intel, die mir der schrullige Taxifahrer zugespielt hat, scheint sich zu bewahrheiten.

Heute meldete ein Londoner Krankenhaus einen Notfall mit ähnlichem Krankheitsbild.

Ich bete, dass der Virus nicht London erreicht hat. Die Folgen wären katastrophal.


Kapitel 14 by Edin

John


Endlich zurück. Lucas und Eoin sitzen in einem Anschlussflug nach Schottland. London ist so gut CCTV-überwacht, dass es besser ist Lucas aus dem Fokus zu halten.

Ich fahre zum MI6 zum Debriefing. Am liebsten hätte ich Layla umarmt und geküsst, ich freue mich, sie zu sehen, aber sie sieht erschöpft und mager aus. Niemanden geht es etwas an, was wir für einander empfinden und daher tun wir beide so, als wären wir nur Kollegen.


Ich sitze in ihrem Büro und bleibe bei der „offiziellen“ Version bezüglich Lucas, denn wir wissen nicht, wer sonst noch mithört.

Sie informiert mich über die jüngsten Krankheitsfälle. Es werden immer mehr und Whitehall berät mit dem JIC darüber den Notstand auszurufen, so dass die Anti-Terror-Gesetze greifen würden.


Das würde bedeuten, dass fast alle Bürgerrechte aufgehoben werden.

Die Behörden planen, das Internet abzuhängen, damit keine Panik verbreitet wird und Versammlungen zu verbieten wegen der Ansteckungsgefahr.

„Sollten noch mehr krank werden, soll es auch eine Ausgangssperre geben, die vom Militär durchgesetzt wird.“ Sie sieht mich so traurig an, dass ich sie am liebsten in den Arm genommen hätte.


Ich entschuldige mich für einen Moment und suche mir eine hoffentlich abhörfreie Ecke außerhalb des Gebäudes. Zeit die Jungs zu informieren.



Eoin


Ich schaue Lucas an und wir scheinen beide das Gleiche zu denken.

„Mein Gott, das ist schlimmer als befürchtet. Die planen tatsächlich einen Staatsstreich.“

„Lucas, irgendeine Vermutung wer dahinter steckt?“

Er zuckt mit den Schultern. „Millhouse wird wohl zumindest eingespannt sein und einige Politiker, korrupte Geschäftsleute ...“

„Also sollten wir am besten mal bei Brigadier Millhouse nachfragen.“


Ich rufe bei Philipp an und frage ihn, ob er bezüglich des Impfstoffes Fortschritte gemacht hat.

„Also die gute Nachricht ist, dass ich den Virus in die Hand bekommen habe und wir dabei sind seine Erbinformationen zu entschlüsseln. Er ist wirklich faszinierend, Eoin, ehrlich! Die Russen haben großartige Arbeit geleistet.“

„Ja, Philipp, ganz toll. Ich bin auch totaaaal aus dem Häuschen. Für die Angehörigen der Toten wird es bestimmt ein großer Trost sein, dass ihre Lieben von einem faszinierenden russischen Virus und nicht von irgendwelchen Feld-, Wald- und Wiesen-Viren getötet wurden. Also? Impfstoff?“

„Nun, Eoin, das tut mir echt leid, aber zur Zeit haben wir nichts, was den Virus abtötet. Außer Feuer.“


Na, eine gute Nachricht jagt die andere. Wir sind echt vom Glück verfolgt. Ich hoffe nur, dass es uns noch rechtzeitig einholt.

„Lucas, irgendeine Idee, wie wir den Verbleib der Viren herausfinden?“

„Vielleicht weiß Harry was.“

„Und wie willst Du ihn fragen? Die hören alles ab. Hast Du 'ne Brieftaube im Ärmel?“

„Wir müssen nach London. Los, hilf mir, ich brauch eine Verkleidung, mit der man mich nicht sofort erkennt.“

„Wie wär's als Schneepflug, da erkennt Dich bestimmt keiner.“


Lucas knufft mir in die Rippen. Ich kümmere mich um die Reiseplanung und er überdenkt seine Garderobe.



Lucas


Eoin und ich waren die ganze Nacht in wechselnden Autos unterwegs. Keine Ahnung wie er das organisiert hat. Für London verwandle ich mich in einen gebrechlichen Rentner und Eoin in meinen Altenpfleger. Er fährt mich im Rollstuhl durch die Gegend. So bequem hatte ich es selten bei einem Einsatz. Allerdings droht mir Eoin, mich in den Verkehr zu schubsen, wenn ich frech werde. Tja, die Jugend von heute …

Wir nähern uns wie Spaziergänger Harrys Wohnung und ich hoffe, dass er sein Sicherheitssystem in den letzten zwei Jahren nicht verändert hat.

