Merry Christmas aus London by doris anglophil
Summary:

 

Ein klitzekleiner , harmloser "Blick durchs Schlüsselloch"...


Categories: Sonstige Schauspieler, Matthew Macfadyen, Realfiction, Ficlets Characters: Matthew Macfadyen
Genres: Realfiction
Warnings: Realfiction
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 1414 Read: 1807 Published: 23 Sep 2007 Updated: 23 Sep 2007
Story Notes:

 

DISCLAIMER

Diese Geschichte ist frei erfunden und hat keinerlei Bezug zum wirklichen Leben der darin beschriebenen Personen.

Die Personen gehören sich selbst, ausser denen, die von der Autorin erfunden / geschaffen wurden.

Die von der Autorin selbst erschaffenen Charaktere und die Handlung der Geschichte sind Eigentum der Autorin.

Vorsätzliche Verstöße gegen die Persönlichkeitsrechte sind nicht beabsichtigt.

© Doris Schneider-Coutandin 2006

 

Kapitel 1 by doris anglophil

 

Samstag, 23. Dezember 2006, ca. 9.30 Uhr

Seit Tagen schon hängt der schwere, graue Nebel wie ein bedrückender Schleier über London. Hier unten am Fluss ist es ganz besonders diesig, man kann nicht einmal bis zur Uferböschung sehen, selbst die Weihnachtsbeleuchtung der Nachbarn ist kaum mehr auszumachen.

Ein Mann, etwa Anfang dreißig, gut aussehend, mit glatten braunen Haaren, gekleidet in Jeans und dunklen Pullover, aus dessen V-Ausschnitt ein T-Shirt hervorlugt, beugt sich über den Kofferraum eines dunklen BMW-Kombis. Er hantiert mit Taschen und Koffern herum. Aus dem Haus hinter ihm kommt ein kleiner Junge in Winterkleidung auf seinem Alu-Roller geschossen. Die Mütze hat er bis über die Ohren heruntergezogen. Ihm folgt eine junge Frau aus der Haustür, ebenfalls um die dreißig, blond, groß gewachsen und ziemlich schlank.

Sie ruft dem Jungen hinterher: „Aber nur ein Stück die Strasse auf und ab. Bleib immer in Sichtweite, hörst du?“

Der Junge winkt fröhlich und rollert davon. Der Blick der Frau bleibt am Auto hängen und wandert zu dem Mann dort hin. Ihrem Mann. Sie dreht sich um, geht ins Haus zurück, nur um einen Augenblick später mit einem dunkelblauen Dufflecoat* auf ihrem Arm zurück zu kehren.

Sie geht zum Wagen in der Auffahrt, legt ihrem Mann den Mantel fürsorglich um die Schultern, drückt ihm einen Kuss auf den Nacken und sagt dann: „Du solltest dich nicht erkälten, wir wollen doch was von dir haben über die Festtage.“

Der Mann blickt auf, schaut mit seinen strahlend blauen Augen auf seine Frau und lächelt. Dann richtet er sich zu seiner ganzen, imposanten Größe auf, schlüpft ganz in den Dufflecoat und schließt die Knebelverschlüsse. Er will etwas sagen, aber in dem Moment hört man im Haus ein Baby weinen.

Bevor die Frau sich wieder dem Haus zuwendet, ruft sie ihrem Mann noch zu: „Und habe bitte ein Auge auf Myles. Er ist ein bisschen wild mit dem Roller, wie du weißt. Ich schaue nach Ralph. Und danach packe ich seine Tasche und die von Maggie und bringe sie raus. Haben wir noch Platz im Wagen?“

Der Mann nickt: „Ja, haben wir, wenn Maggie nun endlich zwischen den Koffern wieder heraus gekrochen kommt.“ Die Frau schmunzelt und schließt die Haustür hinter sich.

Ein Handy läutet. Der Mann zieht das Telefon aus seiner Hosentasche, nach einem kurzen Blick auf das Display entscheidet er sich, den Anruf anzunehmen. Das Gespräch dauert nicht lange. Es ist jedoch das sechste oder siebte Mal innerhalb der letzten Stunde. So viele Leute, die alle noch etwas von ihm wollen. Er legt sichtlich genervt auf, gefolgt von einem tiefen Durchatmen. Dann wendet er sich wieder dem Auto zu, greift mit beiden Händen in das Innere des Wagens und befördert lachend ein zweijähriges Mädchen zutage, das vor Vergnügen kräht. „Maggie“, so lässt sich die tiefe Stimme des Mannes vernehmen, „ich bringe dich jetzt ins Haus, dann trinkst du noch schön deinen Kakao leer und wenn Mum und Ralph soweit sind, fahren wir dann auch bald. Okay?“

Das Mädchen strahlt seinen Dad an und nickt heftig mit dem Kopf. Sie säuselt: „Dut Daddy, Mäddie tint Tatau. Tommt Santa bald?“

Der Mann lacht erneut: „Ja, Santa Clause kommt auch bald. Übermorgen. Noch zweimal schlafen, Maggie!“ Er nimmt das Mädchen mühelos auf seinen Arm, nicht ohne noch einen Blick auf Myles zu werfen, der auf seiner Bahn hin- und herrollert. Dann verschwindet der Mann kurz im Haus.

Mit zwei weiteren Koffern kommt er wieder heraus. Der Junge bremst gewagt vor ihm, fährt ihm fast über die braunen Schuhe. „Myles, du bist aber wieder rasant unterwegs. Trotzdem schön aufpassen, nicht dass du noch hinfällst.“

Der Junge ist bereits wieder im Wegfahren, ruft aber noch: „Klar Maa,* ich mach’ das schon. Wo ist Mum?“

„Im Haus, sie macht Ralph für die Reise fertig.“

Als der Junge retour fährt, fragt er: „Kann Ralph im Auto neben mir sitzen? Ich möchte nicht neben Maggie sitzen, ich kümmere mich auch um Ralph. Bitte!“

Der Mann kniet sich runter, um mit dem Jungen auf Augenhöhe zu sein und erklärt dann: „Das wird schlecht gehen, Ralph wird in seinem Sitz vorne mitfahren und Mum sitzt hinten bei euch. Ist das auch okay?“ Der Junge schüttelt stumm den Kopf. Damit ist er offensichtlich nicht so recht einverstanden.

Der Mann fährt ihm mit der Hand über die Wange: „Na, vielleicht platzieren wir dann Mum zwischen Maggie und dir, wäre das in Ordnung für dich?“

Der Junge schnieft ein klein wenig und denkt nach. Dann nickt er langsam. „Ja, ich denke schon. Wirst du dann nach Ralph sehen, Maa? Aber du musst doch fahren, oder?“

„Mum kann sich von ihrem Platz aus um Ralph kümmern. Und notfalls halten wir eben an. Alles kein Problem.“

Am Haus hat sich im ersten Stock ein Fenster geöffnet und die blonde Frau schaut heraus. Sie ruft: „Kannst du Ralph holen? Und die Taschen? Ich bringe dann noch Maggie mit raus, dann könnten wir in fünf Minuten fahren.“ Der Mann winkt und nickt. Er verstaut den Roller von Myles im Wagen und bedeutet dem Kind, sich schon mal ins Auto zu setzen. Dann geht er zum Haus.

Mit zwei Taschen kommt er zurück, deponiert diese nach einiger Hin- und Herräumerei im Kofferraum. Im Laufschritt eilt er erneut ins Haus. Dann erscheint er draußen wieder, mit einem in einen dicken Schneeanzug gepackten Baby auf dem Arm. Der Kleine schreit ganz furchtbar, der Mann drückt das Kind fest an sich, öffnet mit der freien Hand die Beifahrertür* und legt das Baby in den dafür vorgesehenen Kindersicherheitssitz. Myles ist sofort aus seinem Sitz herausgerutscht und streichelt etwas unbeholfen dem kleinen Bruder über die Wangen. „Hey, Ralph, nicht weinen, hier ist dein Bruder Myles. Ich tröste dich. Hat Maggie dich wieder geärgert?“