Als niemand in der Nähe ist, erfahre ich eine wunderbare Verjüngung und kann wieder laufen.

Ich sage Eoin, er soll mir folgen, denn es gibt einen Weg an den Sicherheitskameras vorbei. Man muss ihn nur kennen. Wenn sich etwas geändert haben sollte, werden wir es bald wissen, denn dann ist die Polizei in ein paar Minuten da.


Wir kommen an der Hintertür an und nehmen das Schloss unter die Lupe.

„Das ist nicht einfach zu knacken“, sagt Eoin und kratzt sich am Hinterkopf.

„Ich hatte früher einen Zweitschlüssel.“

„Das hilft uns jetzt enorm weiter, Lucas. Hat er 'ne Putzfrau oder so was?“

„Hatte er mal.“

Eoin gibt das Schloss auf und fängt an, Fußmatte, Simse, Blumentöpfe und -beete zu untersuchen.

Ich glaub's nicht.

„Was soll das? Du glaubst doch nicht, dass jemand wie er den Zweitschlüssel vor dem Haus versteckt.“

„Er nicht, aber vielleicht seine Putze.“

„Eoin!“

„Was?“

„Das ist Zeitverschwendung.“

„Vielleicht nicht.“ Er hält mir mit seiner schmutzigen Hand einen Schlüssel vor die Nase.

Ich nehme ihn und versuche, ob er ins Schloss passt. Tatsächlich! Ich verdreh die Augen, das kann doch nicht wahr sein!

Von Eoin höre ich ein kleines triumphierendes Lachen. Ich könnte ihn würgen.

Ich werde mit Harry dringend über seine Putzfrau reden müssen.

Seine Alarmanlage im Haus auszuschalten ist kein Problem, ich war dabei, als sie eingebaut wurde.

Also warten wir beide bis er von der Arbeit nach Hause kommt. Hoffentlich hat er Informationen!

Leider hatte ich eine Sache nicht bedacht. Harrys Jack-Russel-Terrier. Das kleine Monster stürzt sich kläffend und knurrend auf uns. Wenn er so weiter macht, dann wissen gleich sämtliche Nachbarn, dass hier etwas nicht stimmt. Wieso kann das Vieh nicht wie üblich bei Harrys Schwester sein?

Eoin geht in die Hocke und redet leise auf ihn ein. Ich schleiche mich am Flohtaxi vorbei und sehe mich vorsichtig in der Wohnung um. Ich entdecke einen Platz, von dem aus ich Straße und Eingangstür gut im Blick habe, ohne selbst aufzufallen. Und …

Nanu? Irgendwas ist anders. Das Gekläffe hat aufgehört. Ich gehe zurück zum Hintereingang und sehe, wie Eoin mit einem begeisterten Zwergmonster Bällchen holen spielt. Ich unterdrücke ein Stöhnen zu Gunsten eines Kopfschüttelns und gehe wieder auf meinen Beobachtungsposten.


Es ist ca. 21:30 Uhr. Eoin hat sich neben der Eingangstür in den Schatten gedrückt.

Die Schritte kommen näher und hören vor der Haustür auf. Ein Schlüssel klirrt und fällt dann zu Boden. Harry schimpft wie Müllmann und wir müssen das Lachen unterdrücken.

Die Tür geht auf. Ich drücke mich außer Sichtweite an die Wand. Kaum hat Harry die Tür geschlossen und das Licht angemacht, fasst Eoin zu. Mit einer Hand hält er Harry den Mund zu, mit der anderen kontrolliert er ihn.

„Hmmmph.“

Ich komme aus meinem Versteck und lege den Zeigefinger an die Lippen. Harrys Augen weiten sich. Ich nicke Eoin zu und er lässt ihn los.


„Lucas, oh mein Gott.“ Er kommt auf mich zu und fasst mich an den Armen an, als wolle er sich überzeugen, dass ich kein 3D-Hologramm bin.

„Ich dachte, Du bist tot, ich meine, ich ...“

Ich lache. „Noch nicht.“ Wir umarmen uns und ich stelle ihm meinen „Folterknecht“ vor.

Wir setzen uns in sein Arbeitszimmer, denn es ist nicht ohne weiteres einsehbar, und ich berichte ihm erst mal, was in Russland wirklich passiert ist.

„Harry, wenn Du irgendwie kannst … Wir brauchen Deine Hilfe.“


Es stellt sich heraus, dass er nicht untätig war. Seine Leute haben in den letzten Tagen ein mögliches Versteck ermittelt und er bittet uns, dass wir sie über alles briefen, was wir wissen.

Ansonsten kann er uns nur mitteilen, dass vermutlich der Innenminister und einige Geschäftsleute die Fäden ziehen.


Wir verabreden einen Treffpunkt, schließlich können Eoin und ich nicht einfach beim MI5 rein marschieren.

Ich plaudere mit ihm noch ein bisschen über seine Putzfrau und ihm fällt beinahe die Kinnlade herunter. Da gibt man mehrere Zehntausend Pfund für Sicherheit aus und sie versteckt den Schlüssel in den Petunien!!!

Eoin hat zwischenzeitlich Harrys Jack Russel willenlos gestreichelt. Wir vereinbaren, über Nacht hier zubleiben und ich genieße den ersten Whisky seit Jahren!



Kapitel 15 by Edin

Lucas



Das Treffen mit Harry und seinen drei Agenten findet am Themseufer im Eastend statt. Eoin hat „zur Tarnung“ den kleinen Terrier dabei, der an der Leine aufgeregt hoch und runter springt, als sei er ein Gummiball. Spaziergänger sind hier nicht ungewöhnlich. Obwohl ich mich frage, wie man hier freiwillig spazieren gehen kann.

Das Ufer ist steinig, übersät mit allem Abfall, den man sich nur vorstellen kann, der Fluss müffelt. Aber hier spielen tatsächlich Kinder und Leute schicken ihre Hunde Gassi. Mir wäre das allein schon wegen der Flaschenscherben zu gewagt.

Wir tauschen Informationen aus und beschließen, dass Eoin und ich mit Johns und Laylas freiwilliger oder unfreiwilliger Hilfe versuchen, an Millhouse heranzukommen. Ich freue mich jetzt schon darauf, Mr. Millhouse einmal persönlich zu treffen.


Die MI5 Jungs übernehmen das Aufspüren und Vernichten der Viren. Eoin, der grade einen Schritt über einen schnarchenden Obdachlosen macht, weist sie an, besonders vorsichtig zu sein.


Schließlich trennen sich unsere Wege. Eoin und ich kaufen uns einen Kaffee und ein Stückchen und setzen uns auf eine Bank. Er klopft mit einer Hand auf seinen Oberschenkel und der Terrier hopst auf seinen Schoß.

„Vermisst Du Deinen alten Job?“

Ich beobachte, wie das Vieh Pfotenspuren auf seiner Jeans hinterlässt.

„Ja. Weißt Du, es ist mein Leben, irgendwie. Es gab mir Halt, als ich nach 8 Jahren freigelassen wurde. Ich hatte immer das Gefühl, etwas Wichtiges zu tun. Auch wenn Privatleben kaum stattfindet.

Ich weiß gar nicht, wie ich es erklären soll. Du musst mich für ziemlich oberflächlich halten, dass ich mich für ein Leben entschieden habe, bei dem alles nur eine Ansammlung von Lügen und Halbwahrheiten ist. Ich meine, ich habe sogar meine Frau ständig belügen und betrügen müssen. Trotzdem habe ich sie geliebt.“ Ich zucke mit den Schultern. Er muss mich wirklich für den feigsten und verlogensten Menschen halten, den er je getroffen hat.

„Liebst Du Elisavieta noch?“ Er teilt seinen Doughnut mit dem Hund.

„Ich weiß nicht. Ich denke, ich habe akzeptiert, dass sie eine neue Familie hat und ich in ihrem Leben keine Rolle mehr spiele. Es ist sicherlich das Beste für sie ...“

Ich beiße in mein Muffin und oh! Moment mal!

„Woher kennst Du den Namen meiner Ex-Frau???“

Eoin lächelt mich an. „Aber Lucas, Du solltest doch am allerbesten wissen, dass Dinge selten das sind, was sie zu sein scheinen.“

„Wer bist Du eigentlich wirklich? Ich meine, Du hast versucht, John zu töten und trotzdem traut er Dir. Ich kenne Dich nicht, aber ich traue Dir. Also, wer bist Du?“

„Ich wollte John töten, weil ich annahm, er sei der Soldat gewesen, der meine Familie getötet hat.

Aber er hat es nicht getan.“

„Wenn Du heute herausfinden würdest, wer es getan hat und die Person wäre noch am Leben, würdest Du sie töten wollen?“

Er streichelt dem Hund den Kopf, sieht mich ganz ruhig an und ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen. „Natürlich.“

„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“

„Welche?“

Seufz. „Wer Du bist!“

„Lucas, weißt Du, was ein Dark Angel ist?“

„Nie gehört. Klär mich auf.“

„In der Parapsychologie nennt man so Bildnisse von Engeln, die ihren Besitzern Unglück oder Tod bringen. Aber geschichtlich gesehen, auch Engel, deren Erscheinen ein Omen für Unglück oder Tod ist.“

„Jetzt erzähl mir bitte nicht, dass Du Caspar und Hui-Buh jagst und mit einer Planchette Botschaften aus dem Jenseits erwartest.“

„Lucas, ich bin kein Parapsychologe und auch kein Geisterjäger. Aber dort drüben scheinen sich zwei Herren auffällig unauffällig für Dich zu interessieren. Ich schlage vor, wir gehen, bevor ich wirklich ein Ouija-Board brauche, um mit Dir Kontakt aufzunehmen.“

Ich schaue kurz über die Schulter und verstehe, was er meint. Wir stehen auf und steuern die nächste U-Bahn-Station an. Das Gewühl an Menschen und Tunneln ist hilfreich, um Verfolger abzuschütteln.