Der Mann schaut ein bisschen zweifelnd auf das ältere Kind: „Nein, Myles, ich glaube es passt Ralph nicht, in diesen Anzug gezwängt zu sein. Wenn es nachher wärmer im Auto ist, werden wir das dicke Ding ausziehen. Aber der Nebel macht derzeit alles sehr nass und kalt, und da muss so ein kleines Würmchen gut angezogen sein.“

Auf dem Weg zum Auto erscheint die Frau, an ihrer Hand die Tochter, die herzhaft in ein Blaubeermuffin beißt. Sie hievt die Kleine in den Sitz, hat aber nicht mit dem Protest des Ältesten gerechnet, der prompt zu heulen anfängt: „Nein, nein! Ich will nicht neben Maggie sitzen! Maa hat mir versprochen, dass du zwischen uns sitzt, Mum!“ Die Frau schaut fragend zu ihrem Mann.

Der zuckt entschuldigend mit den Schultern und grinst leicht: „Haben wir Männer vorhin ausgemacht, als du noch nicht da warst. Vom Mittelplatz aus dürfte es dir auch leichter fallen, auf Ralph ein Auge zu haben.“ Die Frau holt tief Luft und rollt entnervt mit den Augen. Dann verschiebt sie den Kindersitz der Tochter auf die linke Autoseite.

Doch ganz kommentarlos lässt sie diesen Vorfall nicht an sich vorbeiziehen: „Das sieht euch ähnlich. Würdet ihr mich das nächste Mal konsultieren, bevor ihr gemeinsam etwas ausheckt?“

Der Junge schaut den Mann fragend an: „Maa, was heißt den ‚kunslatrieren’?“

Die Erwachsenen müssen nun lachen, dann, als der Mann den großen Jungen festschnallt, erklärt er ihm: „Das bedeutet, dass wir deine Mutter besser vorher gefragt hätten, ob sie mit unserer Platzeinteilung im Auto einverstanden ist.“

„Aha“, lässt sich der Junge vernehmen, „na, machen wir doch glatt.“

Der Mann beugt sich nun weiter über den Jungen und küsst die Frau herzhaft auf den Mund: „Ja, eben, wir werden doch eure Mum nicht übergehen. Niemals!“ Dann klappt er dir Tür zu, begibt sich auf die andere Seite des Autos, setzt sich auf den Fahrersitz, steckt den Zündschlüssel ins Schloss und dreht sich noch einmal fragend zu seiner Hintermannschaft um: „Seid ihr soweit?“ Sein Blick fixiert die drei auf der Rückbank: Maggie, seine Frau, Myles. Diese nicken. Sein nächster Blick gilt dem Baby neben ihm. Dieses kräht zwar noch immer, aber der Mann weiß, sobald sich das Fahrzeug in Bewegung setzt, wird Ralph’s Weinen schnell aufhören. Der Kleine wird dann sicher bald einschlafen.

Er zündet den Motor, legt den Gang ein und im Losfahren sagt er gutgelaunt: „Und jetzt nichts wie ab in den verdienten Weihnachtsurlaub“.

Im gerade angestellten Autoradio dudelt der alte Klassiker „White Christmas“ von Bing Crosby, als das Auto im dichten Nebel um die Ecke biegt. Der Mann kann nicht umhin, mitzusingen, die Frau stimmt beim nächsten Satz in den Gesang mit ein. Myles hält sich entsetzt die Ohren zu, was Maggie sogleich dazu veranlasst, es ihm gleichzutun! Jedoch hört Ralph merkwürdigerweise auf, zu weinen. Alle lachen – Fröhliche Weihnachten!



End Notes:

*

Maa - so nennt besagter Junge in der Tat seinen Stiefvater

Beifahrertür - bitte britisch, also seitenverkehrt vorstellen

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