Ohne dass wir uns absprechen müssten, beobachtet jeder von uns einen bestimmten Sektor.

Ich verlasse mich schon wieder blind auf ihn.

„Ist Eoin eigentlich Dein richtiger Name?“

„Gelegentlich.“

„Aber...“

„Lucas, das ist wohl kaum der geeignete Moment, um Dir meine Lebensgeschichte zu erzählen.“

Auch wenn unsere Verfolger nicht mehr zu sehen sind, heißt es nicht, dass wir sie schon los sind.

„Ich will nur wissen, wer oder was Du bist!“

Wir stehen uns gegenüber, als hätten wir momentan keine anderen Probleme. Ich unnachgiebig und er mit der Geduld eines Lehrers, der versucht, einem begrenzten Schüler zum x-ten Mal eine Aufgabe zu erklären.

Er lächelt und sieht in dem Moment gleichzeitig traurig aber auch umwerfend gut aus. Er hat eine fesselnde Ausstrahlung.

„Ich bin ein Dark Angel.“

Er gibt mir einen kräftigen Schubs und ich stolpere zurück, falle über eine Absperrkette und ein paar Stufen herunter und komme auf einem schmalen Weg, der von Bahnarbeitern genutzt wird, zum Liegen. Nur knappe 10 cm von der stromführenden Schiene entfernt. Unter meiner Wange rennt empört quiekend eine Ratte davon und zieht mir ihren Schwanz durchs Gesicht. Noch während ich falle höre ich einen Schuss und Passanten schreien. Die beiden Kerle, die mich verfolgen, laufen im Gang über mir vorbei. Einer von ihnen steckt gerade wieder seine Pistole in den Hosenbund. Ich rapple mich hoch, klopfe mir Dreck und Zigarettenstummel von den Klamotten.

Ich wäre ihnen gerne gefolgt, aber es wird höchste Zeit, dass ich mich John in Verbindung setze.

Ich habe so ein Gefühl, als würde die Zeit knapp.


Kapitel 16 by Edin

John


Ich stehe unter der Dusche und frage mich, wie ich am besten an Millhouse herankomme. Es ist wohl das Beste, Lucas mit ins Boot zu holen. Er sollte sich mit Informationsbeschaffung wohl auskennen.

„Rutsch mal ein Stück.“

Layla drängelt sich zu mir unter die Dusche. Ich nehme sie in den Arm und sie kuschelt sich an meine Brust.

„Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Millhouse bei so was mitmacht, John. Ich meine, er ist ein Unsympath, aber so was?“

Ich seufze. „Ich weiß auch nicht. Aber irgendwo müssen wir ansetzen.“ Ich fange an, sie mit dem Duschgel einzureiben.

Sie lehnt sich gegen die Wand und sieht mich an. „Wir werden es im Moment auch nicht klären, oder?“ Ihre Hand wandert von meiner Brust aus nach unten. Als sie merkt, dass ich auf sie reagiere hört sie auf und weicht einen halben Schritt zurück.

Sie stellt sich auf die Zehenspitzen, schlingt ihre Arme um meinen Hals und zieht mich zu sich.

„Oh, mach schon.“

Ich hebe sie hoch, sie schlingt ihre Beine um mich. Ich dringe in sie ein und liebkose mit einer Hand ihre Brust. Ich spüre ihre Lippen und ihren Atem erst an meiner Schulter und dann knabbert sie meinen Hals entlang zum Ohr hinauf. Unser Rhythmus wird schneller. Draußen bimmelt mein Handy.

Egal. Im Moment ist alles egal. Es gibt nur noch sie und mich.


15 Minuten später haben wir beide fertig geduscht. Ich sehe nach, wer angerufen hat.

Ich habe eine Voicemail von Lucas. Er will sich in einer halben Stunde mit mir an der U-Bahn-Station „British Museum“ treffen. Layla zieht die Stirn hoch.

„Es gibt keine Station die so heißt.“

„Vielleicht meint er die Station in der Nähe vom British Museum?“

„Dann hätte er gleich Holborn sagen können.“

Eben, aber Lucas wird kaum so dumm sein auf einer abhörbaren Voicemail jedem seinen Aufenthaltsort auf dem Tablett zu servieren.

Ich sehe am PC nach, ob es noch andere mögliche Stationen gibt.

Nix. Zumindest nichts Aktuelles. Eine Idee habe ich noch. Ich gebe bei Google als Suchbegriff „London tube stations abandoned“ ein und finde eine Site.

Ich scrolle durch die Übersicht. Tatsächlich. Es gab eine Station, die „British Museum“ hieß.

Sie wurde 1933 stillgelegt. Jetzt muss ich mich aber beeilen um noch rechtzeitig hinzukommen.

Layla hat sich ein Hemd von mir übergezogen. Mit Gürtel könnte sie es auch als Kleid tragen.

Ich nehme ihren Kopf in beide Hände, sie schlingt die Arme um meine Taille und ich gebe ihr einen langen Kuss.

„Ich bin dann weg. Ich halte Dich auf dem Laufenden. Layla, wenn wir es nicht schaffen, dann musst Du es zu Ende bringen.“

„Ich werde es versuchen.“

Ich gebe ihr noch einen Kuss auf die Stirn, prüfe, dass meine P228 einsatzbereit ist und mache mich auf den Weg.“



Lucas


Ich laufe auf dem verlassenen Gleis auf und ab und hoffe, dass John meine Nachricht bekommen und verstanden hat. Und dass es bei etwaigen „Mithörern“ nicht so war.

Hier unten gibt es keinen Handy-Empfang und es ist stockfinster. Aus dem Tunnel hört man das Rumoren der U-Bahnen und alle 10 Minuten rast ein Zug durch. Die Plattform für Passagiere wurde abgebaut, der Ost-Zugang zugemauert, das Bahnhofsgebäude 1989 abgerissen. Es gibt nur einen gut versteckten alten Eingang. Ich denke nicht, dass John ihn kennt. Deshalb laufe ich zum Ostende. Von dort aus kann ich gerade noch so das Restlicht der Station Holborn sehen.


Die Windverhältnisse in den U-Bahn-Schächten sind ungewöhnlich. Selbst wenn weit und breit kein Zug zu sehen ist, steht man auf einmal in einem Schwall warmer oder kalter Luft, die wie ein Mini-Hurrikan durch die Tunnels saust. Auch die Akustik ist eigenartig. In den Röhren gibt es die merkwürdigsten Geräusche, die man nicht zuordnen kann. Kein Wunder, dass so viele meinen, in den Tunnels würde es spuken. Ich weiß aber genau auf welches Geräusch ich warte. Schritte auf Schotter. Um mich herum kratzen und wuseln. Ich ziehe erschreckt das Bein hoch als ich etwas an meinem Bein krabbeln spüre. Oh, bitte nicht schon wieder eine Ratte. Ich packe vorsichtig zu, bete, dass ich nicht gebissen werde und ziehe den Eindringling heraus. Ein vorbeifahrender Zug gibt genug Licht um zu erkennen, dass ich eine Maus gefangen habe. Ich setze sie ab und sie verschwindet in der Dunkelheit.


Der Lärm lässt nach und ich meine Schritte zu hören. Ich verhalte mich ganz ruhig. Wer immer es ist, er kommt nicht von der Holborn Seite. Ein ziemlich lautes „Quietsch“ verrät mir zwei Dinge. Die Person ist relativ nahe und sie ist auf eine Ratte getreten. Ein leises „Damn!“ sagt mir, dass es John ist.

Respekt. Er hat den Eingang gefunden. Offenbar funktionieren seine SAS Recce Fähigkeiten auch in der Stadt.

Ich lasse kurz die Taschenlampe aufblitzen und bekomme den Schreck meines Lebens, weil er nur einen Meter entfernt vor mir steht.

„Da hast Du Dir aber einen angenehmen Platz ausgesucht. Kommst Du öfter her?“

„Nur, wenn ich mal in Ruhe lesen will!“, brülle ich ihn an, um den nächsten Zug zu übertönen.

„FEIN!“

Ich gehe voraus in einen ungenutzten Versorgungstunnel. Dort mache ich die Taschenlampe an. Hier werden wir von außen nicht gesehen.

„Wow.“

John nimmt mir die Lampe ab und lässt das Licht über die Wände wandern.

Auf der einen Seite hängt ein mannshohes Schild „To First Aid Post“ auf der anderen Seite ein noch teilweise intaktes Plakat, auf dem Strafen genannt werden, die Leute 1944 für „unangemessenes“ Verhalten oder Trunkenheit im Luftschutzbunker -als solcher diente die Station im 2. Weltkrieg- bekommen haben. 3 Wochen Haft für das unangemessene Verhalten (wüsste zu gerne, was man damals da runter verstanden hat) und 4 Wochen für den Promillesünder. Etwas weiter tunnelabwärts stehen noch die Metallgestelle der Betten. Je 3 Stück übereinander. Man hat sich nicht die Mühe gemacht sie abzubauen. Aber wir sind nicht zum Sightseeing hier.


Ich bringe John auf den neuesten Stand und er mich. Ich frage ihn, ob ihm „Dark Angel“ etwas sagt, aber muss passen. Er verspricht Layla zu fragen und ich nehme mir vor bei Harry das Gleiche zu tun.

John ist fasziniert von seiner Umgebung und im Tunnel weitergelaufen. So tief war ich auch noch nicht. Ich bin überrascht zu sehen, dass die erste Hilfe Station noch da ist, inklusive Behandlungstisch und gefülltem Medikamenten-Schrank. Neben einem Regal, auf dem Verbandszeug und Spritzen liegen, entdeckt er eine schmale Metalltür. Er versucht sie zu öffnen, aber sie klemmt.

Er gibt nicht auf. Langsam steckt er mich mit seiner Abenteuerlust an und wir stemmen uns beide dagegen. So viel geballter Männlichkeit hat sie nichts entgegenzusetzen und gibt nach.

Im Schein der Taschenlampe sehe ich neben viel Staub eine Art Büro mit klobigem Schreibtisch, schwarzem Telefon, der Ur-Großmutter aller Funkgeräte und von der Decke baumelt eine Lampe mit Emaille-Schirm.

Wir reißen uns von dem Anblick los und klettern wieder zurück in die Oberwelt.

Unser Plan ist ganz einfach. Wir werden Millhouse verfolgen und uns einen geeigneten Ort suchen, um ihn zu befragen.


Kapitel 17 by Edin

John


Ich habe mir bei einer Autovermietung unter meinem Alias „James Dean Philips“ ein unauffälliges, aber PS-starkes Auto gemietet.

Lucas und ich observieren seit Stunden die Tiefgaragenausfahrt des MI6. Welches Auto mit welchem Kennzeichen er fährt, hat Layla uns gesagt.

Aber wir beobachten trotzdem jeden Wagen, der die Garage verlässt. Es gibt nichts langweiligeres als Observationen.


Es ist 20:43 Uhr, als es soweit ist.

Ob wirklich er drin sitzt, ist in der Dunkelheit nicht erkennbar. Ich fädele mich in den Verkehr ein und folge ihm aus sicherer Entfernung.

Er fährt stadtauswärts. An einer Ampel kann ich in zweiter Fahrspur an ihm vorbeifahren. Ich bremse etwas ab, riskiere einen Blick in seinen Wagen. Es ist wirklich Millhouse. Er telefoniert und bekommt von seiner Umwelt nicht mehr viel mit. Aber die schwache Beleuchtung durch sein Handy reicht aus, um die Zielperson zu identifizieren.


Die Ampel wird grün, ich fahre los.

Nur dummerweise ist er hinter mir. Ich fahre links ran mit Warnblickanlage und wir tun so, als seien wir zwei Touristen, die den Weg suchen.

Er passiert uns, immer noch telefonierend. Es ist schwierig, ihn im Londoner Verkehr nicht völlig aus den Augen zu verlieren und ich bin erleichtert, als wir die Stadt hinter uns lassen.

Er fährt Richtung Ilford, meidet aber die Autobahn zugunsten Landstraßen. Diese sind kaum video-überwacht. Zweifellos ein Vorteil – auch für uns.

Je weiter wir uns von der Stadt entfernen, desto dünner wird der Verkehr. Das bedeutet, dass es einem halbwegs aufmerksamen Autofahrer fast zwangsweise auffallen muss, dass er verfolgt wird.

Ich bespreche mich kurz mit Lucas und wir einigen uns unsere Zurückhaltung aufzugeben.

Ich beschleunige und fahre dicht auf, gebe Lichthupe mit dem Fernlicht.

Millhouse sieht in den Rückspiegel, die Anspannung und Nervosität in seinem Gesicht ist deutlich zu sehen.

„Sieh zu, dass er nicht das Handy benutzt, sonst haben wir gleich 'ne Menge Polizei am Hals.“

Aber genau das scheint er zu versuchen. Lucas hat leicht reden. Soll ich ihm eine SMS schicken:

„Bitte Handy ausschalten“? Wohl kaum.

Entscheide mich für eine Alternative, fahre noch dichter auf und gebe mit meiner Stoßstange seiner einen sanften Schubs. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass Lucas instinktiv die Beine anzieht und sich am Armaturenbrett abstützt.

Die Autovermietung wird über die Beule nicht begeistert sein und so, wie ich James Dean Philips einschätze, wird er kaum für den Schaden aufkommen. Außerdem habe ich schon immer gerne anderer Leute Auto ruiniert.


Millhouses Wagen kommt leicht ins Schleudern und er lässt das Handy fallen, um seinen Lexus auf der Straße zu halten.

Es gelingt ihm und er gibt Gas, um uns abzuschütteln. Ich gehe mit und bleibe dicht hinter ihm, drängle weiter.

Er versucht mich durch eine plötzliche Linkskurve loszuwerden. Ich bremse noch eben rechtzeitig, reiße das Steuer rum und verfehle ein Verkehrsschild um Haaresbreite. Lucas atmet hörbar ein. Ich sehe zu ihm rüber, sein Gesicht ist angespannt, mit seiner rechten Hand stützt er sich noch immer am Armaturenbrett ab.

Er fühlt meinen Blick, schaut zu mir. „Sieh auf die Straße, Mann, auf die Straße!“

Mach ich doch, was hat er nur? Millhouse hält sich rechts, will auf die Autobahn. Ich wende wieder eine vorsichtige Version des California Stops an, um ihm das Abbiegen zu vermasseln.

Es gelingt mir, er fährt mit High-Speed geradeaus weiter. Ich komme mir vor wie ein Rallye-Fahrer – und muss zugeben, dass es mir verdammt viel Spaß macht.

Lucas fragt mich, wie lange wir das noch überleben.

„Hab Dich nicht so, an irgendwas stirbst Du sowieso. Und genaugenommen bist Du schon tot.“

„Ich würde aber lieber an Altersschwäche sterben, John.“

„Rentenschmarotzer!“ Akademisches Weichei.


Die Jagd geht noch eine gute Viertelstunde weiter, dann reicht es mir. Ich will versuchen ihn auszubremsen und zum Anhalten zu zwingen.

Ich setzte zum Überholen an. Er denkt wohl, dass ich ihn von der Straße rammen will und zieht den Wagen leicht nach rechts. Die Landstraße hat keinen Standstreifen, aber einen Straßenrand für absolute Notfälle. Auf diesem hier liegt Kies.

Hohe Geschwindigkeit, Asphalt links, Kies rechts ergibt ungleichen Grip. Das Auto beginnt leicht zu schleudern, er verreißt das Lenkrad und bremst. Der Lexus beginnt sich zu drehen und überschlägt sich mehrfach.

Ich steige auf die Bremse, halte an.

Lucas und ich gehen zurück zum Unfallort. Auf der Straße liegt alles mögliche. Zigaretten, Landkarten, das Navi, Scherben, Kleinteile. Der Tank ist geborsten und aus dem Motorraum scheint Bremsflüssigkeit auszutreten. Das Gemisch läuft als kleiner Bach die Straße runter.

Wir sind am Fahrzeug selbst. Millhouse hängt im Gurt, ich will keine Gefahr eingehen und ziehe meine Waffe. „Verlassen Sie das Fahrzeug! Brigadier Millhouse, kommen Sie aus dem Fahrzeug!“

Lucas geht zum Auto und zerrt an der Tür. Sie lässt sich nicht öffnen, aber das Seitenfenster hat bereits Sprünge. Ich gehe zu ihm und schlage die Scheibe mit dem Griff meiner Pistole ein.

Millhouse blutet am Kopf und an den Händen, aber er lebt und ist bei Bewusstsein.

Ich fordere ihn noch mal auf raus zu kommen.

„Ich kann nicht. Ich bin eingeklemmt. Meine Beine.“

Dann erst scheint er mich wahrzunehmen. „Porter! Haben Sie mich verfolgt? Das wird Ihnen noch leid tun! Ich werde dafür sorgen, dass Sie den Rest Ihrer erbärmlichen Tage im Gefängnis verbringen!“

Lucas greift durch das Fenster und schnappt ihn am Kragen. „Halt die Klappe!“

Millhouse wird blass. „North! Sie sollten tot sein! Porter! Sie hatten den Befehl ihn zu liquidieren! Ihre Insubordination wird Folgen haben! Sie ...“

„Wer steckt hinter der ganzen Sache?“

„Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“

Lucas geht der Hut hoch. Meine Güte, ich hätte nicht gedacht, dass er so explodieren kann.

„Die Viren, die aus den russischen Labors gestohlen wurden. Die, die gerade gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt werden. Die, für die ich sterben sollte!“

„Lucas, lass mich das machen.“

„John, wir dürfen ihn damit nicht durchkommen lassen!“

„Er wird damit nicht durchkommen. Bitte. Ich mach das.“

Lucas wendet sich mit verärgertem Schnauben ab.

„Also Millhouse. Wer? Was hat man Ihnen geboten? Geld? Macht?“

„Sie Beide sind doch paranoid. Nichts davon ist wahr.“

„Testen Sie nicht meine Geduld.“

„Sie haben mir nichts zu sagen, Porter. Vergessen Sie nicht, wer Sie sind. Ein kleiner, unbedeutender Soldat. Entlassen von der eigenen Einheit, weil keiner mehr mit Ihnen arbeiten wollte. Ihre Frau hat Sie verlassen. Ihre Tochter will mit Ihnen nichts mehr zu tun haben. Sie sind ein Versager, Porter.

Nur durch Collinsons Mitleid haben Sie den Handlangerjob bei uns bekommen. Und Collinson musste ihretwegen sterben.“

Ich hole tief Luft und schaue was Lucas macht, damit ich dem Spinner nicht den Hals umdrehe.

Lucas hat irgendwas von der Straße aufgehoben und schiebt mit dem Fuß Scherben und ähnliches an den Rand.

Ich atme noch mal durch, ziehe meine Waffe und halte sie Millhouse an den Kopf.

„Letzte Chance, Sir, die Namen!“ Mein Stimme ist ruhig, sehr ruhig. Aber er hat wohl meine Entschlossenheit bemerkt. Er macht mir ein Angebot. Ich könne ihn doch unterstützen, dann könne er sich mir anvertrauen. Ich spanne den Hahn.

Er schluckt. „Also gut, i-ich sag Ihnen, was ich weiß.“

Tatsächlich geht es wohl darum eine neue diktatorische Regierung einzusetzen. Vorneweg der Innenminister und noch zwei andere. Aber sie werden nicht viel mehr sein als Marionetten, denn hinter allem stecken einige große Konzerne.

Durch legitimen Einsatz der Antiterrorgesetze können Teile des Internets geblockt werden, Versammlungen oder Demos verboten werden.

Kurz: Alle Macht den Konzernen.

„Mehr weiß ich wirklich nicht, ehrlich. Kann ich jetzt einen Arzt haben?“

Oh, wie gerne würde ich ihn selbst behandeln!

Ich drehe mich um, um mein Handy aus dem Leihwagen zu holen.

Lucas steht hinter mir. Er hat sich Millhouses Beichte mit angehört und fragt ihn: „Wieviel?“

„5 Millionen Pfund - für den Anfang. Das Geld steht mir zu. Meine Arbeit ist wertvoller als die jedes Politikers. Ihr könnt sie nicht mehr aufhalten. Werdet Teil davon oder geht unter.“

„Ja“, sagt Lucas mit angewiderter Stimme, „Teil davon.“ Er hebt die rechte Hand. In ihr hält er ein Sturmfeuerzeug. Er klappt mit dem Daumen den Deckel hoch und und entzündet die Flamme.

„Was soll das?!“, schreit Millhouse.

„Lucas! Nicht!!“, schreie ich.

Lucas sieht ihn immer noch an und wirft mit einer eleganten Bewegung das Feuerzeug in das Benzinflüsschen.

Er dreht sich um und geht zu unserem Wagen zurück. Ich auch.

Am Auto schauen wir zurück. Das Feuer ist die Benzinspur in beide Richtungen entlang gerast.

Anders als in Action-Filmen explodiert das Auto nicht, sondern geht mit einem zischenden-fauchenden Geräusch in Flammen auf.

„Wirst Du mich verraten?“

Ich seufze. „Was verraten?“



Harry


Ich habe gerade erfahren, dass MI6s Brigadier Millhouse bei einem Autounfall ums Leben kam. Ich gebe zu, meine Trauer hält sich in Grenzen.

Viel schlimmer ist: Die drei Agenten, die ich wegen des Virus eingesetzt hatte, sind tot.

Nicht durch den Virus, sondern treibend aus der Nordsee gefischt.

Mein Boss wurde vor 15 Minuten verhaftet. Wegen Hochverrats.

Wir haben eine Mitteilung des Innenministeriums bekommen, dass die alten Security Services aufgelöst werden und ein neuer gebildet wird.

In London wurden in den letzten 60 Minuten 72 neue Erkrankte festgestellt.

Die Zahl der Toten durch den Virus beträgt zur Zeit 1.173.

Ein Gegenmittel ist in absehbarer Zeit nicht in Sicht.

Der Premierminister hat das Inkrafttreten der Notstandsgesetze unterzeichnet.

Um eine Massenpanik zu vermeiden wurden Internet-Dienste wie z.B. You Tube gesperrt.

Das Militär wurde in Alarmbereitschaft versetzt, sollte es zu Ausschreitungen kommen.


Wir haben das Spiel verloren. Wir haben versagt. Big time.

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